FIFA 09 - Test, Sport, 360, Wii, PC, PSP, PlayStation3, PlayStation2, NDS
Zwei Mann im Bunker
Wenn die bleichen Herren dabei noch seltsamen Unsinn faseln und im schlimmsten Fall nicht nur lautstark über Abseits und blöde Tore meckern, sondern auch peinliches Geschrei in bizarren Tonlagen von sich geben, dann wissen selbst fachfremde 4Players-Mitarbeiter wie Programmierer, Grafiker oder Hausmeister: Okay, da läuft ein Spiel namens Pro Evolution Soccer mit irgendeiner Zahl am Ende. Okay, wir sollten draußen bleiben und ein paar Wochen später noch mal anklopfen.
Neuer Spaß mit FIFA
Aber zurück zur neu erstarkten Konkurrenz: Warum kann der Kick aus Kanada endlich wieder für Begeisterung auf dem Rasen sorgen? Was hat das Team verbessert? Mal abgesehen von der fantastischen Fankulisse, die dieses Jahr mit den Gesängen aus den Stadionkurven noch einen Gänsehautfaktor drauflegt: Der Spielrhythmus ist dynamischer, die Torsituationen sind abwechslungsreicher, die Physik ist in Zweikämpfen spürbar, die Animationen sehen klasse aus und wenn man den Ball mit der Schlenztaste einmal in den Winkel gezirkelt hat, dann liebt man dieses Spiel wieder. Und schon bei diesem Schlenzer, den es sowohl auf dem Rechner als auch Konsolen gibt, trennt sich die Spielerfahrung: Diese Schusstechnik wirkt auf Letzteren nicht nur deutlich unterscheidbarer vom Vollspannschuss, sondern auch eleganter in der
Ausführung. Zwar trifft einiges vom obigen Lob auch auf die gute PC-Fassung (Download: Demo) zu, aber PS3 und 360 haben nicht nur grafisch klar die Nase vorn - auch spieltechnisch hat man noch einen Vorsprung; selbst wenn die etwas schwerer anmutende Ballphysik, die das Leder schneller in den Sinkflug bringt als auf der Konsole, sowie einige technische Finessen wie die Abschirmung eines heranstürmenden Gegners auf dem Rechner sogar einen Tick besser gefallen.Ansonsten basieren beide Versionen, die von unterschiedlichen Teams entwickelt wurden, auf einer ausgereiften Steuerung, die alles bietet, was das Fußballherz begehrt und von EA über die letzten Jahre immer weiter an den Komfort von PES angepasst wurde: Grätsche, Pressing, Doppeldeckung, Doppelpässe, Lupfer, hohe und flache Pässe in die Tiefe, sicheres Ball stoppen, flache, kurze und weite Flanken, kurze und weite Einwürfe, kurze Ecken, Seitfall- und Fallrückzieher. Schön ist, dass man in der Defensive auch mit Blick nach vorne nach hinten tänzeln kann und dass man im spurtenden Zweikampf um den Ball den anderen Spieler manuell abdrängen kann. Und gerade auf den Konsolen sorgen winkende Flügelflitzer dafür, dass man den Pass in die Spitze nicht vergisst.
