Die Siedler: Aufstieg eines Königreichs - Reich des Ostens - Test, Taktik & Strategie, PC

Die Siedler: Aufstieg eines Königreichs - Reich des Ostens
11.04.2008, Marcel Kleffmann

Test: Die Siedler: Aufstieg eines Königreichs - Reich des Ostens

Obwohl die Spielmechanik von "Die Siedler: Aufstieg eines Königreichs" schnell durchschaut war und sich der Aufbau im Prinzip ständig wiederholte, konnte der mittlerweile sechste Siedler-Teil einen Bruchstück der Schmach von "Das Erbe der Könige" wieder gutmachen. Und da kein Siedler ohne Add-On existieren kann (außer "Die Siedler"), dürft ihr euch in das "Reich des Ostens" begeben! Eine lohnende Reise?

Ähnlich wie beim ersten Anno 1701 Add-On dürfen sich die Siedler im ersten Add-On, pardon: "Erweiterungs-Pack", in asiatischen Gefilden herumtreiben. Zunächst fallen die neuen Landschaften inklusive exotischer Tiere (u.a. Elefanten, Tiger etc.) sowie die architektonisch liebevoll an das Szenario angepassten Gebäude und Personen positiv auf. Doch all das ist nur optischer Firlefanz, genauso wie die acht neuen Verschönerungsobjekte wie z.B. Schrein, Sonnenuhr, Vase, Siegessäule oder Triumphbogen.

Monsun im Osten

Die einzige echte Neuerung ist der Monsun, der immer in der gleichen Zeitspanne stattfindet und in eure Wirtschaftsplanungen einbezogen werden muss. Denn während der Regenzeit kann kein Fisch gefangen, kein Getreide 

Sogar Militär oder Helden können nichts gegen einen über die Ufer getretenen Fluss unternehmen. Heldin Saraya reduziert übrigens die Kosten für den Bau des Handelspostens um 50% (passive Fähigkeit) und kann von anderen NPC-Völkern Tribut fordern.
angebaut und kein Honig produziert werden. Neben diesen wetterbedingten Einschnitten im Wirtschaftssystem lässt die vom Bindfadenregen geprägte Zeit harmlose Bäche über die Ufer treten und die Wege zu entfernten Produktionsstätten, Quest-Arealen oder Nachbarn werden einige Monate lang abgeschnitten - all dies solltet ihr bei der Planung eurer Siedlung bzw. der Verlegung eurer Armee/Helden im Hinterkopf behalten.

Gegen das Wasserversorgungsproblem hilft der Brunnen. Abseits des Marktplatzbrunnens füllt sich der Brunnen in der Regenzeit mit Wasser und speichert das wertvolle Nass für trockene Zeiten (für Bauernhof oder Badehäuser), jedoch könnte das Wasser von hinterhältigen Feinden vergiftet werden. Essentiell wichtig ist der Brunnen trotzdem nicht, da so gut wie jede Siedlung im fernen Osten auch ohne funktionieren wird. Sinnvoller ist der Handelsposten, das zweite und zugleich letzte neue Gebäude. Auf neutralem Gebiet könnt ihr den Warenumschlagplatz (auf der Position einer alten Handelspostenruine) errichten und bequem einen monatlichen Tauschhandel einrichten, der fortan automatisch abgewickelt wird. Vollkommen enttäuschend ist hingegen die Rückkehr des Geologen: Während der Bartträger in vorherigen Siedler-Teilen stets auf Mineraliensuche durch die Gebirge (oder Tiefebene für Wasser) streifte, einen Fund mit "Yippie" fröhlich ankündigte und ein schickes Schild in den Boden rammte, macht der Geologe jetzt nichts anderes als eine ausgeschöpfte Mine gegen Bares wieder etwas aufzufüllen. Rufen könnt ihr den Erzkundigen umständlicherweise nur mit dem Helden.

