Don King Boxing - Test, Sport, 360, NDS, Wii

Don King Boxing
02.04.2009, Michael Krosta

Test: Don King Boxing

Don King dürfte wohl einer der bekanntesten Box-Promoter sein und ist nebenbei eine enorm schillernde Persönlichkeit, wenn er mit seinen zerzausten Haaren am Ring steht und dabei seine kleinen US-Fähnchen schwenkt oder mit einer fetten Zigarre im Mund große Sprüche klopft. Jetzt hat er mit Don King Boxing (ab 6,85€ bei kaufen) auch Nintendos Wii ins Visier genommen, nachdem "Don King presents: Prizefighter" im letzten Juni nur in den USA in den Ring gestiegen ist. Ready 2 Rumble: Revolution ging bereits in der ersten Runde stehend KO. Hält der 2K-Titel länger durch?

Gerade auf Wii stehen und fallen Boxspiele mit der Steuerung. Was bringt es mir, wenn ich vor dem Bildschirm rumhampele, aber die Kämpfer einfach nicht das machen, was sie eigentlich sollten? Ready 2 Rumble: Revolution zeigte erst kürzlich, wie sehr Boxen auf der Nintendo-Konsole daneben gehen kann. Zwar ist auch Don King Boxing noch weit von der Präzision einer klassischen Controller-Steuerung entfernt, doch ist die Bewegungserkennung verglichen mit dem Atari-Flop fast schon eine Offenbarung! Denn meist führt das Alter Ego im Ring die Jabs, Geraden, Haken und Uppercuts so aus wie gewünscht - und das ohne große Verzögerungen. Auch das Blocken funktioniert mit dem Drücken der A-Taste simpel und gut, wobei man hier nie vergessen darf, dass ständiges Blocken zu schweren Armen führt, die sich nach einer gewissen Zeit nicht mehr oben halten lassen. Problematisch wird es erst, wenn man Schlägen durch Ducken ausweichen will, denn hier ist nicht nur gutes Timing gefragt, sondern auch eine gute Bewegungserkennung in den Controllern. Doch gerade hier vermisst man die Präzision, die man für ein effektives Ausweichen braucht. Trotzdem: Ingesamt hinterlässt die Steuerung



Immer feste druff!

Video: Wird man mit Don Kings Wii-Training zu einem wahren Boxer? einen guten Eindruck und wird im gut versteckten Tutorial (man muss unter dem Menüpunkt "Profile" nachsehen!) zudem auch anschaulich erklärt. Steht zusätzlich ein Balance Board zur Verfügung, darf man es zum Auspendeln der Boxer nutzen und dadurch die Kämpfe noch etwas anstrengender und authentischer über das Auspendeln gestalten.

Bei der Karriere schlagen die Entwickler einen etwas ungewöhnlichen Weg ein und bauen den Weg zum Titel wie eine TV-Dokumentation auf. So gibt es zwischen den Kämpfen eine Menge Filmsequenzen mit Schauspielern und realen Personen aus dem Box-Business zu sehen, die sich rund um den Aufsteiger "The Kid" drehen, in dessen Rolle man schlüpft. Leider gibt es keine Möglichkeit, sich seinen eigenen Kämpfer in einem Editor zu basteln wie es z.B. in Ready 2 Rumble oder Facebreaker möglich ist. Allerdings steigt man nicht immer als aufstrebende Protagonist in den Ring und verbessert dadurch automatisch die eigenen Fähigkeiten wie Kraft und Ausdauer, sondern wird zwischendurch auch in klassische Boxkämpfe aus der Vergangenheit katapultiert, wo man stilecht in schwarz/weiß die Kontrolle über Champions wie Joe Louis oder Rocky Marciano übernimmt. Dieser etwas andere Ansatz beim Aufbau eines Karrieremodus weiß zu gefallen, zumal es zwischendurch auch immer wieder diverse Aufgaben zu erfüllen gilt. So muss man manchmal lediglich eine Runde durch eine geschickte Verteidigung überstehen oder die bekannten Schwächen des Gegners - wie z.B. angeknackste Rippen auf der rechten Seite - gezielt ausnutzen. Leider wirkt der Schlagabtausch manchmal ungewollt komisch, da weder die eigenen noch die Angriffe des Gegners im Ziel landen, sondern Schläge ständig ins Leere gehen, wenn man quasi in einer Ego-Ansicht aufeinander einprügelt. Man sieht lediglich die Silhouette des eigenen Kämpfers, vergleichbar mit einem Ghost-Car in Rennspielen. Alternativen gibt es nicht und so muss man sich an das "Ego-Boxen" zunächst etwas gewöhnen. Optional lässt sich jedoch eine "Abstandsanzeige" einblenden, mit der sich die Entfernungen besser einschätzen lassen, was das Boxen erleichtert. Wird man trotzdem irgendwann auf die Bretter geschickt, kann man sich durch heftiges Schütteln der Controller wieder aufrappeln. Wer nur mit einer Hau drauf-Mentalität loslegt, wird bei Don King Boxing schnell an seine Grenzen stoßen. Hier ist mehr das taktische Boxen gefragt, bei dem man auch immer einen Blick auf die Konditionsanzeige werfen und geschickt Angriff und Verteidigung einsetzen sollte. Wer besonders gute Treffer landet, darf sich als Belohnung auf besonders

Bei zwei Spielern kann leider nur im Splitscreen geboxt werden.
wirkungsvolle Schläge führen, die per Knopfdruck aktiviert werden und enormen Schaden anrichten können, wenn sie im Ziel landen. In diesem Zusammenhang ist es schade, dass es keine spektakulären Replay-Szenen zu sehen gibt, wie man sie noch aus EAs Fight Night-Serie kennt.

