Jumper: Griffin's Story - Test, Action-Adventure, 360, PlayStation2, Wii

Jumper: Griffin's Story
02.04.2008, Jens Bischoff

Test: Jumper: Griffin's Story

Jumper läuft gerade in den deutschen Kinos und im Fahrtwasser und parallel geht das dazugehörige Videospiel auf Kundenfang. Eigentlich ist die Idee eines mit Teleportationsfähigkeiten gesegneten Racheengels, der es mit einer ganzen Armee an skrupellosen Widersachern aufnimmt, ja durchaus für eine Versoftung geeignet. Doch bei dem, was die Entwickler daraus gemacht haben, wird euch hören und sehen vergehen...

Wer eine dramatische Story um Leid, Wut und Vergeltung erwartet, wird gleich zu Beginn enttäuscht: In ein paar Comic-Bildern wird eine Vorgeschichte angerissen,

Wer will nochmal, wer hat noch nicht? Die Klongegner warten brav auf ihre Abreibung.
die später völlig im staubigen Boden chaotischer Massenschlägereien und Bossduelle versickert. Wer die Buch- bzw. Filmvorlage nicht kennt, weiß teils überhaupt nicht, wen er hier eigentlich vermöbelt, geschweige denn warum...

Wieso, weshalb, warum?

Aber egal, so lange die Action stimmt, juckt es auch Tekken-Fans nicht, aus was für fadenscheinigen Gründen sie immer wieder am Iron Fist-Turnier teilnehmen. Doch leider wird auch diese Hoffnung schnell im Keim erstickt. Zwar klingt das Kampfsystem dank eurer Fähigkeit in Sekundenbruchteilen von verschiedenen Positionen aus anzugreifen ganz interessant, allerdings beschäftigen euch dabei weniger die zahllosen, aus dem Nichts erscheinenden Widersacher als viel mehr die teils eklatanten Übersichts- und Steuerungsprobleme.

Gerade PS2- und Wii-Spieler haben so gut wie keine Möglichkeit potentielle Kontrahenten gezielt ins Visier zu nehmen, wobei Remote-Schwingern auch noch unmögliche Fingerverrenkungen zugemutet werden ohne dass auch nur der Ansatz einer Bewegungserkennung ins Spiel integriert wurde.

Öde und ermüdend: Raum für Raum prügelt ihr euch durch neue Gegnerhorden.
Wer keinen Classic Controller - das GameCube-Pad wird leider nicht unterstützt - zur Hand hat, sollte seiner Fernbedienung daher unbedingt den Gummischutz überstülpen, um unbeabsichtigten Schaden an Zubehör, Wohnungseinrichtung und Mitmenschen durch wutentbrannte Remote-Würfe zu minimieren.

Chaos pur

Doch auch 360-Besitzer brauchen nicht schadensfroh grinsen. Zwar ist die Bedienung deutlich handlicher und man kann bevorzugte Angriffsziele sogar dauerhaft fixieren und manuell wechseln, aber dafür kann sich die Kamera schon mal komplett verabschieden und einfach regungslos im vorherigen Raum verharren, während man sich selbst schon im nächsten befindet und von nicht sichtbaren Gegnern zu Brei gehauen wird. Doch es kommt noch schlimmer: Habt ihr das Zeitliche gesegnet, kann es durchaus passieren, dass ihr nicht am letzten Rücksetzpunkt, sondern irgendwo in einem sonst nicht zugänglichen Abschnitt des Levels wiederbelebt werdet und trotz Teleportationskräfte keine Chance habt aus dieser fatalen Sackgasse zu entkommen. Dann hilft nur noch ein manueller Spielabbruch, der euch wieder ganz an den Anfang des Levels zurückbringt.     

So schlimm ist das aber gar nicht, denn die einzelnen Levels sind extrem kurz und das ganze Spiel mit etwas Geschick und Glück schon nach weniger als zwei Stunden vorbei. Das kann man angesichts der miesen Spielmechanik und Technik durchaus als Vorteil auslegen, hätte man für dieses Stück Softwaremüll nicht 40 (PS2) bzw. 60 (360 & Wii) Euro locker gemacht...

Die Versionsunterschiede - die 360-Version wurde von Redtribe, die PS2- und Wii-Fassungen von den Collision Studios verbrochen - halten sich jedoch in Grenzen. Zwar fällt das Verprügeln der Xbox-Gegner aufgrund konsequenterer Block- und Kombomechanismen deutlich taktischer aus,

Wo bin ich hier, was soll ich hier? Spielansicht und -geschehen harmonieren nur selten...
aber aufgrund von Sichtbehinderungen und schwammiger Richtungsauslegungen sorgt das System oft eher für Frust als für Ansporn. Auf PS2 und Wii herrscht hingegen Kloppchaos pur, da die Zielmarkierung durch die Gegend springt wie ein tollwütiger Frosch im Schnellkochtopf, während die Kamera längst aufgegeben hat, euch in irgendeiner Weise auch nur ansatzweise unter die Arme zu greifen.

