Rock Band 2 - Test, Musik & Party, 360, Wii, PlayStation2, PlayStation3

Rock Band 2
13.03.2009, Mathias Oertel

Test: Rock Band 2

Das Warten auf Titel der Rock Band-Serie scheint zur Tradition für PlayStation 3-Musiker zu werden. Nachdem man bereits auf den ersten Teil deutlich länger warten musste als die 360-Fraktion, wurde auch bei Rock Band 2 (ab 4,97€ bei kaufen) der Termin immer wieder verschoben. Doch jetzt dürfen auch die Sony-Rocker in die Saiten greifen sowie Drums und Gehörgänge von Freunden und Nachbarn malträtieren.

Am Anfang war Konami mit Guitar Freaks und DrumMania. Diese Titel haben es zwar außerhalb Nippons nur unter Hardcore-Fans zu Ruhm und Ehre geschafft, aber waren immerhin Vorbild für die Rhythmus-Experten von Harmonix. Die konnten mit

Rock On! Auf der PS3 erscheint Rock Band 2 zwar mit gehöriger Verspätung, doch an der Qualität und der Faszination des Band-Lebens ändert dies natürlich nichts...
Titeln wie Amplitude oder Frequency erste Achtungs-Erfolge auf der PS2 erzielen. Der große Durchbruch kam allerdings mit Guitar Hero (GH, erschienen bei Activision) - dem Musikspiel, das das Spielen auf einer Plastikklampfe populär machte. Eine Fortsetzung später wechselte Harmonix zu MTV Games und machte sich an die Entwicklung eines Titels, der das Genre mit Koop-Spiel für vier revolutionieren sollte: Rock Band. Als Ersatz für die abtrünnigen Musik-Spezialisten wurde Neversoft mit Guitar Hero 3 beauftragt. Doch dem Band-Gedanken konnte sich auch Activisions GH-Serie nicht verschließen und hat mit World Tour (GHWT) den Herausforderer ins Rennen geschickt.

Der ewig junge Kampf? 

Dem hält MTV Games nun Rock Band 2 (RB2) entgegen, das sich im Wesentlichen auf das Instrumentenpack des Vorgängers verlässt - wann die in den USA bereits erschienenen neuen, verbesserten Varianten der Plastik-Klampfe und Drums hierzulande erscheinen, steht allerdings derzeit noch in den Sternen. Dass sich die Anschaffung des neuen Packs allerdings lohnen wird, konnten wir in diesem Praxistest der neuen Instumente feststellen. Für unsere Erfahrungen mit den "alten" Instrumenten verweise ich an dieser Stelle auf den Ursprungs-Test von Rock Band.

Wer bereits die Hardware von Guitar Hero World Tour oder einem anderen Teil von Activisions Konkurrenz-Serie besitzt, kann aufatmen: Im Gegensatz zum Vorgänger, bei dem erst per Patch Kompatibilität hergestellt wurde, haben die Guitar Hero-Instrumente sofort wunderbar funktioniert.

(*): Auch in Guitar Hero World Tour enthaltenMuss man eigentlich noch etwas zum Phänomen Rhythmus-Spiele sagen? Wie kaum irgendwo anders gilt die Prämisse "Leicht zu erlernen, schwer zu beherrschen" so wie in diesem Genre, das weit vor Wii die Finger nach neugierigen Erstspielern ausstreckte. Denn letztlich geht es nur darum, im richtigen Moment eine oder mehrere Tasten auf den dafür vorgesehen Instrumenten zu bedienen - im Rhythmus der Musik.

Nachholbedarf?



Die Trackliste von Rock Band 2

- AC/DC - Let There Be Rock

- AFI - Girl´s Gone Grey

- Alanis Morissette - You Oughta Know

- Alice in Chains - Man in the Box

- Allman Brothers - Ramblin´ Man

- Avenged Sevenfold - Almost Easy

- Bad Company - Shooting Star

- Beastie Boys - So Whatcha Want

- Beck - E-Pro

- Bikini Kill - Rebel Girl

- Billy Idol - White Wedding Pt. I

- Blondie - One Way or Another (*)

- Bob Dylan - Tangled Up in Blue

- Bon Jovi - Livin´ on a Prayer (*)

- Cheap Trick - Hello There

- Devo - Uncontrollable Urge

- Dinosaur Jr. - Feel the Pain (*)

