Lego Indiana Jones: Die legendären Abenteuer - Test, Action-Adventure, 360, PlayStation2, NDS, PC, PSP, Wii, PlayStation3
Wer kennt Lego Star Wars? Ahaaa, genug Hände. Sehr gut, kann ich mir also eine lange Beschreibung sparen, denn im Grunde seines Herzens ist Lego Indiana Jones quasi Lego Star Wars, nur mit anderen Texturen und ohne mysteriöse Macht, dafür aber mit weitaus mehr Abenteuer-Elementen - Indy ist halt eher Forscher als Schwertschwinger. Nicht falsch verstehen: Hier geht es mit Fäusten, Peitsche, MG, Pistole oder Schaufel nach wie vor mehr als genug
Bösewichtern an den plastikglänzenden Kragen. Aber mehr als je zuvor seid ihr hier auch damit beschäftigt, Dinge auszubuddeln, Hebel zu betätigen, Gegenstände miteinander zu kombinieren oder die richtigen Werkzeuge am richtigen Ort einzusetzen, damit es weitergeht. Allerdings ist das hier kein Point-n-Klick-Adventure: Die Rätsel bleiben einfach und oberflächlich, kein Spieler wird mit den Kopfnüssen überfordert.Willkommen in Indyen!
Der Star Wars-Tradition folgend hat Entwickler Traveller's Tales die berühmte Trilogie ins Spiel gepackt. Alle drei präsentieren euch die berühmtesten Szenen wie den Einstieg im verlorenen Tempel, die Suche nach Sir Richard in Venedig oder die Befreiung von Willie in der Höhle von Kali. Dazwischen liegende Story-Bestandteile werden erneut in Zwischensequenzen präsentiert - und das natürlich wieder völlig bekloppt: Die völlig überzeichneten Situationen, die allein von der wunderbar doofen Mimik und Gestik der Protagonisten leben, sind schon allein das Geld wert; habt ihr einen Film freigespielt, könnt ihr ihn im Filmraum vom Barnett College (dazu gleich mehr) immer wieder ansehen. Wie gewohnt gibt es keinerlei echte Sprachausgabe; sämtliche Aktionen werden von Gebrummel und sonstigen Lauten begleitet. Nach dem Einstieg, den ihr auf jeden Fall in Südamerika erlebt, steht euch die Wahl des Weges frei: Ihr könnt entweder die Filme am Stück verfolgen, oder innerhalb der Trilogie wild hin- und her springen. Begleitet wird das Abenteuer logischerweise vom Original-Soundtrack aus den göttlichen Händen von John Williams.
Ihr seid nie allein unterwegs: Mindestens ein Begleiter findet sich immer an der Seite von Indy, oft genug tummeln sich auch drei Klotz-Abenteurer im Bild. Wie gewohnt könnt ihr jederzeit zwischen
allen verfügbaren Figuren wechseln - das müsst ihr sogar, denn Indy, Marion, Shorty, Dr. Elsa Schneider, Henry Jones Sr. oder Mechaniker Jock haben allesamt Spezialeigenschaften: Mal geht es nur mittels Peitschenschwung über einen Abgrund, mal müssen Hieroglyphen in einer Art Memory-Minigame übersetzt werden, mal passt nur ein kleiner Körper durch einen Tunnel. Derlei Aufgaben gibt es alle Pixelnase lang, allerdings müsst ihr keine Angst haben, dass euer Umschalt-Knopf bald das Zeitliche segnet. Denn wichtige Items wie Schaufel, Übersetzungsbuch oder Schraubenschlüssel liegen auch separat herum und können von allen benutzt werden. Insgesamt gibt es mehr als 60 Figuren, über die ihr nach und nach die Kontrolle übernehmt - sowohl innerhalb der Story, wo die Männchen-Wahl vorgegeben ist, als auch im freien Spiel, für das ihr euer Team frei zusammenstellen könnt. Das ist auch bitter nötig, denn wie üblich strotzen die Levels vor Passagen, die nur von bestimmten Charakteren betreten werden können. Klar, dass dort die glänzendsten Schätze lauern, die sich gierige Indylogen nicht entgehen lassen sollten - dem Wiederspielwert sehr zuträglich.Klotz der knappen Worte
Dankbarerweise ist die KI ein sehr zuverlässiger Partner, der immer an der richtigen Stelle die richtige Aktion ausführt. Logischerweise kann der zweite Slot auch von einem Forscher aus Fleisch und Blut besetzt werden, der jederzeit ein- und aussteigen darf. Allerdings nur, wenn er sich den Fernseher mit Spieler Eins teilt, denn der famose Online-Modus aus Lego Star Wars: Die komplette Saga wurde leider sang- und klanglos gekippt. Was hingegen leider noch drin ist, ist die Beschränkung auf das automatische Speichersystem: Die Levels sind teilweise sehr lang, im Normalfall braucht man 15 bis 25 Minuten für einen kompletten Abschnitt - der Spielstand wird allerdings erst am Ende gesichert. Speicherbare Checkpunkte innerhalb der Welten wären komfortabel gewesen.
