MySims - Test, Simulation, NDS, PC, Wii

MySims
04.10.2007, Jan Wöbbeking

Test: MySims

Die Sims wechseln endlich den Kurs. Nach all den Fortsetzungen, in denen ihr euch als Tierhalter, Studenten und Partylöwen austoben durftet, schlägt Electronic Arts beim Wii-Ableger MySims (ab 21,09€ bei kaufen) einen komplett neuen Weg ein. Der zuckersüße Grafikstil und die entspannte Spielmechanik erinnern eher an Titel wie Animal Crossing als an das klassische Prinzip der Lebenssimulation.

Eine einschneidende Änderung, die sofort auffällt, ist die gewachsene Identifikation mit eurem Sim. Bei den Vorgängern hatte man stets das Gefühl, dass man auf seinen Schützling aufpasst, ihn wie ein Kind erzieht.

Habt ihr Leben in die Stadt gebracht, beginnen die Sims, im Ort herumzutoben. Nicht mal die Bürgermeisterin ist sich zu fein dafür, wie ein kleines Kind im Brunnen zu planschen.
Der Sim sitzt wie ein Versuchskaninchen in seinem Terrarium hinter dem Monitor, und ihr greift als eine Art Übervater in seine Entscheidungen ein. Doch bei MySims ist das anders. Diesmal habt ihr eher das Gefühl, als würdet ihr selbst in die Rolle eures im Editor erstellten Schützlings schlüpfen. Das liegt vor allem an der Analogstick-Steuerung, mit der ihr euren Figur flott über das Terrain laufen lasst. Der niedliche Grafikstil sorgt dafür, dass ihr euch wie der Protagonist in einem Action-Adventure fühlt.

Ihr seid der Sim!

Wie in Harvest Moon streift ihr durch das offene Terrain eines idyllischen Städtchens. Leider findet ihr dort mehr Ruinen und unbebaute Grundstücke vor als Einwohner. Eure Aufgabe ist es, der verfallenen Stadt zu neuem Glanz zu verhelfen. Nachdem der sagenumwobene »große Baumeister« den Ort verlassen hat, seid ihr nämlich die erste Person, welche die Fähigkeit besitzt, mit Hilfe der magischen Essenzen Häuser und Möbelstücke zu bauen.

In dem winzigen Ort hat es sich natürlich sofort herumgesprochen, dass ihr in der Stadt seid. Besucht ihr die noch gebliebenen Einwohner in ihren Häusern, geben sie euch gleich ein paar Aufträge für bestimmte Möbel mit, die ihr für sie zusammenzimmern sollt.

Mit Hilfe des Fernbedienung bewegt ihr im Bau-Editor große Teile an die richtige Stelle. Erker und Schornstein und Skulpturen könnt ihr nach eurem Gusto auf die gleiche Weise hinzufügen.
Um das zu bewerkstelligen, stampft ihr neben eurem eigenen Heim eine kleine Werkstatt aus dem Boden und macht euch an die Arbeit. In einem einfach zu bedienenden Editor könnt ihr den dreidimensionalen Bauplan rotieren lassen und die markierten Stellen mit bestimmten Materialien wie Stein-Quadern und Holzlatten in verschiedener Größe ausfüllen. Um Nachschub braucht ihr euch keine Sorgen zu machen, denn diese Grundbaustoffe gehen nie zur Neige.

Essenzieller Baustoff

Doch mit dem Nachbau des Möbelstücks nach Plan ist die Arbeit nicht getan, denn erst die persönlich Note macht eure Auftraggeber glücklich. Die Besitzerin des Blumenladens Poppy hat z.B. eine Schwäche für alles Niedliche und Hübsche, und gibt euch deshalb die Anweisung, zwei blumige Essenzen einzubauen. Die gelbe Blüten-Essenz sieht aus wie ein Blumenkelch in einem Quader. Ihr könnt sie ganz genau so auf eurem Meisterstück platzieren wie die übrigen Baumaterialien auch. Bei der Ausführung lässt euch das Spiel viel kreativen Freiraum. Ihr könnt die beiden Essenzen im Rumpf des Ständers verbauen oder ihr klebt sie außen ans fertige Möbelstück, um es zu dekorieren. Wichtig ist nur, dass ihr ein paar mit Sternen gekennzeichnete Punkte im Plan auf jeden Fall mit Baumaterial bedeckt. Der Rest ist eurer Fantasie überlassen.                 

Um den Abnehmer eures Design-Objektes noch glücklicher zu machen, könnt ihr die Essenzen in eurem Inventar in Farbe umwandeln und den Blumenständer mit einem bunten Blütenmuster anstreichen.

Der Charakter-Editor ist nicht sonderlich umfangreich, aber die mitgelieferten Elemente wirken gelungen. Später spielt ihr außerdem neue Outfits frei.
Habt ihr das Objekt fertig gestellt, könnt ihr es der vor Freude quietschenden Poppy nach Hause bringen und nebenbei ihr komplettes Heim in hellen Blumen-Farben umgestalten. Doch was passiert, wenn ihr nicht genügend Essenzen im Inventar habt, um ein gewünschtes Möbelstück zu bauen? Dann geht es auf die Essenzen-Suche. Blüten- und Apfel-Essenzen wachsen auf Bäumen. Haltet den Stamm mit dem B-Knopf fest, schüttelt die Fernbedienung, und schon purzeln ein paar von ihnen herunter. Durch Anpflanzen neuer Bäume, Gießen und Düngen kommt ihr noch schneller an den magischen Baustoff. Allerdings artet das Ernten nie wirklich in Arbeit aus wie bei Harvest Moon.