- Disturbed - Down with the Sickness

- Dream Theater - Panic Attack

- Duran Duran - Hungry Like the Wolf

- Elvis Costello - Pump It Up

- Fleetwood Mac - Go Your Own Way (*) 

- Foo Fighters - Everlong (*)

- Guns N´ Roses - Shackler´s Revenge

- Interpol - PDA

- Jane´s Addiction - Mountain Song

- Jethro Tull - Aqualung

- Jimmy Eat World - The Middle (*)

- Joan Jett - Bad Reputation

- Journey - Anyway You Want It

- Judas Priest - Painkiller

- Kansas - Carry On Wayward Son

- L7 - Pretend We´re Dead

- Lacuna Coil - Our Truth (*)

- Linkin Park - One Step Closer

- Lit - My Own Worst Enemy

- Lush - De-Luxe

- Mastodon - Colony of Birchmen

- Megadeth - Peace Sells

- Metallica - Battery

- Mighty Mighty Bosstones - Where´d You Go

- Modest Mouse - Float On

- Motorhead - Ace of Spades

- Nirvana - Drain You

- Norman Greenbaum - Spirit in the Sky

- Panic at the Disco - Nine in the Afternoon

- Paramore - That´s What You Get

- Pearl Jam - Alive

- Presidents of the USA - Lump

- Rage Against the Machine - Testify

- Ratt - Round & Round

- Red Hot Chili Peppers - Give it Away

- Rise Against - Give it All

- Rush - The Trees

- Silversun Pickups - Lazy Eye (*) 

- Smashing Pumpkins - Today (*)

- Social Distortion - I Was Wrong

- Sonic Youth - Teenage Riot

- Soundgarden - Spoonman

- Squeeze - Cool for Cats

- Steely Dan - Bodhitsattva

- Steve Miller Band - Rock´n Me

- Survivor - Eye of the Tiger (*)

- System of a Down - Chop Suey

- Talking Heads - Psycho Killer

- Tenacious D - Master Exploder

- Testament - Souls of Black

- The Donnas - New Kid in School

- The Go-Go´s - We Got the Beat

- The Grateful Dead - Alabama Getaway

- The Guess Who - American Woman (*)

- The Muffs - Kids in America

- The Offspring - Come Out & Play (Keep em Separated)

- The Replacements - Alex Chilton

- The Who - Pinball Wizard

Bonus-Tracks

- Abnormality - Visions

- Anarchy Club - Get Clean

- Bang Camaro - Night Lies

- Breaking Wheel - Shoulder to the Plow

- The Libyans - Neighborhood

- The Main Drag - A Jagged Gorgeous Winter

- Speck - Conventional Lover

- The Sterns - Supreme Girl

- That Handsome Devil - Rob the Prez-O-Dent

Bei Rock Band kam zusätzlich zur geforderten Hand-Auge-Koordination mit dem Fokus auf Band-Play für bis zu vier Spieler (Gitarre, Bass, Schlagzeug, Gesang) eine bis dato unerreichte Dynamik hinzu. So konnten z.B. Mitmusiker, die irgendwann aus dem Rahmen fielen, von anderen in der Gruppe gerettet werden. Umfangreiche Personalisierungs-Möglichkeiten sorgten für eine hohe Identifikation mit eurem Alter Ego. Und nicht zuletzt hat das höchst aktiv mitgehende Publikum immer wieder für Gänsehaut gesorgt. Und genau darauf kann man sich auch hier wieder verlassen. Sobald das Publikum spontan anfängt, mitzusingen, bekomme ich als Musiker auf der Bühne (pardon: vor dem Bildschirm) einen zusätzlichen Motivationsschub und wohlige Schauer perlen meine Wirbelsäule hinab - ich fühle mich wie ein Star!

Wir erinnern uns: Der Vorgänger setzte alles auf die Band-Karte und bot Team-Musikern eine umfangreiche, Laufbahn, in deren Verlauf man sogar Sets von gut 20 Songs bewältigen konnte. Solisten hingegen wurden mit einem spartanischen Modus abgespeist, der einen wie in Guitar Hero 1 von Gig zu Gig schleuste, wo ein vorgegebenes Set abgedudelt werden musste - einer der größten Kritikpunkte nicht nur in unserem Test.

Alles besser?

Diese Kritik hat sich Harmonix -wie übrigens viele andere Punkte auch- zu Herzen genommen und in jeder Hinsicht nachgebessert. So ist das schnelle Spiel in RB 2 z.B. hinsichtlich Übersichtlichkeit und Anzeige der relativen Schwierigkeit bei der Songauswahl optimiert worden. Dadurch eignet sich die Bühnenshow noch mehr als zuvor als ideale Party-Unterhaltung.

