Fantasy Wars - Test, Taktik & Strategie, PC

Fantasy Wars
04.12.2007, Bodo Naser

Test: Fantasy Wars

Einmal mehr tobt ein virtueller Krieg zwischen Menschen, Orks und Elfen, an dem ihr als mächtiger Anführer teilnehmen könnt. Fantasy Wars (ab 2,16€ bei kaufen) von Nobilis lässt Erinnerungen an das unvergessene Fantasy Generals aufkommen. Ist das taktische Runden-Strategiespiel aus dem Hause 1C Company nur ein weiterer Heroes of Might & Magic-Klon oder besitzt es gar eigene Qualitäten?

Eine gescheite Story sucht man leider vergebens, denn mehr als, dass ein Krieg im Märchenland ausgebrochen ist und ihr an die Front müsst, erfahrt ihr nicht. Wahlweise spielbar sind Menschen und Orks, die natürlich gegeneinander kämpfen. Die

Spannung ist in den vielen Zwischensequenzen in 3D-Spielgrafik eher die Ausnahme, die Regel eher das Einerlei des Krieges.
 Elfen werden später freigeschaltet. Allerdings ist es zunächst so, dass die Orks erst einmal ihre Nachbarn die Goblins "überreden" müssen, an ihrer Seite zu kämpfen. Auch die Menschen bilden keinen einheitlichen Block, sondern kloppen munter aufeinander ein. Auf diese Weise sind die rundenbasierten Schlachten zumindest abwechslungsreich, da ihr immer wieder gegen neue Feinde antretet.

Wieder mal ohne Story

Einmal mehr ist es schade, dass ein derartiges Spiel mit Fantasyhintergrund nur eine so dürftige Geschichte verpasst bekommt. Denn die Story kann bekanntlich das Salz in einer Einheitssuppe sein, welches manch ein fades Taktikspiel noch in ein echtes Erlebnis zu verwandeln vermag. Derartige zusätzliche Auflockerung fällt hier leider flach, weshalb sich die Kämpfe sich auch bisweilen ziehen wie zäher Ork-Kautabak. Zum Glück identifiziert ihr euch trotzdem mit eurer Truppe. Nicht zuletzt wegen der wenig interessanten Videos in Spielgrafik drängt sich der Eindruck auf, dass es sich lediglich um lieblos aneinander gereihte Missionen handelt.

Es ist daher fast ein kleines Wunder, dass das billig gemachte Strategieepos doch noch Spaß entfaltet. Das verdankt es den rundenbasierten Kämpfen, die in den drei Kampagnen immer anspruchsvoller werden. Meist geht es darum, eine Reihe von Festungen, Dörfer bzw. Lager einzunehmen oder einen Anführer zu besiegen; es gibt aber auch Nebenziele. Das ist gar nicht einfach, da sich der Feind meist hinter einer dicken Mauer verschanzt hat. Ihr müsst die Front erst aufweichen, um eine Stadt einzunehmen, denn Bogenschützen oder Katapulte schützen sie oft von hinten. Auch sonst spielt das Gelände eine gewisse Rolle, da es Spezialisten für Ödland, Wald und Sumpf gibt. Eroberte Ortschaften bringen euch Geld ein, aber nur einmal.

Hexfeld-Kämpfe

Die Kämpfe laufen einzeln Einheit gegen Einheit ab, ihr könnt also nicht Teile der Armee kombiniert angreifen lassen. Etwas umständlich müsst ihr ein Ziel schon mehrmals mit verschiedenen Einheiten angreifen, um einen Rückzug des Feinds auszulösen. Vor dem Angriff wird euch angezeigt, wie die Chancen stehen und wie viele Verluste zu erwarten sind. Zuerst feuern die Bogenschützen, dann ist das Fußvolk dran. Magie kommt nur selten zum Einsatz. Danach stürmen die Ritter los, die mit ihren Lanzen und Rössern alles niedertrampeln. Die Recken greifen schon mal ohne Befehl an wie auch die Ork-Berserker. Vielleicht dreht die verteidigende Einheit auch durch und läuft davon, was sie zur leichten Beute macht.

Für den Sturmangriff stehen leichte und schwere Infanterie, Schützen, Reiter und Katapulte zur Verfügung, die ein wenig modifiziert jedem Volk dienen. Sogar fliegende Truppen wie Adler oder einfache Zeppeline steigen in die Lüfte, um auf den

Ihr könnt jederzeit allerhand Einheiten ausheben, vorausgesetzt ihr habt genug Gold und die Einheitenbegrenzung spielt mit.
Gegner herabzustoßen. Größere Unterschiede gibt es nicht, da sich auch die Orks an die Truppenbegrenzung halten und keine Massen ins Gefecht schicken. Der Erfahrungsaufstieg macht besonders süchtig, da ihr die Einheiten auch jederzeit aufrüsten, neue ausheben und auch in die nächste Schlacht mitnehmen dürft. Die Zahl der Einheiten ist begrenzt, steigt aber mit jeder Schlacht. Die besonderen wie Helden, Riesen oder Hexer sind davon nicht umfasst, sofern ihr sie durch gelöste Nebenquests bekommt, denn dann gilt die Begrenzung nicht.

