Le Mans 24 Stunden - Test, Rennspiel, PlayStation2, PC

Le Mans 24 Stunden
27.07.2001, Mathias Oertel

Test: Le Mans 24 Stunden

Das Ausdauerrennen in Frankreich ist eine Belastungsprobe für Mensch und Maschine, dem Sieger winken Ruhm und Ehre. Jetzt könnt Ihr auch auf der PlayStation 2 zeigen, ob Ihr das Zeug habt, gegen die Rennsport-Elite zu bestehen. Und wir schauen in einem ausführlichen Test, ob Le Mans 24 Stunden (ab 79,98€ bei kaufen) das Zeug hat, zu beweisen, dass es ein Leben nach GT3 gibt.

Das Ausdauerrennen in Frankreich ist eine Belastungsprobe für Mensch und Maschine, dem Sieger winken Ruhm und Ehre. Jetzt könnt Ihr auch auf der PlayStation 2 zeigen, ob Ihr das Zeug habt, gegen die Rennsport-Elite zu bestehen. Und wir schauen in einem ausführlichen Test, ob Le Mans 24 Stunden das Zeug hat, zu beweisen, dass es ein Leben nach GT3 gibt.

Wahlweise habt Ihr ein Schnelles Rennen (welche Rennen sind eigentlich nicht schnell?) zu fahren, Euch durch die zahlreichen Meisterschaften zu kämpfen, im Le Mans-Modus Ausdauer zu zeigen, oder zu versuchen, in der Time Attack die Spitzenzeiten zu knacken.

Gameplay

Nach einem schön geschnittenen, wenn auch qualitativ sicherlich nicht zur Elite gehörenden Intro-Video findet Ihr Euch in dem übersichtlichen Hauptmenü wieder, in dem Ihr Euch für einen der diversen Spielmodi entscheiden könnt.

Im Schnellen Rennen stehen Euch anfänglich vier der insgesamt zwölf im Spiel enthaltenen Kurse zur Verfügung, die allesamt nach realen Vorbildern modelliert wurden, und die Ihr mit einem der insgesamt mehr als 70 voll lizenzierten Fahrzeugen aus drei Kategorien befahren könnt. Anfänglich stehen jedoch nur recht wenige Rennwagen zur Auswahl, doch wenn Ihr Siege in der Time Attack bzw. in den Meisterschaften einfahren könnt, winken als Bonus neue Fahrzeuge.

Die Meisterschaften sind in acht Wettbewerbe eingeteilt, die sich ebenfalls erst nach und nach -mit dem Sieg in der jeweiligen Klasse- frei schalten lassen. Während Ihr in der Rookie GT-Klasse kaum Schwierigkeiten haben werdet, die recht wenigen Gegner in Grund und Boden zu fahren, wird spätestens in der Prototype Endurance Euer ganzes Können gefordert, zumal in späteren Serien auch die Anzahl der Gegner bis auf 24 steigen kann.

Doch wem das alles zu happig wird, wählt einfach einen niedrigen Schwierigkeitsgrad, der das Siegen für Fortgeschrittene jedoch fast schon zu einfach macht, Fahranfängern jedoch eine gern gesehene und motivierende Möglichkeit gibt, trotz möglicher Fahrfehler aufs Siegertreppchen zu gelangen.

Im Le Mans-Modus schließlich habt Ihr die Möglichkeit, Euch auf der legendären französischen Rennstrecke bzw. ihrem kleinen Ableger in Amerika (Petit Le Mans) zu versuchen.

Da es bei diesen Strecken darauf ankommt, eine größtmögliche Anzahl an Runden zu fahren, wird hier die Renndauer nicht in Runden, sondern in Zeit eingestellt.

Soweit hört sich alles -bis auf den Marathon-Modus- herkömmlich an. Doch befindet man sich erst mal auf der Strecke, macht das unkomplizierte Spielprinzip -im Vergleich zu GT3 muss man nicht erst um das nötige Kleingeld fahren- eine Menge Spaß.

Für die französische Strecke stehen Euch dafür wahlweise 10 Minuten, 24 Minuten oder die kompletten 24 Stunden (inklusive Speichermöglichkeit) zur Verfügung.

In Amerika dauert das Rennen optional 10 Minuten, 30 Minuten, 100 Minuten bzw. 10 Stunden als längste Form.

Das liegt zum einen an dem schon erwähnten variablen Schwierigkeitsgrad. Zum anderen ist es den Entwicklern von Melbourne House gelungen, die Steuerung mit der genau richtigen Mischung aus Simulation und Kontrollmöglichkeiten in die Hände der Spieler zu legen.

Um den Simulationsaspekt zu erhöhen, könnt Ihr in der Werkstatt den Wagen tunen und so besser an die Strecke anpassen. Leider beschränkt sich das Tuning nur auf wenige Punkte. Dafür sind die Veränderungen wiederum auch auf der Strecke deutlich spürbar.

Man hat nie das Gefühl, vor einem Arcade-Racer zu sitzen, und trotz aller Simulationslast steuern sich die Wagen sehr direkt.

Die KI der bis zu 24 gegnerischen Fahrer unterstützt ebenfalls die Motivation, weil sie nicht immer nur stur auf der Ideallinie bleiben, sondern auch mal auf Kampflinie gehen und auch gelegentlich den einen oder anderen Fehler machen und im Kiesbett landen.

