SingStar: Pop Edition - Test, Musik & Party, PlayStation2, PlayStation3

SingStar: Pop Edition
08.05.2009, Michael Krosta

Test: SingStar: Pop Edition

Eigentlich dachte ich, mit der Ankunft des SingStores würde sich zumindest auf der PS3 die Schwemme an neuen SingStar-Editionen in Grenzen halten bzw. sich auf die seltenen Volume-Erweiterungen beschränken. Falsch gedacht. Denn seit den Queen- und Abba-Auskopplungen scheint man bei Sony zweigleisig auf PS2 und PS3 zu fahren. So auch bei der Pop Edition, die nicht nur die gewohnt bunte Mischung an neuen Songs auf die Scheibe packt, sondern sich auch erstmals per Sprache steuern lässt und damit den Controller überflüssig macht. Wir haben uns durch die Setliste gelabert und gesungen, um gleichzeitig die neuen kabellosen Mikrofone auszuprobieren...

Ja, es war an der Zeit... Während Gesangskünstler auf der Xbox 360 mit Lips bereits von Anfang an den Luxus kabelloser Mikrofone genießen durften, wurde die SingStar-Gemeinde bezüglich des heiß erwarteten Gegenstücks von Sony immer wieder mit Ankündigungen vertröstet. Erst seit Ende März dürfen auch Karaoke-Freunde mit PlayStation-Konsolen ohne den nervigen Kabelsalat losträllern - auch wenn diese Freiheit mit 50 Euro einen stolzen Preis hat, denn ein Spiel sucht man in der Packung mit den beiden Mikrofonen vergeblich. Stattdessen findet man einen Empfänger, der zunächst via USB mit der Konsole verbunden werden muss. Warum das nötig ist? Immerhin hätte man doch auch Bluetooth für die Übertragung nutzen und damit ohne einen separaten Empfänger auskommen können, oder? Das funktioniert an der Xbox 360 doch auch! Allerdings sollen die kabellosen Mikrofone auch an der PS2 funktionieren - und die "alte Lady" ist noch nicht mit einer standardmäßig integrierten Drahtlos-Übertragung gesegnet. Kurz gesagt: Der separate Empfänger ist ein notwendiges Kompatibilitäts-Übel, das aber nicht weniger stört als die Sensorbar einer Wii-Konsole, auch wenn das schwarze SingStar-Kästchen etwas größer ausfällt als Nintendos Leiste. Das USB-Kabel ist übrigens genau so im Lieferumfang enthalten wie die jeweils zwei AA-Batterien (Mignon) für die beiden Mikrofone, die aufgrund einer etwas schlechteren Balance und Größe allerdings nicht ganz so gut in der Hand liegen wie die Lips-Pendants von Microsoft. Trotzdem haben Sony-Jünger mit Karaoke-Ambitionen

Die kabellosen Mikrofone sind zwar recht teuer, aber gestalten die Karaoke-Abende ohne Stolperfallen sehr viel angenehmer.
allen Grund zur Freude, denn ohne Kabel lässt es sich einfach sehr viel komfortabler und auch sicherer singen. Sicherer? Ja, wenn ich an so manche Leute denke, die in meiner Bude schon mehrmals fast über das gespannte Kabel gestolpert wären und mir dabei auch noch gleich die Konsole mit aus dem Regal gerissen hätten...

Adieu, Kabelsalat!

Mit der Pop-Edition schwindet sogar das Controller-Kabel als potenzielle Gefahr, denn auf Wunsch lässt sich die Navigation durch die Menüpunkte und Songlisten fast ausschließlich mit Sprachbefehlen erledigen. Die Erkennung der Künstler- und Songnamen funktioniert dabei exzellent - selbst bei einem extra übertriebenen Nuscheln wurde ich zum Titel meiner Wahl geführt. Gerade angesichts der Tatsache, dass viele erst nach dem einen oder anderen Bierchen in Sing-Laune kommen, ist eine solch vorbildliche Spracherkennung einiges wert. Alle Songs, die man sich als PS3-Besitzer bereits aus dem SingStore angeschafft hat und folglich automatisch in die Liste anderer Editionen aufgenommen werden, lassen sich übrigens auch alle mit Worten anwählen. Bisher wurden ältere Edition wie Vol. 2 oder auch Queen jedoch noch nicht via Patch "sprachtauglich" gemacht, so dass man hier noch wie gewohnt mit dem Controller agieren muss. Für Unentschlossene ist dieser übrigens immer noch die erste Wahl, da das sprachgesteuerte Durchblättern etwas zu schnell geht, so dass man sich die Songs kaum anhören kann. Folglich müsste man ständig "Anhalten" ins Mikro plärren, was auf Dauer etwas nervig wird.

