Lips - Test, Musik & Party, 360

Lips
27.11.2008, Michael Krosta

Test: Lips

Lust, eine Runde zu singen? Stimmbänder geölt? Super, dann schmeiß die PlayStation an! Wie, du hast nur eine Xbox 360? Das ist ja doof! Da kann man doch gar nicht singen. Häh? Lips (ab 56,83€ bei kaufen)? Noch nie was von gehört! Uiii, kabellose Mikrofone mit blickenden Lichtern und Bewegungssensoren? Klingt ja cool! Schmeiß mal rein. Bin gespannt, ob es genau so geil ist wie SingStar...

Ja, wer heutzutage von Karaoke-Spaß an einer Videospielkonsole schwärmt, wird unweigerlich die berühmte Sony-Serie meinen, von der seit ihrem Start im Jahr 2004 zig Millionen Exemplare und unendlich viele Zusatz-Editionen mit neuen Songs über den Ladentisch gewandert sind - und ein Ende ist auch mit dem Erscheinen von PS3-Auskopplungen sowie einem Online-Store nicht in Sicht! SingStar ist in der Tat ein Phänomen: Das Prinzip ist denkbar einfach und der große Bedarf an neuen Liedern beschert Sony sprudelnde Einnahmen! Dabei brauchen die Japaner plattformübergreifend keine ernst zu nehmende Konkurrenz zu fürchten, denn abgesehen von Titeln wie Rock Band oder Guitar Hero: World Tour, die neben Möchtegern-Gitarristen

Vor allem bei den deutschen Vertretern in der Songliste möchte man auch oft um Gnade betteln...
 und Schlagzeugern auch Sänger ansprechen, dominiert man dieses Marktsegment. Man könnte sogar so weit gehen zu behaupten, dass SingStar mittlerweile so etwas wie ein Synonym für Karaoke geworden ist! Allein bei dem Gedanken daran ist klar, dass es sehr schwierig wird, einem solchen Koloss die Vormachtstellung streitig zu machen...

Der Pionier

Microsoft wagt es trotzdem und schickt mit Lips einen direkten Konkurrenten ins Rennen, der auch auf der Xbox 360 das Karaoke-Feuer entfachen und gleichzeitig das große Vorbild übertreffen soll. Beim Spielprinzip gibt es auf den ersten Blick keine großen Unterschiede: Habt ihr euch für einen der 40 enthaltenen Songs entschieden, seht ihr wie gehabt die Linien für die Tonhöhe samt Text, während im Hintergrund in der Regel das Original-Musikvideo abgespielt wird. Wüsste man es nicht besser, könnte man meinen, dass SingStar tatsächlich für die Microsoft-Konsole umgesetzt wurde. Doch es gibt Unterschiede: Schon bei den Mikrofonen geht es los, die im Gegensatz zum SingStar-Pendant kabellos daher kommen und exzellent verarbeitet wurden. Zudem ist die Peripherie, die von zwei im Lieferumfang enthaltenen AA-Batterien mit Strom versorgt wird, mit kleinen LED-Lämpchen ausgestattet, die nicht nur in der Bildschirmfarbe des jeweiligen Spielers, sondern auch im Takt des aktuellen Songs aufblinken. Daneben verfügen sie über ein Feature, das man sonst nur von Wii-Controllern kennt: Bewegungssensoren! Nein, ihr werdet die Mikros vermutlich nie in Tennis- oder Golfschläger umfunktionieren können, um eine fiktive Partie "360-Sports" auszutragen. Aber es reicht, um während des Gesangs vorgegebene

Stehen keine Originalvideos zur Verfügung oder wollt ihr sie einfach nicht sehen, stehen Alternativen bereit.
Bewegungen zu imitieren und dadurch eine Art Starpower zu aktivieren, mit der ihr mehr Punkte sammeln könnt. Was sich in der Theorie noch wie eine potenzielle Bereicherung des Spielablaufs anhört, erweist sich in der Praxis allerdings zu oft als überflüssiger Unsinn. Dabei liegt es gar nicht mal an der Erfassung der Bewegungen, was überwiegend gut funktioniert. Müsst ihr das Mikro auch nur lässig über dem Kopf nach unten halten und posieren, ist auch noch alles in Ordnung. Sobald es aber darum geht, mit ihnen Luftgitarre zu spielen oder sie einmal hinter dem Rücken vorbei zu führen, wird es sinnfrei. Nein, nicht weil es albern aussieht - das passt ja auch zu einer ausgelassenen Karaoke-Party. Aber da ihr die Bewegungen meist dann ausführen müsst, während ihr gleichzeitig noch den Text ins Mikro trällern müsst, sind viele der geforderten Verrenkungen absolut fehl am Platze. Da nützt auch der schönste Bonus nichts, wenn man den Gesang erst unterbrechen muss, um ihn zu aktivieren. Daneben könnt ihr die Mikros auch dazu benutzen, mit einer Schlagbewegung diverse Instrumente wie z.B. ein Tamburin oder eine Rassel zu imitieren, wodurch ein entsprechender Soundeffekt im Hintergrund erklingt. Dumm nur, dass dies mit einer merklichen Verzögerung passiert und ihr so den Eindruck vermittelt, nicht im Takt zu schlagen. Alternativ könnt ihr aber auch auf den Knöpfen des Controllers rumhacken und euch sogar selbst Applaus spenden - oder ihr reicht das Pad an die Leute weiter, die gerade nicht mitsingen können, aber trotzdem irgendeine Beschäftigung brauchen. Die Idee an sich ist nett, aber die Umsetzung lässt zu wünschen übrig.      

