Crazy Taxi: Fare Wars - Test, Rennspiel, PSP

Crazy Taxi: Fare Wars
09.10.2007, Michael Krosta

Test: Crazy Taxi: Fare Wars

1999 fuhr Sega mit einem simplen, aber spaßigen Konzept in den Spielhallen vor: Im Automaten Crazy Taxi ging es darum, Fahrgäste möglichst schnell und mit spektakulären Manövern von einem Ort zum nächsten zu transportieren. Auch die Umsetzungen auf Dreamcast, PS2 & Co konnten das tolle Arcadeflair einfangen – genau wie die beiden Fortsetzungen. Jetzt fahren die verrückten Heizer in ihren gelben Boliden mit Crazy Taxi: Fare Wars (ab 36,71€ bei kaufen) auch die PSP-Haltestelle an…

Im Prinzip erwarten euch auf Sonys Handheld die Umsetzungen der ersten beiden Teile. Neben der reinen Arcade-Version, in der ihr für schnell abgelieferte Fahrgäste einen Zeitbonus bekommt, dürft ihr auch von vorneherein entscheiden, ob ihr drei, fünf oder zehn Minuten durch die Städte heizen wollt. Gerade wenn ihr öfters mit der S-Bahn oder im Bus unterwegs seid, eignet sich Fare Wars hervorragend für eine kleine Spritztour zwischen den Stationen. Zwar werden die Städte nicht originalgetreu nachgebildet, doch ist der erste Teil ganz klar an das hügelige San Francisco angelehnt, in dem ihr auch die Strandpromenade genießen und selbst Taucher am Meeresboden aufnehmen könnt. New York ist dagegen das Vorbild für Crazy Taxi 2, wenn ihr euch zwischen riesigen Wolkenkratzern oder im Umland auf die Suche nach Kunden begebt. Anhand der Farbe des Dollar-Zeichens über deren Köpfen könnt ihr abschätzen, ob sie eine kurze, mittlere oder weite Strecke zurücklegen wollen. Gerade wenn ihr nur für eine festgelegte Zeit fahren wollt, könnt ihr so besser abschätzen, ob sich die Aufnahme mancher Fahrgäste zeitlich überhaupt noch lohnt. Während ihr im ersten Teil nur einzelne Personen transportiert, teilen sich in der Fortsetzung Gruppen mit bis zu vier Leuten die Rückbank, so dass ihr hier schon mal mehrere Stationen hintereinander

Eure Gäste feuern euch bei tollen Manövern an und lassen Trinkgelder springen. Bei Unfällen hagelt es dagegen Beschwerden.
abklappern müsst. Schafft ihr es nicht, eure Kunden rechtzeitig am Zielort abzuliefern, springen sie einfach aus dem Wagen und nehmen den erhofften Zeit- und Geldbonus gleich mit.

Zwei in einem

Neben den bekannten Städten des Spielautomaten bekommen auch PSP-Fahrer die beiden zusätzlichen Umgebungen, die damals extra in die Dreamcast-Umsetzungen integriert wurden. Trotzdem fällt der Umfang mit vier Städten bzw. Stadtteilen relativ mickrig aus - obwohl es gerade am Anfang viel zu erkunden gibt und sich manche Fahrgäste an schwer zugänglichen Locations verstecken. Wer bereits die beiden Dreamcast-Vorlagen sein Eigen nennt, wird auf dem Handheld keine großen Überraschungen erleben, denn auch die kurzweiligen Minispiele vom Taxi-Kegeln bis hin zu Golf und Weitsprung wurden 1:1 übernommen. Warum hat man der PSP keine exklusiven Inhalte spendiert, die auch Kennern der Serie einen Kaufanreiz geliefert hätten? Einzig der Mehrspielermodus ist neu: Während ihr auf den Konsolen und dem PC ausschließlich alleine das Taxameter anwerfen durftet, messen sich hier via Game Sharing maximal zwei Spieler in Zeitrennen oder Minispielen. Im Ad-Hoc-Modus geht's dann richtig zur Sache: In heißen Kopf an Kopf-Rennen schnappt ihr euch gegenseitig die Fahrgäste weg und schleudert sie nach heftigen Kollisionen sogar aus dem Taxi eures Gegners - lustig. Außerdem könnt ihr neuerdings auch kurze Replays auf dem Memory Stick speichern und euch so die wahnwitzigen Fahrten in verschiedenen Kameraperspektiven zu Gemüte führen. Im Spiel selbst bleibt es dagegen bei einer fest fixierten Außenansicht.

Original Dreamcast?