Doch auch an der Karriere, immer noch das umfangreiche Kernstück der RB-Auftritte, wurde gefeilt - und das in jeder Hinsicht positiv. Denn nun ist es endlich möglich, auch einzeln durch die gleichen Höhen und Tiefen geleitet zu werden, die im Vorgänger nur Bands vorbehalten waren. Man "kämpft" sich von ersten Auftritten in kleinen Pubs nach und nach in größere Arenen vor, verschafft sich Zutritt zu neuen Städten und Kontinenten und irgendwann steht einem die ganze Welt für Auftritte zu Verfügung. Wie im Vorgänger stehen einem irgendwann Roadies, Manager und weitere Helfer zur Verfügung. Allerdings kann man in RB2 selbst Schicksal spielen und aus mehreren Optionen auswählen, die unterschiedliche Auswirkungen haben. Entscheidet man sich für "Fan-Betreuer", die dafür sorgen, dass die Anhänger-Basis mit jedem Auftritt schneller wächst oder engagiert man lieber einen gewitzten Szene-Kenner, der bei jedem Gig mehr Geld in die Kasse spült? Da mit jeder dieser Entscheidungen auch unter Umständen andere Events freigeschaltet werden, kommt eine weitere, sehr unterhaltsame (allerdings insgesamt nur unwichtige) Komponente hinzu. 

Viel wichtiger ist jedoch die Karriere-Ergänzung, jederzeit zwischen Solo- und Bandauftritt wechseln zu können. Einfach wieder kurz in den Proberaum, ein paar Freunde eingeladen und schon kann es weiter gehen. In dieser Hinsicht bemerkenswert ist auch, dass die Beschränkung der Figur auf nur ein Instrument weggefallen ist, was schon im ersten Teil längst überfällig war. Mittlerweile sind Multitalente gefragt und erwünscht. Sprich: Bei der eigenen Band kann man als Gitarrist oder Sänger eure Lorbeeren verdienen, bei einem Kumpel ist man über die problemlos laufende und lagfreie Online-Anbindung hingegen als Drummer im Einsatz - mit ein- und derselben Figur!     

Und sind keine Freunde zur Hand und man will trotzdem nicht solo unterwegs sein, dann schließt man sich einfach einer wildfremden Musikkombo an. Oder öffnet seine Band für die große weite Welt und hofft auf Unterstützung. Ich persönlich bevorzuge zwar das Spiel mit Leuten, die ich kenne, doch allein die angebotene Möglichkeit, die letztes Jahr nur im schnellen Online-Spiel gegeben war, ist bemerkenswert. Allerdings muss in jedem Fall sicher gestellt sein, dass alle Spieler über das

Wann die neue verbesserte Hardware hierzulande erhältlich ist, steht leider noch nicht fest...
gleiche Songmaterial verfügen, was angesichts der großen Zahl an Download-Inhalten immer wieder ein Problem darstellen könnte. Das lokale Abrocken ist ohnehin immer noch die beste Alternative, da der direkte Kontakt zu den Mitspielern einfach unterhaltsamer ist als Gespräche über Headset - so technisch sauber die Verbindungen auch ablaufen.

Wer sich nicht einfach nur von Gig zu Gig hangeln, sondern es mit der ganzen Welt aufnehmen möchte, findet mit dem "Battle of the Bands" ausreichend Futter. Hier werden von Harmonix beständig neue Herausforderungen angeboten, in denen die Bands um Ruhm und Ehre kämpfen und über die man sich auch auf der offiziellen Seite haarklein informieren kann. Diese Aufgaben können zwar keinen vollwertigen Ersatz für die Karriere darstellen, sind aber in jedem Fall eine spaßige, fordernde und motivierende Ergänzung.

Abseits der Karriere

Gleiches gilt für die Herausforderungen, die sowohl für die einzelnen Instrumente als auch für die Gesamtband zur Verfügung stehen und die mit ihren immer schwerer werdenden Sets eine sinnvolle Evolution der spröden und einschlägig bekannten Standard-Karrieren bieten.

Als weitere Modi sind die aus Teil 1 bekannten Score-Duelle und das Tauziehen um Publikumsgunst integriert, die sich zwar als unterhaltsam präsentieren, aber weder den Spaßfaktor der Karriere noch die Intensität der Power-Up-Schlachten der Guitar Hero-Serie erreichen.