Neben Action und Puzzles ist das Zerkloppen der Welt-Einrichtung die dritte große Säule, auf die sich das Indy-Spieldesign stützt. Als Faustregel gilt: Wenn es aus Lego besteht,
kannst du es kaputt machen. Büsche, Bänke, Feinde, Stühle, Tische, Spinnweben, Statuen, Blumenvasen, Holzstapel, Bücher, Fässer - alles zerfällt nach einem kräftigen Fausthieb in Dutzende kleiner Lego-Klötze, von denen ihr die glänzenden dringend einsammeln solltet. Denn die stellen die interne Spielwährung dar, für die gibt's nicht nur Bonuspunkte, sondern damit könnt ihr auch weitere Spielfiguren und Extras freischalten. Das macht ihr im Barnett College, Indys Arbeitsplatz und hiesiges Pendant der Mos Eisley Bar in den Star Wars-Spielen: Hier könnt ihr euch alle bislang freigespielten Filme ansehen, Extras kaufen, einen personalisierten Charakter bauen oder in Indys Büro ein paar kleine Extra-Puzzles lösen - putzig. Neben dem Nahkampf, in dem Indy einen Gegner schon mal in den Schwitzkasten nimmt oder ihm einen Doppelkick verpasst, könnt ihr auch allerlei Waffen einsetzen: MG, Raketenwerfer, Schwert, Flinte, Speer, Granaten oder Armbrust zielen automatisch auf den nächstbesten Widersacher. Das Gekloppe läuft ziemlich chaotisch ab, hin und wieder zerfällt man selbst in seine Bestandteile und weiß nicht genau warum. Ist aber nicht weiter schlimm, denn außer Punktverlust gibt es in einem solchen Fall keine negativen Konsequenzen.Das X markiert den Spaß
In Sachen Technik setzt auch Lego Indiana Jones in erster Linie eine Sache voraus: Einen Sinn für leicht schrägen Humor. Nüchtern betrachtet sind sowohl Figuren als auch Levels sehr simpel gestaltet, alles läuft flüssig, aber auch einem sehr einfachen Niveau. Aber keiner will hier ein Lego Crysis sehen, denn das was zählt, haben die Entwickler wie üblich mit hundertprozentiger Genauigkeit auf den Kopf getroffen: Die Liebe sitzt hier bombenfest in jedem Pixel! Klar, es ruckelt immer wieder mal leicht. Und die nicht verstellbare Kameraperspektive, die oft dafür verantwortlich ist, dass
man aufgrund der schwer abschätzbaren Perspektive nicht wie geplant an einer Liane, sondern im darunter schlummernden Abgrund landet, nervt auch immer wieder. Aber der grundsätzliche Grafikeindruck ist eine große Freude: Das hier ist virtuelles Lego in Perfektion.Indiana Jones und das grüne Plastikkrokodil des Todes
Die PS2- und Wii-Versionen müssen logischerweise mit grafischen Einbußen leben; neben der geringeren Auflösung fehlen hier vor allem Spielereien wie Unschärfeeffekte oder hoch aufgelöste Texturen. Ansonsten unterscheidet sich die Wii-Fassung lediglich in der Steuerung von den anderen Varianten: Optional könnt ihr per Fuchtelbewegung mit der Wiimote die Peitsche schwingen, das war's aber auch schon - spielerisch sind alle Fassungen (PC, PS2, PS3, Wii, 360) absolut identisch. PC-Abenteurern sei übrigens dringend zu einem soliden Pad geraten: Zwar lässt sich das Abenteuer auch per Tastatur spielen, aber das wollt ihr nicht. PSP-Spieler müssen als einzige mit sehr langen Ladezeiten leben, außerdem ist hier die Texturauflösung am niedrigsten - gerade die Hintergründe sind hier nicht mehr sehr schön anzusehen. Spielerisch bleibt aber auch hier alles beim Alten.
Fazit
Traveller's Tales hat es einfach drauf: Wie kein anderer Entwickler schaffen es die Jungs, den Kern zweier großer Marken problemlos zu treffen - das hat schon bei Lego Star Wars wunderbar geklappt, auch Lego Indy trifft voll ins Schwarze. Der herrlich bekloppte Humor passt wunderbar zur Leichtigkeit der Trilogie, für die wunderbar albernen Zwischensequenzen haben sich die Designer einen Sonder-Oscar verdient! Auch spielerisch gibt man sich kaum Blößen, das Abenteuer steuert sich schön flüssig und leicht, vielleicht sogar zu leicht: Alles ist simpel und freundlich und zugänglich gehalten, was aber natürlich fortgeschrittenen Spielern das Leben zu einfach macht. Es ist auch schade (und unverständlich), dass der Online-Modus des unmittelbaren Vorgängers über Bord gekippt wurde - außerdem solltet ihr nicht mit Überraschungen rechnen; Indy setzt genau da an, wo Star Wars aufgehört hat. Nichtsdestotrotz gibt es eine enthusiastische Empfehlung für alle großen und kleinen Abenteurer: Weil Traveller's Tales mal wieder das Kunststück vollbracht hat, nicht nur die Essenz der Filme perfekt einzufangen, sondern das Ausgangsmaterial auch noch toll spielbar in das herrlich alberne Lego-Universum zu integrieren, ohne es lächerlich zu machen. Das ist etwas, was nur den wenigsten Entwicklern von Film-Umsetzungen gelingt.
Pro
- hinreißender Grafikstil
- intelligente Computerbegleiter
- einfache Steuerung
- unterhaltsames Leveldesign
- viel freizuspielen
- herrlich bekloppter Humor
- originalgetreue Akustik
- guter Wiederspielwert
- gesunde Mischung aus Action und Puzzles
- vorbildlicher Kooperativ-Modus
Kontra
- simple Spielmechanik
- gelegentliche Kameraprobleme
- mitunter unübersichtliche Kämpfe
- sehr einfach
- lange Ladezeiten (PSP)