Tischtennis - Test, Sport, 360, Wii

Tischtennis
25.10.2007, Mathias Oertel

Test: Tischtennis

Wii ist prädestiniert für Minispiele und Sportumsetzungen. Nachdem Rockstar Games mit Tischtennis bereits auf 360 für einen Überrraschungserfolg sorgen konnte, scheint es nur logisch, die Ping Pong-Duelle auch mit Remote-Unterstützung zu veröffentlichen. Doch was bleibt auf Wii von der grandiosen Kulisse übrig? Und vor allem: Können die Kontrollmechanismen überzeugen?

Ich erinnere mich noch gut an die Ankündigung des ersten Spieles von Rockstar für die Xbox 360: Tischtennis. Als uns diese Meldung telefonisch erreichte, reichte das emotionale Spektrum von völligem Unglauben bis hin zur Ironie. Doch als uns der entsprechende Ansprechpartner am anderen Ende der Leitung trotz des Satzes "rima. Ihr habt uns mit eurem Humor den Tag gerettet. Und jetzt sag doch mal: Was ist denn wirklich das erste Rockstar-360-Spiel?"vollen Ernstes erklärte, dass man

Drei Steuerungsmethoden, feine Animationen und eine Menge Spielspaß: Das ist Tischtennis auf Wii.
sich auf Tischtennis in HD freuen könne, war erst einmal Skepsis angesagt. Diese legte sich aber allerspätestens nach den ersten Pings und Pongs. Spielbarkeit, Kulisse, Spaß: Alles da, alles wunderbar!

Vom Kopfschütteln zum logischer Schluss

Nachdem die 360-Variante bereits bewiesen hat, dass auch mit minimalistischen Mitteln enormer Spaß aufkommen kann, wollen wir uns im Wesentlichen auf die Neuerungen, sprich: die Kontrollmöglichkeiten der Wii-Fassung und nur kurz auf den Umfang eingehen.

Dass sich Rockstar Games zur Premiere auf Wii abermals auf diesen Titel konzentriert ist zwangsläufig: Die Kontrollmöglichkeiten von Nintendos Konsolen-Überflieger scheinen wie gemacht für diese Art von Spiel.

Alles drin, alles dran

Wii-Spieler bekommen das gleiche Paket, das seinerzeit auch die 360-Pingponger glücklich gemacht hat. Mit einer Ausnahme: Der Online-Modus hat sich leider nicht auf Wii gerettet, so dass Mehrspieler-Duelle nur gemeinsam vor dem Fernseher möglich sind. Das ist bedauerlich, da Tischtennis auch jetzt noch auf der 360 von einer konstanten Basis online

Wie auf der Microsoft-Konsole haben die wesentlichen Einzelspieler-Modi (Turnier, Freundschafts-Match) eher Trainings- und Freispiel-Charakter, um an die elf Athleten sowie die zahlreichen Tische, Outfits und Umgebungen zu kommen. Da man als Solist zwar von einer unter dem Strich sehr gut agierenden KI gefordert ist, aber mit etwas Übung schnell alles erreicht hat, können wir hier nur bedingt eine Empfehlung aussprechen.

gespielt wird und der Bedarf dafür sicherlich auch auf Wii vorhanden wäre.

Bis auf den Online-Modus bekommen Wii-Spieler identische Inhalte wie die 360-Fraktion.
Ganz anders jedoch die Duelle zu zweit: Ein Match jagt das andere, eine Demütigung am Schläger wird durch einen wohltuenden Kantersieg ersetzt und eh man sich versieht, ist der halbe Abend rum und der Ballwechselzähler erreicht Schwindel erregende Höhen.

Dass Tischtennis wie auf der 360 in Mehrspieler-Duellen nach wie vor rockt, ist der guten Einbindung in die Kontrollmechanismen zuzuschreiben. Wer allerdings wie beim Tischtennis in Wii Play oder dem Tennis in Wii Sports eine "direkte Umsetzung" der den Schlag simulierenden Remote-Bewegung erwartet, wird enttäuscht sein. Egal für welche der drei angebotenen Steuerungsoptionen ihr euch auch entscheidet: Keine bietet eine 1:1-Umsetzung eurer Bewegung und bei keiner wird die Handgelenks-Haltung (wie z.B. bei Tiger Woods) erkannt, um den Spin festzulegen.

Drei Mal gut

Wie soll das denn dann funktionieren? Anstatt sich mit menschlichen Schlägerhaltungsfehlern und eventuellen technischen Erkennungsproblemen hinsichtlich der Bewegung herumzuschlagen, die als zwangsläufige Folge einer direkten Steuerung auftauchen würden, hat sich Rockstar behutsam an eine Umsetzung der bereits auf 360 bewährten Kontrollen gemacht, die wiederum an Segas Virtua Tennis erinnern. Auch dort kann man schon vor dem eigentlichen Schlag durch die Länge des Tastendrucks und abhängig von der Positionierung eures Spielers Stärke und Richtung des Balles beeinflussen, ohne dass Spielfluss verloren geht.

