Warhammer: Battle March - Test, Taktik & Strategie, 360, PC

Warhammer: Battle March
05.09.2008, Jörg Luibl

Test: Warhammer: Battle March

Im Mai 2008 sollte Warhammer: Battle March (ab 5,77€ bei kaufen) auf dem PC für spannende Schlachten zwischen Orks und Menschen sorgen. Doch was das Hauptspiel im Jahr 2006 schon nicht schaffte, konnte auch die späte Erweiterung nicht leisten: Spektakuläre und gut zu kontrollierende Fantasykriege zu inszenieren. Bleibt es auf der Xbox 360 bei der Ernüchterung oder können sich die Entwickler auf der Konsole steigern?

Ein Schlachtfeld aus der Vogelperspektive: Da wimmelt es vor Orks und Goblins. Leider vermisst man die klare Übersicht und Befehlsgewalt, sobald es zur Sache geht...
Wer Warhammer: Battle March vom PC kennt (4P-Wertung: 66%), wird sich auf der Couch sofort heimisch fühlen: Es bleibt sowohl beim angenehm düsteren Fantasystil als auch beim Spielprinzip - also klassische Echtzeit-Strategie mit einem Fokus auf Schlachten zwischen Imperium, Chaos, Skaven, Orks, Goblins sowie Hoch- und Dunkelelfen. Auf der Xbox 360 bekommt ihr das Hauptspiel Warhammer: Mark of Chaos plus Erweiterung.

Fantasy wie bei Muttern

Im Kampf geht es um das geschickte Positionieren seiner Truppentypen, die von mächtigen Helden mit drei Spezialfähigkeiten angeführt werden - diese Recken bekämpfen sich auch in einem wenig spannenden Duell, wenn sie aufeinander treffen. In der Schlacht wirken Schere-Stein-Papier ebenso wie die bekannte Weisheit, dass man Bogen- oder Musketenschützen besser aus der Distanz zum Pfeil oder Abzug greifen lässt. Wer mit seinen Fernkampftruppen nicht klug umgeht, wird sie im Laufe einer Schlacht vermissen - denn die ziehen sich teilweise sehr lang hin und erlauben kein freies Speichern. Deshalb sollte man auch immer ein Auge auf die Moral seiner Jungs werfen, die angesichts von übermächtigen Feinden schon mal in Panik geraten; sind sie selber in der Überzahl, jubeln sie hingegen und schlagen beherzter zu.

Es gibt dieselben Missionen, dieselben Völker, dieselben Spielmechaniken und Personalisierungsmöglichkeiten wie auf dem PC - egal ob Farbe der Rüstungen, Waffen oder sonstiges Zubehör. Hinzu kommen Rollenspielelemente, denn man kann bei Händlern Präzisionsupgrades, Heiltränke oder auch magisches Zubehör kaufen. Auf der 360 bekommt ihr also eine Kopie des Standalone-Add-Ons mit einer leichten grafischen Politur, die sowohl bewegte Bäume als auch einige neue Wasser- und Explosionseffekte zu bieten hat. Das macht aus der Kulisse zwar immer noch keine spektakuläre, aber eine durchaus ansehnliche - wenn nur nicht das Holzpuppentheater in den Zwischensequenzen wäre, das nach dem klasse Intro wie ein Sprung ins kalte Grafikwasser wirkt. Immerhin kann man etwas mehr von der Landschaft sehen als auf dem PC: Die Benutzeroberfläche wurde entschlackt, stattdessen gibt es wie in Halo Wars, Command & Conquer 3: Kanes Rache & Co die bekannten Kreismenüs, die euch durch Truppen, Tränke oder Spezialangriffe navigieren lassen. Ihr habt natürlich auch Schnellzugriffe auf wichtige Items oder Helden. Trotzdem flutscht die Steuerung hier nicht so intuitiv wie bei Genrekollegen auf der 360 oder gar auf dem PC, denn sie ist immer noch stark überladen: Es gibt zig Möglichkeiten der Kameraführung, was theoretisch gut ist, aber in der Praxis zu Verwirrung führen kann - gerade die weite Sicht auf das Gelände ermöglicht keine Befehlsvergabe und die beiden Zoomtypen verlangen auch noch zwei verschiedene Aktivierungen in der Steuerung. Außerdem hätte man die Gruppenbildung vereinfachen müssen; so wählt man meist alle aus und schickt sie auf den Feind, was trotz aller taktischen Parameter leider auch oft sehr gut funktioniert. 

