NHL 2K9 - Test, Sport, 360, PlayStation3, PlayStation2, Wii
Die Suche nach Fortschritt
Natürlich beharrte 2K Sports darauf, dass man überall grafisches und akustisches Feintuning angesetzt habe. Aber erstens ist das auch das Mindeste, was man zum Vollpreis erwarten kann. Und zweitens sieht man auf dem Eis letztlich kaum optische Verbesserungen - einfach mal NHL 2K8 (4P-Wertung: 78%) reinlegen und die Augen reiben: Was genau sieht besser aus? Wo sind die "1400 brandneuen Animationen"? Mal abgesehen davon, dass man es dieses Jahr auch bei den Soundeffekten übertrieben hat: Ich finde die wirbelnde Flutlichtpräsentation vor den Matches und das frenetisch jubelnde Publikum immer noch klasse - genau so wie das Schlagschuss-Krachen. Aber wieso donnert es schon beim kleinen Bandenkontakt aus den Boxen, als wäre ein PKW rein geknallt?
Arcade-Flair statt Realismus
Und in den ersten Spielen gegen die KI kann man den Puck fast ins Tor tragen, wenn man nur konsequent nach vorne marschiert - und das auf All-Star-Niveau. In der eigenen Defense rempelt man dann einfach alles vom Eis, was die blaue Linie überquert. Es gibt nur einen Punkt, den man gegenüber dem Vorgänger verbessert hat: Man hat die überfrachtete Steuerung endlich über Bord geworfen und bietet drei alternative Steuerungen an, darunter eine, die sich auf simple Button-Belegung konzentriert. Sprich: Man kann auf den Analogstick verzichten und alles über Knöpfe einleiten. Aber sollte man nicht eher die Pro-Skill-Steuerung spürbar verbessern, weil nur diese ein wirklich aktives Eishockeygefühl vermitteln könnte?
Deshalb ist mir die Buttonsteuerung egal - ich bleibe bei Pro-Stick. Und da hat sich zu wenig getan: Es macht zwar immer noch Spaß, die eleganten Dekes und Spezialbewegungen auszuführen, darunter einhändige Aktionen, akrobatische Kicks oder 360-Grad-Drehungen, aber das gab es genau so schon letztes Jahr. Neu ist nur der Kompromiss zwischen Buttons pur und Stick pur in der Hybrid-Steuerung. Sprich: Ihr entscheidet auf dem Eis, ob ihr für den Handgelenkschuss lieber einen Knopf oder den Stick nach vorne drückt. Natürlich ist das ein goldener Mittelweg, aber eben einer, der das Moderne nicht
wirklich weiter führt, sondern um Klassik ergänzt.Warum ist NHL 2K9 dann überhaupt noch befriedigend? Weil es sich hier eher um einen fatalen Stillstand als einen Absturz handelt. Dafür sind die Fundamente einfach zu stabil: Neben dem lebendigen Publikum ist da vor allem der enorme Umfang, der von zig Trainingssituationen, 3-gegen-3, 4-gegen-4, der Liga, der immer noch komplexen Franchise bis hin zum Online-Modus sowie einem neuen 6-gegen-6 im Team reicht. Überhaupt liegt die Stärke des Spiels im Internet mit seinen administrierbaren Ligen, wo man vor allem an der Lobby gearbeitet hat: Man kann sich einen Avatar aussuchen (allerdings sehen die Comictypen alle billig aus), es gibt zig Bestenlisten und man kann sogar einen Wochenplan für die eigene Verfügbarkeit erstellen. Und last but not least spielt man nahezu ohne Ruckler im Netz - flott und sauber. Das gilt sowohl für PS3 als auch Xbox 360, die sich grafisch und netzwerktechnisch wie Zwillinge gleichen.
Die guten Seiten
Fazit
Während es dieses Jahr im Fußball einen heißen Zweikampf geben wird, kommt es im Eishockey zu einem Alleingang. Denn die Tendenz des letzten Jahres hat sich fortgesetzt: Electronic Arts macht mit NHL 09 weiter Fortschritte und erobert unseren Gold-Award, 2K Sports baut mit NHL 2K9 weiter ab. Ich bin als langjähriger 2K-Fan enttäuscht. Nicht, weil das Spiel besonders schlecht ist, sondern weil es nicht zu alter Stärke zurückfindet. Warum? Weil die Entwickler scheinbar keine Hebel ansetzen können, die den Spielfluss endlich wieder authentischer wirken lassen. Dass man die überfrachtete Steuerung über Bord geworfen hat, ist eher Pflicht als Kür. Hat sich 2K Sports dieses Jahr auf die Premiere der Wii-Fassung konzentriert oder wieso ist da scheinbar so wenig auf PS3 und 360 passiert? Man hätte sich diese Version mit ihren belanglosen Neuerungen (Eis polieren, 3-gegen-3, Kampfsystem) und kaum sichtbaren grafischen Verbesserungen auch sparen oder als Download anbieten können. Das Spiel hält sich nur deshalb im befriedigenden Bereich, weil es immer noch solide Fundamente in Sachen Umfang, Präsentation, Publikum sowie der herausragenden Online-Qualität beinhaltet, die Ligen und lagfreies Hockey jetzt auch im Sechserteam ermöglicht. Aber es stagniert auf seinem rasanten, mittlerweile allerdings überholt wirkenden Arcade-Niveau und lässt frische, deutlich spürbare Impulse vermissen. Während EA eine motivierende Karriere anbietet, bekomme ich hier nur die alten Modi. Während EA das Spielgefühl klar verbessert, bekomme ich hier dasselbe mit drei Steuerungsvarianten. Und es riecht so stark nach Add-On, dass man den Entwicklern einfach kreative Faulheit vorwerfen muss. Natürlich macht es zwischendurch noch Laune, die krachenden Checks und wuchtigen Schlagschüsse abzufeuern - und auch die eleganten Dekes können sich sehen lassen. Es braucht allerdings eine Radikalkur, um dieses Eishockey wieder da hin zu bringen, wo es einmal war und wo es aufgrund seiner Tradition eigentlich hingehört: Auf ein ebenso packendes wie unterhaltsames Simulations-Niveau. NHL 09 ist dieses Jahr zwei Klassen besser.
Pro
- rasantes Eishockey...
- klasse Hallenakustik, die aber…
- drei Steuerungsalternativen
- coole Superstar-Moves
- gute Präsentation
- ansehnliche Animationen
- Saison, Liga, Franchise
- klasse Online-Modus
- komplexes Training
Kontra
- ...ohne frische Impulse
- ...bei Bandenkontakt übertrieben hallt
- eher Arcade
- als Simulations-Flair
- keine optische Verbesserung spürbar
- keine inhaltliche Verbesserung spürbar
- keine neuen Modi, keine Karriere
- übertriebene Sprints & Checks
- schlechte Defensiv-KI