Der Herausforderer

Leider trifft genau diese Aussage auch auf viele weitere Bereiche von Lips zu und es will mir einfach nicht in den Kopf, warum die japanischen Musikspiel-Spezialisten von iNis sich nicht mehr an der Erfolgsformel von SingStar orientiert haben. Die Leute einfach nur Lieder singen und mit den Mikrofonen rumwedeln zu lassen, ist halt nicht alles, was den Karaoke-Spaß ausmacht. Da wären z.B. auch unterschiedliche Schwierigkeitsgrade, mit deren Hilfe man das Spiel an sein eigenes gesangliches Niveau anpassen bzw. sich einer Herausforderung stellen kann. Während ihr bei SingStar drei Stufen findet, bekommt ihr hier nur eine, die darüber hinaus noch recht einfach ist und viele Schnitzer verzeiht. Hinzu kommt, dass Lips ein etwas undurchsichtiges Punktesystem bietet. Bei SingStar sind die Verhältnisse klar: 10.000 Punkte sind das absolute Ergebnis für jeden Song. Bei Lips scheint dagegen jeder Titel eine eigene Maximalpunktzahl zu haben - auch abhängig von dessen Länge. Zwar erfolgt die Einordnung in die zehn Ränge vom Keks über Planeten und Galaxien bis hin zum Urknall wieder korrekt, aber es ist trotzdem verwirrend, dass man bei dem einen Song mit einer Million Punkte ein kleines Licht ist, bei anderen dagegen ein kleiner Superstar. Das größte Manko von Lips ist allerdings die Tatsache, dass man die Community-Features völlig vernachlässigt - und das, obwohl man mit Xbox Live einen hervorragenden Onlineservice im Rücken und die notwendige Peripherie wie die Live Vision-Cam auch auf der 360 zur Verfügung hat. Genutzt wird dieses Potenzial dagegen nicht: Ihr dürft euch Aufnahmen eurer Gesangeskunst weder im Anschluss anhören, noch abspeichern, geschweige denn hochladen und mit der 360-Gemeinschaft teilen. Das gleiche gilt für Videos oder Fotos, denn Microsofts Kamera wird gar nicht erst unterstützt. Wenn ich bedenke, was ich im Online-Angebot von SingStar auf der PS3 schon für lustige Clips entdeckt habe, bei denen ich vor Lachen auf dem Boden gelegen habe, oder welche lustigen Schnappschüsse schon

Die Rap-Mechanik funktioniert eher schlecht als recht und lässt sich einfach überlisten...
 bei eigenen angetüdelten Träller-Abenden entstanden sind, ist das konsequente Ignorieren dieser Möglichkeiten bei Lips ein Unding. Ihr könnt hier einzig eure Statistiken mit denen anderer Spieler vergleichen und eure Freunde zu Score-Duellen herausfordern. Tja, das war's auch schon zum Thema Community-Features. Und das ist unterm Strich erbärmlich! Immerhin hat die PS3-Premiere der SingStar-Reihe gerade wegen der spaßigen Onlinefunktionen einen Award von uns bekommen...

Ein würdiger Klon?

