MySims - Test, Simulation, NDS, Wii, PC

MySims
03.11.2008, Jan Wöbbeking

Test: MySims

Einfach mal die Seele baumeln lassen - in kaum einem Videospiel funktioniert das so gut wie in MySims (ab 21,09€ bei kaufen). Anders als beim hauseigenen Goldesel "Sims 2" mit seinen unzähligen Updates hat Electronic Arts das komplette Konzept über den Haufen geworfen. MySims orientiert sich eher am entspannten Spielablauf von Animal Crossing als an der hauseigenen Alltagssimulation. Während Wii-User bereits im Nachfolger mit dem Untertitel "Kingdom" auf Entdeckungsreise gehen, kommen PC-Besitzer erst jetzt in den Genuss des Originals - ob der neue Online-Modus für die Wartezeit entschädigt? Wie ihr an all die unterschiedlichen Essenzen gelangt, erfahrt ihr übrigens in unserem Guide im 4P-Spieletipps-Channel.

Besitzer des Wii-Originals fühlen sich sofort heimisch in der verlassenen Kleinstadt, die ihr mit Hilfe eurer magischen Baukünste wieder aufbauen dürft. Kein Wunder: Im Einzelspielermodus hat sich kaum etwas verändert. Der Spielablauf ist exakt der gleiche wie in der Konsolenfassung. Nach wie vor gestaltet ihr mit euren eigens kreierten Bauwerken und Möbeln euer kleines Paradies. 

Bilderbuchwelt auf der Mattscheibe: Habt ihr ein paar Sims einziehen lassen, tobt im Ortskern das Leben.
Anders als in anderen Sims-Spielen oder in Harvest-Moon seid ihr aber kaum mit der Ressourcen-Beschaffung beschäftigt. Das gemütliche Ernten des "Essenzen" genannten Baustoffes artet nie in Arbeit aus. Stattdessen steht entspanntes Erkunden der idyllischen Umgebung auf dem Programm. Ihr sammelt beim Schlendern durch den Ort ein paar gelbe Blüten ein oder werft entspannt die Angel aus, um euch ein paar Fisch-Essenzen zu besorgen.

Urlaub in der Kleinstadt

Der einfachste Weg, an die Baustoffe zu gelangen, ist Freundlichkeit: Umarmt einfach einen anderen Sim, und schon hüpfen zur Belohnung ein paar grinsende Essenzen vor eurer Nase herum. Oder ihr verpasst eurem Gegenüber eine Ohrfeige und kommt so an ein paar wütende Smilies. Doch eure ins Dorf gelockten Nachbarn dienen nicht nur als Essenzenspender: Sie beauftragen euch außerdem mit dem Bau schicker Designer-Möbel für ihr Eigenheim. Die Häuser und Gegenstände zimmert ihr in einem einfach zu bedienenden Editor zusammen. Wichtig ist nur, dass ihr euch grob an den dreidimensional eingeblendeten Plan haltet und die vorgegebenen Zahl an Essenzen zum Bau verwendet - alles andere bleibt eurer Kreativität überlassen.

Den Plattenspieler von DJ Candy könnt ihr z.B. aus allerlei kunterbunten Fischen und Billard-Kugeln zusammensetzen. Mögt ihr es konservativer, zimmert ihr die Turntables einfach nach Plan mit den markierten Standard-Klötzen zusammen und verpasst ihnen eine passende Dekoration. Essenzen lassen sich nämlich nicht nur als Baumaterial benutzen.

Armer Nemo: DJ Candy freut sich, wenn ihr ein Turntable aus Clownfischen und Billard-Kugeln bastelt.
Ihr könnt sie auch in Farbe verwandeln und den Möbeln den Anstrich verpassen, welcher dem Auftraggeber gefällt. Das Grufti-Mädel steht auf unheimliche Tische mit Totenköpfen, ihre niedliche Schwester Poppy dagegen erfreut ihr mit einem fröhlich-bunten Exemplar. Gestaltet ihr eure Stadt in einem bestimmten Stil, lockt ihr dadurch bestimmte Charaktere an, die ihr in euer Reich einziehen lassen dürft. Leider wurde die Grafik des Spiels im Vergleich zum Wii-Original weder zeit- noch hardwaregemäß aufgemotzt. Das ist dank des gelungenen, niedlichen Comic-Stils zwar nicht weiter schlimm - doch Rare zeigt, wie es besser geht. Die bonbonbunten Gärten der beiden Viva-Pinata-Teile wirken um einiges prächtiger als die zwar idyllischen, aber etwas leeren und kantigen MySims-Kulissen.

