Real Football 2008 - Test, Sport, NDS

Real Football 2008
30.10.2007, Michael Krosta

Test: Real Football 2008

Als ob Electronic Arts mit ihrer Fifa-Serie und Konami mit den Pro Evolution Soccer-Titeln die Fußballwelt nicht schon genug spalten würde, läuft auf dem DS mit Real Football auch noch eine dritte Mannschaft auf. Nachdem der EA-Auftritt auf dem Nintendo-andheld weniger begeistern konnte, stehen die Chancen für den Außenseiter gar nicht mal schlecht. Ist Ubisoft der lachende Dritte im Fußballkrieg?

Wo Fifa selbst auf dem DS mit einem gigantischen Lizenzpaket, massig Spielmodi und sogar einer Onlineunterstützung aufwarten kann, gibt sich die Gameloft-Kickerei deutlich spartanischer. Zwar gibt es auch hier neben den Nationalmannschaften einige Premium-Ligen mit Vereinsmannschaften, doch werdet ihr weder bei den Clubs noch bei den Spielern Originalnamen vorfinden. Trotzdem ist der Wiedererkennungseffekt sehr deutlich: Da wird ein Kahn zum Kohn, ein Ronaldinho

Mannschaften gibt es genügend - nur auf lizenzierte Vereine oder Spielernamen müsst ihr hier verzichten.
zaubert als Rinaldouno über den Platz und Michael Ballack geht bei Manchester als Mr. Ballacq auf Torjagd. Neben freundschaftlichen Vorrundenspielen stehen auch sechs Cups auf dem Programm, die vom einfachen Afrika-Pokal bis hin zur Weltmeisterschaft reichen. Entscheidet ihr euch für den Modus "Europa 2008" müsst ihr sogar noch die Qualifikationsrunden durchlaufen, bis ihr auf dem EM-Rasen steht. Die meiste Zeit werdet ihr jedoch in den insgesamt sechs Ligen verbringen, zu denen auch unsere Bundesliga gehört. Wollt ihr euch nur im Elfmeterschießen mit eurem Gegner messen, dürft ihr das ebenfalls tun.

Im Lizenz-Abseits

Während ihr bei Fifa eure ganz persönliche Aufstellung basteln könnt, bietet Real Football lediglich vorgefertigte Platzierungen eurer zehn Feldspieler. Allerdings ist die Auswahl recht umfangreich ausgefallen und ihr dürft außerdem in elf Abstufungen entscheiden, ob ihr eher offensiv oder defensiv auftretet. Einen Managerteil wie beim PSP-Fifa findet ihr hier nicht. Nicht einmal Transfers sind möglich. Zumindest aber bekommt ihr als Trainer angezeigt, in welcher von drei Verfassungen von schlapp über normal bis topfit sich eure Kicker befinden, die alle individuelle Werte für Angriff, Verteidigung, Technik, Kraft, Fitness und Tempo besitzen. Als optimale Vorbereitung für den harten Fußballalltag eignet sich der Trainingsmodus, in dem ihr von Grundbewegungen bis hin zu intuitiven Tricks alles erlernt.

Die richtige Taktik

Ja, der Onlinemodus von Fifa 08 über Nintendos WiFi-Service hat bei direkten Auseinandersetzungen mit einigen Verbindungsproblemen zu kämpfen. Aber das Hoch- und Runterladen von Szenarien hat durchaus seinen Reiz. 

Die Wiederholungen bedient ihr bequem mit dem Stylus.
Ubisofts Kick bleibt dagegen komplett offline! Keine Matches gegen Spieler aus aller Welt. Kader-Aktualisierungen ade! Wenn ihr hier gegen andere Fußballer aus Fleisch und Blut antreten wollt, geht das nur über die direkte Funkverbindung. Im Gegensatz zu Fifa findet ihr hier jedoch keine Game-Sharing-Funktion, so dass jeder der maximal vier Session-Teilnehmer über ein eigenes Spielexemplar verfügen muss.

Keine Online-Unterstützung

Bis hierher weckt Real Football den Eindruck als wäre es dem Fifa-Meister hoffnungslos unterlegen: Geringerer Umfang, keine Lizenzen, keine Onlineunterstützung. Und das will ein echter Herausforderer sein? Ja, denn Real Football schießt dort die Wertungstore, wo es drauf ankommt - auf'm Platz! Der Ubisoft-Titel sieht nicht nur grafisch einen Tick schöner aus und spielt sich deutlich flotter als die zähen EA-Partien. Nein, er fühlt sich auch besser an! Zwar ist die Ballphysik auch hier noch weit von der Realität entfernt, doch zumindest könnt ihr hier präzise passen, flanken und schießen und habt das runde Leder merklich besser unter Kontrolle als bei Fifa. Nervig ist lediglich die dezent hektische Kamera, von der es auch nur eine Grundeinstellung gibt. Hier hätte etwas Auswahl sicher nicht geschadet, auch wenn ihr die Positionen eurer Mannschaftskameraden auf dem Touchscreen dank Radar immer gut im Blick habt. Auf den Stylus-Einsatz wird übrigens weitestgehend verzichtet: Lediglich beim Elfmeterschießen steuert ihr sowohl die Schützen als auch den Torwart ausschließlich über Drückspielereien auf dem unteren Bildschirm.           

