Ready 2 Rumble: Revolution - Test, Prügeln & Kämpfen, Wii

Ready 2 Rumble: Revolution
19.03.2009, Michael Krosta

Test: Ready 2 Rumble: Revolution

Es war einmal vor gar nicht allzu langer Zeit, da schickte Midway eine Truppe an witzigen Comic-Boxern in den virtuellen Boxring, die sich nicht nur gegenseitig die Gesichter deformierten, sondern auch immer einen lockeren Spruch auf den Lippen hatten. Atari versucht sich jetzt an einer Wiederbelebung und zerrt dafür auch Michael Buffer zurück ans Mikrofon. Doch bis auf den berühmten Ansager hat Ready 2 Rumble leider jeden Glanz vergangener Tage verloren, für den es sich so ausgezeichnet hat...

Eigentlich hätte man es sich so einfach machen können: Man trommelt die coole Mannschaft der Vorgänger zusammen, denkt sich die eine oder andere neue Schlagkombination aus und steckt sie in neue Arenen - fertig ist das neue Ready 2 Rumble. Leider entschied man sich für einen anderen Weg und tauscht für die Revolution lieb gewonnene Charaktere wie Afro Thunder & Co gegen eine Ansammlung von Karikaturen aus der Welt des Films, Sports und Entertainments ein. Das Dumme dabei ist nur, dass sich dabei die Ähnlichkeiten bis auf wenige Ausnahmen in Grenzen halten oder schon die realen Vorbilder in

Dieser Schlag hat gesessen!
Deutschland keinen großen Bekanntheitsgrad genießen. Wer kennt hier schon den Juror Simon Cowell als das amerikanische Gegenstück zu Dieter Bohlen in der Castingshow American Idol? Auch Berühmtheiten wie David Hasselhoff, Brad Pitt, Arnold Schwarzenegger und David Beckham sollen auf die Schippe genommen werden, doch besonders witzig ist es nicht, wenn ein übergewichtiger Bademeister mit Schwimmärmchen den Ring betritt oder ein gewisser "Mosh Deck'em" mies synchronisiert "Spice it up" brüllt und mit einem übertriebenen amerikanischen Akzent nach seiner Frau fragt. Atari macht seinem Ruf mal wieder alle Ehre und hat die vermutlich langweiligsten, nervigsten (und wahrscheinlich billigsten) Sprecher Deutschlands engagiert - angefangen bei den Charakteren über den Ringrichter bis hin zu Michael Buffer, der lediglich sein berühmtes "Lets get ready to rumbleeee" im Original ins Mikro brüllen darf und anschließend ebenfalls von einem Synchronsprecher verschandelt wird. Einfach nur traurig. Doch auch abgesehen von den miesen Stimmen gibt es an den Figuren nichts, was nur annähernd den Charme der kultigen Originaltruppe einfangen könnte. Schon die Einmärsche sind an Langeweile kaum zu überbieten, doch die öden Animationen und kaum deformierbaren Gesichter setzen dem Ganzen die Krone auf. Vielleicht hätten sich die Entwickler von AKI nicht nur mehr an den Originalvorlagen, sondern auch an EAs Facebreaker orientieren sollen, denn dort gibt es wenigstens durchgeknallte Typen, über die man auch mal schmunzeln kann. Die 18 Recken von Revolution wirken dagegen völlig spaßfrei und uninteressant. Zwar darf man sich in einem erfreulich umfangreichen Editor auch selbst Boxer zusammen schustern, doch kommt man auch hier nicht an die Möglichkeiten von Facebreaker heran.

Charaktere ohne Charme

Das enttäuschende Figurendesign ist neben der schwachen Präsentation aber noch das kleinste Übel. Größter Knackpunkt ist die Steuerung, mit der man sich im wahrsten Sinne des Wortes herumschlagen muss. Diese fällt für einen einfachen Arcade-Boxer relativ komplex aus, obwohl sich im Vergleich mit den Vorgängern nicht viel verändert hat: Neben Jabs zum Körper und Kopf können auch Haken und Upper Cuts in einer schnellen sowie einer kräftigen Variante ausgeteilt werden. Nicht zu vergessen die Deckung zum Abblocken der Schläge sowie eine Ausweichfunktion, mit deren Hilfe man

