Gobliiins 4 - Test, Adventure, PC

Gobliiins 4
16.04.2009, Jan Wöbbeking

Test: Gobliiins 4

Freunde skurriler Adventures können sich momentan wirklich nicht über mangelnden Nachschub beschweren. Allein die deutschen Entwickler befinden sich in einem regelrechten Wettbewerb um die Abenteurer-Krone: Mit Ceville gibt es einen herrlich fiesen Antihelden, The Book of Umwritten Tales protzt mit pompöser Technik und Jan Müller-Michaelis versorgt aktuelle Daedalic-Produktionen regelmäßig mit fein- bis wahnsinnigen Dialogen. Die kalifornische Traditionsschmiede Telltale sorgt sogar alle paar Monate für qualitativ hochwertige Abenteuer. Gobliiins-Designer Pierre Gilhodes möchte auch wieder im Genre mitmischen - allerdings mit einem anderen Ansatz.

Welch Schmach, welch Schande: Des Königs Erdferkel ist verschwunden! Damit der todtraurige Patriarch nähere Infos ausspuckt, muss er zunächst einmal aufgeheitert werden.
Die Entwickler bei Societé Pollene pfeifen auf all den pompösen Prunk. Feinsinnige Dialoge gibt's in Gobliiins 4 (ab 33,00€ bei kaufen) ebenso wenig wie eine packende Geschichte oder aufwändige Grafik. Schon das Hauptmenü erinnert eher an ein Hobby-Projekt als an eine Edel-Grafik im Stil von The Book of Unwritten Tales: Ein kleines Männchen fuchtelt vor einem undefinierbaren Holzgebilde wild mit den Armen in der Luft herum. Als Nächstes morphen auch noch die Pupillen der daneben stehenden Figur zu einem an Reptilien erinnernden Schlitz. Das Erbegnis erinnert irgendwie an den ähnlich gruseligen Ganon aus den Zelda-Spielen für das Philipps CDi.

Schön gibt's schon!

Nach ein paar Minuten fällt die spartanische Grafik allerdings kaum noch auf. Die gerenderten Hintergründe wirken kahl und die Figuren sind einfach animiert - doch irgendwie passt der Stil zum Spielablauf in der seltsam anmutenden Welt. Schon die Vorgänger aus den frühen Neunzigern waren schließlich für ihre trashig-skurrilen Zeichnungen bekannt.

Ohne langes Geschwafel oder ein Intro werde ich ins kalte Wasser geschmissen: Ich finde mich im trauten Heim des Goblins Tchoup wieder. Ein Vogel fliegt durch das Fenster und singt eine Melodie, die klingt wie ein leiernder Kassettenrekorder, der das Band gefressen hat. Im Anschluss an seine Darbietung überbringt er mir die beunruhigende Nachricht, dass der König in Sorge sei. Bevor ich meine zwei anderen Goblin-Kollegen zusammentrommeln und zu meinem geliebten Herrscher eilen kann, muss ich - wer hätte es gedacht - mein Zimmer verlassen. Das funktioniert aber nur, wenn ich zunächst einmal meine zum Vegetarier umerzogene fleischfressende Pflanze mit einer angemessenen Menge an sauren Gurken gefüttert und andere ähnlich weltbewegende Kleinigkeiten erledigt habe.

Bandsalat

Die platten Slapstick-Gags sorgen nicht gerade für Lachkrämpfe - die albernen Grimassen und Soundeffekte sind aber durchaus unterhaltsam.
Sind eine Hand voll Rätsel gelöst und der Abschnitt gemeistert, darf ich wie in alten Amiga-Zeiten ein Passwort auf einen Zettel kritzeln. Ohne den zehnstelligen Code lässt sich der dazugehörige Spielstand nämlich nicht mehr starten. Eine Minute Ladezeit später finde ich mich im nächsten Level wieder. Jeder der nur 15 Orte ist lediglich einen Renderbildschirm groß. Sobald ich meine beiden Kollegen gefunden habe, machen sich die drei Freunde auf die Mission, das verschwundene Erdferkel des todtraurigen Monarchen zu finden.

