Assault Heroes 2 - Test, Shooter, 360

Assault Heroes 2
30.05.2008, Jan Wöbbeking

Test: Assault Heroes 2

"Sonic Boom!", "Mein Leyben!" - manche Spiele besitzen ihn, diesen kurzen, unverwechselbaren Sprachsample. Zitiert ihn und jeder Zocker weiß sofort Bescheid. Bei Assault Heroes ist es noch leichter. Imitiert einfach aus voller Kehle den Kopfstimmen-Kampfschrei vom Indianerspielen aus eurer Kindheit. Jeder Xbox Live Arcade-Kenner wird daraus deuten, dass ihr ihn soeben zu einer kooperativen Runde Assault Heroes eingeladen habt.

Ballern in futuristischer Kulisse - kennt man, mag man.
Zuerst die guten Nachrichten: Auch im Nachfolger der kooperativen Zweistick-Gaudi sind die eingeborenen Kamikaze-Krieger wieder mit von der Partie. Es gibt kaum ein Level, in dem sich keine lebensmüden Ureinwohner begleitet von ihrem grellen Kriegsruf auf euch stürzen. Auch davon abgesehen wurde alles beibehalten, was schon den Vorgänger so unterhaltsam gemacht hat: Ihr heizt wieder in der Draufsicht mit einem oder zwei wendigen Jeeps durchs Kriegsgebiet und gebt den Gegnern mit dem rechten Analogstick Saures. Wie im beliebten Genre der Zwei-Stick-Shooter üblich, ballert ihr in die Richtung, in die ihr den Analog-Knubbel gedrückt haltet.

Ululululu!

Euer Waffenarsenal besteht aus vier aufrüstbaren Wummen mit unendlich viel Munition: Ein Maschinengewehr, ein Flakgeschütz mit niedriger Feuerfrequenz, ein Flammenwerfer und neuerdings eine Eiskanone. Manch ein eingefrorener Gegner bricht unter seinem eigenen Gewicht zusammen, anderen müsst ihr selbst den Todesstoß geben. Außerdem stehen euch Granaten und eine alles zerberstende Atombombe zur Verfügung. Zu zweit könnt ihr außerdem nach dem Aufladen einer Energieanzeige spezielle Kombo-Waffen einsetzen. Besonders cool ist der Flammenstrom, den ihr zwischen euren beiden Fahrzeugen spannt. Mit seiner Hilfe nietet ihr eure Widersacher wie beim Wrestling mit einer Double Clothesline um.

Die Szeanrien wurden teilweise sehr farbenfroh und stimmungsvoll gestaltet - hier ein Kampf auf einer Brücke.
Erledigt ihr mehrere Gegner nacheinander mit der gleichen Waffe, schnellt der Kombozähler in die Höhe. Wie gut ihr im Vergleich zu euren Freunden und der internationalen Elite abgeschnitten habt, seht ihr in diversen Bestenlisten. Dort könnt ihr auch eure Ergebnisse in einzelnen Zonen mit der Konkurrenz vergleichen.

Erfreulicherweise dürft ihr die komplette Kampagne nicht nur kooperativ vor der eigenen Glotze, sondern auch über das Internet durchzocken. Diesmal steht euch alternativ zur mehrere Stunden langen Kampagne ein kürzerer Zonen-Modus zur Verfügung, den ihr in einem Rutsch durchzocken könnt, bevor die Verbindung abbricht. Denn auch diesmal leidet der Spielablauf unter einigen Bugs: Bei unseren Testspielen sind teilweise arge Lags aufgetreten. Außerdem verschwinden die Fahrzeuge ab und zu im Boden oder werden dank schlechter Kollisionsabfrage auch mal von einem Zug erwischt, der eigentlich meterweit vom eigenen Jeep entfernt über die Schienen gerauscht ist. Zum Glück treten die beiden letztgenannten Probleme relativ selten auf.

Doppelter Ballerspaß

    

Doch all diese Mankos können den Spielspaß nicht wirklich trüben - es macht einfach viel zu viel Spaß, mit einem Freund

Auch im Schnee geht es zur Sache - inklusive Kettenspuren und Explosionsgewitter.
durch die Pampa zu heizen, ihm die Items wegzuschnappen und die Horden von heranstürmenden Feinden umzunieten. Das liegt vor allem daran, dass die Levels diesmal viel abwechslungsreicher gestaltet wurden als im Vorgänger. Mal lässt euch das ausgeströmte Gas von Giftflanzen unkoordiniert durch die Gegend eiern, während sich der komplette Bildschirm in psychedelischen Farben verzerrt, ein anderes mal sorgt ein direkt vor der Kamera ins Bild fliegender Hubschrauber dafür, dass ihr euch angenehm an Klassiker wie Super Probotector erinnert fühlt. Anders als im Erstling kommt nie das Gefühl auf, dass die Entwickler nur uninspiriert zusammen gezimmerte Levels mit Gegnern füllen wollten. Das Spiel wirkt viel mehr wie eine spannende Reise durch ein Kriegsgebiet mit allerlei skurrilen Gegnern. Besonders gelungen sind die Bosskämpfe: Mal tretet ihr gegen einen dicken Kampfkran an, ein anderes mal klettert ein gigantischer Skorpion, der entfernt an die "Giant Enemy Crab" aus Genji erinnert, die Klippen empor, um euch auf der Felsplattform zu beharken.

