Kung Fu Panda - Test, Action-Adventure, 360, PC, PlayStation2, NDS, Wii, PlayStation3

Kung Fu Panda
27.06.2008, Paul Kautz

Test: Kung Fu Panda

Welcher Begriff passt nicht in die folgende Reihe: Bruce Lee, Chuck Norris, ein Panda, Jackie Chan? Fehler gefunden? Richtig, Bruce Lee - er war nicht behaart genug. Okayokay, der Panda war's: Mit den felligen Triefaugen verbindet man normalerweise keinen Kung Fu-Helden. Und doch tummelt sich Gevatter China-Tatze in Kürze computeranimiert und mit der Stimme von Jack Black bewaffnet im Kino. Der Tradition entsprechend gibt's dazu auch ein passendes Spiel. Ganz und gar nicht der Tradition entsprechend ist es erstaunlich gut!

Ein Panda, der Kung Fu-Meister ist, ist gedanklich nicht weit von einem Stepp tanzenden Schnabeltier entfernt, und doch ist es Kino-Realität: Po, Tagträumer und Möchtegern-Superfighter, wird durch allerhand Dusseligkeiten und einen Extra-Batzen Zufall von Kung Fu-Großmeister Oogway zum künftigen Drachenkrieger erklärt. Das

 

Kuschelweich und stahlhart

Video: Der Titel könnte kaum deutlicher sein: Kung Fu Panda (ab 14,95€ bei kaufen) dreht sich um einen Kung Fu kämpfenden Panda. Namens Po.stößt logischerweise bei der durchtrainierten Konkurrenz nicht eben auf übertrieben viel Sympathie, außerdem ist da noch Oberbösewicht Tai Lung, dem die Krallen gestutzt werden müssen. Kann Panda Po über sich hinaus wachsen und zum lange erträumten Held des Volkes werden?

Die Antwort auf diese Frage besteht aus 13 linear angeordneten Levels, durch die ihr lauft, springt und euch prügelt. Das Kampfsystem ist vordergründig simpel (zwei Angriffsknöpfe, ein Blockbutton - mehr braucht man im Grunde nicht), bietet aber erstaunlichen Variantenreichtum: Ihr könnt die Attacken vielfältig kombinieren, in Gegner reinrutschen, sie in der Luft mit Schlägen jonglieren, euch mächtig auf sie drauf werfen oder allerlei Waffen benutzen. Zwischen den Levels lassen sich aufgesammelte Münzen dazu nutzen, die bestehenden Attacken zu verstärken, Po zusätzliche Lebensenergie oder neue Outfits zu verpassen. Aber auch so ist es ein launiger Spaß, den vielen angreifenden Schweinen in diversen Größen und Farben, Krokodilen oder Gorillas Reihe nach Reihe das Fell zu verbiegen. Genauer gesagt ist es ein launiger und ziemlich einfacher Spaß, denn Kung Fu Panda richtet sich deutlich an eine jüngere Zielgruppe: Man kann nicht sterben, es gibt massig Checkpunkte innerhalb der Levels - und nach etwa fünf Stunden ist das Spiel auch schon wieder vorbei. Tatsächlich sind die regelmäßig auftretenden Bosskämpfe die einzigen Abschnitte, die etwas anspruchsvoller sind: Mal müsst ihr einen dicken Keiler aus den latschen hauen, mal eine große Kampfmaschine in God of War-kompatiblen Reaktionstests verbeulen, mal an einem Kranich baumelnd den Angriffen eines Bosses einfach nur ausweichen. Selbst auf dem höchsten der drei Schwierigkeitsgrade kommen Plattformprofis nicht ins Schwitzen.

Das Missionsdesign folgt dem Film in groben Zügen, bietet aber speziell für eine Versoftung erstaunlichen Abwechslungsreichtum. Zwar geht es meist darum, eine bestimmte Gegnermenge zu vermöbeln, darüber hinaus warten aber auch viele zusätzliche Herausforderungen: Mal ein Fluglevel, in dem ihr Gewitterwolken ausweichen und dabei heransegelnde Feinde attackieren müsst. Mal eine Palastverteidigung, in der ihr nicht nur in Wellen angreifende Widersacher verkloppen, sondern auch flinken Dieben auf die Finger hauen müsst. 