 Vor allem im Hinblick auf das verbesserte und um zusätzliche Zimbeln erweiterbare neue Drumkit gewinnt auch das umständlich versteckte Drum-Training an Bedeutung. Hier kann man gezielt Beats oder Fill-Ins trainieren und sogar zu auf der Festplatte gespeicherten Songs trommeln, um sich besondere Finessen anzueignen - schön.

"Was zählt, ist auf'm Platz". Diese Fußballweisheit lässt sich problemlos auch auf Rock Band 2 anwenden. Und das bedeutet, es geht um Schwierigkeitsgrad und Songauswahl. Guitar Hero-Veteranen haben sich darüber beklagt, dass die einzelnen Spuren im ersten Rock Band zu leicht zu bewerkstelligen waren - da ist was dran. Doch bedingt durch den Fokus auf

... doch auch mit der "alten" Klampfe macht es Spaß - und wer will, kann Rock Band 2 problemlos auch mit den Instrumenten der Konkurrenz-Serie spielen.
Gruppenspiel und die sich daraus ergebende Dynamik, war dies verschmerzbar.

Bretter, die die Welt bedeuten

Und jetzt? Nachdem ich zum Vergleich nicht nur wieder einige Rock Band-Songs herausgekramt habe, sondern mittlerweile auch zahlreiche Stunden mit Guitar Hero World Tour verbracht habe, lässt sich Rock Band 2 hinsichtlich der Schwierigkeit genau dazwischen einordnen. Es ist fast durch die komplette Instrumenten-Bank deutlich anspruchsvoller geworden als der Vorgänger und nähert sich damit an GHWT an, erreicht aber letztlich nicht ganz dessen Anforderungsprofil. Was allerdings auch daran liegt, dass die Welttournee der Gitarrenhelden mittlerweile fünf Standard-Schwierigkeitsstufen besitzt und Rock Band 2 sich nach wie vor auf vier verlässt.

In welcher Hinsicht Harmonix sich aber definitiv für die nächste Ausgabe bei den Neversoft-Kollegen inspirieren lassen sollte, ist die Möglichkeit, einen Song zu unterbrechen und für den Neustart einen anderen Schwierigkeitsgrad wählen zu können - übrigens eine Funktionalität, das im separat erhältlichen und auch unabhängig spielbaren AC/DC-Add-On integiert wurde.

Vor allem bei den Mystery Sets kann es passieren, dass ausgerechnet der letzte Song einen exorbitanten Sprung hinsichtlich der Anforderungen macht und man nach dem x-ten Versuch verzweifelt aufgibt. Was zur Folge hat, dass man beim nächsten Mal das gesamte Set wieder von vorne beginnen muss. Hier wäre es wesentlich komfortabler, wenn der Musiker mit Problemen einfach sagen könnte: Ich schalte einen Gang runter und komme durch, beim nächsten Gig mach ich auch wieder mit Experte weiter. Denn im schlimmsten Fall kann es passieren, dass man auf dem nächst unteren Schwierigkeitsgrad kaum gefordert wird, man sich aber für diesen entscheiden musste, damit man nur am letzten Song nicht scheitert. Hier ist Nachbesserung angesagt.

   

Mit elf Songs, die sowohl hier wie da zu finden sind, die aber alle in die "Bekannt"-Ecke gehören (u.a. Survivor "Eye of the Tiger", Bon Jovi "Livin' on a Prayer", Jimmy Eat World "The Middle") liegt man gleichauf. Weitere elf Interpreten sind in den beiden Spielen mit jeweils einem anderen Song vertreten. Hier spielt der persönliche Geschmack natürlich eine große Rolle, doch mir ist "White Wedding" von Billy Idol in RB2 einfach sympatischer als "Rebel Yell" in GHWT. Und ich favorisiere auch Motorheads "Ace of Spades" (RB2) gegenüber "Overkill". Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich in Rock Band 2 lieber von Anfang an das mittlerweile zum Download zur Verfügung stehende Steve Millers "The Joker" sehen würde als das integrierte "Rock'N Me". Doch unter dem Strich liegt Harmonix in diesem Bereich vorn. Vor allem auch, wenn man sich die Titel anschaut, deren Interpreten im Vergleich nur beim jeweiligen Spiel auftauchen. Ja: World Tour kann mit den Klassikern "Sweet Home Alabama" oder "Hotel California" ganz gewaltig punkten.  

