Ferrari Challenge - Test, Rennspiel, Wii, PSP, NDS, PlayStation3, PlayStation2

Ferrari Challenge
07.11.2008, Michael Krosta

Test: Ferrari Challenge

Was auf Nintendos DS noch eine richtig gute Figur machte, aber auf der PlayStation 3 durch viele kleine Ungereimtheiten sowie einen katastrophalen Onlinemodus nicht so recht begeistern konnte, fährt mit etwas Verspätung auf die mittlerweile betagte Vorgänger-Konsole: Ferrari Challenge (ab 28,12€ bei kaufen) von System 3! Wird das Spiel auf der PS2 dem großen Namen gerecht oder haben die Entwickler die Kritikpunkte von der aktuellen Generation in die letzte übernommen?

Die schicken Ferrari-Modelle: Auch auf der PS2 sind sie ein Traum für Liebhaber ästhetischer Sportwagen. Und wer das Spiel zum ersten Mal startet, wird sich auch auf der alten Sony-Konsole kaum an der grandiosen Titelmelodie satt hören, die im starken Kontrast zu den öden Ingame-Tracks steht, die ihr am besten gleich abschaltet. Auch das interaktive Tutorial mit Beifahrer und Ratgeber Tiff Needell weiß hier genau so gut zu gefallen wie auf der PS3 - von den grafischen Abstrichen abgesehen - und führt euch prima in die Welt des Rennsports mit den Flitzern aus Maranello ein. Selbst die Fahrphysik, die sich stärker an einer Simulation als an einem Arcade-Racer orientiert, wurde ohne große Abstriche umgesetzt und weiß vor allem im Zusammenspiel mit einem Force Feedback-Lenkrad zu gefallen, auch wenn sich die Bremspunkte bei regennasser Fahrbahn

Spannende Positionskämpfe werdet ihr bei Ferrari Challenge kaum erleben.
nicht so gravierend verändern, wie man es vielleicht erwartet. Leider ist die Cockpitansicht gestrichen worden, die auf der PS3 noch ein deutlich besseres Mittendrin-Gefühl vermittelt hatte als hier, wo ihr lediglich mit drei Außen- und zwei Innenansichten (inklusive Motorhaube) Vorlieb nehmen müsst.

Viele Ähnlichkeiten

Gerade bei Letzteren ist das Geschwindigkeitsgefühl enorm und im Gegensatz zum PS3-Pendant läuft die Grafikengine auf der PS2 runder und verschont euch mit störenden Ruckeleinlagen. Klar, dass sich die Kulissen nicht auf dem Niveau der aktuellen Generation bewegen und im direkten Vergleich hässlich grob wirken, doch für PS2-Verhältnisse ist Ferrari Challenge schön anzusehen, auch wenn die polygonisierten Ferraris nicht ganz mit den Fahrzeugmodellen eines Gran Turismo 4 mithalten können, dafür aber zumindest mit einem optischen Schadensmodell ausgestattet wurden, das allerdings nur sehr oberflächlich ausfällt. Sei's drum: Ferrari Challenge sieht gut aus und fühlt sich gut an. Was könnte

Die Nahansicht mit ihren ansehnlichen Spiegelungen auf dem Lack macht deutlich, dass sich die Entwickler viel Mühe bei den Ferrari-Modellen gegeben haben.
also der Siegesfahrt zum Gold-Award noch im Wege stehen? Im Prinzip genau das, was auch schon die PS3-Ferraris in die Schranken gewiesen und das Vordringen in höhere Wertungsregionen unmöglich gemacht hat.

Spürbare Pferdestärken

Knackpunkt ist auch auf der PS2 die bescheidene und schlecht ausbalancierte KI: Fahrt ihr ein 15 Minuten-Rennen, kämpft ihr euch meist schon nach fünf Minuten an die Spitze und dreht danach einsam eure Runden, sofern ihr keine Fahrfehler begeht. Dabei lasst ihr eure Verfolger in der Regel mehr als eine Minute hinter euch - es sei denn, einer der KI-Fahrer nimmt plötzlich doch mal den Fuß von der Bremse und liefert sich zumindest zeitweise ein halbwegs spannendes Duell mit euch. Auch beim Qualifying scheinen eure Gegner wie ausgewechselt und brennen Zeiten in den Asphalt, die in keinem Verhältnis zu dem stehen, was sie im anschließenden Rennen abliefern, bei dem sie teilweise zwischen fünf und zehn Sekunden pro Runde langsamer unterwegs sind. Leider habt ihr auch auf der PS2 keine Möglichkeit, verschiedene Schwierigkeitsgrade einzustellen, so dass ihr euch immer wieder mit der unausgewogenen KI rumschlagen müsst, durch die das gewünschte Rennsport-Feeling oft einer schnarchigen Solo-Fahrt an der Spitze weicht. Und sollten manche von euch dennoch überfordert sein, schaltet ihr einfach Fahrhilfen wie ABS und Traktionskontrolle hinzu, die euch das Leben hinterm Steuer deutlich leichter machen. Simulationsfetischisten

Meist dreht ihr einsam eure Runden!
vermissen dagegen Features wie Reifen- und Benzinverbrauch, die es in der virtuellen Ferrari Challenge auch auf der PS2 nicht gibt. Entsprechend fallen auch hier Boxenstopps komplett unter den Tisch.

