Monopoly - Test, Geschicklichkeit, 360, Wii, NDS, Switch, PlayStation2, PlayStation3

Monopoly
29.10.2008, Paul Kautz

Test: Monopoly

Monopoly (ab 15,43€ bei kaufen): Seit Urzeiten erfreut die Mutter aller Kapitalismus-Brettspiele Jung und Alt, Groß und Klein, Dick und Doof, Raubritter und Altruisten. Kein Wunder, dass es von diesem Spaß mittlerweile mehr Software-Umsetzungen gibt als Geldsäcke in Dubai - zuletzt tummelte sich Hasbros Lizenz bei Atari, jetzt tummelt sie sich unter der allmächtigen Fuchtel von Electronic Arts. Mehr Geld beim Publisher = mehr Spaß beim Produkt?

Monopoly ist wie Tetris: Egal, wie gut oder schlecht ein Entwickler ist, das grundsätzliche Spielprinzip ist einfach nicht kaputt zu kriegen. Auch das mieseste Tetris bleibt nach wie vor ein Tetris, und damit ein süchtig machender Spaß. Nur das Drumherum kann vermasselt werden, was natürlich oft genug der Fall ist. Gleiches gilt für Monopoly: Der kleinste gemeinsame Nenner, das clever-fiese Spielprinzip, das auf Gier, Taktik und möglichst

Die ansehnlichen 3D-Bretter sind abwechslungsreich gestaltet; Figuren und Straßennamen passen immer thematisch dazu.
gerissene Mitspieler setzt, ist unverwüstlich. Das gilt auch für EAs Version, bei der sich auf allen vier Plattformen (360, PS2, PS3, Wii) vier Spieler austoben, Grundstücke kaufen, gegenseitig abzocken, Hotels bauen und stundenlang Spaß haben können.

Warum einen Schritt, wenn man zehn gehen kann?

Das Drumherum hingegen... Beginnen wir mal mit dem Einfachsten: Die Bedienung ist zum Teil großer Mist. Als Beispiel sei hier das Geschäftsmenü genannt, und da besonders die Tauschbörse: Ich will ein Grundstück erwerben, das einem anderen Spieler gehört. Also mache ich ihm ein Angebot, das er annehmen oder ausschlagen kann. Spielt man ausschließlich mit Menschen, spricht man sich ab, gibt die Zahl ein, das Angebot wird angenommen, alle sind glücklich. Beim Spiel mit der KI hingegen geht das nicht so einfach, man muss sich hier schrittweise an die Angebotsgrenze herantasten. Und das wird einem so schwer wie möglich gemacht, denn hat man einen Verhandlungspartner ausgewählt, das eigene Grundstück sowie das gewünschte Eigentum markiert und eventuell noch eine Bonussumme eingetippt, zwischendurch tausend Mal auf Bestätigung gedrückt und schließlich die Offerte gemacht, die abgelehnt wurde, muss man sich durch den gesamten, umständlichen Prozess von vorne hangeln! Warum in diesem Fall nicht einfach ein »Angebot erhöhen«-Button für Eleganz sorgt, ist unverständlich. Extrem lästig auch der Fall, wenn man auf ein besonders teures Grundstück gelangt und viel Geld abdrücken muss: Hat man nicht genug Bares auf der Kante, ist die Option der Wahl, die eigenen Grundstücke mit einer Hypothek zu belasten, um schnelles Geld in die Kassen zu spülen. So schnell geht das hier aber nicht, denn jedes einzelne Grundstück muss nach der Belastung mit Druck auf den »Erledigt«-Button bestätigt werden. Klingt an dieser Stelle nicht besonders schlimm, ist aber im Spielalltag belastend.

Apropos Hypotheken, an dieser Stelle kommen zwei Nervtots ins Spiel. Da ist zum einen die Sprachausgabe: Auf allen Plattformen habt ihr die Wahl zwischen mehreren Sprachen, trotzdem gibt es für jede Situation nur wenige Sprüche - die ihr folgerichtig immer

Die KI spielt zwar ganz ordentlich, agiert aber in vielerlei Hinsicht nervend berechenbar.
und immer und immer und immer wieder zu hören bekommt. Belastet ihr ein Haus mit einer Hypothek, erschallt die folgende Weisheit: »Hypotheken sind perfekt, um schnell an Bargeld zu kommen. Allerdings solltest du nie vergessen, dass du das Geld mit Zinsen zurückzahlen musst, bevor du wieder Miete verlangen kannst.« Ein Mal ist dieser Spruch okay, danach habe ich es kapiert. Ein zweites Mal ist für langsamere Spieler vielleicht auch noch sinnvoll. Aber jedes verdammte Mal, wenn ich eine Hypothek aufnehme? Jedes einzelne Mal?? Noch dazu ist die Sprachausgabe nicht abschaltbar, die einzige Lösung ist der Griff zur manuellen Stummschaltung des Fernsehers - und es ist tatsächlich auch die sinnvollste, denn die Musik, für jedes Monopoly-Brett gibt es eine eigene Komposition, ist zwar nicht schlecht, aber jeweils ziemlich kurz. Und irgendwann nervt auch das schönste Rumtata, wenn man es im Laufe einer zweistündigen Partie zum 30. Mal hört.

