RACE Pro - Test, Rennspiel, 360

RACE Pro
19.02.2009, Michael Krosta

Test: RACE Pro

Der Weg von SimBin vom PC auf die Konsole war nicht leicht: Ursprünglich sollte schon GTR über THQ auf die Xbox 360 rasen und die ultimative Rennsimulation werden - es gab sogar schon einen ersten Trailer. Doch das Projekt wurde eingestampft. Race Pro (ab 20,25€ bei kaufen) hat es dagegen nach einigen Terminverschiebungen doch noch über die Ziellinie geschafft, um es mit Forza Motorsport aufzunehmen. Hat sich das Warten gelohnt?

Echte Hardcore-Simulationen unter den Rennspielen findet man hauptsächlich auf dem PC: Man denke nur an die beiden GTR-Teile, GT Legends, rFactor oder iRacing, die auch von einer eingefleischten Community, Motorsport-Enthusiasten und eifrigen Moddern am Leben gehalten werden. Auf den Konsolen sind die anspruchsvollen Rasereien dagegen die Ausnahme - sei es

Race Pro kann mit einer ganzen Reihe lizenzierter Vehikel aufwarten - von Caterhams über Tourenwagen bis hin zu Formel-Flitzern.
aufgrund begrenzter Ressourcen oder der fehlenden Zielgruppe. So hält auf der PlayStation lediglich Gran Turismo die Fahne hoch, während Microsoft mit Forza Motorsport die Lücke auf der Xbox füllt. Allerdings kommen beide Titel immer noch nicht ganz an den hohen Simulationsgrad heran, wie man ihn auf dem PC findet. Wird das mit Race Pro endlich anders?

Hardcore-Racing

Nein, denn dreht man zum Vergleich eine Runde mit GTR Evolution und setzt sich danach in das gleiche Fahrzeug in Race Pro, wird man sofort feststellen, dass die Kontrolle der Boliden am PC immer noch anspruchsvoller ausfällt als an der Konsole - sei es mit dem 360-Controller oder einem Force Feedback-Lenkrad. Das bedeutet nicht, dass die Fahrphysik von Race Pro schlecht ist. Ganz im Gegenteil: Trotz der leichten Abstriche gegenüber den PC-Vorbildern und dem dadurch geringeren Realismus-Anspruch zählt sie immer noch zu den ganz großen Stärken des Titels! Es fühlt sich auch an der 360 halbwegs authentisch an, wenn Front-Antriebler in Kurven zum Untersteuern neigen und die Boliden auf nasser Fahrbahn ins Schlingern geraten, während die von echten Wagen aufgenommenen Motoren herrlich aufheulen und bei krachenden Fehlzündungen Flammen aus dem Auspuff schießen. Mit einem Lenkrad fühlt man sich natürlich noch besser hinter das Steuer eines Rennwagens versetzt, obwohl ich an dieser Stelle wieder anfangen könnte, über das Microsoft-Wheel herzuziehen, das weder in Sachen Verarbeitung noch bei der Intensität des Force Feedack-Effects bei modernen PC-Lenkrädern mithalten kann. Wann kommt endlich ein

Bei der Fahrphysik mussten zwar im Vergleich zum PC Kompromisse eingegangen werden, doch erweist sich die Raserei ohne zugeschaltete Fahrhilfen auch an der Konsole als anspruchsvoll.
Gegenstück von Logitech zum Driving Force Pro für die 360? Absolut vorbildlich sind die Möglichkeiten, mit denen man Controller oder Lenkrad mit zig Zonen (Dead Zone, maximale Bewegungen etc.) auf die eigenen Bedürfnisse einstellen kann.