Das feindliche Tropen-Terrain wartet zwar meist mit recht unscharfen Texturen auf, doch im Gegenzug schmeichelt hübscher Oberflächenglanz und eine nette Beleuchtung dem Auge. Die orchestrale Musik wiederholt sich zwar relativ schnell, unterstützt die Action aber besser als der vor sich hin plätschernde Soundtrack im Vorgänger. Fahrt ihr zwischen rauschenden Wasserfällen oder von einem Berg herunterpolternden Felsbrocken hindurch, so wird das von eurer 5.1-Anlage dementsprechend in Szene gesetzt - nicht immer hundertprozentig korrekt, aber trotzdem angenehm räumlich.

Hübscher Dschungel

Auch düster und vulkanisch steht auf der Schauplatzordnung.
Verliert euer Fahrzeug zu viel Energie, setzt ihr euren Weg übrigens zu Fuß fort. In der Regel lauft ihr aber nur wenige Sekunden als leicht bewaffneter Fußsoldat herum, dann erscheint ein nagelneues Fahrzeug auf der Bildfläche. Manchmal müsst ihr das Vehikel sogar stehen lassen, um durch enge Passagen oder in einen der unterirdischen Levels zu gelangen, die ihr nur zu Fuß durchqueren könnt. Auch wenn ein gegnerisches Fahrzeug unbeaufsichtigt herumsteht, lohnt es sich, auszusteigen. Im Handumdrehen habt ihr den feindlichen Todbringer gekapert und mischt die Gegnerschar mit einem Mech, einem dicken Panzer oder einem Heli auf.

Eine andere Zone führt euch sogar ins Weltall und als Bonus wartet dort sogar eine kurze 3D-Sequenz auf euch. Ihr fliegt im Affenzahn durch eine Röhre und nehmt heranrauschende Gegner mit dem Zielkreuz ins Visier, ganz wie in Xyanide Resurrection und im guten alten Super Stardust auf der Amiga-Konsole CD32. In PS3-Remake von letzterem Titel fehlten die 3D-Intermezzi leider, doch Sierra Online hat ein Herz für Fans von 3D-Tunneln. Leider ist die spaßige Sequenz nach nur wenigen Minuten schon wieder vorbei.

Out of Space

  

Fazit

So macht kooperatives Ballern Spaß! Wenn ihr mit einem Freund die heranstürmenden Gegnermassen verheizt, fühlt sich das fast so gut an wie in guten alten 16-Bit-Zeiten. Auch der zweite Teil von Assault Heroes entfaltet zwar nicht den gleichen Suchtfaktor wie ein Score-Shooter im Stil von Geometry Wars oder Super Stardust HD. Doch dank der hübsch inszenierten Levels bietet das Spiel beinah so ein dichtes Spielerlebnis wie in Mutant Storm: Empire - mit dem Unterschied, dass in Assault Heroes 2 der Abspann nicht bereits nach rund einer Stunde über den Bildschirm scrollt. Für eine Dateigröße von nur 95 MB ist die Kulisse ansehnlich und erstaunlich abwechslungsreich in Szene gesetzt. Leider waren die Entwickler auch diesmal nicht all zu gründlich beim Ausmerzen von Bugs, so dass ihr euch mit massiven Lags, Clipping-Fehlern und einer nicht immer sauberen Kollisionsabfrage herumplagen dürft. Aber Schwamm drüber: Unspielbar wird es dadurch nie und außerdem werdet ihr vom unterhaltsam inszenierte Spielablauf für die Unannehmlichkeiten entschädigt.

Pro

  • klassisch gutes Spielprinzip
  • Zweispieler-Gaudi über Xbox Live
  • fünf abwechslungsreiche Zonen mit  dreißig Levels
  • drei gut dosierte Schwierigkeitsgrade

Kontra

  • massive Lags
  • nicht immer saubere Kollisionsabfrage
  • entfaltet nicht den gleichen Suchteffekt wie ein guter Score-Shooter

Wertung

360

Der launige Zwei-Stick-Shooter für bis zu zwei Spieler über Xbox Live ist deutlich abwechslungsreicher als sein Vorgänger, leidet aber unter technischen Problemen.