Flock! - Test, Taktik & Strategie, 360, Wii, PC, PlayStation3
Alienspaß in Softwareform
Die Checkliste für Außerirdische beim Erdurlaub ist verhältnismäßig überschaubar:
a.) Disneyland besuchen.
b.) Kornkreise brennen.
c.) Hirnlosem Bauerntölpel Analsonde verpassen und sich über seine zukünftigen Talkshowauftritte scheckig lachen.
d.) Schafe entführen.
Anfangs hat man es nur mit Schafen zu tun, später kommen weitere Tiere hinzu: Bullen sind grundsätzlich gemütlich; treibt man sie allerdings ein paar Sekunden lang vor sich her, verfallen sie in Raserei und stampfen wild drauflos - idealerweise in ein Hindernis hinein, das den Schafen den Weg blockierte. Hühner können kurzzeitig fliegen, Schweine wie Murmeln herumrollen. Außerdem muss man sich immer wieder mit Wasserfontänen herumschlagen, welche das Fell der Schafe benässen, wodurch sie auf einmal ganz winzig sind - und kurzzeitig unter Hindernissen hindurch schlüpfen können, bevor sie mit einem »Plopp!« wieder auf ursprüngliche Größe zurückschnalzen.
Wollige Lemminge
Das Grundprinzip von Flock bleibt in jedem der kurzen Levels gleich - im Laufe der Zeit kommen nur ständig neue Funktionen dazu. Da wären z.B. Raubtiere, die nichts gegen einen wolligen Mitternachtssnack einzuwenden haben. Oder der Traktorstrahl, mit dem man Hindernisse wie Tore oder stabile Felsen anheben oder wegtransportieren kann. Nicht zu vergessen die Spielwiese für verliebte Schafe, auf der sich Mama Schaf und
Papa Schaf zum wilden Knutschen treffen, woraufhin Bienchen und Blümchen ihre Arbeit aufnehmen und kleine Babyschafe dabei herauskommen. All dies kann man entweder allein oder gemeinsam mit einem befreundeten Menschenschaf erleben (nur lokal, nicht online), wobei die Levels für Einzel- und Grüppchenspieler unterschiedlich sind. Wem die immer noch nicht reichen, der kann auch zum beiliegenden Editor greifen, mit dem sich im Schafumdrehen eigene Treibjagd-Szenarien basteln lassen - entsprechende Bauteile werden in der Kampagne freigeschaltet. In diesem Zusammenhang gewinnt auch die Online-Komponente an Bedeutung: Man kann von anderen Spielern zusammengeschraubte Levels herunterladen und lokal zocken.Boingboingquiiiiekboing!
Technisch erinnert Flock im besten Sinne an LittleBigPlanet: Die Umgebung wirkt wunderbar verspielt, die Landschaft sieht aus, als wäre sie aus vielen unterschiedlichen Stofffetzen zusammengenäht worden. Die kleinen Schafe sind wunderbar wollig-kuschelweich, hüpfen panisch durch die Gegend und machen dabei drollige Geräusche - »boingboingquiiiiekboing!« schallt es durch den Wald. Dazu zappeln fröhliche Country-Melodien aus den Boxen, die Hauptmenü-Musik ist eine herrlich überdrehte Parodie auf UFO-Filme aus den 50er Jahren.
Fazit
Man muss kein Schaffreund sein, um Flock 100 von 100 möglichen Stilpunkten zu bescheinigen: Die wie gesteppt aussehenden Levels wecken liebevolle Erinnerungen an LittleBigPlanet, die wunderbar wolligen Schäfchen quietschen und hopsen gar liebreizend über Auen und durch Wäldlein, die beschwingte Country-UFO-Musik könnte auch aus einem Mel Brooks-Film stammen. Der Leveleditor geht leicht von der Hand, und man darf auch noch kooperativ die blökenden Viecher hüten - Yay! Das strahlend schöne Bild bekommt aber unerwartete Knackser und Falten, sobald man das Pad in die Hand nimmt: Die Steuerung des UFOs und damit die indirekte Kontrolle der Herde leidet an zwei großen Problemen. Zum einen ist das Verhalten der herumstreunenden Tiere schwer unter Kontrolle zu halten - mit einem Mal tummelt sich die Hälfte der gerade eben noch so braven Herde wie ein Rudel Lemminge an einem Abgrund oder bereits auf dem Weg ins tödliche Wasser, ohne dass man etwas dagegen tun könnte. Das Problem könnte dadurch abgemildert werden, dass man sich einfach Zeit lässt, aber da kommt der andere Nervpunkt ins Spiel: Das harsche Zeitlimit kennt keine Gnade mit Trödlern und bestraft vorsichtiges Herangehen eiskalt mit Bronzemedaillen. Dieses Spiel schreit danach, genossen und gemocht zu werden, setzt den Spieler aber gleichzeitig unter enormen Druck, der beides schwer macht. Was irre schade ist, denn dadurch steht es sich nur selbst im Weg.
Pro
- niedliche Präsentation
- herausforderndes Leveldesign
- einfacher Leveleditor liegt bei
- unterhaltsamer Mehrspielermodus
- beachtlicher Umfang
Kontra
- fummelige UFO-Steuerung
- teilweise harsche Zeitlimits
- gelegentliche Übersichtsprobleme
- nervend hirnloses Herdenverhalten