Kompromisse nötig

Wer auf realistisch angehauchten Fahrspaß in verschiedenen Rennserien vom Mini-Cup über die WTCC bis hin zu PS-starken GT-Monstern sowie Formel-Flitzern steht, wird hier ähnlich gut bedient wie in DTM Race Driver 3 - aber mit anspruchsvollerer Fahrphysik! Auch die Caterhams finden sich neben Traumwagen von Herstellern wie Audi, Aston Martin oder Koenigsegg in vorgefertigten Lackierungen in der Garage - einen Editor zum Anbringen eigener Logos und Sticker gibt es leider nicht. Während Künstler in die Röhre schauen, werden Mechaniker umso besser bedient: Die Einstellungsmöglichkeiten für das Wagen-Setup sind äußerst vielfältig und reichen von der Gangübersetzung über den Abtrieb bis hin zu Reifendruck, Sturz, Spur, Differential & Co. Schaut man sich alleine die Möglichkeiten bei der Aufhängung an, werden Setup-Fanatiker frohlocken, denn wo anderen Spiele lediglich zwischen Vorder- und Hinterachse unterscheiden (wenn überhaupt), darf man sich hier jeden Stoßdämpfer und jede Feder einzeln vornehmen, was alleine hier zu über 20 Einstellungen führt. Das Ganze erinnert zwar vom Aussehen her mehr an eine Tabellenkalkulation und wirkt sehr bieder, erfüllt aber seinen Zweck. Schade ist nur, dass man die Erklärungstexte nicht manuell scrollen kann, sondern recht lange warten muss, bis es weiter geht. Damit man sich die ganze Arbeit nicht immer wieder aufs Neue machen muss, dürfen die Setups selbstverständlich auch abgespeichert werden. Nur ein Online-Tausch mit anderen Spielern ist leider nicht möglich und auch die mitgeführte Benzinmenge kann nicht von vorneherein festgelegt werden, um Boxenstopps taktisch zu planen. Darüber hinaus fallen technische Defekte im Gegensatz zu den PC-Versionen genau so unter den Tisch wie die Möglichkeit, Dinge wie die Bremsbalance in Echtzeit während des Rennens zu verstellen.     

Neben gängigen Modi wie Einzelrennen, Zeitfahren oder offenen Trainings-Sessions stehen die Meisterschaften im Mittelpunkt, von denen insgesamt 19 zur Verfügung stehen, sich dabei inhaltlich aber auch oft ähneln. Das geht beim Mini Cup los und geht bei den Läufen der WTCC (World Touring Car Championship) weiter bis man irgendwann in den richtig fetten GT-Boliden um Punkte für die Tabelle kämpft. Zu Beginn sind die meisten Events allerdings noch gesperrt und erst über den Meisterschaftsmodus freigeschaltet werden. Dieser klingt in der Theorie recht viel versprechend: So sollte man sich bei den Team-Chefs zunächst bei Testfahrten mit einer knackigen Rundenzeit einen Namen machen, um als Pilot engagiert zu werden. Alternativ kann man sich aber auch direkt für viel Geld in die Verträge rein kaufen, für die man meist aber eh nie genug auf dem Konto hat, da auch nach erfolgreichen Testfahrten noch eine Vertragsgebühr entrichtet werden muss. Das Schöne

Das Schadensmodell sorgt zwar für einige Beulen und wirkt sich auch auf die Fahrphysik aus, doch wirkt es insgesamt noch zu inkonsequent und nicht immer nachvollziehbar.
am Karrieremodus ist, dass man hier langsam an die verschiedenen Rennserien herangeführt wird und dabei auch die Eigenheiten der insgesamt knapp 50 Boliden kennenlernt. Neben den 33 Standard-Verträgen, bei denen man sich für eine Serie von mehreren Rennen verpflichtet, hat man im Laufe der Karriere auch acht Mal die Wahl, als Stand-In für einen anderen Fahrer einzuspringen. Allerdings leidet die Karriere unter einem erheblichen Manko: Der Schwierigkeitsgrad der KI lässt sich nicht anpassen! Zwar darf man die Fahrhilfen wie ABS, Traktionskontrolle und angezeigte Bremslinien den eigenen Wünschen anpassen, doch fahren die bis zu 15 Konkurrenten alle auf einem automatisch vorgegeben Niveau. Und das ist schrecklich! Die Karriere ist in Verträge von A bis H eingeteilt, die sich nach und nach freischalten lassen. Als ich bei "E" angekommen war, hatte ich keine Lust mehr. Warum? Weil die KI-Fahrer absolute Schnarchnasen sind, die selbst Sonntagsfahrern nicht mehr hinterher kämen. Es ist völlig spaßfrei, als Letzter zu starten, sich innerhalb einer Runde an die Spitze vorzukämpfen und die Rennen über drei Runden teilweise mit mehr als 20 Sekunden Vorsprung zu gewinnen - und das immer wieder. Es ist mir ein Rätsel, warum die Entwickler nicht auch hier eine manuelle Anpassung der KI ermöglichen wie es auch in den restlichen Modi der Fall ist, wo insgesamt vier Stufen zur Verfügung stehen. Verglichen mit den PC-Simulation fällt Race Pro aber generell recht einfach aus und liefert Fortgeschrittenen erst auf der höchsten Stufe echtes Renn-Feeling mit spannenden Positionskämpfen, die bei Berührungen allerdings unter einer merkwürdigen Kollisionsabfrage leiden. Manchmal scheint es so, als würden die Fahrzeuge ähnlich wie bei Online-Lags plötzlich von einer Position zur anderen versetzt.