Fieslinge greifen an

Optisch stellen die über 60 Einheiten eine bunte Mischung dar, die an Fantasywelten wie Warhammer oder WarCraft erinnert. Die Menschen weniger aber insbesondere die Orks sehen schon sehr comichaft aus, was sicher nicht jedermanns Geschmack sein dürfte. Da gibt es geifernde Goblinreiter, Orks in lächerlichen Faschingskostümen und riesenhafte Trolle. Der Chef hat fast noch mehr Dornen auf den Schultern als Fangzähne in seinem Mund. Die deutschen Stimmen liefern ebenfalls eher ein Zerrbild der Bösen ab, denn das erinnert doch eher ans Kasperletheater, etwa wenn die fiese Hexe kommt. Mensch und Elf kommen da besser weg, weil sie normale Stimmen haben.

               

Leider verhalten sich die Computergegner nicht immer clever. Obwohl sie eigentlich fast immer statisch bleibt, verlässt die KI mit schöner Regelmäßigkeit die befestigten Städte und greift ohne Chance an. Bisweilen macht sie das sogar, obwohl sie

Belagern ist was für Weicheier! Ihr müsst die Festungen der Orks im Surm nehmen, um den Sieg gegen die Zeit davon zu tragen.
 über einen Fluss attackieren muss, was hohe Verluste bedeutet. Denn im unschönen Wasser seid ihr ungeschützt, es sei denn ihr besitzt die Fähigkeit, in Flüssen zu kämpfen. Dieses Verhalten der KI ist unschön, erleichtert euch aber bisweilen das Einnehmen der Städte, die je nach Größe verschiedene Verteidigungsboni haben.

Abwartende KI

Ansonsten sind die Schlachten aber nicht einfach zu meistern, auch weil oft verschiedene Ziele, größere Räume und Hindernisse wie Bergpässe zu überwinden sind. Wem die KI dennoch zu zwiespältig agiert, für den gilt es auch noch die Möglichkeit Fantasy Wars gegen andere Menschen zu spielen. Bis zu vier Spieler können sich im LAN oder Internet tummeln, wobei es keine großen Besonderheiten gegenüber dem Solo-Modus gibt. Erfreulich, denn die Schlachten sind auch an einem Rechner spielbar (Hotseat), wobei die nicht besetzten Seiten auf Wunsch von der KI übernommen werden.

Auf den weiträumigen 3D-Landschaften wird aber nicht nur gekämpft, ihr könnt auch noch andere Dinge entdecken. Es gibt besondere Orte wie Bäume, Sümpfe oder Ruinen, wo ihr nützliche Artefakte findet, die der tragenden Einheit Boni im Kampf bringen. So gibt es unsichtbare Einheiten, die ihr dann sehen könnt. Leider sind bisweilen eure eigenen Truppen nicht zu sehen, was jedoch ein Bug ist. Hier hilft nur Neuladen. Die Grafik ist unterm Strich etwas zu grob, eckig und detailarm, um wirklich Begeisterung auszulösen. Darunter leidet die Atmosphäre natürlich.

3D-Fantasyland

Die Hexfelder hingegen stören nicht groß, da sie sich abschalten lassen. Die nur mittelprächtige 3D-Darstellung hat allerdings den Vorteil, dass das Spiel auch auf älteren Kisten läuft. Ab einer CPU mit 1,5 MHz, 512 MB RAM und einer 3D-Grafikkarte mit 128 MB seid ihr laut Hersteller dabei.

    

Fazit

Für ein billig wirkendes Strategiespiel mit Klonverdacht ist Fantasy Wars gar nicht mal schlecht: Die taktisch ablaufenden Kämpfe machen wider Erwarten richtig Spaß! Insbesondere die rundenbasierte Kampagne mit den Orks hat mich immer wieder motiviert, weiter zu marschieren bis ins Kernland der Menschen. Auch ein Angriff der Ritter ist ein Erlebnis, da sie alle Goblins niedertrampeln und auch mal ohne Befehl attackieren. Davon abgesehen sind die raumgreifenden Schlachten keinesfalls einfach zu gewinnen, da ihr oft gleich mehrere befestigte Ziele einnehmen müsst, auch wenn die KI vielleicht mal einen Aussetzer hat. Ansonsten dürft ihr wie bei Panzer General eure erfahrenen Truppen mitnehmen, sie jederzeit aufrüsten und neue ausheben - sehr schön! Für ein richtig gutes Spiel fehlt es allerdings an der nötigen Qualität in Sachen Präsentation und Hintergrund, denn insbesondere die einfallslose Geschichte enttäuscht. Auch die bunte aber billige 3D-Grafik ist kein sonderlicher Hingucker, weshalb man vor allem atmosphärisch nicht ganz zufrieden gestellt wird.

Pro

  • auch Orks und Elfen spielen
  • fordernde taktische Kämpfe
  • Lufteinheiten einsetzen
  • Truppen jederzeit aufrüsten
  • Einheiten selbst aufstellen
  • Einheiten mitnehmen
  • Sturmangriffe

Kontra

  • billig gemacht
  • oft zweifelhafte KI
  • schwache 08/15-Story
  • Kriegsparteien ähneln sich

Wertung

PC

Gar nicht mal so schlecht, auch wenn kein modernes Fantasy Generals