Trauma Center: New Blood - Test, Simulation, Wii
Beharrlichkeit ist die größte Tugend eines Arztes - zumindest in der virtuellen Welt. Stirbt euch im aktuellen Teil von Trauma Center ein Patient weg, versucht ihr euer Glück einfach von neuem. Das schlimmste, was passieren kann, ist ein höhnischer Spruch von Kollege Mathias:
"Bei euch Kurpfuschern würde ich mich bestimmt nicht unters Messer legen!" Von derlei unqualifizierten Zwischenrufen lassen sich echte Halbgötter in weiß natürlich nicht aus der Ruhe bringen. Denn genau das ist es, was ihr in diesem Spiel am dringendsten braucht: Ruhe. Oder um es genauer auszudrücken: Eine ruhige Hand mit flinken Fingern.Pfuscher oder Gott in weiß?
Wie im Vorgänger dürft ihr euch zwischen den chirurgischen Glanzleistungen aber auch entspannen. Das Spiel ist nämlich kein bierernster Operations-Simulator, welcher der ambitionierten Mama die Kosten für das Medizinstudium ihres Lieblings erspart. Stattdessen ist das bunte Geschnippel wie im Vorgänger in eine typisch-japanische Anime-Story eingebettet. Drei Worte auf der Packungsrückseite fassen den Spielablauf für einen Werbetext erstaunlich präzise zusammen: "Spannung, Drama, Chirurgie".
Falls ihr schon mal ein japanisches Drama gesehen habt, wisst ihr, wie der Hase läuft. Wie in einem Manga üblich, wird viel Wert auf Hintergrundgeschichte und Motivation der neu eingeführten Charaktere gelegt. Die mit wenigen Standbildern präsentierten, langen Zwischensequenzen erinnern sofort an das Gerichtsspiel Phoenix Wright, es tauchen allerdings weder abstruse Wendungen noch alberne Höschen-Gags auf wie in dem Gerichtsspiel.
Der Zeichenstil und die Dialoge wirken erwachsener und leider auch ein wenig fader. Trotzdem verbindet die Geschichte die Anlässe für die hektischen Operationen recht gut: Ihr schlüpft in die Haut von Markus Vaughn oder seiner Kollegin Valerie Blaylock, die in der Einöde Alaskas das Nordlicht beobachten. Ab und zu passiert auch in in der abgelegenen Heimat von Sarah Palin ein Unfall und genau dann kommt euer Können zum Einsatz. Anders als in den Tutorials und den ersten Routine-OPs geht es dank diverser Noteinsätze schon früh um Leben und Tod: Mal müsst ihr Geschwüre suchen und entfernen, ein anderes mal eine unter Trümmern eingeklemmte Nonne an Ort und Stelle behandeln oder eine zersplitterte Gewehrkugel aus dem offenen Herzen entfernen.Dr. Phoenix Wright
Die Steuerung mittels Cursor wirkt wie für die Fernbedienung gemacht: Mit dem Analogstick des Nunchuk wählt ihr in Windeseile das passende Werkzeug aus. Als nächstes untersucht ihr den Kürper mit Ultraschall, desinfiziert Wunden, stabilisiert die Vital-Werte des Patienten mit einer Spritze, saugt Blut ab, schneidet Tumore aus dem Gewebe, schmeißt sie mit der Pinzette in eine Schüssel und verbindet die angerichtete Sauerei. Auch ein Laser kommt zum Einsatz, mit ihm dürft ihr kleine Tumore wegbrutzeln. Das sieht zwar nicht so elegant aus wie in Star Wars: Clone Wars - Lichtschwert-Duelle, besser steuern lässt es sich aber allemal. Im Prinzip schießt ihr die winzigen Störenfriede wie im Lightgun-Shooter ab - mit dem Unterschied, dass euch in diesem Fall nur das Zeitlimit gefährlich werden kann.
Dank der magenfreundlichen Darstellung fühlt ihr euch aber eher wie in der Spielhalle statt wie in einem Splatterfilm. Statt euch wie in einem Nachrichtenbeitrag über die Gesundheitsreform minutenlange Großaufnamen von Nadeleinstichen anzuschauen, seht ihr nur, wie das obere Teil der Spritze sich aufzieht und entlädt. Alles blitzt, blinkt und klingelt wie bei einem Spielautomaten. Passend dazu könnt ihr mit schnellen Aktionen in Folge Kombos aufbauen und eure Bestleistungen in eine Online-Rangliste hochladen. Das komplette Spiel wirkt insgesamt harmloser als eine Brustvergrößerungs-Reality-Soap im Nachmittagsprogramm. Euer Patient besteht aus transparenten Organen und sogar Blut und Tumore sorgen nicht dafür, dass ihr euer Frühstück ein zweites mal zu Gesicht bekommt.
Insert Coin!
Der grandiose Koop-Modus war zweifellos die beste Idee der Entwickler. Zu zweit macht es buchstäblich doppelt so viel Spaß, sich durch die wartenden Patienten zu schneiden, tupfen und nähen. Bei der Ausgestaltung eurer ärztlichen Kooperation lassen euch die Entwickler freie Hand. Ihr fuhrwerkt wie im Einzelspieler-Modus mit dem Cursor am Patienten herum, diesmal allerdings mit zwei Lichtpunkten. Ob ihr Einschnitte vornehmt oder derjenige seid, der für Tupfer, Zange und Bettpfanne sorgt, liegt ganz bei euch.
Dynamisches Duo
Fazit
Doppelt verarztet hält besser! Trauma Center: New Blood ist der beste Beweis dafür, dass kooperatives Operieren zwei mal so spaßig ist wie ein egozentrisches Götterdasein in Weiß. Schade, dass ich nicht auch online per Fern-OP mit befreundeten Medizinern zusammenarbeiten darf. Dabei schreit das Spielprinzip geradezu nach einem Online-Modus. Immerhin könnt ihr eure Meisterleistungen am Skalpell mit Hilfe einer Internet-Anbindung weltweit vergleichen. Die intuitive Steuerung wirkt nach wie vor, als sei der Wii-Controller für sie erschaffen worden. Die in Standbildern erzählte Rahmenhandlung dient als erholsame Abwechslung und auch der Umfang weiß zu gefallen: Dank allerlei unterschiedlicher chirurgischer Aufgaben kommt viele Stunden lang keine Langeweile auf - sollte man meinen. Leider sorgt der erstaunlich schlecht ausgewogene Schwierigkeitsgrad häufig dafür, dass ihr dass virtuelle Arztwerkzeug am liebsten an die Wand pfeffern würdet. Habt ihr das Martyrium endlich überstanden, fragt ihr euch kurz darauf in der nächsten Routine-OP, warum ihr als Arzt-Koryphäe mit derlei kinderleichten Eingriffen belästigt werdet. Wenn ihr eine hohe Toleranz gegenüber frustigen Aufgaben besitzt, könnt ihr mit Atlus' OP-Adventure aber eine Menge Spaß haben - vor allem als dynamisches Team im weißen Kittel.
Pro
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- ideale Steuerung
- viele unterschiedliche OPs sorgen für langen Schnippelspaß
- prima funktionierender Zweispielermodus macht euch zum Ärzte-Duo
- magenfreundliche Darstellung von Skalpellschnitten, Spritzen & Co</P>
Kontra
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- stark schwankender Schwierigkeitsgrad
- dadurch hohes Frustpotential</P>