Ihr wollt Windschatten-Fahren? Na wunderbar. Dann seid Ihr bei Le Mans ja genau richtig. Bisher wurde in keinem Rennspiel die Möglichkeit des "An-den-Gegner-heran-saugen" so gut umgesetzt wie hier. Es macht einen Heidenspaß, sich Meter für Meter im Windschatten des Gegners vorzutasten, um sich dann schließlich an ihm vorbeizuschieben.

Auch ein Schadensmodell sucht man vergeblich. Was einerseits natürlich zum aggressiven Fahren herausfordert, hätte im extremsten Fall zu sicheren Frustmomenten geführt - wie z.B. ein Totalschaden eine Stunde vor der Zieleinfahrt eines 24-Stunden-Rennens.

Leider ist jedoch beim Windschatten-Fahren kein spürbarer Einfluss auf den Benzinverbrauch festzustellen, was vor allem bei Langzeitrennen und den Strategien bezüglich der Boxenstopps einen noch größeren taktischen Aspekt ins Spiel eingebracht hätte.

Ein Mehrspieler-Modus fehlt natürlich auch nicht. Per Splitscreen können sich zwei menschliche Fahrer auf allen bisher freigespielten Strecken mit allen zur Verfügung stehenden Fahrzeugen messen. Um die Spannungsschraube ein wenig nach oben zu drehen, nehmen auch noch computergesteuerte Fahrer an den Duellen teil.

Insofern lassen sich die fehlenden Fahrzeugschäden oder technischen Defekte durchaus verschmerzen - was man von den teilweise horrend langen Ladezeiten nicht gerade behaupten kann.

Neben den glühenden Bremsscheiben, die mittlerweile immer häufiger in Rennspielen Anwendung finden, sind vor allem die fließenden Tag-/Nachtwechsel sowie die nahtlosen Übergänge bei einem Wetterwechsel -der bei einem Sturzregen einen unplanmäßigen Boxenstopp zum Reifenwechsel fordert- grafische Highlights, die GT3 nicht bieten kann.

Grafik

Zuallererst muss lobend erwähnt werden, dass Le Mans 24 Stunden einen optionalen 60Hz-Modus besitzt, der -einen tauglichen Fernseher vorausgesetzt- ein Spielen ohne lästige PAL-Balken ermöglicht.

Doch egal ob 50 oder 60 Hz, die Grafik braucht sich nicht hinter der Konkurrenz zu verstecken.

Zwar wirkt sie im Vergleich zu Gran Turismo 3 etwas verwaschen und weniger detailliert, bringt aber ein absolut slowdownfreies Hochgeschwindigkeitsgefühl auf den Schirm.

Gelegentlich auftretende Pop-Ups nimmt man aufgrund der hohen Sichtweite zwar nicht gerade gerne, aber stillschweigend in Kauf - zumal das Aufpoppen in den meisten Fällen in der Mittel- bis Ferndistanz stattfindet.

Während die ständig vor sich hindudelnde Musik, die eine merkwürdige Gratwanderung zwischen Techno, Pop und Jazz vollführt, kaum jemanden vom Hocker reißen wird, können die Motorengeräusche auf ganzer Linie überzeugen. Voller Pracht dröhnen die PS-Protze aus den Lautsprechern und vermitteln Rennsport-Feeling pur.

Die Fahrzeuge, obgleich sehr detailliert dargestellt und auf Hochglanz poliert, sind den Kollegen aus dem Hause Polyphony fast ebenbürtig, lassen jedoch den letzten Feinschliff vermissen.

Ebenfalls überzeugen kann die fein animierte Boxencrew.

Sound

Gran Turismo 3 , Formel 1 2001

Pro

  • kurzweiliges Rennvergnügen


  • mehr als 70 lizenzierte Fahrzeuge


  • saubere flüssige Grafik


  • 60 Hz-Modus


  • knackiger Motorensound


  • bis 24 Gegner


  • CPU-Gegner im Multiplayer


  • mehrere Schwierigkeitsgrade


  • hohe Sichtweite


  • gut animierte Boxenstopps


  • gute Steuerung


  • 24-Stunden-Modus


  • Kontra

  • Dudelmusik


  • leichte Pop-Up-Probleme


  • keine iLink-Möglichkeit


  • Ladezeiten


  • kein Schadensmodell


  • geringe Tuningmöglichkeiten


  • Vergleichbar mit:

    Fazit

    Wer von dem nicht ganz stressfreien Fahren um das nötige Kleingeld bei Gran Turismo mal abschalten will, findet mit Le Mans 24 Stunden genau das Richtige: Einfach einsteigen und aufs Gaspedal treten. Das im Vergleich kurzweiligere Spielprinzip mit dem motivierenden Belohnungssystem ist immer gut für ein Rennen zwischendurch. Und für Hartgesottene gibt es ja auch noch den Marathon-Modus. Leichte grafische Abstriche und der im Vergleich geringere Spielumfang machen die Entscheidung scheinbar leicht. Doch Vorsicht: Wer an Le Mans vorbeiläuft, lässt sich mit Sicherheit eines der besten Exemplare im langsam überquellenden Karpfenteich der PS2-Rennspiele entgehen.

    Wertung

    PlayStation2