Der Kick auf der Konsole
Noch motivierender als diese Theorie ist die Praxis: Es macht einfach Spaß, den Profis bei der Annahme und beim Passen zuzusehen, weil Gewicht und Statur eine sichtbare und nachvollziehbare Rolle spielen - schmächtige Stürmer wie Dortmunds Zidan oder Barcelonas Messi landen bei einem Aufprall meist als Erste auf dem Rasen und werden im Laufduell schnell
weggeschoben. Diese physikalischen Merkmale und Konsequenzen wurden bisher in keinem FIFA so gut herausgearbeitet. Auch die individuellen Fähigkeiten der Stars werden sehr gut dargestellt - egal ob Breitbeinfreistoß von Ronaldo oder Messis Turbodribblings. Und wer ganz nah an der Form seiner Stars sein will, der kann über das Internet und das adidas-Live-Feature wöchentlich ein Form-Update auf Grundlage aktueller Ergebnisse runterladen, so dass sich der favorisierte Club in etwa so präsentiert wie in der Liga.Online haben wir in unseren Probematches gute Erfahrungen gemacht: Auch wenn das Spiel manchmal etwas Zeit für die Synchronisierung braucht und hier und da Ruckler auftreten können, lief der Ball sowohl auf 360 als auch PS3 stabil durch die Reihen - kein Vergleich zu dem Onlinedesaster von Pro Evolution Soccer 2008 auf der PS3, das wir inkonsequenter Weise nicht in die damalige Wertung mit einbezogen hatten. Natürlich bezieht sich unsere Erfahrung im Onlinebreich nicht auf Vollauslastung der Server, aber schon im Vorfeld konnten wir mit Pressekollegen europaweit Matches austragen, um den Netzcode zu testen. Der befindet sich auf einem ähnlichen Niveau wie bei NHL 09 - also nicht ganz so lupenrein und flüssig wie bei den Kollegen von 2K Sports in NBA 2K9, aber ist so solide, dass einige komplett flüssige Partien möglich waren. Übrigens auch mit komfortabler Rematch-Funktion. Sprich: Falls ihr ein Zufallsmatch spielt und verliert, könnt ihr ohne ein neues Spiel aufzusetzen sofort zur Revanche kommen - davon sollte sich Konami eine Scheibe abschneiden.
Online-Matches & Schussmechanik
Aber wichtiger ist auf'm Platz: Vor allem die Schussmechanik hat hier an Qualität gewonnen. Zwar kann die Ballphysik vor allem bei Volleys und Vollspanntreffern immer noch nicht an das krachende, deutlich schwerer wirkende Pendant aus Japan anknüpfen, wo das Leder nicht bei jedem zweiten Schuss eine Steilkurve nach oben hinlegt. Aber der noch etwas zu leicht flatternde Ball fliegt schon authentischer als letztes Jahr auf den Kasten. Wenn EA hier noch etwas mehr Dampf und Schwere reinpusten kann, wird man auch mehr Begeisterung entfachen - es darf nicht sein, dass acht von zehn normalen Schüssen aus der zweiten Reihe in der letzten Flugphase immer ein, zwei Meter nach oben steigen; außerdem ist der Drall beim Flanken so stark, dass ich Bälle über den Analogstick extrem unrealistisch anschneiden kann; quasi erst nach links dann nach rechts drehend.
Die Macht des Schlenzers
Hinzu kommen überhaupt sehr ansehnliche Animationen: Gerade das Köpfen, Sprintduelle und der Kampf um hohe Bälle wird herrlich inszeniert - inklusive wuchtiger Bewegungen, Stolpereien und Rempler. Lediglich die im vollen Lauf stattfindende Annahme hoher Bälle mit der Brust ist zu lethargisch, da ich mir das Leder nicht schnell genug in meinen Lauf wuchten kann - hier wird man fast ausgebremst, was der Dynamik wiederum schadet. Und es gibt über ein Dutzend möglicher Finten und Tricks, die vom einfachen Übersteiger über Hackenakrobatik bis hin zum Rainbow-Flick reichen, wo sich
ein Spieler den Ball mit der Hacke über den Rücken nach vorne spielt, um einen Verteidiger quasi zu überlupfen. Meine Lieblingsfinte ist der fast zirkusreife Ballhüpfer: Ein Spieler klemmt den Ball zwischen beide Füße ein und hüpft mit dem Leder über den zum Tackling heran rauschenden Verteidiger! Wenn das einmal klappt, fühlt man sich wie Diego. Die Fußballpracht läuft weitgehend flüssig - nur hier und da ärgert man sich über kleine Ruckler; nichts Weltbewegendes, aber das sollte man offline eigentlich nicht sehen.Zurück zur Spielmechanik: Aber gegen einen wirklich guten Spieler mit konsequentem Pressing funktioniert das viel zu selten. Warum eigentlich? Zum einen, weil die Dribblings manchmal unberechenbar sind - wer den Analogstick ein bisschen falsch dreht, macht keinen Scoop-Turn, sondern einen Hackentrick. Und da fragt man sich, warum man diese Spezialbewegungen, die im Handbuch immerhin über drei Seiten illustriert werden, nicht üben kann? Warum gibt es kein Dribbling-Training mit einzelnen Stationen, wo ich wirklich akkurat einzelne Manöver ausführen muss? So kann ich lediglich im Hauptmenü auf gut Glück ein paar Finessen probieren; besser wäre es gewesen, jedes Manöver in einem spielbaren Tutorial studieren zu können.