WM-Kämpfe

Doch das ist noch gar nichts gegen das, was einen auf der Piste von Porto erwartet. Zugegeben: Die Strecke ist eng und anspruchvoll. Aber das ist keine Entschuldigung, warum sich die KI hier so dermaßen viel dämlicher anstellt als auf anderen Kursen. Was man sich hier manchmal in der Rolle des Verfolgers ansehen muss, grenzt schon fast an Schwachsinn, wenn es die KI nicht mal schafft, ordentlich um eine Kurve zu lenken, sondern stattdessen geradeaus in die Band fährt. Die Folge: Selbst wenn sie eine Streckenbegrenzung nur leicht touchieren, fährt die KI umgehend in die Box zur Reparatur. Was aber viel schlimmer ist, sind die Staus, die durch ein KI-Missgeschick passieren können und sich einfach nicht auflösen wollen - mit üblen Framerate-Folgen. Da fahren Fahrzeuge die ganze Zeit rückwärts, halten den Verkehr auf und werden nach ein paar Clippingfehlern plötzlich weg gebeamt. Wir haben das Dilemma auf Video gebannt und sind selbst jetzt noch fassungslos aufgrund dessen, was wir dort erleben mussten. Und nein: Das



Problemkind Porto

Video: Wurde Porto bei der Qualitätskontrolle vergessen? KI-Aussetzer, Probleme in der Box und extreme Framerate-Einbrüche sprechen dafür...Video wurde nicht von uns nachbearbeitet und künstlich auf diese Framerate gestutzt! Doch das war nicht das letzte Porto-Phänomen, denn auch mein eigener Boxenbesuch erwies sich als fataler Fehler, weil es der nicht abschaltbare Autopilot vorgezogen hat, mein Auto bei der Ausfahrt lieber direkt gegen die Wand zu setzen anstatt mich wieder auf die Strecke zurück zu bringen. Da stellt sich unweigerlich die Frage, ob überhaupt jemals irgendwer bei SimBin diese Strecke ordentlich getestet hat... Klar, diese katastrophalen Vorkommnisse sind Ausnahmen, die mir in dieser krassen Form nur auf dieser Piste aufgefallen sind. Trotzdem ist es äußerst ärgerlich! Das gilt auch für einen typischen Bug, bei dem schon beim Start immer wieder die gelbe Flagge geschwenkt wird oder das eigene Fahrzeug unmittelbar nach der Zieldurchfahrt in die Bande kracht - und das auch unabhängig von Porto. Klar, das Rennen ist dann vorbei, aber trotzdem müsste ein solch blöder Fehler nicht sein. Daneben haben die KI-Fahrer auch öfters Tomaten auf den Augen und fahren gerne mal hinten rein, wobei sie auf der anderen Seite auch oft gut und besonnen auf das Renngeschehen reagieren. Etwas seltsam ist jedoch, dass ein und derselbe Fahrer (im konkreten Fall Pierre-Yves Corthals) laut Auflistung während einer Meisterschaft gleichzeitig in einem Seat Leon und einem Honda Accord hinter dem Steuer saß. Was zum Geier...? In diesem Zusammenhang vermisst man auch Hintergrundinformationen zu den Piloten, wie man sie noch in GTR Evolution vorgefunden hat. Bei Race Pro erfährt man dagegen nur etwas von den Wagenherstellern. Die Replays sind ebenfalls eine Sache für sich: Zwar kann man die Clips abspeichern, doch muss man dies schon machen, bevor man sie sich überhaupt ansehen kann. Mit anderen Usern teilen darf man diese jedoch nicht und auch ein Foto-Modus ist nicht enthalten. Gerade nach dem, was Forza und auch EAs aktuelle Sportspiele bezüglich Community-Features vorgelegt hat, ist Race Pro in dieser Hinsicht enttäuschend.     

Traurig ist, dass man viele Dinge unbeachtet ließ, die eigentlich zum Motorsport dazu gehören und zur Atmosphäre beitragen. So findet man keine animierte Boxencrew und der Funkverkehr beschränkt sich auf ein emotionsloses "Herzlichen Glückwunsch" nach der Zieldurchfahrt, während es anstatt einer Siegerehrung mit Champagnerdusche lediglich ein billiges Pokal-Bildchen gibt - schwach! Nicht