Öde Rennen

Im Prinzip findet ihr auf der PS2 vom Zeitfahren über den Arcademodus und die Trophäenrennen bis hin zu den Herausforderungen und dem Bonus-Quartett alle Spielmodi, wie man sie schon von der PS3 kennt. Mit einer Ausnahme: der Onlinemodus! Dieser wurde auf der PS2 gestrichen - vielleicht eine weise Entscheidung, wenn man an das peinliche Debakel über das PlayStation Network zurück denkt. Allerdings ist es schade, dass die Entwickler als Ausgleich nicht einen Splitscreen-Modus eingebaut haben. Damit richtet sich Ferrari Challenge auf der PS2 lediglich an Solo-Piloten, denn Mehrspieler-Duelle sind generell nicht möglich. Falls ihr nicht genügend Platz auf eurer Speicherkarte (mindestens 760 Kilobyte) haben solltet, ist übrigens Vorsicht angebracht: Beim Test hat sich das Spiel jedes Mal während der Überprüfung der (vollen) Memory Card nach dem Anlegen des Profils aufgehängt. Ihr solltet also entweder vorher genügend Platz frei schaufeln oder Ferrari Challenge ohne eingesteckte Speicherkarte starten.  

Keine Onlinerennen

Fazit

Leider hat System 3 anscheinend nichts aus der Kritik zur PS3-Version von Ferrari Challenge gelernt: Auch auf dem Vorgängermodell macht man zwar spielerisch mit einem ansprechenden Fahrgefühl und der ansehnlichen Präsentation im Ansatz vieles richtig, versagt aber dort, worauf es nicht weniger ankommt - nämlich beim eigentlichen Renngeschehen auf der Strecke. Wo sind die spannenden Überholmanöver? Wo ist der Kick, den drängelnden Gegner mit einem konzentrierten Fahren auf der Kampflinie hinter sich zu lassen? Hier jedenfalls nicht, denn die KI ist auf der PS2 genau so unausgewogen und überwiegend passiv, wie sie es schon auf der großen Sony-Konsole war. Dabei hätte man dem mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden wunderbar entgegen wirken und Ferrari Challenge mit weiteren Features wie Boxenstopps und Reifenabnutzung zu einem wirklich guten, wenn nicht sogar sehr guten Rennspiel machen können. Das Potenzial war auf jeden Fall vorhanden. Doch zusammen mit dem gestrichenen Onlinemodus ohne entsprechenden Splitscreen-Ersatz landet man auch auf der PS2 dort, wo man sich auch auf der PS3 einordnen musste: im oberen Mittelfeld!

Pro

  • schöne Automodelle
  • meist knackige Motorenklänge
  • lizenzierte Rennstrecken
  • viele Spielmodi
  • massig Kameraperspektiven
  • fordernde Fahrphysik
  • Fahrhilfen für Anfänger
  • zwei Witterungsbedingungen (trocken, Regen)
  • sehr gute Force Feedback-Effekte
  • Setup-Einstellungen möglich
  • meist gutes Geschwindigkeitsgefühl
  • gute Steuerung
  • Windschatten spürbar

Kontra

  • blöde KI
  • teilweise miese KI-Balance
  • keine Cockpit-Ansicht mehr
  • keine richtigen Positionskämpfe
  • Rennen werden schnell langweilig
  • kein Onlinemodus
  • keine Splitscreen-Rennen
  • Regen kaum Auswirkungen auf Bremspunkte
  • zu wenige Onlineoptionen
  • Lenkrad-Setup nur sehr oberflächlich (keine tote Zone etc.)
  • keine Boxenstopps
  • keine Reifenabnutzung
  • Schadensmodell nur sehr rudimentär
  • Qualifying-Zeiten der KI stehen in keinem Verhältnis zur Leitung im Rennen
  • keine verschiedenen KI-Schwierigkeitsgrade wählbar
  • inkonsequentes Strafsystem

Wertung

PlayStation2

Auch auf der PS2 verhindert vor allem die unausgewogene KI die Fahrt in höhere Wertungsregionen! Schade, denn das Fahrgefühl weiß auch hier zu gefallen...