Zidane lässt grüßen
Dabei sollte manchmal auch eine Körpertäuschung reichen, um Boden zu gewinnen. Gerade auf den ersten Metern hat man für meinen Geschmack nicht genug intuitive Möglichkeiten als Spieler. Das führt zu der grundsätzlichen Schwäche des Spiels, die wir schon letztes Jahr analysiert haben. Der Spielaufbau ist trotz der Verbesserungen noch zu zäh - vor allem, wenn folgende Variablen aufeinander treffen: Zwei starke Spieler, die mit Pressing und Doppeldeckung sowie der taktischen Einstellung "Hoher Druck".
Zäher Kampf im Mittelfeld
Auf dem Platz führt das zu einem harten Hin und Her im Mittelfeld. Das ist an sich auch okay, aber man vermisst auch mal Durchbrüche durch Solos oder etwas mehr Bewegung durch Pässe in die Spitze bzw. Seitenwechsel. Das liegt auch daran, dass die Offensiv-KI der eigenen Mitspieler bei weitem nicht so stark ist wie die der Abwehrreihe: Gut ist, dass die Stürmer selbst mit dem Arm in den freien Raum zeigen, wo der Pass hin kommen soll; schlecht ist, dass sie dabei oftmals nicht klug genug laufen und bei Doppelpässen zu langsam sind. Tendenziell stehen die defensiven Reihen selbst bei schwächeren Mannschaften so diszipliniert und gut, dass ein Abseits nach dem anderen gepfiffen wird und dass man selten das Spiel auf eine leere Seite verlagern kann - die meisten Teams stehen einfach zu gut in der Breite. Natürlich gibt es die Möglichkeit, tödliche Pässe in die Spitze zu spielen oder das Spiel zu verlagern, aber der Erfolg ist auf dem Platz zu selten spürbar.
Eine kleine, aber verzeihliche Schwäche ist neben dem Schiri, der manchmal aus heiterem Himmel Rot zückt oder mal wieder als Passblockierer im Weg steht, auch der Torwart: Der legt zwar wunderbare Paraden hin, hält in 1-gegen-1-Situationen fast schon weltmeisterlich gut und reiht sich nahtlos in die Animationsklasse der anderen Spieler ein, aber er
zeigt leider einige blöde Aussetzer. Zum einen sind seine Abwürfe und Anspiele vom ruhenden Punkt aus teilweise eine Katastrophe, weil man wirklich ganz akribisch eine Richtung vorgeben muss, damit sie nicht direkt beim Gegner oder falschen Verteidiger landen. Außerdem kommt es bei Kopfbällen und hohen Bällen, die ein Herauslaufen des Keepers verlangen immer wieder zu skurrilen Patzern, wo der Ball fast ins eigene Tot geschlagen wird, oder erschreckender Lethargie. Natürlich kann man den Torwart auch über manuelles Aktivieren rausholen, aber er müsste im Zweifelsfall etwas eigenständiger agieren.Torwart & Standards
Ansonsten hat sich bei Ecken und Freistößen nicht viel getan. Man kann sich den Ball von einem zweiten Mitspieler auflegen lassen, man kann ihm Drall und Schwung geben, man kann die Mauer hüpfen lassen - leider kann man im Gegensatz zu PES keinen Spieler auf den Schützen zustürmen lassen. Auch beim Elfmeter bleibt fast alles beim Alten - nur kann ich hier den Schlenzer als Variante empfehlen.
