Peggle - Test, Logik & Kreativität, 360, iPhone, NDS, PC, PlayStation3

Peggle
17.03.2009, Jens Bischoff

Test: Peggle

Peggle (ab 29,99€ bei kaufen) ist eines dieser Spiele, die man eigentlich nur für ein paar Minuten einschmeißen wollte und Stunden später bemerkt, dass man immer noch am Bildschirm klebt. PC-Spieler, die sich inzwischen schon vom Nachfolger die Zeit stehlen lassen, können davon ein Liedchen singen. Nach Umsetzungen für iPhone und DS nimmt Entwickler PopCap Games jetzt auch Xbox Live Arcade-Spieler ins Visier - mit Erfolg?

Eigentlich gehen mir die ganzen Käschuälgäyms ja ziemlich auf den Sack, aber wenn beim Versuch die Millionen von Gelegenheitsspielern da draußen zu unterhalten so etwas wie Peggle heraus kommt, ziehe ich auch als Core-Gamer anerkennend meinen Hut.

Einfach, aber genial: Die Mischung aus Pachinko, Puzzle Bobble und Breakout geht voll auf.
Oder besser gesagt: Ich erwische mich dabei, wie ich selbstherrlich in Beethovens aus den Boxen hämmerndes "Freude, schöner Götterfunken" mit einstimme, während ich auf der Mattscheibe meinen in Zeitlupe und Nahaufnahme zelebrierten Siegtreffer nochmals genieße. Dabei spielt es keine Rolle, ob es so geplant oder reines Glück war, denn bei Peggle gehen Geschick und Zufall Hand in Hand einher, ohne dass man sich darüber ärgern könnte.

Gebt euch die Kugel!

Wer Popcaps Geniestreich noch nicht kennt, stellt sich am besten einen japanischen Pachinko-Automaten  vor, auf den oben eine mit Flipperkugeln betriebene Puzzle Bobble -Armbrust und unten ein lose hin und her rutschender Breakout -Schläger geschraubt wurden. Ziel ist es, mit der Armbrust alle orange farbigen Pachinko-Stifte zu treffen, bevor einem die Kugeln ausgehen. Klingt eigentlich ganz einfach, aber mit nur zehn Kugeln 25 Stifte zu versenken, an statischen und beweglichen Hindernissen vorbei zu zirkeln und am Ende möglichst auch noch den munitionsrettenden Breakout-Schläger zu treffen, ist dann doch ein anderes Kaliber. Nur gut, dass man je nach Spielfigur unterschiedliche Boni wie verbesserte Zielhilfen, Explosivgeschosse oder einen Multiball-Modus aktivieren kann. Insgesamt gibt es zehn verschiedene Schützen, deren individuelle Fähigkeiten durchaus über Sieg und Niederlage entscheiden können.

Unterm Strich braucht man bei Peggle aber genau so viel Glück wie Verstand. Puzzlestrategen mag das anfangs vielleicht abschrecken, aber am Ende ist diese Mischung vermutlich genau das, was den Reiz des Spiels vor allem im Multiplayer ausmacht. Egal ob man sich mit einem Freund vor der Glotze oder mit bis zu drei Rivalen online duelliert, jeder kann durch einen Glückstreffer wieder ins Spiel kommen, denn trotz realistischer Physik-Engine kann man niemals sämtliche Kollisionen vorhersehen - vor allem wenn die Ziele auch noch in Bewegung sind. Ein gewisses Kalkül macht aber trotzdem Sinn, sei es auch nur, um mit einem gezielten Abpraller den Breakout-Schläger zu erwischen, um sich einen Extraball bzw. Punktebonus zu sichern. Das grobe Ergebnis hat man stets vor Augen, die Praxis überrascht aber immer wieder mit völlig unerwarteten Details, die selbst aus einem vermeintlich schlechten Schuss eine für ungläubige Blicke sorgende Siegstafette zaubern können.

Perfekte Mischung

Selbst Solisten werden mit insgesamt 130 speziellen Prüfungen und Herausforderungen gut und lange bei Laune gehalten. Zudem sind Duelle auch mit anpassbaren KI-Gegnern möglich. Gegen einen Kontrahenten aus Fleisch und Blut macht das Gewinnen aber natürlich weit mehr Spaß. 