Musikbox für Fortgeschrittene



Was die Songauswahl betrifft, greift Harmonix mit MTV-Unterstützung in die Vollen und bietet genau wie der Konkurrent GHWT Master Tracks, also voll lizenzierte Songs, die auf Cover-Versionen verzichten.

Egal, ob on- oder offline: Rock Band 2 macht einen Heidenspaß!
Dem halte ich jedoch z.B. "Carry on Wayward Son" von Kansas gegenüber. Und AC/DC (Let there be Rock), Alanis Morissette (You oughta know), Judas Priest (Painkiller) oder die Red Hot Chili Peppers (Give it away).

Langer Rede, kurzer Sinn: Die Songauswahl in ihrer Gesamtheit ist in Rock Band 2 einfach homogener und stimmiger - und das, obwohl es auch hier den einen oder anderen Totalausfall zu vermelden gibt. Allerdings nicht so total wie Tokio Hotels "Monsoon", das noch im Vorgänger enthalten war und seinerzeit den Sprung in Guitar Hero World Tour geschafft hat.

Und wem die über 80 Songs nicht reichen, der hat auch automatisch Zugriff auf die bereits für den ersten Teil zur Verfügung stehenden Download-Inhalte. Habt ihr euch schon einige Songs für den Vorgänger besorgt, werden diese in den Auswahl-Listen gleich mit aufgeführt.

Als besonderes Feature dürft ihr auch die komplette Song-Bibliothek der Vorgänger-Disc importieren. Das allerdings schlägt mit Zusatzkosten zu Buche - aus rechtlichen Gründen, wie Harmonix uns anvertraute. Und hier werden die Gemüter sich wieder erhitzen - die ungewöhnliche Preis- sowie Veröffentlichungspolitik des Vorgängers ist noch nicht komplett vernarbt.

Da Harmonix sich hauptsächlich und erfolgreich vorgenommen zu haben scheint, in Rock Band 2 die inhaltlichen Mängel des Vorgängers zu beseitigen, nehme ich es dem Team nicht übel, dass hinsichtlich der Kulisse nur minimale Verbesserungen oder vielmehr: Ergänzungen zu finden sind.

Allerdings muss man EA im Gegenzug wieder zugute halten, dass ein Code mitgeliefert wird, der zum Download von 20 frischen Songs unbekannter Bands berechtigt, deren stilistische Bandbreite von Punk bis Nu Metal einiges abdeckt.

Fast wie gehabt

Die eine oder andere neue Kameraeinstellung hier, ein zaghaft eingebundener neuer Event-Ort da: Visuell muss man Unterschiede mit der Lupe suchen. Das stört mich angesichts der nach wie vor passenden und überzeugenden Bewegungen der Hauptakteure, der abwechslungsreichen Hallen samt stimmungsvoll animierter Zuschauer sowie der unspektakulären, aber herrlich individualisierten Ladebildschirme sehr wenig.

Einzig der Figureneditor hätte umfangreicher ausfallen können. Versteht mich nicht falsch: Er bietet hinsichtlich des Äußeren ebensoviel Auswahlmöglichkeiten wie Teil 1 und was Klamotten betrifft, wurde sogar eine kleine Schippe drauf gelegt. Doch wenn ich mir den Tattoo- und Artdesigner mit seinen zahlreichen Ebenen, Skalierungsmöglichkeiten und Variationsformen anschaue, der der Fantasie keine Grenze setzt, ist es schade, dass man nur aus einer vergleichsweise eingeschränkten Auswahl an Gesichtern oder Frisuren auswählen kann.

So überzeugend das Figurendesign auch sein mag: Wenn diese junge Dame wie Lemmy "Ace of Spades" röhrt, wirkt dies mehr als nur etwas merkwürdig.
Vielleicht kann EA den Rockern bei Harmonix bei Gelegenheit mal einen der Gameface-Editor-Entwickler zur Seite stellen - und vielleicht sogar eine comicisierte Umrechnung eines per Live Vision Cam aufgenommenen Users möglich zu machen, was in Ansätzen ja auch bei Facebreaker gelang.