Auch die Laguna Seca mit ihrer berühmt-berüchtigten Korkenzieher-Kurve ist enthalten.
mal ein Intro oder eine stimmungsvolle Kamerafahrt durch die Startaufstellung wurde realisiert und Musik ertönt weder in den Menüs noch (optional) während des Renngeschehens. Auch das Flaggensystem wirkt unausgereift: Zwar wird man selbst und auch die KI für Abkürzungen bestraft, doch kann man sich auf der anderen Seite als rempelnde Pistensau durch das Feld schlachten, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Auch das Schadensmodell gibt mehr Anlass zur (negativen) Kritik als zur Begeisterung. Ich finde es prinzipiell immer gut, wenn ein volles Schadensmodell umgesetzt wird, das sich auch auf die Fahrphysik auswirkt. Auch hier geht es bei unterdurchschnittlichen Crash-Soundeffekten bis zum Totalschaden, doch wirkt der Weg bis dort hin sehr inkonsequent. Während manche starken Kollisionen schwere Schäden nach sich ziehen, fährt man bei anderen so weiter als sei fast nichts passiert. Da es keine Wagenzustandsanzeige gibt und sich der Boxenfunk ausschweigt, weiß man nicht mal, was genau kaputt ist. Das optische Schadensmodell liefert kaum Hinweise, denn hier zerbersten die Scheiben nicht mal bei einem Aufprall mit über 200 Sachen in tausend Stücke, sondern bekommen höchsten ein paar Risse. Und bis tatsächlich Teile von der Karosserie abfallen, muss schon viel passieren...Insgesamt also eine eher enttäuschende Vorstellung!

Niemand in der Box?

Auch technisch erinnert Race Pro mehr an eine Rise zurück in die Vergangenheit als an ein modernes Rennspiel. Schwache und mitunter sogar flackernde Texturen, starkes Tearing, vereinzelte Clippingfehler und Pop-Ups zeugen zusammen mit detailarmen Boliden und einigen krassen Kanten nicht unbedingt für strahlende Gesichter. Zusammen mit der überwiegend konstanten Framerate von 30 Bildern pro Sekunde kann Race Pro dem Konkurrenten Forza 2 nicht das Wasser reichen - und das, obwohl die Microsoft-Simulation mittlerweile auch schon fast zwei Jährchen auf dem Buckel hat. Auch die Spiegelungen, die anscheinend Environment Mapping vorgaukeln sollen, sind eine einzige Katastrophe. Hier wird oftmals nur ein verpixeltes Bild auf die Wagen- oder Armaturen-Textur gepackt, das sich irgendwie beim Lenken mitbewegt. Doch auch beim Umfang fährt man mit knapp 50 Autos, fehlendem Editor und ohne Tuning-Optionen (Teile-Kauf) hinterher, doch gibt es zumindest 13 lizenzierte Pisten wie Monza, Valencia, Brno oder den anspruchsvollen Stadtkurs Macau. Warum aber nicht auch die legendäre Nordschleife integriert wurde, nachdem sie bei GTR Evolution ihre SimBin-Premiere feierte, ist mir ein Rätsel. Ich tippe einfach, dass diese Engine auf der 360 schlichtweg mit der Menge an Daten überfordert gewesen wäre und das auch gleichzeitig der Grund dafür ist, weshalb es keine Splitscreen-Rennen gibt. Stattdessen tritt man in einem Hot Seat-Modus mit- oder gegeneinander an, bei dem man abwechselnd das Steuer eines oder mehrerer Wagen übernimmt. Zumindest darf dabei jeder Spieler seine gewünschten

Was muss eine echte Rennsimulation bieten? Riiiichtig: Eine Cockpit-Ansicht!
Fahrhilfen selbst festlegen. Die echten Duelle finden aber erst über die System Link-Funktion oder Xbox Live statt, wo sich bis zu zwölf Fahrer in der Startaufstellung tummeln können. Neben Spaßrennen dürfen auch gewertete Wettbewerbe ausgetragen werden, wobei auf das gemeinsame freie Training eine Solo-Qualifikationsrunde und anschließend das Rennen folgt. Dummerweise wird man nicht darauf hingewiesen, dass man darauf warten muss, bis der Host die nächste Session startet und so landet man oft in einem Menü, bei dem es nicht weiter zu gehen scheint. Ich habe beim Testen viele Spieler erlebt, die daraufhin das Rennen einfach abgebrochen haben, weil es einfach keinen Hinweis darauf gab, wie es weitergeht. Leider wird online der Kampf um die Positionen von einigen Lags gestört. Betreten oder verlassen darüber hinaus Spieler die Lobby während eines Rennens, kommt es teilweise zu heftigen Slowdowns, die einen völlig aus dem Konzept bringen können. Und warum können nur Einzelrennen und nicht gleich komplette Meisterschaften als Session aufgesetzt werden? Zumindest aber ist es möglich, eine ganze Lobby nur für Freunde zu reservieren. Beim Blick auf die aktuellen Bestzeiten drängt sich aber der Eindruck auf, als gäbe es Möglichkeiten, diese zu manipulieren. Ich bin sicher nicht der schnellste Raser auf dieser Welt, aber wenn ich im gleichen Fahrzeug auf einer mir gelegenen Strecke der Bestzeit mehr als eine Minute hinterher fahre, kann irgendwas nicht stimmen...   