Spielmodi
Etwas mehr Spannung und Chaos verspricht der neue Online-Managermodus: Hier kann man einen Verein gründen, Freunde als Spieler verpflichten und gegen andere, von Menschen geführte Clubs antreten - inklusive Transfermöglichkeit. Allerdings muss man hier wirklich von Null anfangen, da die einzelnen Werte der selbst erstellten Spieler zählen, die hier wie im Be A Pro-Modus tatsächlich auflaufen und online im 10-gegen-10 antreten. Wenn das nicht im Chaos enden soll, muss man sich sehr gut absprechen. Ich bezweifle auch, dass man auf Dauer Lust hat, sich als virtueller rechter Verteidiger zu verdingen, so dass es viele kleine Maradonas und Diegos direkt in den Sturm ziehen wird.
Was ist Be A Pro eigentlich? Ein Karrieremodus, in dem man einen unbekannten Jungprofi bis in die Nationalmannschaft bringen kann. Der Modus kommt zwar nicht ganz an die Spannung des gleichnamigen Modus in NHL 09 heran, da das Mittendringefühl hier nicht so stark ist, aber man bekommt ein gutes Gefühl für den Alltag als Solist - obwohl man wahlweise auch die ganze Mannschaft steuern kann: In den Spielen sorgen Positionsanzeigen dafür, dass man Laufwege einhält und man kann von seinen Mitspielern Pässe anfordern oder sie zum Schuss animieren. Außerdem wechselt die Kamera in Schlüsselsituationen in eine angenehm nahe Perspektive, die fast ein wenig an die Schüttelkamera aus Epics Shooter erinnert - diesen Effekt sollte man nächstes Jahr unbedingt noch ausweiten. Erst, wenn man auf dem Platz den visuellen Anspruch realisiert, den man im klasse Menükick mit dem Torwart sieht, fühlt man sich wirklich mittendrin.
Die Profi-Karriere
Für die Einhaltung von Zielvorgaben wie "Schieße drei mal auf das Tor" oder "Gewinne das Spiel" bekommt man zusätzlich Erfahrungspunkte, die man in seine Fähigkeiten investieren kann. Wer keine Lust hat, sich einen eigenen, zu Beginn sehr schwachen Profi zu erstellen, kann auch in die Haut eines Stars schlüpfen. Und wer es kollektiv mag, kann mit bis zu sechs Freunden die Karriere wagen.
Der Kick auf dem PC
Denn man darf nicht vergessen, dass auf aktueller Hardware Kaliber wie Crysis & Co laufen, so dass man unterm Strich angesichts der technischen Möglichkeiten von Dual Core, Direct X10 & Co immer noch enttäuscht sein muss - es bleiben
einfach noch grafische Baustellen auf dem Platz, im Stadion- und Präsentationsbereich: Was sollen bitte diese hässlichen 2D-Fanreihen hinter dem Tor? Dieses Jahr wird zwar auf dem Platz wieder ansehnlich gekickt - übrigens auch mit Schiedsrichter und einem zweiten Mann bei Freistößen. Und man freut sich darüber, dass Spieler bei Grätschen nicht nur in die richtige Richtung fallen, sondern je nach Einfallswinkel und Wucht des gegnerischen Beins auch Purzelbäume schlagen. Aber insgesamt wirken viele Animationen gerade im Vergleich mit den überlegenen, butterweich und detailliert inszenierten Bewegungen der Konsolenfassungen noch zu hölzern.Trotz des sichtbaren Fortschritts ist man auf dem PC, wo der Ball zudem etwas zu groß wirkt, grafisch immer noch nicht auf par, sondern eine Klasse schlechter dran als auf 360 & Co - die Konsolenvarianten sehen vor allem im Detail als auch beim distanzierten Blick auf Platz und Spieler deutlich besser aus; man erkennt einfach mehr von Statur und Bewegungen, Architektur und das Umfeld am Platzrand sehen ebenfalls klar besser aus; vom Fehlen eines spielbaren Menüs mit einer 1-gegen-1-Torwartsituation auf fast fotorealistischem Niveau ganz zu schweigen. Auch wenn man Auflösungen von 1900x1200 unterstützt, wird EA auch dieses Jahr keine gleichwertige 1:1-Umsetzung zum HD-Kick anbieten können; zumal selbst unsere Alienware-Rechner bei dieser Auflösung ins Stottern kamen. Bei Crysis kann man das im wahrsten Sinne des Wortes einsehen, bei grafischem Durchschnitt wie FIFA 09 nicht.