Ungewöhnliche Baustoffe

Außerdem wurde der PC-Version keine Controller-Steuerung spendiert, was sich negativ auf das Mittendrin-Gefühl des Originals auswirkt. Nun dürft ihr nicht mehr die Füße hochlegen, sondern müsst euch vor den Monitor hocken und eure Figur mit der nicht immer idealen Maus- und Tastatur-Steueung durch die Gegend navigieren. Zugegeben, tragisch ist es nicht, aber schade. Im Gegenzug lassen sich eure Editor-Kunstwerke ein wenig intuitiver zusammenzimmern als mit der Wii-Fernbedienung.

Die Arcade-Maschine bastelt ihr per Drag-and-drop im Editor. Leider dürft ihr sie online nur an Freunde weitergeben.
Den auf der Verpackung angepriesenen PC-exklusiven Online-Modus dürft ihr leider erst dann ausprobieren, wenn eure Stadt zwei von fünf Sternen verliehen bekommen hat. Immerhin lässt sich dieses Ziel innerhalb weniger Stunden erreichen. Ihr dürft allerdings nicht nach Herzenslust durch die Gärten fremder Spieler streifen. Um die junge Zielgruppe zu schützen, hat sich Electronic Arts das Freundeslisten-System von Nintendo zum Vorbild genommen. Ihr könnt nur Personen zu eurer Liste hinzufügen und danach in euren Garten einladen, die euch im echten Leben ihren Spitznamen verraten.

Online-Spiele nur mit Freunden

Offene Server oder gar eine zusätzliche Rivalen-Liste für unbekannte Spieler gibt es nicht. Habt ihr sämtliche Hürden überwunden und befindet euch im Garten eines Freundes, dürft ihr dort mit bis zu sieben Mitspielern herumalbern, chatten und Fangen spielen. Deutlich interessanter ist die Möglichkeit, gemeinsam Häuser auf den leeren Grundstücken zu errichten oder Essenzen auszutauschen. Auch wenn ihr euren Garten offline besucht, findet ihr dort neue Essenzen wie Bananen und bunte Rubik-Würfel, die es in der Stadt nicht gibt.  

Fazit

Geht euch das Ackern in Harvest Moon auf die Nerven? Oder das ewige Bemuttern eurer Schützlinge in Sims 2? Wenn ihr einfach nur auf eine entspannte Entdeckungsreise gehen und ausgefallene Gegenstände konstruieren wollt, ist My Sims wie für euch gemacht. Ähnlich wie in Animal Crossing werden hier alle Stressfaktoren ausgeblendet und ihr konzentriert euch darauf, eurer Kreativität freien Lauf zu lassen. Im Gegenzug müssen Sim-Fans aber auf komplexe Beziehungspflege und andere Aspekte verzichten, welche die klassischen Serien-Teile interessant machten. Schade, dass ihr im Multiplayer-Part nur mit Freunden basteln und tauschen dürft. Weil EA seine junge Zielgruppe schützen möchte, müsst ihr euch ähnlich wie auf dem Nintendo DS mit umständlichen Freundeskennungen herumärgern. Gegen ein Editor-Schwergewicht wie LittleBigPlanet kann man so nicht anstinken. Auch die Kulissen hätten gegenüber der Wii-Fassung ruhig etwas aufpoliert werden dürfen. Und warum darf ich mich nicht mehr zurücklehnen und meinen Sim relaxt via Gamepad steuern? Trotz all der kleinen Nicklichkeiten ist es aber nach wie vor herrlich entspannend, sich mit all den fantasievollen Essenzen in der Werkstatt auszutoben. Design-Sofa aus Smilies gefällig? Mit einer schimmernden Regenbogenforelle als Dekoration? Im Mysims keim Problem! Dank der zahlreichen Essenzen könnt ihr eure Experimentierfreude freien Lauf lassen.

Pro

  • <P>
  • niedliches Design
  • herrlich unkompliziert und entspannend
  • einfaches Gestalten von Häusern und Möbeln
  • das Sammeln von Essenzen wird nicht lästig
  • nehmt Einfluss auf das Image eurer Stadt, indem ihr bestimmt, wer einziehen darf
  • gelungenes Charakter-Design
  • relaxte Musik</P>

Kontra

  • <P>
  • Aufbau und Pflege von Beziehungen deutlich simpler als anderen Sims-Teilen
  • keine Joypad-Unterstützung
  • Maus/Tastatur-Steuerung teils etwas umständlich</P>

Wertung

PC

Bastelt euch eine Bilderbuchstadt: Zuckersüßer und herrlich relaxter Sims-Ableger im Stil von Animal Crossing.