Technisch von gestern

Fazit

Ich habe SimBins GTR-Spiele auf dem PC verschlungen und geliebt. Selbst heute drehe ich neben rFactor immer noch gerne die eine oder andere Runde mit diesen überaus anspruchsvollen Simulationen und genieße die riesige Auswahl gelungener Modifikationen. Zwar fällt dieser Punkt auf der Konsole traditionsgemäß weg, doch würde ich Race auch für sich allein betrachtet auf dem PC zusammen mit den anderen SimBin-Sims immer noch zu den besten Renn-Simulationen zählen, die es zur Zeit auf dem Markt gibt. Und Race Pro? Das, mit dem die Entwickler auf dem PC in erster Linie begeistern können, findet sich auch hier: Die gelungene Fahrphysik samt massig Einstellungen für das Wagen-Setup! Zwar gibt es einige Abstriche und man musste wohl Kompromisse eingehen, doch zeigt man auch auf der 360, dass man eine anspruchsvolle Simulation abliefern will und kann. Leider beschränkt man sich dabei ausschließlich auf die Fahrphysik und vernachlässigt dafür neben der fehleranfälligen und hoffnungslos veralteten Technik auch die KI, die vor allem in Porto von einigen Aussetzern heimgesucht wird und im Karrieremodus auch für ungeübte Spieler keine ernsthafte Konkurrenz darstellt. Bugs im Flaggensystem und der Kollisionsabfrage, beim Autopiloten in der schwach inszenierten Boxengasse sowie nach Unfällen mit derben Framerate-Einbrüchen auf Diashow-Niveau zehren zudem genau so an den Nerven wie Lags und Slowdowns in Online-Rennen. In den Momenten, in denen es gut läuft und man über die schwachbrüstige Technik und enttäuschende Präsentation hinwegsehen kann, versprüht Race Pro sogar kurzzeitig Fahr- und Spielspaß auf Forza 2-Niveau. Doch sobald die KI mal wieder Mist baut, die Grafikengine wieder zu deutlich ihr hässliches Gesicht zeigt, das Schadensmodell für unfreiwillige Lacher sorgt oder ein blöder Bug das ganze Rennen versaut, wird man sich schlagartig wieder bewusst, dass die Simulation aus dem Hause Microsoft auf der 360 auch heute noch die eindeutig bessere Wahl darstellt und SimBin es einfach nicht geschafft hat, das hohe Niveau der PC-Vorbilder auf die Xbox 360 zu übertragen.

Pro

  • hervorragende Fahrphysik
  • viele Meisterschaften
  • gelungene Steuerung
  • massig Setup-Möglichkeiten
  • vorbildliche Controller-/Lenkrad-Einstellungen
  • Cockpit-Ansicht
  • lizenzierter Fuhrpark
  • reale Strecken
  • Fahrhilfen stufenweise zuschaltbar
  • authentische Motorenklänge
  • Onlinemodus (für bis zu 12 Spieler)
  • Boxenstopps & Reifen- und Bremsverschleiß möglich
  • unterschiedliche Witterungsbedingungen

Kontra

  • …wenn auch nicht auf PC-Niveau
  • triste Kulissen
  • wenige Fahrzeugdetails
  • öde Karriere
  • Schwierigkeitsgrad nicht einstellbar (Karriere)
  • insgesamt etwas zu leicht
  • biedere Präsentation (Setup, Siegerehrung etc.)
  • furchtbare Spiegelungen (Lack, Armaturen)
  • KI-Aussetzer (Porto!)
  • z.T. fragwürdige Kollisionsabfrage
  • inkonsequentes Flaggensystem
  • keine Wagenzustandsanzeige
  • schwaches Force-Feedback
  • kein Splitscreen-Modus
  • Lags
  • unter Umständen starke Slowdowns (Online, Unfälle)
  • unglaubwürdiges Schadensmodell
  • schwache Soundeffekte (bei Kollisionen etc.)
  • keine animierte Boxencrew

Wertung

360

Die gelungene Fahrphysik alleine reicht nicht! Bugs, KI-Aussetzer und angestaubte Technik schicken Race Pro ins hintere Mittelfeld der Startaufstellung!