Flotte Ballwechsel am Rechner
Leider wird das positive Bild davon getrübt, dass hier auf lange Sicht doch wesentlich mehr und dümmere Tore fallen als auf PS3 und 360. Sprich: Wenn irgendwo ein Gefühl alter FIFA-Schwächen auftritt, dann eher am PC als auf Konsolen, da man hier selbst auf einem hohen Schwierigkeitsgrad schneller Ergebnisse à la 5:0 erzielt als beim Eishockey. Ich empfehle daher von Beginn an im Karrierebereich die höchste Spielstufe.
Mit Mann und Maus
Im Dauertest zeigt sich aber, dass dieses Steuerungs-Experiment die letzte Präzision bei den Dribblings und im Spielaufbau vermissen lässt - man kann über die Tastatur einfach nicht so punktgenau und schnell agieren, wenn man gleichzeitig die
Maus steuert. Zudem hat man online den Nachteil, dass da ein Fadenkreuz dem Gegner klar und deutlich anzeigt, wohin der nächste Pass geht. Das ist aber kein Kontrapunkt: Die Präzision kann man sich holen, indem man einfach ein Gamepad anschließt und die Steuerung komplett frei belegt; der Xbox 360-Controller wird sofort erkannt. Allerdings gab es bei uns ein paar Probleme mit der korrekten Tastenzuweisung: Manche Belegungen wollten sich partout nicht speichern lassen und ließen das entsprechende Feld leer. Ärgerlich und anachronistisch ist zudem, dass man an einem PC nur eine Belegung speichern kann - sprich: Wenn ihr zu zweit vor dem Monitor sitzt, müsst ihr euch auf eine Tastenkombination einigen.Was die Spielmodi angeht, gleichen sich PC- und Konsolen fast wie Zwillinge: Auch auf dem Rechner könnt ihr neben der obligatorischen Turniere und Onlinematches auch die Karriere Be A Pro angehen - inklusive aller Vor- und Nachteile. Übrigens gibt es nur auf dem PC ein klassisches Training mit freiem Spiel, Freistoß- und Eckensituationen sowie den nach sieben Regionen plus zwei Sondermodi "Ausdauer" und "Meister" gegliederten Herausforderungsmodus mit speziellen Situationen: In Amerika muss man einen Rückstand aufholen, 75% Pass-Genauigkeit erreichen oder einen Zwei-Tore-Vorsprung halten. In der Premier League soll man einen Hattrick schießen oder den Pokal gewinnen.
Fazit
Wer hätte das gedacht? Das ist der erste Gold-Award, den FIFA bei uns seit Jahren einheimst. Und den haben sich die 360- und PS3-Entwickler redlich verdient. Ich mag die fast schon artistischen Dribblings und ich liebe diese Schlenzer: Wenn ich den Ball mit dem Innenrist elegant in den rechten Winkel zirkle, kommt Freude auf - denn dafür brauche ich zig Versuche. Es ist gerade dieses Gefühl, dass man den Fußball wieder neu meistern muss, dass man sich Chancen und Situationen erarbeiten muss, das mich immer wieder an den Bildschirm lockt. Wenn man seinen Gegner einmal mit einem Rainbow-Flick düpiert hat, dann noch erfolgreich flankt und wuchtig ins Netz köpft, macht dieses Spiel mit seinen grandiosen Fangesängen einfach Spaß. Warum dann kein Platin für PS3 und Xbox 360? Weil der Spielaufbau immer noch einen Tick zu zäh ist. Das hat zwei Ursachen, die man im nächsten Jahr zusammen mit einer Verbesserung der Karriere (hier sollte man mehr Dramaturgie, Rivalenstreit und menschliches Feedback eines Trainers einbauen, damit man nicht wie ein steriler Musterkicker in die Nationalmannschaft berufen wird) angehen sollte, wenn man FIFA an die Platinspitze