Need for Speed: Undercover - Test, Rennspiel, 360, PSP, PC, NDS, Wii, iPhone, PlayStation3, PlayStation2

Need for Speed: Undercover
12.12.2008, Michael Krosta

Test: Need for Speed: Undercover

Auch auf Nintendos DS und der PSP schickt euch EA als verdeckter Ermittler in die Szene der illegalen Straßenrennen, wo ihr diverse Autoschieber aufspüren und dingfest machen sollt. Kann Need for Speed: Undercover (ab 9,99€ bei kaufen) im mobilen Format mehr begeistern als auf den anderen Plattformen, wo nicht nur der inhaltliche Stillstand, sondern vor allem die katastrophale Technik (PS3, 360) für eine große Enttäuschung sorgten?

Der erste Unterschied im Vergleich zu den anderen Versionen wird schnell deutlich: Wo ihr auf 360, PS2 & Co durch eine offene Welt rasen dürft, erwarten euch auf den beiden Handhelds lediglich vorgegebene Veranstaltungen, die ihr nach und nach freischaltet und über eine Karte auswählt. In den bekannten Modi wie Sprint-, Runden- oder Knockout-Rennen messt ihr euch auf eingegrenzten Strecken mit bis zu fünf (DS: bis zu vier) Gegnern, während ihr euch bei Verfolgungsjagden mit den Cops, Wagenüberführungen oder bei Missionen mit Fokus auf Sachschaden zumindest in einem Teil der Stadt völlig frei bewegen könnt. Setzt ihr auf den Konsolen und dem PC noch die wirkungsvollen Verfolgungsstopper ein und richtet dadurch auch noch ein herrliches Chaos an, müsst ihr auf diese Option auf den Handhelds verzichten. Und wie haltet ihr euch dann die Cops vom Leib? Ganz einfach: Ihr rammt sie, bis sie mit einem Totalschaden liegen bleiben. Auf der PSP haben die Fahrzeuge der Gesetzeshüter sogar eine Lebensanzeige, die euch den aktuellen Zustand verrät - auf dem DS könnt ihr es dagegen



Freie Welt mit Grenzen

Video: Im Trailer wirkt Undercover noch cool, rasant und actionreich. Im fertigen Spiel ist davon allerdings auch auf den Handhelds nicht mehr viel übrig geblieben...nur erahnen, doch liefern hier zumindest qualmende Motoren ein gutes Indiz dafür, dass die Karre nicht mehr lange durchhalten wird. Euer eigener Bolide ist übrigens unzerstörbar, so dass ihr die Pistensau raushängen lassen könnt. Einzig bei Überführungen müsst ihr darauf achten, nicht zu viele Unfälle zu bauen, doch ist hier gerade auf dem DS der Navigationspfeil äußerst nervig, da er auf dem Weg zum Ziel immer wieder überraschend die Richtung ändert und mehr verwirrt als navigiert.

Was auf den anderen Plattformen für viel Spaß gesorgt hat, ist auf den Handhelds einfach nur schlecht: die Verfolgungsjagden. Schon das Fehlen der Verfolgungsstopper ist ein herber Verlust, aber der seltsame Kampf mit den Cops ist spielerisch kaum zu unterbieten. Warum? Erstens ist es kaum möglich, sich einen Vorsprung zu erarbeiten, weil eure Jäger anscheinend mit Supermotoren ausgestattet sind und euch ständig an der Stoßstange kleben oder euch sogar noch mit ihren bereits halb verschrotteten Karren überholen. Zweitens ist es frustrierend, dass es oft schon ausreicht, dass sich Cops in eurer Nähe befinden, um die "Erwischt-Leiste" nach oben zu treiben. So werdet ihr oft eingebuchtet, obwohl ihr euch noch frei bewegen und locker aus der Situation befreien könntet. Dummerweise werdet ihr immer wieder mit diesem Problem konfrontiert, denn ohne Verfolgungsstopper besteht die einzige Möglichkeit zum Entkommen darin, die Fahrzeuge der Cops so lange zu rammen, bis sie schrottreif sind. Richtig öde sind jedoch die Missionen, in denen ihr Sachschaden

