Spore: Wilde Kreaturen - Test, Simulation, NDS
Kunterbunte Pappfigurenkulisse
Wir finden das allerdings weniger reizvoll, weil man im Kreaturendesigner deutlich weniger Möglichkeiten hat und die Ergebnisse teilweise wie Schnipselchaos aussehen. Ob die Kids das besser finden? Wir haben in unserem Umfeld nachgefragt und durch die Bank ein klares Nein vernommen. Ja, es sei durchaus witzig, aber eben nicht dasselbe, nicht "so cool". Obwohl man auch auf dem DS sehr leicht mit wenigen Stylusgriffen Kreaturen erschaffen kann, versprühen diese nicht den realistischeren Reiz ihrer großen PC-Brüder, die man sich auch als Stofftiere oder Sammelfiguren vorstellen könnte. Aber was steckt unter dieser auf den ersten Blick spröden, aber dennoch angenehm bunten Oberfläche?
Die Story ist schnell erzählt: Ihr sollt euch auf die Suche nach einem von Aliens entführten Freund machen und müsst dafür eine bestimmte Anzahl an Raumschiffteilen finden, die die Reise möglich machen. Obwohl man im Laufe des Abenteuers verschiedene Planeten mit unterschiedlicher Vegetation und Klima von Eis bis Lava besucht: Spore wurde für den DS quasi auf die Kreaturenphase beschnitten. Man startet nicht also nicht als Zelle, sondern als Wesen an Land; es gibt auch keine Stammes- oder Zivilisationsphase. Dadurch verliert Spore zwar seinen evolutionären Reiz und die große Perspektive, aber diese Entscheidung ist letztlich eine gute, denn die Kreaturenphase gehört zu den interessantesten des Spiels, da man hier quasi erste Schritte macht, Quests bekommt und aktiv das Land erkundet. Auch hier steigt man nach Erledigung von Aufträgen auf, bekommt so genannte "Körperpunkte" und kann seine Kreatur so weiter entwickeln.
Nur noch eine statt fünf Spielphasen
Im Hintergrund greifen ansonsten dieselben Spielmechanismen wie im PC-Vorbild: Man kann als Pflanzen- oder Fleischfresser voran kommen, man kann über den Kampf oder das Beeindrucken fremder Wesen erfolgreich sein. Und auch hier unterstützen die Gliedmaßen mal das eine oder andere Spielverhalten: Wer Flügel entwickelt kann an Geschwindigkeit gewinnen, hüpfen und gleiten, wer auf Krallen, Giftdrüsen oder scharfe Zähne setzt, wird sich im Kampf durchsetzen. Außerdem kann man später ein Rudel bilden; zunächst ist es nur ein Freund, der einen begleitet und unterstützt. Leider kann das Füttern dieser Begleiter auf dauer nerven.
Sozial oder kriegerisch?
Das Spielprinzip läuft auf den ersten Blick angenehm dreigleisig, da man sich nicht auf den aggressiven oder sozialen Weg beschränken muss, sondern immer wieder beides einsetzen kann. Allerdings führt das auf den zweiten Blick zu einer gewissen Beliebigkeit, da man seine Kreatur quasi immer wieder komplett neu gestalten und nahezu ohne Konsequenzen einsetzen kann und leider auch muss. Dieser Zwang entsteht durch Aufträge oder bestimmte landschaftliche Beschränkungen: Manchmal werden einfach andere Körperteile wie Flügel, Graifarme oder Schwänze verlangt, sonst geht es nicht vorwärts, also muss man seine evtl. liebevoll gestaltete Kreatur umbauen - diese auf Dauer etwas nervige Pflicht zur Anpassung gab es im großen Spore nicht.
Fazit
Inhaltlich beschnitten, grafisch bizarr, weniger bezaubernd: Das ist Spore auf dem DS im direkten Vergleich mit dem großen PC-Bruder. Natürlich musste man sich an die technischen Beschränkungen der kleinen Plattform anpassen, aber der kantige 2D-Pappfigurenstil verströmt einfach nicht das putzige Flair der Kreaturen, die man mit der Maus ins Leben ruft. Trotzdem können hier durchaus witzige Wesen heraus kommen, die genau so interessante Fähigkeiten entwickeln wie ihre polygonhübschen Brüder - sie haben sogar einige Kniffe wie den Röntgenblick, das Buddeln oder Luftwirbel drauf, die es nur auf dem DS gibt. Dass man sich hier nur in der Kreaturenphase austoben kann, ist zwar eine ärgerliche Beschränkung, aber das Abenteuer auf den Planeten wird durchaus motivierend inszeniert: Das sind zum einen die sozialen und aggressiven Spielweisen sowie die abwechslungsreichen Aufträge mit ihren knackigen Kämpfen und kleinen Rätseln, die für Laune sorgen. Auch die neue Interaktivität, die über das aktive Werfen, Schlagen oder Rhythmusminispiele des Stylus' aufkommt, sorgt für angenehm frische Impulse. Unterm Strich sorgen allerdings die zickige Kamera und vor allem die Pflicht zur Anpassung der eigenen Kreatur dafür, dass es nur ein knappes Gut gibt.
Pro
- durchaus witziger, aber…
- Kreatur erschaffen & entwickeln
- Erkundung einer kunterbunten Welt
- Freunde finden
- aggressive & soziale Spielmechaniken
- Primär- & Sekundärfähigkeiten
- Objekte werfen, in Nest eingraben
- Stylus/Touchscreen-Minispiele
- abwechslungsreiche Aufträge
- guter Kreaturen-Editor
Kontra
- …spröder 2D-Grafikstil
- immer wieder Kameraprobleme
- nur eine Spielphase statt fünf
- nerviges Füttern der Freunde
- später ab und zu Quest-Leerlauf