bringen will: Die defensiven Automatismen wie Doppeldeckung, Pressing & Co sind im Vergleich zu den offensiven Manövern wie Dribblings, Doppelpass & Co noch zu stark sind, so dass es gerade gegen menschliche Gegner zu einem zähen Hin und Her kommt, bei dem ein Ballverlust den nächsten jagt. Obwohl man die Animationen sichtbar verbessert, neue Tricks eingeführt und die Geschwindigkeit insgesamt erhöht hat, bleibt das Spielgefühl in diesem Bereich also etwa gleich, da man im stark umkämpften Mittelfeld nur selten über One Touch-Pässe oder Tempowechsel Räume schaffen kann. Trotzdem ist gerade auf den Konsolen ein Fortschritt spürbar, der endlich wieder die Lust auf FIFA geweckt hat. Man darf auch nicht vergessen, dass sich obige Kritik am Spiel vor allem auf Duelle gegen Freunde bezieht - gegen die KI, die deutlich mehr Fehler bei der Verteidigung macht, wirkt der Fußball noch mal realistischer. Also, alles was den Ball liebt, sollte hier unbedingt anstoßen!
Nicht ganz so euphorisch fällt das Fazit für die PC-Version aus, denn trotz des deutlichen Fortschritts zum Debakel des letzten Jahres (Wertung: 59%) hinkt man den Konsolen vor allem grafisch noch hinterher. Wenn ich schon Power unter der Rechenhaube habe, will ich sie beim beliebtesten Sportspiel auch spüren. Die Präsentation auf dem Rechner kann sowohl in Sachen Stadien als auch Animationen und Menücoolness nicht mithalten. Außerdem fallen hier aufgrund der schlechteren Torwart-KI deutlich mehr Tore. Die Maus als Steuerungskomponente sorgt allerdings für angenehm frischen Wind, der aufgrund der freien Positionierung fast an den Wii-Fußball von Konami erinnert - ich finde dieses Experiment mutig und lobenswert. Hinzu kommt die überraschend gute Ballphysik, die mir beim Vollspannschuss sogar bessere Flugkurven zeigt als auf den Konsolen: Hier senkt sich der Ball viel öfter wuchtig Richtung Kasten. Trotzdem trennt beide Spiele die auf dem PC deutlich höhere Torausbeute und Geschwindigkeit sowie das Gefühl, dass man die bessere, aber auch schwieriger zu meisternde Simulation nur auf der Konsole bekommt. Und die PC-Entwickler sollten hinsichtlich der Tastaturbelegung mal Nachhilfe nehmen: Warum kann man nur mit einer Belegung gegen einen Freund antreten? Besser wäre es für Fans und Serie, wenn man 2009 auf Grundlage des Konsolenkicks nur noch eine Version für alle Plattformen anbietet.
Pro
- klasse Simulationsflair
- interessante Maus-Steuerung (PC)…
- umfangreiche Steuerung
- coole Ladespielphase+ pompöse Stadionarchitektur
- elegante Schlenzer+ solide Online-Technik
- spürbare individuelle Spielerklasse
- sehr gute Fankulisse & Gesänge
- überraschend gute Ballphysik (PC)
- ansehnliche Dribblings & Finten
- hervorragende Animationen (360, PS3)
- neue taktische Parameter (360, PS3)
- Physik im Zweikampf spürbar+ umfangreicher Spieler/Vereins-Editor
- sehr gute Offensiv-KI im Solospiel
- gute Simulation der Platzbreite
- 10 gegen 10 online (360, PS3)
- offizielle Lizenz
Kontra
- zu starke Defensivautomatismen (PS3, 360)-…, die aber mit Tastatur zu hakelig ist (PC)
- Ballphysik bei Vollspann zu leicht (PS3, 360)
- kein ausführliches Dribbel-Training
- Kulisse nicht auf Konsolen-Niveau (PC)
- Ballannahme in der Luft zu träge
- einige fatale Torwartaussetzer