Tolles Extra: Im 360-exklusiven Partymodus treten bis zu vier Spieler simultan gegeneinander an.
Den Höhepunkt stellt jedoch zweifelsohne der 360-exklusive, aber leider nur online bestreitbare Partymodus dar, bei dem bis zu vier Teilnehmer simultan um den Sieg kämpfen. Die Server sind gut besucht, Mitspielermangel glücklicherweise ein Fremdwort. Darüber hinaus gibt es umfangreiche Ranglisten, die Möglichkeit zu Privatpartien sowie anpassbare Spieloptionen. Lediglich das Matchmaking ist aufgrund der Möglichkeit nachträglicher Spieleinstiege ohne reelle Siegchancen etwas fragwürdig. So kann man aber immerhin außer Konkurrenz schon mal mitmischen als passiv auf das Ende einer Partie mit freien Plätzen warten zu müssen. Blöd nur, wenn die Gruppe sich anschließend auflöst...

Präsentation und Steuerung wurden wiederum tadellos an die 360 angepasst und sind über jeden Zweifel erhaben. Der Titel wirkt trotz seiner minimalistischen Grundstruktur wie aus einem Guss und zeigt viel Liebe zum Detail. Schon das Laden des Spiels wird charmant mit auflockernden Sprüchen überbrückt, die Spielfigur hält stets Blickkontakt zur aktuellen Kugel, selbst die Menüs sind eine Augenweide, von den spektakulär inszenierten Siegtreffern, von denen man auch Replays anschauen kann, ganz zu schweigen. Schade nur, dass sich die Wiederholungen im Gegensatz zur mittlerweile deutlich günstigeren PC-Vorlage nicht abspeichern lassen. Aber benachteiligt fühlt man sich dadurch nicht, denn die grandiosen Online-Duelle machen diese Scharte mehr als wett.   

Fazit

Peggle versprüht auch auf der 360 absolutes Suchtpotential. Die an sich simple Mischung aus Puzzle Bubble, Breakout, Flipper und dem japanischen Glücksspiel Pachinko zieht einen sofort in ihren Bann und denkt gar nicht daran, wieder los zu lassen. Egal ob man sich solo den zahlreichen Prüfungen und Herausforderungen stellt, sich mit variablen KI-Gegnern duelliert, gegen einen Freund vor Ort antritt oder im neuen Partymodus auf Xbox Live mitmischt: Man schafft es einfach nicht, den Controller aus der Hand zu legen. Irgendwo kommt immer ein "Komm, einer geht noch!", "Das kann doch nicht so schwer sein!" oder "Jetzt zeig ich's euch aber!" her. Das Spielprinzip ist absolut zeitlos, die Bedienung denkbar einfach, die Präsentation ungemein liebevoll und die Motivation kennt trotz oder vielleicht gerade wegen des erheblichen Glücksfaktors kaum Grenzen. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal so hämisch oder befriedigt das zu jedem ausgiebig zelebrierten Finisher erklingende "Freude, schöner Götterfunken" mitgeträllert habe. Jeder kann hier jeden schlagen, eine gerade noch frustrierende Herausforderung, kann beim nächsten Mal schon Pippifax sein, auch wenn Taktik natürlich alles andere als irrelevant ist. Vor allem die überlegte Wahl der richtigen Spielfigur und der damit verbundenen Spezialfähigkeit kann je nach Level eine entscheidende Rolle spielen. Schade ist nur, dass man keine eigenen Replays aufzeichnen oder zu viert an einer Konsole spielen kann. Trotzdem sollte sich kein Geschicklichkeitsfan oder Partyspieler diesen knapp zehn Euro teuren Spaß entgehen lassen!

Pro

  • zeitloses Spielprinzip
  • einfache Handhabung
  • liebevolle Aufmachung
  • packende Mehrspieler-Modi
  • üppiges Einzelspielerangebot
  • individuelle Charakterfähigkeiten

Wertung

360

Geniale Mischung aus Pachinko, Puzzle Bobble und Breakout mit exklusivem Partymodus.