Kuschelig und tödlich: Po kann seine Angriffe zu durchschlagskräftigen Kombos verbinden und Spezialattacken nutzen.
Mal ein umfangreicher Abschnitt voller Dummys, in dem es nur darum geht, unter Zeitdruck die Bestzeiten der Kung Fu-Meister zu schlagen. Und hin und wieder werden ganze Abschnitte aus einer sehr klassischen Jump-n-Run-Seitenansicht gezeigt. Die meiste Zeit seid ihr mit Po unterwegs, doch hin und wieder steuert ihr auch andere Helden: Raubkatze Tigress, Meister Kranich oder den Zwerg Meister Shifu - jeder hat logischerweise spezielle Angriffe und Stärken.

Hoch das Pandabein!

Normalerweise seht ihr Po über die pelzige Schulter: Die Figuren sind sehr liebevoll designt und ausdrucksstark animiert; besonders hervorhebenswert ist noch das Fell, das derart flauschig aussieht, das man am liebsten ein Kung Fu Panda-Kissen aus dem Helden stricken möchte! Die Levels sind ordentlich designt, niedrig aufgelöste Texturen und detailarme Bauten zwacken allerdings einen Teil der Faszination ab, der gerade durch schicke Lichteffekte erzeugt wird - jedoch gibt es beeindruckende Ausnahmen wie den seufzerschönen »Lotus Lake«. Die Geschichte wird auf zwei Arten weitergeführt: In schick inszenierten Echtzeit-Zwischensequenzen oder zwischen den Levels in witzigen Texten, die auf Deutsch oder Englisch verlesen werden - ganz nach eurer Systemeinstellung. Generell ist die deutsche Sprachausgabe gut geraten, die englische ist allerdings wie so oft unterhaltsamer, auch wenn sie ohne die Original-Sprecher des Kinofilms auskommt. Auch der Soundtrack trägt seinen Teil zur guten Atmosphäre bei; die mystisch-asiatischen Kompositionen gehen gut ins Ohr!              

Sony-Jünger wird freuen, dass zur Abwechslung mal die Festplatte in Ruhe gelassen wird. Eine gute Nachricht für alle ist, dass nach der recht kurzen Spieldauer der Solo-Kampagne, die hauptsächlich durch höhere Schwierigkeitsgrade sowie brauchbar versteckte Level-Boni gestreckt wird, auch noch ein Mehrspielermodus wartet - in Filmumsetzungen beileibe kein Alltag! Okay, spektakulär ist er nicht, aber auch nicht schlecht: Bis zu vier Spieler können entweder Tier gegen Tier oder in Teams gegeneinander antreten; Erinnerungen an den Xbox-Klassiker Kung Fu Chaos werden 

Im Mehrspielermodus dürfen vier Pad-Meister gegeneinander antreten - nicht perfekt, aber unterhaltsam!
wach - allerdings sind die Klopper-Kader unausgewogen, manche Charaktere sind nachweislich stärker als andere, was die Gefechte etwas unfair macht. Aber man kann Differenzen ja auch ohne Prügel regeln, und dafür warten weitere Multiplayer-Minigames wie Ballista-Zielschießen oder eine Mahjongg-Variante.

Zur 360-Version gibt es nix zu sagen: Technisch ist die mindestens auf einer Höhe mit der PS3-Version; alle Vor- und Nachteile des Spiels finden sich auch hier wieder - plus die obligatorischen 1000 Gamerscore-Punkte, die dem generellen Schwierigkeitsgrad des Spiels entsprechend einfach zu haben sind. Auch die PC-Fassung spielt ihn derselben Grafikliga, allerdings muss man hier auf englische Sprachausgabe verzichten. Zum Thema PS2 und Wii gibt es deutlich mehr Worte zu verlieren.

Nachtest: Die anderen Fassungen

Beginnen wir mit dem kleinen Sony-Panda: Logischerweise muss in erster Linie technisch erheblich zurückgerudert werden. Die Texturen sind matschig, dem Leveldesign mangelt es an Details, Effekte gibt es praktisch gar keine. Trotzdem ruckelt das Gezeigte teilweise übel, außerdem gibt es keinen 16:9-Modus. Das Spiel ist im Großen und Ganzen identisch, allerdings gibt es eine ganze Reihe Veränderungen im Leveldesign, hauptsächlich wohl, um Rechenzeit zu sparen - das mündet in so manchem Level, der zweigeteilt werden musste. Ein Soundbug sorgt hier dafür, dass die Musik immer wieder mal komplett ausfällt sowie

PS2- und Wii-Fassung müssen technisch erheblich Federn lassen - auf Wii kommt noch eine fragwürdige Steuerung dazu.
die Sprachausgabe auf einmal sehr leise ist. Apropos: Freunde der englischen Zunge werden sich über die Töne wundern, die ihnen entgegen schallen, sobald die PS2 auf Englisch steht. Denn in diesem Fall bekommt man nicht das übliche Französisch vorgesetzt, sondern... Spanisch!