Vorteilsregel

      

Obwohl die flott reagierende Steuerung mit Übersteigern, Doppelpass, Flip Flaps und anderen Tricks einige Optionen bietet, vermisst man doch einige Feinheiten, die bei einem modernen Fußballspiel zum Standard gehören. So ist es z.B. nicht möglich, auf Knopfdruck einen zweiten Verteidiger heran zu ziehen, um einen Angriff abzuwehren. Auch bei Freistößen

Ecken sind besonders gefährlich! Nicht unbedingt, weil die Schützen gut sind, sondern der Torhüter wahrscheinlich wieder Mist baut!
könnt ihr nicht explizit einen Mitspieler anfordern und auch die Mauer lässt sich im Verteidigungsfall nicht verschieben oder verändern. Dafür protzt Real Football mit einem Feature, das es wohl bei keinem anderen Fußballspiel gibt: Während ihr bei Fifa 08 noch eigene Fangesänge aufnehmen konntet, nutzt ihr das Mikrofon hier, um eurem Ärger bei zweifelhaften Schiri-Aktionen Luft zu machen. Laut Verpackung kann das sogar so weit führen, dass der Unparteiische seine Entscheidung revidiert.

Trotz der genannten Beschränkungen bzgl. der Steuerung läuft die Action auf dem Rasen bei Real Football insgesamt sehr rund. Bis zu dem Punkt, an dem ihr vor dem Torwart steht. Sorry, aber die Keeper agieren selbst auf der höchsten der drei Schwierigkeitsgrade oft so selten dämlich, dass man in diesem Zusammenhang kaum noch von einer künstlichen INTELLIGENZ sprechen darf. Vor allem wenn ihr diagonal in den Strafraum prescht ist praktisch jeder Schuss ein Treffer. Aber auch bei Frontalangriffen lassen die Torhüter einiges in Netz. Das gilt leider auch für euren eigenen Schlussmann. Allerdings dringen die gegnerischen Stürmer nur selten bis zu eurem Strafraum vor. Selbst auf der höchsten Stufe habt ihr die Kerle relativ gut im Griff und luchst ihnen in Zweikämpfen schnell den Ball ab. Zumindest im Mittelfeld und im gegnerischen Strafraum erweist sich das andere Team allerdings auch als zweikampfstark, weshalb ihr euch vor allem mit einem schnellen Passspiel nach vorne kämpfen solltet, um den Ball im Netz zu versenken. Die anschließenden Jubelszenen sind übrigens kaum der Rede wert - es sei denn, ihr steht auf kleine Pixelmännchen, die wie an einer Schnur gezogen einheitlich ihre Arme in die Höhe strecken. Dafür ist die Fankulisse deutlich packender als bei Fifa und die Besucher auf den Rängen gehen ordentlich mit. Einen Kommentator gibt es allerdings nicht.     

Schwachpunkt: Torhüter

Fazit

Keine Lizenzen. Kein Online. Kein Game-Sharing. Kein Managermodus. Was hat Real Football überhaupt auf dem DS-Platz verloren? Und warum zum Teufel bekommt es eine bessere Wertung als EAs Lizenz-Online-Game-Sharing-Manager-alles-drin Fifa 08? Weil es sich besser spielt und dabei auch noch besser aussieht! Punkt. Die Ballphysik fühlt sich zwar nicht realistisch, aber doch ein ganzes Stück echter an als beim Konkurrenz-Kick. Außerdem habt ihr eure Pixel-Elf hier deutlich besser unter Kontrolle, auch wenn die Steuerung nicht so viele Finessen bietet wie die Fifa-Serie. Aber nur, weil sich Real Football besser spielt als Fifa 08, macht es das noch lange nicht zu einem Hit-Kandidaten. Dabei hätte alles so schön werden können. Aber mit dermaßen dämlichen Torhütern, der daraus folgenden Masse an Treffern und dem für Profis zu niedrig angesetzten Schwierigkeitsgraden bleibt auch Real Football der Weg zu höheren Wertungsregionen verwährt. Schade, denn hier wurde viel Potenzial verschossen.

Pro

  • gutes Spielgefühl
  • genügend Ligen & Wettbewerbe
  • spaßiges Elfmeterschießen
  • intuitive, gut reagierende Steuerung
  • gelungene Präsentation
  • schöne Stadionatmosphäre
  • WiFi-Begegnungen für bis zu vier Spieler
  • viele vorgefertigte Aufstellungen

Kontra

  • miserable Torwart-KI
  • kaum Herausforderung, trotz drei Schwierigkeitsgraden
  • keine Lizenzen
  • kein Game-Sharing
  • kein Kommentator
  • kein Managermodus
  • weniger Steuerungsfinessen als bei Fifa
  • Kamera teilweise etwas hektisch

Wertung

NDS

Ubisoft verschenkt viel Potenzial! Das Spielgefühl stimmt, aber die miese Torwart-KI verdirbt den Fußball-Spaß.