Alle Fantasy-Klassiker sind dabei: Von spitzohrigen Elfen bis hin zu Tanga tragenden Amazonen. Aber wo das Intro noch Blizzard-Qualität suggeriert, verliert sich der Rest der Zwischensequenzen im Holpuppencharme...
Bis zu vier Spieler können sich über Xbox Live daran versuchen. Für Scharmützel zwischendurch stehen euch 30 Karten zur Verfügung. Neu sind innerhalb der sechs Spielvarianten lediglich zwei Multiplayermodi, die euch einmal Karawanen beschützen oder Helden aufeinander hetzen lassen: In "Escort the Flag" müsst ihr die eigene Karawane unbeschadet ins Ziel geleiten, dabei feindliche vernichten und Boni wie Geschwindigkeit, Heilung oder Truppen sichern. In ""Arena" treten bis zu vier Helden drei Runden lang gegeneinander an; vor dem Kampf können diese noch ihre Skills anpassen.

Frische Ideen für Konsoleros?

Ansonsten hat man eher an Feinheiten im Hintergrund gefummelt - dazu gehört auch der leicht entschärfte Schwierigkeitsgrad auf der ersten und dritten Stufe; die normales Stufe hat hingegen dieselben Ansprüche an euch wie an PC-Feldherren.  Leider tauchen alte Fehler und Beschränkungen auf, die man eigentlich hätte vermeiden können. Es bleibt z.B. beim konservativen Speichersystem, das euch während einer Mission nicht speichern lässt. Auch die Übersicht lässt im Getümmel schnell zu wünschen übrig:  Zwar pausiert das Spiel, sobald ihr den Armee-Auswahlschirm aufruft, aber Befehle könnt ihr hier nicht erteilen - warum nicht? Das bedeutet, dass Konsoleros zwar etwas freiere Sicht bekommen, aber das letzte Quäntchen Handlungssicherheit bleibt ihnen verwehrt und viele Schlachten verlieren sich so in einem riesigen Gewusel, ohne die Möglichkeit, wirklich effizient eingreifen zu können. Bis zur Positionierung der Einheiten ist noch alles überschaubar, danach kommt es oft zu chaotischen Massengefechten. Auch die Beschränkung des Welteroberungsmodus auf den Multiplayerbereich bleibt leider ein Erbe der PC-Version.            

Fazit

Auf der Konsole nichts Neues: Anstatt an wesentlichen Elementen der Spielmechanik zu feilen, die das Schlachterlebnis wirklich verbessern, und das konservative Speichersystem über Bord zu werfen, hat man sich auf Feinheiten im Hintergrund wie zwei leichtere Schwierigkeitsgrade sowie zwei neue Multiplayermodi konzentriert. Die machen durchaus Laune, aber werten das Spielerlebnis insgesamt nicht auf. Auch auf der grafischen Seite gibt es eher leichtes Tuning als einen wirklichen Fortschritt hin zu prächtigen Kulissen - bewegte Bäume und erweiterte Wassereffekte reichen dafür nicht aus. Nach einem Intro auf Blizzardniveau muss man dann mit Zwischensequenzen auf Holzpuppenniveau leben. Unterm Strich bleibt die Präsentation genau so spröde wie die Steuerung in letzter Konsequenz chaotisch bleibt. Und das ist das größte Manko, dass man trotz Kreismenüs und Schnellzugriffen immer wieder hilflos zuschaut, wie aus gewollter Strategie letztlich ungewolltes Chaos wird. Warum hat man während der Pause keine Befehlsgewalt? So hätte man im Tohuwabohu der Schlacht noch die Möglichkeit, gezielt zu reagieren. Warhammer hat dennoch seine Reize, lockt mit Rollenspielelementen und interessanten Missionen in drei epischen Kampagnen, so dass es trotz der Defizite immer noch auf einem befriedigenden Niveau unterhält - immerhin bekommt man auch alle Inhalte des Hauptspiels "Mark of Chaos". Schade ist, dass man die taktischen Qualitäten dieses Spiels, die weit über das hinaus gehen, was andere Genrevertreter bieten, nicht intuitiv genug ausnutzen kann.

Pro

  • + klasse Introvideo, aber...
  • im Ansatz taktisch fordernde Schlachten...
  • Formationen und Platzierung im Gelände haben Einfluss
  • abwechslungsreiche Primär- & Sekundärmissionen
  • Helden- & Truppenverbesserungen
  • drei Kampagnen(inkl. jene aus Mark of Chaos)
  • zwei neue Multiplayer-Modi+ ausführliche Tutorials
  • guter Soundtrack

Kontra

  • ...schwache Zwischensequenzen
  • ...die aber angesichts der fehlenden Kontrolle chaotisch werden
  • keine Befehle in der Pause
  • Beschränkung der Welteroberung auf den Mehrspieler-Modus- konservatives Speichersystem
  • immer noch lange Ladezeiten
  • Helden-Kämpfe zu flach
  • Armeewappen überlappen sich

Wertung

360

Auf der Konsole nichts Neues: Zwei neue Multiplayermodi bringen keine Kontrolle ins Chaos. Schade, hier schlummerte taktisches Potenzial!