Die Wii-Fassung ist etwas, aber nicht viel besser dran: Das Ruckeln hat man hier besser im Griff, dafür gibt es zusätzliche Grafikfehler, die immer wieder für verzerrte Hintergründe sorgen, oder Gegner, deren Texturen in den Boden gesaugt werden. Lowlight: Einmal blieb mir ein Bossgegner in der Wand stecken; ich konnte nichts mehr machen, außer den Level neu zu starten. Wii-typisch werden die Bewegungssensoren genutzt, mit mauem Gesamtergebnis: Mit der Wiimote werden u.a. Gegenstände geworfen und Sonderfunktionen wie das Pandabeben ausgelöst. Während Ersteres noch ziemlich unproblematisch ist, fällt Letzteres unter die Kategorie »Verfluchter Mist, warum funktioniert das nicht??!?«. Den starken Angriff hätte ich mir auch lieber auf einer Taste als auf der Seitwärtsbewegung der Wiimote gewünscht, aber damit kann man noch leben - genauso wie mit dem Nunchuk, der u.a. dazu dient, Pos Balance zu halten.

Beiden Last Gen-Versionen ist gemein, dass sie Probleme mit der Kollisionsabfrage haben: Oft gehen Schläge einfach ins Leere. In Sachen Grafik vermisst man vor allem das kuschelige Fell der Tiere, in Sachen Umfang fällt negativ auf, dass es weniger freizuspielen gibt: Keine individuellen Videos und keine zusätzlichen Klamotten für Po mehr. Außerdem sind deutlich weniger Soundeffekte zu hören, was besonders in den Kämpfen nervt, besteht Pos Kloppkulisse doch hauptsächlich aus einem, sehr schrillen Schrei.    

Fazit

Was ist das für eine Welt, in der man sich nicht mal mehr darauf verlassen kann, dass eine Filmumsetzung angemessen Mist ist? Kung Fu Panda ist ein erstaunlich gut spielbarer Jump-n-Klopp-Spaß, der sich aufgrund seines ziemlich niedrig angesetzten Schwierigkeitsgrades zwar vorrangig an jüngere Pandafreunde richtet, aber auch alten Plattformhasen immer noch genug Unterhaltung bietet - den witzigen Sprüchen und Figuren sei Dank. Das Kampfsystem ist zwar simpel, aber erstaunlich variantenreich, Forschernaturen finden in den Levels viele versteckte Boni und der unerwartete Multiplayermodus ist zwar nicht der Weisheit letzter Schluss, aber ein gern gesehenes Zuckerstück. Macht alles in allem ein sehr sympathisches Spiel, das definitiv zu den besseren Filmumsetzungen zählt - jedenfall auf 360, PC und PS3. Auf PS2 und Wii geht ein großer Teil der Grafikfaszination flöten, viele Technikbugs sorgen ebenso für Zusatzärger wie die fragwürdige Bewegungssteuerung auf Wii. Das macht das eigentliche Spiel nicht schlechter, nimmt ihm aber einiges an Lässigkeit und Spaß.

Pro

  • <P>
  • hübsche Präsentation
  • einfaches Kampfsystem
  • gute Sprachausgabe
  • abwechslungsreiches Missionsdesign</P>

Kontra

  • <P>
  • viel zu einfach
  • sehr kurz
  • erheblich schwächere Technik (PS2, Wii)
  • Probleme mit der Kollisionsabfrage (PS2, Wii)</P>

Wertung

360

PC

Locker spielbarer, schön anzusehender, unterhaltsamer Panda-Spaß - leider viel zu einfach.

PlayStation2

Nervende technische Unzulänglichkeiten rupfen dem Kung Fu-Panda das Fell

Wii

Technisch etwas besser als die PS2-Fassung, allerdings mit fragwürdiger Bewegungssteuerung.

PlayStation3

Locker spielbarer, schön anzusehender, unterhaltsamer Panda-Spaß - leider viel zu einfach.