Hat man denn als Ausgleich wenigstens einige Modi auf die DVD gepackt, mit denen man eine ordentliche Karaoke-Party mit mehreren Leuten veranstalten kann? Klar, ein kleiner Wettbewerb kommt immer gut und so dürft ihr mit zwei Spielern um die Höchstpunktzahl singen oder alternativ auch gemeinsam beim kooperativen Gesang die Suche nach den richtigen Tönen aufnehmen. Um etwas mehr Pepp in die Sache zu bringen und für Partystimmung zu sorgen, dürft ihr euch alternativ auch an drei Minispielen versuchen: Bei der Zeitbombe tickt die Uhr gegen euch und ihr könnt die Zündschnur nur dann löschen, indem ihr gut singt und dadurch ein Glas mit Wasser füllt, das ihr mittels einer Kippbewegung ausschüttet. Bei den Vokalmatadoren geht es dagegen ähnlich zu wie im Versus-Modus - mit dem Unterschied, dass ihr euch hier abwechselt und versucht, euren Widersacher mit einer besseren Performance von der Bühne zu kicken. Dazu läuft außerdem nicht wie gewohnt das Originalvideo im Hintergrund - stattdessen sorgen zwei Comic-Sänger für den Show-Act. Das dritte Minispiel steht dagegen unter dem Motto "Musik ist Liebe", denn wenn beide Spieler die Töne richtig treffen, führen sie das Paar auf dem Bildschirm zusammen. Stimmt dann auch noch das finale Timing bei der geforderten Geste, steht einem Kuss nichts mehr im Wege und das neue Traumpaar ist gefunden. Zwar sind diese Minispiele nett gemacht, aber für eine Gruppe nur eingeschränkt brauchbar, indem man sich willkürlich abwechselt. Mir gefällt die SingStar-Variante "Pass the Mic" mit ihren unterschiedlichen Anforderungen pro Runde und der festen Verteilung auf die Sänger innerhalb der Gruppe deutlich besser. Warum hat man die Minispiele nicht auch hier in einer solchen Form aufbereitet? So hinkt Lips auch bei der Gesangsparty mit mehreren Spielern insgesamt seinen potenziellen Möglichkeiten hinterher. Da hilft es auch nichts, dass auch hier die bis zu vier passiven Teilnehmer an den Auftritten mit Knöpfchendrücken am Controller zumindest mit Soundeffekten

Das Medaillensystem ist eine schöne Ergänzung, allerdings ist das Bewertungssystem etwas undurchsichtig.
teilnehmen können. Ob man das wirklich will, dass während des Singens ständig irgendwelche Instrumente oder Applaus erklingen, sei mal dahin gestellt.

Are you ready to paaaarty?

Auch wenn die Software bei einigen schiefen Tönen die Augen zudrückt, funktioniert die Erkennung insgesamt recht gut. Im Gegensatz zu SingStar spielen bei Lips nicht nur Tonhöhe und Rhythmus, sondern auch der Text an sich eine Rolle - mit bloßem Summen lässt sich hier also keine so hohe Punktzahl erreichen wie beim korrekten Singen der Wörter. Zusätzlich wirken sich auch stimmliche Leistungen wie Vibrato auf die Bewertung aus, doch habe ich mich manchmal gefragt, warum ich diesen Bonus in manchen Passagen bekommen habe, die ich garantiert "Vibrato-frei" vorgetragen habe. Eine schöne Sache ist das Medaillen-System: Neben den Punkten für das Singen und die "Sternenstrahl"-Sequenzen, dürft ihr euch bei jedem Song bis zu sechs Sonderauszeichnungen erarbeiten, die für eine gute Tonlage, Stabilität, Rhythmusgefühl, Gesangstechnik und die Performance mit den Mikros verliehen werden. Machen auch die anderen fleißig mit und drücken rhythmisch die Controller-Tasten, dürft ihr euch sogar über eine Party-Medaille freuen. Spielt ihr alleine, steigt ihr mit konstanten Leistungen im Rangsystem auf und werdet vom Kneipensänger zum gefeierten Superstar. Allerdings ist es schade, dass man hier im Gegensatz zu SingStar nur beim kooperativen Singen unterschiedliche Rollen eines Gesangs-Duos übernehmen darf (wie z.B. bei Rihannas "Umbrella" zusammen mit Jay Z.) und ein Harmonie-Modus für echtes zweistimmiges Singen nicht existiert. Zudem ist man bei Sony beim Erfassen von Rap-Sequenzen deutlich weiter, da bei Lips die Tonlage anscheinend gar keine Rolle spielt und man so jede Silbe locker trifft.