Der Weg zum Don

Neben der Karriere gibt es noch die Möglichkeit, Schaukämpfe mit lizenzierten Boxern aller Gewichtsklassen auszutragen oder sich dem intensiven Training zu widmen. Letzteres erinnert vom Aufbau her leicht an Fitness-Programme wie Wii Fit, Dancing Stage oder EyeToy Kinetic, denn auch hier stellt man sich einen Plan zusammen und darf anhand einer Tabelle festhalten, wie viele Fitness-Punkte man am jeweiligen Tag gesammelt hat. Allerdings stehen hier lediglich drei Minispiele zur Auswahl: Während man beim Speedball hauptsächlich seine Reaktion trainiert, kommt es beim Sandsack-Training auch darauf an, seine Schläge zu variieren. Beim Springseil imitiert man dagegen die typischen Bewegungen mit den beiden Controllern, während das Fitness-Training ähnlich funktioniert wie das Musikspiel bei den Raving Rabbids, wenn auf zwei Bahnen diverse Schlagsymbole von oben nach unten scrollen und man die vorgegeben Schlagvarianten ausführen muss, die vom Coach vorgegeben werden. Zwar eignen sich diese Trainings-Sessions zwischendurch für ein kleines Spielchen, doch hätte die Auswahl ruhig etwas größer ausfallen dürfen. Schade ist zudem, dass Zweispieler-Kämpfe an einer Konsole aufgrund der Ego-Perspektive lediglich im Splitscreen ausgetragen werden können und es keinerlei Online-Anbindungen gibt. Hinzu kommt, dass die Box-Arenen trotz lizenzierter Schauplätze wie Las Vegas oder dem Madison Square Garden kein Augenschmaus sind und mit grob modellierten Boxern, verpixelten Zuschauern und schrecklich unspektakulären Kulissen nicht viel hermachen. So hinterließ z.B. das letzte Fight Night auf der PlayStation 2 einen wesentlich besseren Eindruck als das, was 2K Sports hier Jahre später auf Wii abliefert. Dafür werden die Ausflüge zumindest musikalisch mit lizenzierten Tracks ordentlich begleitet. So dröhnen u.a. Songs von Run DMC und eine der Boxerhymnen schlechthin aus den Boxen: Eye of the Tiger von Survivor.

Mit Training zum Ziel

 

Fazit

Na also, es geht doch - zumindest im Ansatz! Hat mich Ready 2 Rumble noch daran zweifeln lassen, dass Boxen mit Nunchuk und Remote funktioniert, belehrt mich Don King eines Besseren. Zwar gibt es auch hier vor allem in der Verteidigung die üblichen Aussetzer bei den Bewegungssensoren, doch funktioniert die Steuerung insgesamt recht gut. Außerdem gefällt es mir, wie die Entwickler den Karrieremodus rund um "The Kid" mit vielen Filmsequenzen wie eine Dokumentation im TV aufziehen - das ist endlich mal ein erfreulich frischer Ansatz. Dagegen hat mich die biedere und detailarme Präsentation weniger umgehauen und auch der Umfang ist mit dem fehlenden Editor, wenigen Minispielen sowie dem Verzicht auf Onlinefunktionen eher enttäuschend. Für eine kleine Runde zwischendurch ist Don King Boxing dennoch geeignet, auch wenn bei zwei Spielern der Bildschirm leider geteilt werden muss. Wer also gerne zu virtuellen Boxhandschuhen greift und sich dabei gerne körperlich betätigt, sollte dem Don eine Chance geben. Allerdings bleibt die Hoffnung, dass Nintendo mit Punch Out vor allem technisch eine ganze Schippe draufpacken und persönlich für den ersten durchweg gelungenen Box-Titel auf Wii sorgen wird.

Pro

  • relativ präzise Bewegungserkennung...
  • lizenzierte Boxer
  • motivierender Karrieremodus
  • Trainings-Minispiele

Kontra

  • ...mit Macken
  • nur Splitscreen-Boxen möglich
  • kein Onlinemodus
  • unspektakuläre Kulissen
  • hässliches Pixel-Publikum
  • nur eine Perspektive wählbar
  • kein Editor

Wertung

Wii

Don King zeigt, dass Boxen mit Remote/Nunchuk & Balance Board funktionieren kann. Technisch gehen die Kämpfer aber K.O.