 

Beim Wii-Tischtennis bedeutet dies, dass die Remote dazu genutzt wird, den Schlag zu initiieren, wobei die Bewegungserkennung Unterschiede zwischen einer Bewegung von unten nach oben bzw. oben nach unten erkennt und dementsprechend den Ball höher oder flacher über das Netz zum Gegner befördert. Über das Digi-Pad könnt ihr das Spielgerät zusätzlich sehr intuitiv anschneiden.

Die KI der CPU-Pingponger ist stets fordernd...
Bei der reinen Remotesteuerung blieb in unseren Testsessions sogar das Gefühl zurück, dass der Ball sogar in die Ecke ging, in die wir spielen wollten. Ob dies an ausgeklügelten KI-Routinen oder einer erweiterten Schlagerkennung lag, ließ sich leider auch nach zahlreichen Matches nicht mit absoluter Sicherheit sagen. Wir wollen auch nicht ganz ausschließen, dass dies ein purer Zufallswert ist und wir nur suggestiv diesen Eindruck bekamen. In jedem Fall ist das Spielerlebnis überzeugend.

Wer hingegen mehr Kontrolle über seine Figur haben möchte, schließt das Nunchuk an. Hier kann man nun wahlweise entweder seinen Spieler steuern oder hat die Möglichkeit, über den Stick die Schlagrichtung vorzugeben. In diesem Fall kündigt ein Vibrieren an, ob ihr den Ball zu knapp platziert und er Gefahr läuft, an der Platte vorbeizuziehen.

Mit diesen drei Varianten, von denen jede eine gewisse Eingewöhnungszeit erfordert, dürften alle Spielertypen zufriedengestellt werden. Besonders erwähnenswert ist jedoch, dass keine der Optionen gegenüber den anderen einen extremen Vorteil darstellt. Reine Remote-Spieler haben auch gegen die Nunchuk-Tischtennisspieler eine Chance, was für ein gutes Balancing spricht.

Werfen wir nochmals einen Blick zurück auf die 360-Version: Die Athleten sahen schlichtweg famos aus und konnten nicht nur mit ausgefeilten Animationen, sondern auch mit physikalisch akkuraten Kleidungsfalten und -Bewegungen punkten. Da störte es nur am Rande, dass man keinen Editor zu Erstellung eigener Figuren mitgeliefert bekam und die Umgebungen an sich sehr spartanisch, ja fast schon steril wirkten.

Das Auge isst mit

Jasper mit seinen ultraharten Schlägen ist wie auf der 360 einer der unangenehmsten Gegner.
Was ist davon auf Wii übrig geblieben? Schaut man sich beide Versionen im direkten Vergleich an, scheinbar nichts. Doch das würde die Sache zu einfach machen. Zwar deutet das Nintendo-Tischtennis auch mit Komponentenkabel am HD-Bildschirm seine zweifellos vorhandene Klasse an, doch so richtig wirkt Wii und damit auch Tischtennis erst an der guten alten Röhre oder mit Upscaler.

Und dann können sich die Sportler wieder sehen lassen. Die Kleidung schwingt zwar weder physikalisch akkurat noch in sonst einer Form, doch die nach wie vor feinen Bewegungsabläufe (einschließlich Mimik) zeigen, dass auch Nintendos Remote-Kasten Grafikmuskeln spielen lassen kann - nur auf einer anderen Ebene. Deutlich wird dies auch bei den Zeitlupenstudien, die euch die spannendsten Momente nacherleben lassen.  

Auf den angesprochenen Editor verzichtet man weiterhin und auch die Schauplätze sind so spartanisch wie eh und je. Bei der Akustik stehen die "Pings" und "Pongs" der Ballwechsel nach wie vor im Vordergrund, während die vernachlässigbare Musik unauffällig und nie störend im Hintergrund mit synthetischen Tracks vor sich hin dudelt.

  

Fazit

Nach der 360-Überraschung können die Rockstars auch auf Wii gehörig mit Tischtennis punkten. Zwar ist man nicht das Risiko einer absolut direkten Steuerung eingegangen, doch der Mix aus Bewegungserkennung und dem Virtua Tennis´schen Prinzip, bei dem die Position zum Ball ebenfalls eine Rolle spielt, geht auf. Die drei zur Verfügung stehenden Remote-/Nunchuk-Kombinationen sind sinnvoll, gegeneinander ausbalanciert und bieten in jedem Fall ein neues Erlebnis. Dass man auf Online-Spiele verzichten muss, ist bedauerlich, kann aber den Gesamtspaß ebenso wenig gefährden wie der für Solisten eher geringe Umfang. Die Stärke von Rockstars Tischtennis liegt immer noch im kaum klein zu kriegenden Spaß der spannenden Duelle. Und technisch? Gute Animationen, ein schneller Spielablauf und eine blitzsaubere Akustik lassen kaum Wünsche offen. Auch auf Wii ist Tischtennis ein empfehlenswerter Titel!

Pro

  • drei unterschiedliche Kontrollschemata
  • gute Steuerung
  • spannende Mehrspieler-Duelle
  • schöne Animationen
  • variable Spiel-/Satzlängen

Kontra

  • keine direkten Schlagkontrollen
  • für Solisten nur kurzzeitig interessant
  • spartanische Umgebungen

Wertung

Wii

Trotz leicht indirekter Steuerung machen die Ping-Pong-Duelle einen Heidenspaß - auch ohne Online-Modus!