Nur in Situationen wie Verfolgungsjagden steht euch zumindest ein Teil der Stadt offen. Ansonsten ist freies Erkunden auf den Handhelds nicht möglich.
anrichten müsst. Das erste Problem besteht darin, dass vor allem auf dem DS kaum Objekte in der Umgebung sind, die man zerstören kann. So beschränken sich die Aktionen meist darauf, in den kaum vorhandenen Verkehr zu rauschen oder schon wieder Polizeiwagen auszuschalten. Langweiliger gehts kaum...

Üble Verfolgungsjagden

Sind denn wenigstens die Rennen packender? Ja, sofern man der starken Gummiband-KI etwas abgewinnen kann, die vor allem auf dem DS nervig ist und anscheinend über die gleichen Supermotoren verfügt wie die Polizei. Es ist schlichtweg unmöglich, sich auf Nintendos Handheld von den Konkurrenten abzusetzen - selbst der Nitro-Einsatz zeigt kaum Wirkung, denn kaum hat man den Boost aufgebraucht, kleben die anderen Fahrer auch schon wieder am Heck oder überholen euch sogar, denn die KI-Boliden scheinen über eine deutlich bessere Kurvenlage zu verfügen. Allerdings hat es auf dem DS kaum merkliche Folgen, wenn ihr in die Streckenbegrenzung kracht, denn die Kollisionsabfrage sieht das nicht so eng und lässt euch oft ohne Geschwindigkeitseinbußen mit dem monotonen Motorengebrumme weiter fahren. Und liegt ihr doch mal zurück, könnt ihr euch sicher sein, dass die KI-Fahrer eh auf euch warten werden und plötzlich mit angezogener Handbremse weiter fahren. Zumindest sind die werten Fahrerkollegen auf dem DS aber eine Spur intelligenter als auf der PSP, denn hier könnt ihr oft beobachten, wie sich die KI in blöde Unfälle verwickelt. Würde auf den Straßen viel Verkehr herrschen, könnte man darüber hinweg sehen. Doch genau wie auf den anderen Plattformen ist Tri-City Bay eine nahezu verkehrfreie Zone und da wirkt es schon etwas seltsam, dass sich die KI genau dieses eine verdammte Auto aussucht und frontal mit ihm zusammenstößt, obwohl man es schon gefühlte zwei Kilometer vorher sehen konnte. Das ist ein Armutszeugnis! Auch die Cops kann man immer wieder dabei beobachten, wie sie angerauscht kommen und dann plötzlich in die Leitplanke fahren. Doch mit der Intelligenz der virtuellen Gesetzeshüter ist es vor allem auf der PSP eh nicht weit her: Ich bin mehr als ein Mal mit Vollgas während eines Rennens an ihnen vorbeigerauscht und es schien sie kein bisschen zu interessieren. Zudem sind sie oft dermaßen blöd platziert (z.B. auf Auffahrten oder Highway-Brücken), dass sie eh nicht die Verfolgung aufnehmen. Jagen sie euch trotzdem mal während des normalen Rennbetriebs, braucht ihr euch keine Sorgen zu machen, denn sobald ihr die Ziellinie passiert, geben die Cops umgehend auf, während ihr sie auf PS3 & Co erst noch abschütteln musstet.     