Der Ablauf ist stets derselbe: Meine drei kleinen Helden werden auf einen neuen Bildschirm befördert und müssen dort mit Hilfe meiner Kombinationsgabe skurrile Rätsel lösen. Ein geschicktes Ausnutzen der individuellen Wichtel-Fähigkeiten ist die Grundvoraussetzung für das Gelingen einer Mission. Tchoup ist die einzige Figur mit einem Inventar. Er trägt z.B. eine mobile, ausfahrbare Leiter mit sich herum und kann sie vor einen Türmchen platzieren. Magier Perluis zaubert sodann eine Biene aus dem Stock, welche einen Riesenfrosch auf die andere Seite des Burggrabens lockt. Dadurch gelangt auch der auf seinem Rücken des "Froschians" reitenden Stucco dorthin. Er ist der Goblin für's Grobe und versetzt dem Hebel der Leiter einen Hieb, damit sie auf die komplette Länge ausfährt. Nun kann Tchoup endlich dem Burgwächter den Brief des Königs vor die verschlafenen Augen halten, damit er den drei Goblins endlich Einlass gewährt.

Teamarbeit: Nur mit geschicktem Ausnutzen der individuellen Fähigkeiten gelangen die drei Helden ans Ziel.


Rätsel, Rätsel und noch mehr Rätsel

Der Wächter identifiziert sich derart stark mit seinem Beruf, dass er das komplette Spitzdach des Burgtürmchen zu seinem Hut umfunktioniert hat. Auch der Rest der Spielwelt vermittelt einen äußerst surrealen Eindruck: Riesenschildkröte Ursula trägt z.B. ein mobiles Haus auf dem Panzer und erfüllt die Umgebung mit seltsam verzerrten Jaul-Geräuschen, während ihr Besitzer Bertus sogar rückwärts spricht. Auf satanische Botschaften haben wir die Dialoge allerdings noch nicht untersucht. Wenn sie nicht beschäftigt werden, vertreiben sich die drei Helden die Zeit mit diversen Slapstick-Gags und dem Aufsetzen dämlicher Gesichtsausdrücke. Ab und zu ertönt auch die eine oder andere Melodie - die kurzen Musikstücke halten sich aber dezent im Hintergrund. Die Augen werden nur dann ein wenig stärker strapaziert, wenn man auf Pixeljagd geht - z.B. nach den winzigen Goldzähnen, von denen in jedem Szenario ein Exemplar versteckt wurde. Hilfefunktionen wie die Markierung von wichtigen Gegenständen fehlen nämlich.  

Fazit

Im Vergleich zur "großen" Adventure-Konkurrenz wirkt Gobliiins 4 reichlich altbacken - statt hübschen Kulissen oder ausladenden Dialogen beschränkt sich das Spiel auf seine Kopfnüsse. Das Dauerrätseln in der skurrilen Welt erinnert in weiten Teilen eher an ein Knobelspiel oder ein Action-Adventure: Wer nicht allerlei Kombinationen durchprobiert und die individuellen Stärken der drei Wichtel ausnutzt, gelangt auch nicht auf den nächsten der 15 Level-Bildschirme. Trotz des sehr schmalen Umfangs kann es aber schon nach kurzer Zeit recht monoton werden: Es gibt schließlich weder eine spannende Geschichte noch das typische Suchtpotential oder den Wiederspielwert eines guten Arcade-Puzzlers. Für den kleinen Knobelhunger zwischendurch eignen sich die kleinen, in sich abgeschlossenen Levels aber trotzdem. Außerdem besitzt das Spiel trotz oder gerade wegen der spartanischen Grafik einen eigenen Charme. Falls euch der arg schmale Umfang und der etwas angestaubt wirkende Spielablauf mit seiner Aneinanderreihung von Rätseln nicht stört, könnt ihr also ruhig einen Blick in die sonderbare Welt der Goblins werfen.

Pro

  • <P>
  • klassischer Point&amp;Klick-Knobler für zwischendurch+&nbsp;skurrile aber logische Rätsel
  • individuelle Charakterfähigkeiten kombinieren
  • surreale Spielwelt
  • albernes Phantasie-Gebrabbel und skurrile Soundeffekte</P>

Kontra

  • <P>
  • sehr knapper Umfang mit nur 15 Level-Bildschirmen
  • belanglose Story
  • vorsteinzeitliches Passwort-System
  • Levels reichen jeweils über nur einen Bildschirm
  • auf Dauer wirkt die bloße Aneinanderreihung von Rätseln monoton</P>

Wertung

PC

Skurriler aber recht altbacken geratener Point&Klick-Knobler mit knappem Umfang.