Bringt Farbe ins Spiel!

Beim Angeln in den örtlichen Tümpeln gelangt ihr an Forellen- Clownfisch- und Schlangen-Essenzen, andere findet ihr mit einem Suchgerät in einer Mine. Auch durch Zuneigung und bösartige Attacken auf eure Mit-Sims kommt ihr an Essenzen. Knuddelt eine andere Figur oder gebt ihr einen Klapps auf den Hinterkopf und schon könnt ihr ein paar Exemplare mit den Bezeichnung »glücklich«, »traurig«, oder »verschreckt« einsacken. Die Essenzen gehören zu einer von sechs übergeordneten Klassen, die jeweils den Interessen der Dorfbewohner entsprechen. Das schwarz gekleidete Gothic-Mädel in ihrem Spukschloss freut sich über gruselige Dekorationen und Möbelstücke, der italienische Chefkoch mag alles, was mit Essen zusammenhängt und DJane Candy bevorzugt die Essenzen, die das Nachtleben und alles freakige symbolisieren. Baut ihr zwei Plattenspieler mit einer Pyramide aus Clownfischen oben drauf, und schon könnt ihr in mit euren Freunden im Candys Disco-Tempel tanzen oder euch selbst hinter die Turntables stellen.

Habt ihr einen eurer Einwohner durch eure Interessen-bezogene Innenarchitektur wunschlos glücklich gemacht, lockt das Besucher an, die ein Faible für für ähnliche Themen haben. Ihr entscheidet, ob der Neuankömmling einziehen darf oder nicht und könnt so bewusst bestimmten, welches Image euer Ort bekommt.

Ach, wie putzig: Sogar Gothics und ihre gruseligen Einrichtungsgegenstände sind in MySims auf niedlich getrimmt.
Habt ihr es einem Sim erlaubt, einzuziehen, dürft ihr übrigens höchstpersönlich sein neues Haus gestalten. Keine Bange, das geht, wenn ihr auf die empfohlenen Blöcke zurückgreift, in Sekundenschnelle und funktioniert ähnlich wie im Möbel-Editor.

Ihr bestimmt, wer einziehen darf.

Je mehr Mitbewohner ihr durch euer Schaffen zu einem schöneren Leben verhelft, desto höher steigt der Sternenlevel eures Ortes. Mit der Zeit werden dadurch neue Gebiete wie der Wald und die Wüste freigeschaltet. Dort warten nicht nur viele unbebaute Grundstücke auf euch, sondern auch neue Tümpel und Baumsorten, dank der ihr an neue Essenzen gelangt. Obwohl das spielerische Grundgerüst von MySims so einfach wie möglich gehalten wurde, ist der Umfang des Abenteuers trotzdem alles andere als gering. Bis ihr alles frei gespielt und die Stadt zum Florieren gebracht habt, gehen einige Stunden ins Land.             

Fazit

Wii an, Füße hoch und entspannen! MySims ist wie Urlaub vom harten Alltag anderer Aufbau- und Lebenssimulationen. Macht euch keinen Stress, denn alle lästigen Arbeiten der Vorgänger fallen unter den Tisch. Ihr müsst nicht sauber machen, braucht nicht darauf zu achten, dass euer Sim genug schläft oder auf seine Körperhygiene achtet und müsst auch nicht stundenlang auf dem Feld ackern wie in der Harvest Moon-Serie. MySims blendet alle Stressfaktoren aus und konzentriert sich auf das, was Spaß macht: das Durchstöbern der idyllischen Umgebung nach unterschiedlichen Essenzen und das Gestalten eurer Stadt. Dank Wii-Fernbedienung, einfach gehaltenem Editor und vielen niedlichen Bausteinen macht das Zusammenbasteln von eigens entworfenen Häusern und Möbeln so viel Spaß wie das Bauen mit Lego. Wer auf die Komplexität und Hektik eines klassischen Aufbaustrategiespiels oder das Pflegen von Freundschaften und Beziehungen wie in anderen Sims-Teilen steht, sollte sich den Kauf gründlich überlegen, denn all diese Faktoren fallen hier unter den Tisch. Doch für die angepeilte junge Zielgruppe und für bequeme Spielernaturen wie mich ist das einfach gehaltene MySims genau das richtige.

Pro

  • niedliches Design
  • herrlich unkompliziert und entspannend
  • trotzdem recht umfangreich
  • einfaches Gestalten von Häusern und Möbeln
  • das Sammeln von Essenzen wird nicht lästig
  • nehmt Einfluss auf das Image eurer Stadt, indem ihr bestimmt, wer einziehen darf
  • gelungenes Charakter-Design
  • idyllische Soundeffekte
  • relaxte Musik
  • lustiges Gebabbel in der Sims-Fantasiesprache

Kontra

  • das Kopieren von mehrfach benötigten Bausteinen im Editor ist umständlich gelöst
  • Aufbau und Pflege von Beziehungen deutlich simpler als anderen Sims-Teilen
  • häufige Ladepausen

Wertung