Lang lebe das Gummiband

Zumindest technisch können beide Fassungen aber mit einer durchweg flüssigen Darstellung glänzen, die man sich auch für PS3 und 360 in dieser Form gewünscht hätte. Davon abgesehen hat aber gerade die DS-Version mit ihren schwachen Kulissen nicht viel zu bieten und hat auch noch mit einem Texturenproblem bei den Fahrzeugen zu kämpfen. So kann es passieren, dass nur grobe Blöcke mit Rädern neben oder vor euch her fahren, weil die entsprechenden Texturen nicht auf das Modell gepappt werden. Zusammen mit den starken Pop-Ups und Fade-Ins erinnert das Ganze schon fast an die ersten Rennspiele mit Vektorgrafik. Dagegen sieht die PSP-Version auf den ersten Blick ganz ansehnlich aus, doch macht sich hier auch schnell aufgrund der ewig gleichen und austauschbaren Kulissen Langeweile breit. Zumindest hat man es aber auch hier geschafft, einen Rückspiegel zu integrieren, in dem ihr zumindest die Lichter eurer Verfolger erkennen könnt. Midnight Club lässt grüßen... Wechselnde Witterungsverhältnisse oder unterschiedliche Tageszeiten sucht ihr auch hier vergebens. Dafür bekommen zumindest PSP-Besitzer einige der trashigen Filmsequenzen geboten, bei denen ich schon auf den Konsolen mit dem Kopf schütteln musste. Die meiste Zeit bekommt ihr jedoch nur Funksprüche zusammen mit einem Portrait geboten. DS-Raser werden dagegen nur mit z.T. grob aufgelösten Bildern und Text abgespeist und können einen Zusammenhang der ohnehin völlig überflüssigen Story nur erahnen. Auch im Audiobereich zieht die Nintendo-Fraktion den Kürzeren

Auch auf PSP bleibt ihr von den trashigen Zwischensequenzen nicht verschont, habt aber zumindest was zu lachen. Auf dem DS gibt es dagegen nur langweilige Bilder und Texte.
, denn wo auf der PSP eine breite Auswahl lizenzierter Songs aus dem Lautsprecher schallt, hat man auf dem DS nur eine geringe Zahl an Tracks auf das Modul quetschen können, die nicht nur unpassend sind, sondern sich so oft wiederholen, dass man sie schnell nicht mehr hören will.

Flüssig, aber langweilig

Das Aufmotzen eurer Boliden ist selbstverständlich auch auf den Handhelds ein wichtiger Bestandteil von Need for Speed: Undercover und so rüstet ihr die Fahrzeuge mit diversen Erweiterungspaketen aus, mit denen ihr die Motorleistung steigert, das Fahrwerk verbessert oder euch mit neuen Reifen eine stärkere Bodenhaftung erkauft. Das alles hilft jedoch nichts, um die insgesamt schwammige PSP-Steuerung merklich zu verbessern. Auf dem DS habt ihr die lizenzierten Wagen von Golf bis Porsche deutlich besser im Griff, auch wenn die Fahrphysik hier selbst unter Arcade-Bedingungen einen Tick zu simpel ausfällt. Kommt ihr vor scharfen Kurven trotzdem in Bedrängnis, dürft ihr auf den Zeitlupen-Modus umschalten, der sich auch im Rempel-Kampf mit den Cops als sehr nützlich erweist. Neben Leistung und Handling dürft ihr euch aber auch um die Optik eures Fuhrparks kümmern und das Aussehen mit schicken Felgen, Bodykits, Spoilern oder Vinylfolien aufpeppen. Das Autosculpt-Feature bekommt ihr hier jedoch nicht geboten. Während ihr auf der PSP nur auf vorgefertigte Muster zurückgreifen könnt, dürft ihr euch am DS kreativ betätigen und selbst Designs für Aufkleber entwerfen, was mit dem Stylus auch wunderbar funktioniert. Zudem bietet Nintendos Handheld ein Feature, das selbst PS2- und Wii-Besitzern verwährt bleibt: einen Onlinemodus! Mit bis zu vier Teilnehmern dürft ihr über den WiFi-Service rasen, aber auch gemeinsame Offline-Rennen sind möglich. Besitzt ihr nur ein Spiel, sind die Spieloptionen und Anzahl der Strecken allerdings stark eingeschränkt. Auch auf der PSP stehen neben Adhoc-Wettbewerben Online-Rennen nichts im Wege, was die Unverständnis nur größer macht, warum man einen solchen Modus nicht auch auf PS2 und Wii ermöglich hat. Genau wie auf dem DS dürfen sich auch auf dem Sony-Handheld bis zu vier Fahrer in den Mehrspielerpartien miteinander messen.   