Allerdings werden einige Tracks immer noch vom falschen Geschlecht gesungen. Damit meine ich allerdings weniger die eigens erstellte Figur, die natürlich an ein Geschlecht gebunden ist. Aber stellt euch folgende Situation vor: In eurem Set ist der erste Song mit einer weiblichen Sängerin besetzt. Dementsprechend wird bei Fehlen eines menschlichen Gesangspezialisten die Figur mit einem wahllos ausgewählten Charakter des vermeintlich schwachen Geschlechts besetzt. Habt ihr dann im Set etwas von Motorhead als Schluss-Liedchen, wirkt das alles etwas merkwürdig. Da aber zwischen den Songs ohnehin immer nachgeladen wird, hätte es nicht geschadet, wenn man kurzerhand auch noch einen anderen, passenderen Sänger in den Speicher schaufeln würde.

Akustisch gibt man sich wie bereits im Vorgänger keine Blöße: Die Tracks tönen sauber und klar, Verspieler wurden für alle Instrumente gut umgesetzt und die Mischung der einzelnen Instrumente kann ebenfalls überzeugen.

Übrigens wird dieses Problem auch nicht im Band-Editor gelöst, der euch die Möglichkeit gibt, für jede nicht vorhandene Position einen festen Charakter zu bauen und festzulegen. Leider muss man sich beim Gesang aber auch auf eine Figur festlegen, so dass es immer wieder zu einem kleinen Dilemma und damit zum Jammern auf extrem hohen Niveau kommt. 

Fazit

Terminpolitik hin oder her: Rock Band 2 hat auch auf der PlayStation 3 nichts von seiner Faszination eingebüßt und stellt nach wie vor die Speerspitze des virtuellen Musizierens dar. Die Entwickler haben sich gezielt mit den Kritikpunkten am vollkommen verdient gefeierten Vorgänger auseinandergesetzt und an den richtigen Schrauben gedreht. Eine aufgebohrte Karriere, die nicht nur endlich auch Solisten offen steht, sondern auch problemlos online je nach Bedarf mit oder ohne Bandbegleitung gespielt werden darf, ist nur der Anfang. Ein behutsam nach oben angepasster Schwierigkeitsgrad sowie ständig aktualisierte "Battle of the Bands" sorgen auch nach dem Erreichen des musikalischen Olymps für anhaltende Motivation - ebenso der neue Drum-Trainer, der euch sogar zu eigenen Tracks auf der Festplatte trommeln lässt. Die Songauswahl kann sich bis auf wenige Ausnahmen hören lassen, wird durch das reichhaltige Repertoire im Rock Band-Shop fast ins Unendliche ergänzt (wenn man das nötige Kleingeld hat), kann aber nicht verhehlen, dass die Zusatzkosten, die durch den Download des Tools zum Import der Lieder von der Rock Band 1-Disc entstehen, als unnötige Geldmacherei erscheinen. Doch sei's drum: Der im Vergleich zum direkten Konkurrenten Guitar Hero World Tour deutlich besser umgesetzte Bandgedanke, die knackigere Abmischung der Instrumente sowie die immer noch überzeugende Gänsehaut-Atmosphäre, die sich bei den Live-Auftritten mit den herrlich mitsingenden Zuschauern einstellt, ist nach wie vor ungeschlagen und macht deutlich, dass Rock Band 2 auch den Sturm, den die Konkurrenz entfacht und der mit Ideen wie dem kurzfristig veränderbaren Schwierigkeitsgrad durchaus gefährlich werden kann, wie ein Fels in der Brandung überdauert. Dass hierzulande allerdings immer noch kein Termin für das neue Paket mit deutlich verbesserten Instrumenten feststeht, ist bedauerlich. Das ändert freilich nichts am Spielspaß, der sich auch mit den "alten" Klampfen und Drumsets bzw. den kompatiblen GH-Instrumenten einstellt.

Pro

  • über 80 Songs...
  • umfangreiche non-lineare Karriere
  • Karriere auch für Solisten
  • Battle of the Bands als Online-Wettbewerb
  • Live-Atmosphäre mit Gänsehaut
  • Publikum geht wunderbar mit
  • klasse Tattoo- und Art-Editor
  • überzeugendes Design
  • umfangreiche Personalisierungsmöglichkeiten
  • gute Online-Funktionalität
  • Multitalent-Charaktere möglich
  • kompatibel mit Rock Band 1-Songs

Kontra

  • - ... bei denen auch einige vergessenswürdig sind
  • Rock Band-Songexport-Tool kostenpflichtig
  • keine nachträgliche Veränderung des Schwierigkeitsgrads

Wertung

PlayStation3

Mehr als 80 Songs, eine verbesserte Karriere, Gänsehaut-Gefühl: Rock Band 2 hat alles, was Wohnzimmer-Musiker brauchen.