Medaillen-Sammlung

     

Ein Musikspiel steht und fällt bekanntlich auch mit der Songauswahl. Hier hat Lips auf den ersten Blick die Nase vorn, denn während ihr bei den SingStar-Editionen meist nur 30 oder weniger Tracks geboten bekommt, finden sich hier gleich 40 auf der DVD. Allerdings betreibt man bei Microsoft die gleiche Unsitte wie bei Sony und opfert internationale Hits zugunsten von deutschen Interpreten. Nicht falsch verstehen: Ich hab nichts gegen deutsche Musik - so lange sie zusätzlich angeboten wird. Wenn

Führt ihr die geforderte Geste aus, aktiviert ihr den "Sternenstrahl" und sammelt kräftig Punkte.
 dafür aber andere Songs weichen müssen, werde ich sauer - und das ganz besonders bei Lips, wenn man sich ansieht, für welche Gassenhauer man sich hier entschieden hat. Da kann im Vorfeld noch so viel Alkohol fließen: Wenn die Randfichten ihren Holzmichl anstimmen oder Roland Kaiser von seiner Santa Maria schwärmt, während DJ Ötzi mir wieder was von einem Stern erzählt, läuft es mir kalt den Rücken runter. Und dröhnt mir zu allem Überfluss auch noch mein Spezialfreund Xavier Naidoo ins Ohr, ist wirklich alles vorbei! Da kann man für Modern Talking und "You're my Heart, you're my Soul" ja schon fast dankbar sein. Insgesamt stammt etwa ein Drittel der gesamten Auswahl aus Deutschland - und damit hat man es bei Microsoft meiner Meinung nach etwas übertrieben. Doch auch unabhängig von den deutschen "Stars" ist das Angebot nur eingeschränkt partytauglich: Zwar geht man bei Titeln wie "Mercy" (Duffy), "Love at First Sight" (Kylie Minogue) oder Johnny Cashs Klassiker "Ring of Fire" gut ab, doch glaubt man bei vielen Songs wie etwa "Bleeding Love" (Leona Lewis), "Listen To Your Heart" (Roxette), "White Flag" (Dido) oder "Yellow" (Coldplay) auf einer Kuschelrock-CD gelandet zu sein. Das mag sich ja für das romantische Kuss-Minispiel anbieten, aber einen lustigen Karaoke-Abend stellt man sich sicher mit anderen Hits vor. Neben den Original-Videos dürft ihr alternativ auch auf künstlich generierte Hintergründe zurück greifen, die zu einer chilligen Club-Atmosphäre passen. Außerdem habt ihr die Wahl, ob ihr lieber eine Kurzversion des Songs singen und Audio-Effekte wie "Konzertsaal", "Studio", "Badewanne" etc. dazuschalten wollt. Die angebotene Unterdrückung der Gesangsstimme funktioniert dagegen weniger gut. Schade ist zudem, dass keine Medleys angeboten werden, denn man kennt oft das Problem: Beim Refrain kann man kräftig mitgröhlen, doch bei den Strophen weicht die sichere Textkenntnis meist einem "Ääääähhhhh, häh?". Zumindest kann man aber mit unterschiedlichen Stilrichtungen punkten und so findet ihr neben Pop und Schlagern auch Rock (u.a. Queen & Nirvana), R'n'B (Rihanna) und Jazz (Roger Cicero). Und falls alles nichts mehr hilft, stöpselt ihr halt eben einen iPod (oder einen anderen mobilen MP3-Player) an oder durchstöbert eure Songs auf der Festplatte und importiert eure Lieblingsmusik. Zwar bekommt ihr hier logischerweise weder die Musikvideos noch den Text geboten, doch analysiert Lips automatisch die Gesangsspur und will erkennen, ob ihr die richtigen Worte singt. Wirklich nachvollziehen kann man das in der Praxis zwar nicht,
Vor eurem Auftritt legt ihr Optionen wie das Hintergrundvideo, Songlänge oder Audioeffekte fest.
doch es ist zumindest schön, dass man auch zu eigenen Liedern um Punkte singen kann. Wer will, kann Microsoft sogar kontaktieren und darauf hoffen, dass der Titel irgendwann lizenziert wird.

Man singt deutsch!

Alternativ dürft ihr aber auch im Online-Store nach neuen Songs stöbern. Dabei orientiert sich Microsoft offenbar an den Downloadinhalten von Rock Band und Guitar Hero, denn genau wie bei den beiden anderen Musikspielen sind 160 Microsoft-Punkte für neue Tracks fällig. Momentan herrscht allerdings noch gähnende Leere im Angebot. Scheinbar hat man mit den gleichen Anfangsproblemen zu kämpfen wie Sony bei der PS3-Premiere von SingStar, als der Nachschub nur schleppend anlief. Mittlerweile ist der SingStore mit über 500 Songs allerdings super gefüllt, während man bei Microsoft zum jetzigen Zeitpunkt noch Lichtjahre davon entfernt ist, eine ähnlich üppige Auswahl zu liefern. Schön ist dagegen, dass man jedes Lied mit einer Bewertung von null bis fünf Sternen bewerten kann - iTunes lässt grüßen! Dank eines Filters findet ihr so schnell die Songs griffbereit, die euch gefallen. Zudem dürft ihr euch eigene Playlists für eure Lieblingstracks erstellen, die auch im Menüpunkt Jukebox zum Einsatz kommen. Bei SingStar hab ich eine solche Funktion bisher immer vermisst, bei der einfach ausgewählte Lieder abgespielt werden, ohne dass man zum Mikrofon greifen muss. Um so enttäuschter bin ich über das, was iNiS daraus gemacht hat: Hier werden sämtliche Songs nur kurz angespielt ohne euch die Möglichkeit zu geben, optional selbst darüber zu bestimmen, wie mit der Jukebox verfahren werden soll. Positiv ist lediglich, dass jeder Spieler während des Jukebox-Betriebs in den laufenden Track einspringen kann, indem kurz das Mikrofon geschüttelt wird.       