Der Würge-Reflex ist wieder da

     

Nervtot 2: Die KI. Ihr könnt leerstehende Spielplätze mit Computer-Raffgeiern ausfüllen, die in drei Schwierigkeitsstufen drauflos kapitalisieren. Und sie sind als Gegner auch wirklich nicht übel. Aber zum einen nervt, dass sie sich in Standard-Situationen immer gleich berechenbar verhalten. Bei Auktionen überbieten sich mehrere KI-Spieler immer gegenseitig - und zwar jedes Mal genau bis zur ursprünglichen Wertgrenze des Grundstücks, keinen Cent höher! Ebenfalls wenig Spaß macht die Tatsache, dass es keinerlei Feedback zu den Hypotheken-Aktivitäten der KI gibt: Hat ein Computerspieler zu wenig Geld, macht es Zack, und er hat genug. Klar kann man sich auf Basis seiner Grundstücke denken, wie weit er sein Konto eventuell dehnen kann. Aber wäre eine Anzeige à la »Spieler 4 muss drei Grundstücke zum Wert von XXX Dollar mit Hypotheken belasten« wirklich so schwer gewesen? Die Abwesenheit derselben macht das Spiel unnötig undurchsichtig.

Im Krösus-Modus entscheiden simple Minigames über das Fortkommen - die Züge führt das Spiel automatisch aus.
Ach ja: Einen Online-Modus gibt es auf keiner Plattform. Wer mit schönen Hintergedanken an die sehr spaßige UNO-Umsetzung auf ein ähnliches Online-Monopoly-Erlebnis hoffte, wird bitterlich enttäuscht. Wie auch das Brettspiel-Original ist das Bits-und-Bytes-Monopoly auf das lokale Spielzimmer beschränkt.

Puh, das musste sein. Wie gesagt, all die Meckerei ändert nichts daran, dass auch das neueste Bildschirm-Monopoly wirklich Spaß macht: Die unterschiedlichen Bretter, ob klassisch, Zukunftsdesign oder Süßigkeiten-Land, sind liebevoll gestaltet; die Spielfiguren und Straßennamen sind teilweise sehr witzig angepasst. Ihr könnt das Spiel jederzeit unterbrechen und später an derselben Stelle einfach weitermachen, was angesichts der teilweise mehrere Stunden dauernden Partien keine schlechte Idee ist.

Der Krösus in mir

Neben dem Standard-Monopoly wartet auch noch die so genannte »Krösus-Edition« im Hauptmenü - eine Art Monopoly light, der schnelle Kapitalismus-Snack für zwischendurch: Hier habt ihr selbst sehr wenig zu tun, außer in den Minigames möglichst gut abzuschneiden. Denn diese Spielchen bestimmen darüber, wie viele Karten automatisch auf dem Feld verteilt werden. Ist das geschehen, läuft der bärtige Zylinderträger »Mr. Monopoly« an den Spielfeldern entlang und erledigt sämtliche Aufgaben automatisch - nur auf dem höchsten der drei Schwierigkeitsgrade »Tycoon«, der gleichzeitig auch am längsten dauert, müsst ihr selbst handeln. Das Ganze ist kurz (eine Partie dauert zwischen 30 und 45 Minuten), sehr zufallsabhängig und wenig aufregend, aber für zwischendurch ganz nett. Außerdem schaltet ihr hier die Minigames frei, die ihr euch vom Hauptmenü aus auch separat gönnen könnt. Versprecht euch allerdings nicht zuviel: Ihr müsst einem Polizeiwagen entkommen, einen Aktienverlauf richtig schätzen, Gefängnisstäbe zersägen oder Geldsäcke greifen und ins das richtige Loch schmeißen - alles sehr simpel und kurzlebig, auf 360, PS2 und PS3 per Stickgewackel, auf der Wii per Fernbedienungs-Geschüttel gespielt.   

Fazit

Das zweitgrößte Ärgernis des neuen Monopoly lässt sich einfach lösen: Die Sprachausgabe ist nervtötender als eine Diskussionsrunde mit den Zeugen Jehovas, aber wozu hat mein Fernseher eine Stummtaste? Das größte Ärgernis ist leider nichts ganz so einfach aus der Welt zu schaffen: Die Kombination aus belastend berechenbarer KI und teilweise himmelschreiend doofer Bedienung lädt viel zu oft zum Fluchen ein, als nötig wäre. Denn das Spielprinzip ist großartig und motivierend bis zum letzten Euro, mit ein paar Freunden macht auch dieses Monopoly verdammt viel Spaß. Allerdings: Wenn ich schon keinen Online-Modus habe, kann ich auch gleich zum echten Brett greifen!

Pro

  • unverwüstliches Spielprinzip
  • im Mehrspielermodus ein großer Spaß
  • netter »Krösus«-Modus

Kontra

  • teilweise sehr umständliche Bedienung
  • nervende, immergleiche Kommentare
  • kein Online-Modus
  • dumpfbackige KI

Wertung

360

Wii

PlayStation2

PlayStation3

Das Spielprinzip ist unverwüstlich gut - aber die Umsetzung scheitert an KI-Ärgernissen sowie doofer Bedienung.