Spärliche Neuerungen

Passend zur neuen Klimazone gibt es eine neue Kampagne mit acht Missionen. Dabei dreht sich alles um Praphat, dem Großmogul von Hidun, dessen Reich durch die machtbesessene Khana bedroht wird. Heldin Saraya (einziges Kind von Praphat) erbittet aufgrund der Bedrohung die Hilfe König Westerlins und geht ein Bündnis ein. Fortan dürft

Ehemals passierbare Wege werden in der Monsunzeit unzugänglich.
ihr euch in acht Missionen hauptsächlich wirtschaftlichen Aufgabenstellungen widmen, gekämpft wird selten und das ist wegen des schwachen Kampfsystems auch gut so. Generell erinnern die Missionen an die Aufgaben aus der "Aufstieg des Königreichs"-Kampagne und erfordern von euch mal eine bestimmte Warenanzahl zu besorgen, einen Kerkerschlüssel zu finden, Aufbauhilfe nach einem Erdbeben zu leisten, mit bösen Schergen fertig zu werden oder eine Mauer zu errichten. Viele der Ziele sind bemüht um Abwechslung und stellenweise mit einem fordernden Zeitlimit versehen, was den Schwierigkeitsgrad steigen lässt. Da das Add-On jedoch keine Veränderungen an der Spielmechanik vernimmt, verlaufen die Partien weiterhin sehr einseitig. Immer der gleiche Stadtaufbau wird wiederholt, neue Waren oder Produktionskreisläufe gibt es nicht. Bereits nach kurzer Zeit habt ihr alles gesehen und müsst es dennoch in den nächsten Einsätzen wieder durchexerzieren. Die Spielmechanik von der Aufstieg des Königreichs ist leider zu schlicht um lange fesseln zu können, vom Kampfsystem ganz zu Schweigen. Selbst der angehobene Schwierigkeitsgrad kann nicht über das inhaltliche Manko hinwegtäuschen und wenn ihr zwischendurch beim Siedeln mal wieder auf eine Ware warten müsst (weil diese z.B. nur per Handel erreichbar ist), habt ihr euch relativ schnell an der neuen Umgebung satt gesehen.

Neue Kampagne, alte Querelen

Fazit

Egal ob da jetzt "Erweiterungs Pack" oder "Add-On" draufsteht: Was "Reich des Ostens" als Ergänzung zu "Die Siedler: Aufstieg eines Königreichs" zu bieten hat, ist einfach zu wenig - zwei neue Gebäude, von denen prinzipiell nur eines sinnvoll ist, acht Verschönerungsobjekte, eine Kampagne plus Bonus-Karten und dazu eine neue Klimazone. Zumindest der Monsun kann überzeugen und bringt ein neues Element in die Spielmechanik. So müsst ihr euch Gedanken darüber machen, wie die Produktion weitergehen soll, wenn die Flüsse über die Ufer treten, ohne dass bei euch ein Versorgungschaos ausbricht. In Ordnung geht ebenfalls die Kampagne, die einerseits mit bemühter Abwechslung punkten kann, aber andererseits an dem oberflächlichen Wirtschaftssystem, drögen Wartezeiten und stetig gleichen Ablauf krankt. Sollte euch schon die Kampagne im Hauptspiel nicht zugesagt haben, braucht ihr euch das Add-On nicht zulegen und selbst eingefleischte Siedlerfans sollten sich den Kauf überlegen, weil der Umfang doch sehr mager und die Rückkehr des Geologen eine einzige Enttäuschung ist.

Pro

  • Monsunregen bringt Wirtschaft durcheinander
  • Kampagne legt Wert auf Abwechslung
  • Handelsposten vereinfacht den Handel
  • kämpferische Aspekte treten in den Hintergrund
  • schicke und passende Grafik- und Soundkulisse
  • gute neue Einzelspieler/Multiplayer-Karten

Kontra

  • spärlicher Umfang, kaum Neues
  • keine neuen Wirtschaftsgüter, Produktionsketten oder sinnvolle Gebäude für die Stadt
  • Aufbauphase immer wieder gleich; Wirtschaftssystem ist simpel und schnell durchschaut
  • unnötige Verzögerungen und Längen im linearen Missionsdesign
  • Brunnen kaum nützlich
  • Geologe füllt nur Vorkommen wieder auf und kann nur durch den Helden von Ort gerufen werden

Wertung

PC

Magerer Umfang, kaum Neuerungen, aber eine mittelprächtige Kampagne mit alten Schwächen.