Tuning

Fazit

Was ist in diesem Jahr nur mit der Need for Speed-Serie los? Nachdem man bereits die 360- und PS3-Fassung gegen die Wand gefahren hat und auch am PC mehr enttäuschte als begeistern konnte, sind auch die Handheld-Fassungen keine Anwärter für das Podest, sondern eher reif für den Schrottplatz. Zwar überzeugt die Engine sowohl auf PSP als auch DS durch ihre flüssige Darstellung, doch treibt einen vor allem die KI in den Wahnsinn, die nicht nur mit einem völlig übertriebenen Gummibandeffekt daher kommt, sondern sich auch immer wieder durch saudumme Aktionen lächerlich macht. Genau wie auf den großen Konsolen muss man sich auch hier die Frage stellen, ob die Spiele jemals den Prozess einer Qualitätskontrolle durchlaufen haben. Doch abgesehen von der KI und den austauschbaren Kulissen läuft es auch inhaltlich nicht rund: Dass eine (halbwegs) offene Spielwelt auch auf den Handhelds möglich gewesen wäre, zeigen Veranstaltungen wie die Verfolgungsjagden oder Überführungen. Warum orientiert man sich dann nicht auch hier an den anderen Versionen und lässt den Spieler auch auf DS und PSP die Spielwelt frei erkunden? Auch bei den Auseinandersetzungen mit den Cops hätte man Features von 360 & Co übernehmen sollen. Stattdessen werden die Verfolgungsstopper gestrichen und lieber stupide Rempelorgien in den Vordergrund gerückt, bei denen man als Spieler sogar oft den Kürzeren zieht, weil man aus nicht nachvollziehbaren Gründen von den Cops festgenagelt wird. Nein, so macht das alles keinen Spaß! Selbst positive Aspekte wie der Onlinemodus oder das individuelle Decal-Design am DS können den Karren nicht mehr aus dem Dreck ziehen...

Pro

  • Onlinemodus (PSP & DS!!!)
  • flüssige Darstellung
  • lizenzierter Fuhrpark
  • bis zu sechs Fahrzeuge (PSP)
  • bis zu 4 Fahrzeuge (DS)
  • halbwegs freie Stadt (in bestimmten Mission)
  • abwechslungsreiche Events

Kontra

  • blöde KI fährt in Gegenverkehr (PSP)
  • starker Gummiband-Effekt
  • langweilige Kulissen
  • Pop-Ups & Fade-Ins (hauptsächlich DS)
  • extremer Gummiband-Effekt (DS)
  • kein Free Roaming
  • kein Tag-/Nachtwechsel (PSP)
  • keine unterschiedlichen Witterungsverhältnisse
  • Probleme mit Wagentexturen (DS)
  • keine Verfolungsstopper mehr
  • Sachschaden anrichten ist völlig witzlos
  • keine Lebensanzeige über Polizeiwagen (DS)
  • ungenauer Navigationspfeil (DS)
  • schwache Kollisionsabfrage (DS)
  • unzusammenhängende Story (DS)
  • kaum Verkehr (leblose Stadt)
  • unterirdische KI (vor allem PSP)
  • schwammige Steuerung (PSP)
  • keine Replays

Wertung

PSP

Eine unterirdische KI, nervige Verfolgungsjagden und öde Kulissen sorgen für den mobilen Motorschaden.

NDS

Mit extremer Gummiband-KI, öden Verfolgungsjagden und Darstellungsproblemen kann NfS auch auf DS nicht überzeugen.