      

   

Auf Segas Dreamcast war Crazy Taxi im Jahr 2000 ein echter Hingucker. Neben dem spaßigen Arcade-Spielprinzip konnten vor allem die knallbunten Kulissen mit ihren coolen Locations vom Levis Store über eine typisch amerikanische Einkaufs-Mall bis hin zum Stadion begeistern. Und heute? Wenn Crazy Taxi über den PSP-Bildschirm huscht, werden Erinnerungen an selige Dreamcastzeiten wach. Gut, mir scheint es so, als wäre das Tempo leicht gedrosselt worden, aber insgesamt sieht Fare Wars auf der PSP genau so aus wie auf der Sega-Konsole. Klingt gut, aber mittlerweile sind die Ansprüche etwas höher als noch vor sieben Jahren und so stoßen die vielen, z.T. sehr krassen Pop-Ups während den Fahrten negativ auf. Auf dem Originalkurs des ersten Teils war es sogar so schlimm, dass an einer Stelle die Straßentextur gar nicht geladen wurde und man praktisch im "Nichts" unterwegs war. Doch auch die Gebäude sind teilweise von extrem matschigen Texturen überzogen. Damals konnte man noch darüber hinwegsehen - heute nicht. Zudem hat der Navigationspfeil vor allem in

In Crazy Taxi 2 dürft ihr auch kleine Gruppen transportieren - wie diese abgedrehte Cheerleadergruppe.
Crazy Taxi 2 mit seinen wirren, ungenauen und oft zu späten Bewegungen unter den gleichen Problemen zu kämpfen wie die Dreamcast-Version.   

Die alten Zeiten

Die Steuerung ist voll auf Arcade getrimmt und auch hier erkennt man die Dreamcast-Wurzeln: Gas und Bremse befinden sich nicht wie üblich auf X und Quadrat, sondern auf den beiden Schultertasten - also genau wie beim Dreamcast-Pad. Auf den Actionknöpfen schaltet ihr zwischen dem Vorwärts- und Rückwärtsgang um. Habt ihr dabei das richtige Timing, legt ihr einen Turbostart hin. Das funktioniert übrigens auch während der Fahrt, wenn ihr zwischendurch einen kleinen Boost benötigt. Während ihr im ersten Teil hauptsächlich aufgrund der vielen Rampen mit eurer Kiste abhebt, habt ihr es im zweiten Teil noch einfacher, denn hier hüpft euer Taxi auf Knopfdruck los, was die Fahrten durch den dichten Verkehr merklich erleichtert. Wurdet ihr dabei früher von fetzigen Rockklängen aus der Feder von Bands wie The Offspring und Bad Religion begleitet, sieht es bei der PSP-Umsetzung anders aus. Genau wie auf dem PC hat man den Soundtrack aus lizenzrechtlichen Gründen ausgetauscht, weshalb die neuen Gitarrenklänge nicht mit den kultigen Tracks der Originale mithalten können. Allerdings habt ihr die Möglichkeit, eigene Soundtracks vom Memory-Stick ins Spiel zu importieren.   

Schmeiß den Turbo an!

Fazit

Auch nach fast zehn Jahren hat Crazy Taxi nichts von seiner ursprünglichen Faszination verloren. Ich habe immer noch einen riesigen Spaß daran, zwischendurch den Taxifahrer zu spielen und die Leute in waghalsigen Manövern unter Zeitdruck zu ihrem Ziel zu befördern. Doch viel mehr ist es auch nicht. Trotz diverser Minispiele mangelt es auch Fare Wars an der Langzeitmotivation – vor allem, wenn man die beiden Titel schon von der Konsole oder dem PC kennt. Wo sind die PSP-exklusiven Inhalte? Warum hat man nicht auch noch den dritten Teil mit auf die UMD gepackt und die komplette Trilogie angeboten? Auch wenn ihr mit Fare Wars zwei Spiele in einem bekommt, ist der Umfang mit vier Städten nicht so üppig ausgefallen. Nicht zu vergessen, dass beide Titel mittlerweile ein paar Jährchen auf dem Buckel haben - und das Alter sieht man Crazy Taxi mittlerweile merklich an. Die z.T. matschigen Texturen sind zusammen mit dem Dauerzustand der unsäglichen Pop-Ups heute nicht mehr zeitgemäß. Deshalb schafft es Crazy Taxi im Jahr 2007 nicht mehr, einen so großen Aha-Effekt wie damals auszulösen. Trotzdem bekommt man mit Fare Wars auch auf der PSP einen soliden Arcade-Racer, der vor allem Neulinge im Taxigeschäft viel Spaß bereiten dürfte – vor allem auch durch den neuen Mehrspielermodus. Wer sich dagegen schon auf Dreamcast & Co einen Namen als Taxilegende gemacht hat, dürfte die PSP-Compilation kalt lassen, da sie kaum Neues bietet – bis auf den Soundtrack, der beim Original nicht mithalten kann.

Pro

  • lustiges Arcade-Spielprinzip
  • eingängige Steuerung
  • thematisch unterschiedliche Städte
  • halsbrecherische Fahrten
  • flüssige Darstellung
  • zwei Spiele in einem
  • neuer Mehrspielermodus
  • eigene Soundtracks möglich

Kontra

  • technisch altbacken
  • Pop-Ups ohne Ende
  • z.T. extrem matschige Texturen
  • geringer Umfang
  • ungenauer Navigationspfeil (vor allem Crazy Taxi 2)
  • keine PSP-exklusiven Strecken oder Fahrer

Wertung

PSP

Das Crazy Taxi-Doppelpack spielt sich so schön wie damals. Leider sieht man ihm das Alter an und bis auf den Multiplayer wird nichts Neues geboten.