Unterschiedliche Konzepte, gemeinsames Versagen

Hin und wieder dürft ihr eure Teleportationskräfte auch für primitive Hüpfeinlagen nutzen, um Hindernisse zu überwinden oder oft völlig belanglose Sammelobjekte zu ergattern. Neunzig Prozent des Spiels bestehen allerdings aus stumpfsinnigen Massenprügeleien gegen unterbelichtete Klonarmeen und nervige Bossgegner. Der einzige Lichtblick sind die ganz amüsanten Gegner-Entsorgesequenzen, die sporadisch eingespielt werden: Mal beamt sich Griffin an Bord eines angreifenden Helikopters, schlägt den Piloten KO und ergreift kurz vor dem Absturz die Flucht oder er teleportiert sich mit einem Gegner im Schwitzkasten in eine zuschnappende Schrottpresse, um den verwirrten Kontrahenten allein darin zurück zu lassen. Allerdings bekommt ihr diese Einspielungen völlig willkürlich (360) bzw. nur an bestimmten Stellen und lediglich in Spielgrafik (PS2 & Wii) zu sehen.

Wenig zu kritisieren gibt es auch an der größtenteils ordentlichen Lokalisierung für die man sogar einige prominente deutsche Synchronstimmen verpflichten konnte. Etwas befremdlich nur, dass die Charaktere auf PS2 und Wii nicht einmal ihre Lippen bewegen, wenn sie reden.

Bald ist's vorbei - die Schauplätze sind genauso trostlos wie der Spielverlauf.
Die PAL-Anpassung lässt mit dicken Balken (PS2 & Wii) und fehlendem 60Hz-Modus (PS2) ebenfalls zu wünschen übrig und für die grafische Präsentation sollten sich die Entwickler wirklich schämen: Die 360-Fassung sieht wie ein schlechteres Xbox-Spiel aus, während auf PS2 und Wii maximal PSone-Niveau geboten wird. Trotzdem bekommt ihr die volle Palette an Grafikfehlern zu sehen: Von Rucklern über Clippings bis hin zu Pop-Ups und verschwindenden Texturen.

Sound okay, Grafik oje

Auf PS2 und Wii ist der Texturmatsch durch den euer Cel-Shading-Held stapft teils wirklich unter aller Kanone, aber auch die Animationen und Effekte sind eine Frechheit - auch auf der 360, die allerdings komplett auf Cel-Shading-Elemente verzichtet und sich sogar weigert Änderungen im Optionsmenü zu speichern. Ich weigere mich hingegen, noch länger über diesen Schund zu schreiben. Mittlerweile dürfte wohl jeder begriffen haben, dass Jumper als Spiel so ziemlich alles falsch macht, was man nur falsch machen kann und keinen Cent der veranschlagten 60 (360 & Wii) bzw. 40 (PS2) Euro wert ist. Selbst ein eine Wertung im Bereich "mangelhaft" wäre hier heuchlerisch...    

Fazit

Jumper ist eine Lizenzverwurstung der übelsten Art. Und auch wenn sich zwei verschiedene Entwicklungsstudios an der Versoftung versucht haben, fällt es schwer zu entscheiden, welches der beiden Teams mehr versagt hat. Beide Resultate sind übelster Kloppmist aus der Versuchsanstalt "Spielentwicklung ohne Hirn und Sinn". Zwar ist die 360-Umsetzung optisch und spielerisch etwas ausgereifter, dafür aber um so schlampiger programmiert: Da befindet sich die Kamera schon mal in einem völlig anderem Raum als euer gerade Prügel beziehender Protagonist, der anschließend in einer Sackgasse wiederbelebt wird, aus der euch nur noch ein Spielabbruch retten kann. Dafür überhaupt Geld zu verlangen ist schon eine absolute Frechheit - und dann auch noch satte 60 Euro! Okay, die PS2-Version gibt es schon etwas günstiger, dafür aber nur mit dicken PAL-Balken. Ansonsten gibt es kaum Unterschiede zur ebenfalls völlig überteuerten Wii-Fassung, die nur mit Classic Controller überhaupt vernünftig spielbar ist. Da es keinerlei Bewegungssteuerung gibt, fällt der Verzicht auf Remote und Nunchuk aber ohnehin leicht... Die Entwickler haben hingegen auf ganz andere Dinge wie zeitgemäße Optik, spielerische Abwechslung und jegliche Qualitätssicherung verzichtet. Auch eine vernünftig eingebettete Story sucht ihr vergebens: Wer die Kino- bzw. Buchvorlage nicht kennt, hat keine Ahnung, was zwischen den hektisch drögen Kämpfen überhaupt versucht wird zu erzählen. Da das ganze Trauerspiel nach zwei, drei Stunden aber ohnehin vorbei ist, spielt das wohl auch schon keine Rolle mehr. Lasst bloß die Finger von diesem dreisten Stück Softwaremüll, das selbst abgehärtete Trash-Sammler dauerhaft verstören kann!

Pro

  • nix, niet, nada…

Kontra

  • konfuse Story
  • mickriger Umfang
  • fatale Bugs (360)
  • unterirdische Technik
  • eklatante Kameraprobleme
  • stumpfsinniges Dauergekloppe
  • chaotische Zielautomatik (PS2 & Wii)

Wertung

360

Grafisch und spielerisch ausgereifter, aber katastrophal umgesetzt.

PlayStation2

Stumpfsinniges Lizenzgekloppe ohne jeden Spaßfaktor.

Wii

Mit Remote eine Zumutung, aber auch mit Pad völlig spaßfrei.