Ähhmmmm....Und wen sollst du darstellen?
bei geschicktem Timing direkt zum Konter ausholen kann. Bei guten Treffern oder dem Verhöhnen des Gegners baut sich wie gewohnt die Rumble-Leiste auf. Ist sie gefüllt, kann man die Superkräfte auf Knopfdruck aktivieren und eine begrenzte Zeit mit einem Schlaggewitter auf den Gegner einprügeln, ohne sich Sorgen um die Kondition machen zu müssen, die unter normalen Umständen abbauen würde. Vom Prinzip her wäre dieses gesamte Repertoire sicher nicht schlecht, wenn...ja wenn man die Kämpfer dazu bringen könnte, das zu machen, was sie eigentlich machen sollen. Das funktioniert leider nur in den seltensten Fällen, denn hier wird das Austeilen zu einem reinen Glücksspiel. Mal wird der Haken so umgesetzt wie gewünscht. Dann wieder nicht. Präzise ist anders. Selbst das Auslösen der Rumble-Power, für das man lediglich den A-Knopf drücken muss, will manchmal einfach nicht oder erst mit einer langen Verzögerung funktionieren. Ich habe selten eine so dermaßen verhunzte Steuerung erlebt wie hier - sei es in den Kämpfen oder in den Minispielen, bei denen sich die fehlende Präzision der Bewegungssensoren vor allem beim Seilspringen von ihrer schlimmsten Seite zeigt. Vielleicht wäre es besser gewesen, bis zum Release noch auf die Ankunft von WiiMotion Plus zu warten, das vielleicht einiges hätte retten können. Zumindest aber hätte man alternativ die Steuerung über das Classic Pad anbieten sollen, mit dem man die Angriffe sicher präziser ausführen könnte.

Furchtbare Steuerung

Im direkten Zusammenhang zur vermurksten Steuerung steht der Schwierigkeitsgrad, der im Arcademodus schon auf der leichtesten Stufe gegen Ende zu einer frustigen Angelegenheit wird, wenn Typen wie Big Wallop oder "Governator" Kaiser Kong ununterbrochen mit ihren Hammerschlägen auf den hilflosen Spieler eindreschen. In den höheren Stufen wird man sogar

Die Minispiele bestehen aus kleinen Geschicklichkeitsaufgaben, an denen man aber auch oft aufgrund der ungenauen Steuerung scheitert.
schon von Anfang an in die Schranken gewiesen und kommt aus dem Fluchen nicht mehr raus, wenn der Kämpfer mal wieder genau  NICHT das macht, was er eigentlich machen sollte und man deshalb auf die Bretter geschickt wird. Es ist einfach nur ein Trauerspiel! Und schafft man es dann doch mal, dem Angriff wie gewollt auszuweichen, wird man in der folgenden Zeitlupe meist Zeuge von der üblen Kollisionsabfrage, bei der Fäuste IM Körper des Gegners oder sogar ineinander verschwinden. Bei solch schlechten Grundvoraussetzungen hilft es auch nicht mehr viel, dass das Konzept hinter dem Karrieremodus gar nicht mal so übel ist, denn hier baut man sich den selbst erstellten Boxer langsam auf und trainiert ihn in Minispielen in den Bereichen Schlagkraft, Schlaggeschwindigkeit, Ausdauer, Verteidigung, Agilität, Stärke und Mentalität, um ihn fit für den nächsten Schaukampf zu machen. Leider macht sich bei den meisten dieser Trainingseinheiten entweder gähnende Langeweile breit oder man scheitert auch hier aufgrund der ungenauen Steuerung. An den gleichen Problemen haben auch die restlichen Modi "Schnelles Spiel", "Turnier" und "Teamkampf" zu leiden - halbwegs fair wird es deshalb erst, wenn man gegen einen zweiten Mitspieler in den Ring steigt, der sich ebenfalls mit den Tücken von Remote und Nunchuk in diesem billig wirkenden Machwerk auseinander setzen muss. Onlinefunktionen gibt es dagegen keine, doch vermisst man diese aufgrund des schon enttäuschenden Offline-Prügelns auch nicht. 

Unfaire Gegner

   

Fazit

Es ist eine Schande, was AKI und Atari mit Ready 2 Rumble: Revolution der Serie angetan haben, die mich und einige meiner Kumpels damals auf Segas Dreamcast noch so gut unterhalten hat. Doch von der alten Faszination ist bis auf das Buffer'sche "Lets get ready to rumble" nichts mehr übrig geblieben: Angefangen bei den witzlosen und langweilig animierten Pseudo-Karikaturen über die bescheidene Präsentation bis hin zur grausamen Synchronisation ist dieses Machwerk ein Schlag ins Gesicht all derer, die die Vorgänger geliebt haben. Wie kann man denn bloß eine so dermaßen miese und ungenaue Steuerung verbrechen und einem gleichzeitig Gegner vor die Nase setzen, die einen selbst in niedrigen Stufen nach Strich und Faden vermöbeln? Dieses Ready 2 Rumble lässt nicht wieder den Spaß vergangener Tage aufleben, sondern ist eine einschläfernde, witzlose Frustpackung, bei der die Kontrolle über die Akteure zum reinen Glücksspiel wird. Finger weg!

Pro

  • viele Spielmodi
  • relativ umfangreicher Editor
  • Karrieremodus

Kontra

  • unpräzise Steuerung
  • keine alternative klassische Steuerung
  • bockschwer
  • furchtbare Synchro
  • witzlose Figuren
  • miese Kollisionsabfrage
  • schwache Präsentation
  • humorloses Rumgefuchtel

Wertung

Wii

Großer Name, nichts dahinter: Ready 2 Rumble: Revolution ist eine Schande für die Serie, bei der die unpräzise Steuerung zur reinen Glückssache wird!