Online-Nachschub

Fazit

Man hat es bei Microsoft in der Hand gehabt, mit Lips eine echte Alternative zu SingStar zu präsentieren, aber die Chance wurde vertan. Die Voraussetzungen waren jedenfalls sehr gut: Die kabellosen und blinken Mikrofone liegen hervorragend in der Hand und sind super verarbeitet, während man mit Xbox Live die perfekte Grundlage für den Aufbau einer starken Gesangs-Community hat. Gemacht hat man aus diesen Chancen bei den Entwicklern von iNiS...nichts. Ohne Kameraunterstützung und keiner Möglichkeit zum Speichern der Audio-Aufnahmen, Videos oder Fotos spielen Onlinefunktionen bis auf den noch dürftig gefüllten Song-Store und das Herumschicken von Herausforderungen keine Rolle. Eine Schande, wenn man bedenkt, was Sony mit SingStar in dieser Richtung alles macht! Und auch bei den Spielmodi gerät man trotz lustiger Minispiele ins Hintertreffen und hat für eine Partygruppe nicht viel zu bieten. Daneben vermisst man unterschiedliche Schwierigkeitsgrade und ein nachvollziehbares Punktesystem, auch wenn die Medaillen-Idee sowie das Importieren eigener Musik löblich ist. Ingesamt ist Lips ein Paradebeispiel für enormes Potenzial, was nicht genutzt wird: Warum bietet man keine Medleys an? Warum ist die Aufteilung in Rollen nur im VS-Spielmodus möglich? Wieso kann man nicht zweistimmig singen? Weshalb kastriert man die Jukebox-Funktion? Wieso wird der gute Ansatz der Gesten durch unpassende Aktivierungs-Momente versaut? Warum deutscht man die Songliste dermaßen stark ein - und dann auch noch mit...sagen wir mal grenzwertigen Werken? Mir kann keiner erzählen, dass man sich bei Microsoft das Konzept hinter SingStar nicht ganz genau angeschaut hat. Aber wie kann man dann so blind sein und so viele Dinge und Features ignorieren, die zum Erfolg der Sony-Serie beigetragen haben? So bleibt Lips insgesamt weit hinter der Konkurrenz, aber auch den eigenen Möglichkeiten zurück und stellt nur dann eine echte Alternative zu SingStar dar, wenn keine PlayStation in der Nähe ist und man seinen Karaoke-Drang nicht unterdrücken kann.

Pro

  • qualitativ hochwertige (Wireless-)Mikrofone
  • eigene Songs importierbar
  • Einstieg jederzeit möglich
  • nette Minispiele
  • Medaillen-System
  • eigene Bewertungen für Songs
  • Herausforderungen online verschicken
  • eigene Playlists erstellbar
  • Kooperatives Singen möglich

Kontra

  • Gesten wirken oft deplatziert
  • keine verschiedenen Schwierigkeitsgrade
  • undurchsichtiges Punktesystem
  • kaum Community-Features
  • keine Aufnahmefunktion
  • keine Live Vision-Unterstützung
  • keine direkten Online-Duelle möglich
  • Soundeffekte nicht synchron zur Mikro-Bewegung
  • zu starker Fokus auf deutsche Künstler bei Songauswahl
  • keine Mehrspieler-Modi für größere Gruppen
  • Gesangsbewertung wirkt etwas willkürlich
  • Getrennten Rollen nur im VS-Modus
  • kein zweistimmiges Singen möglich
  • schlechte Rap-Differenzierung
  • keine Medleys
  • Songs werden im Jukebox-Modus nur kurz angespielt

Wertung

360

Lips zeigt einige gute Ansätze, macht aber zu viel falsch, um SingStar ernsthaft Paroli bieten zu können.