Bon Jovi "betet" nicht länger nur in Rock Band und Guitar Hero, sondern ist jetzt auch bei SingStar angekommen.
Doch wer bereits von vorneherein weiß, was gesungen werden soll, erspart sich mit der Sprachsteuerung lästiges Durchblättern und kommt umgehend zu seinem Wunschlied bzw. Künstler.

Die Stimme der Macht

Die Pop-Edition beinhaltet wie gehabt 30 neue Songs, die sich über verschiedene Jahrzehnte und Stilrichtungen erstrecken. So trällert man sowohl zu modernen Hits wie "Human" von "The Killers" oder "So What" von "P!nk" ins Mikrofon als auch zu Klassikern wie "Every Little Thing She Does is Magic" von "The Police" oder Queens "Bohemian Rhapsody", wobei Letzterer gleichzeitig ein erneutes Anzeichen dafür ist, dass man bei Sony nicht mehr vor einer Zweit- oder sogar Drittverwertung zurück schreckt. Das bekannte Stück findet sich nicht nur in einem der beiden Queen-Download-Packs im SingStore, sondern ist selbstverständlich auch bei SingStar: Queen und jetzt eben auch noch in der Pop-Edition vertreten. Neben poppigen Songs, zu denen auch "Girls" von den Sugarbabes zählt, kommen aber auch Hip-Hopper mit Nellys "Party People" auf ihre Kosten, während Pop-Rocker jetzt nicht nur in Rock Band / Guitar Hero mit "Livin on a Prayer" von Bon Jovi ihren Spaß haben. Wer lieber das Feuerzeug rausholen, zu einer Ballade kuscheln oder das Risiko des typisch weiblichen "Robbie-Gekreisches" eingehen will, sollte sich dagegen lieber für Songs wie "Angel" entscheiden. Etwas übertrieben hat man es bei der aktuellen Edition aber mit den deutschen Künstlern, die mit elf Vertretern mehr als ein Drittel der Auswahl darstellen. Dazu zählen die üblichen Verdächtigen wie MIA ("Mein Freund"), Annett Louisan ("Drück die 1") und Juli ("Dieses Leben"). Der letztjährige DSDS-Gewinner Thomas Godoj sucht dagegen Helden, während sich LaFee den "Ring frei" singt und Altrocker Udo Lindenberg über den "Horizont" sinniert. Die Toten Hosen stehen da lieber unter "Strom" und Sarah Connor sorgt mit "Under My Skin" hoffentlich nicht für eine grausige Gänsehaut bei den Spielern. Was BAP mit "Verdamp lang her" hier zu suchen hat, wird mir allerdings nicht so ganz klar. Wäre das nicht besser auf einer Après-Ski-, Kölsch- oder Ballermann-Edition aufgehoben?  

Ausgewogene Mischung?

    

Von Xavier Naidoo und den Söhnen Mannheims fehlt dagegen jede Spur. Ich verkneife mir an dieser Stelle jedoch meine üblichen Jubelkommentare und freue mich stattdessen nur innerlich. Dafür sind jedoch unsere Freunde von Tokio Hotel mit "Übers Ende der Welt" am Start, was das eine oder andere pubertierende Mädel beim Einlegen der Disk sicher schon nervös und bei der Anwahl des Songs schließlich im Glückstaumel ohnmächtig zu Boden strecken wird. Ob die Reaktion beim ebenfalls enthaltenen Song "König der Welt" von Rapsoul ähnlich ausfallen würde? Ich weiß es nicht... Klar ist nur, dass aufgrund der deutschen Künstler erneut einige internationale Vertreter aus der Liste herausgeschmissen wurden. Traf es bei Volume 3 sogar Größen wie Coldplay mit "Viva La Vida" oder Fall Out Boy, fällt der Verlust von eher unbekannten Titeln wie "Black and Gold"

Zum Glück ist Rihanna nicht auf dieser Edition vertreten, sonst hätte es zwischen ihr und Chris Brown vermutlich schon wieder gekracht.
(Sam Sparro), "Gravity's Rainbow" (Klaxons) oder "10.000 Nights" (Alphabeat) nicht ganz so schmerzlich aus. Hip-Hopper werden dagegen in der deutschen Version vielleicht den "Heartbreaker" Will.i.am zusammen mit Cheryl Cole vermissen und auch Gloria Estefan musste mit "Rhythm is Gonna Get You" ihren Platz für Juli & Co räumen.

Wer fliegt raus?

Inhaltlich ist alles beim Alten geblieben: Wie gehabt geht man die Songs in verschiedenen Schwierigkeitsgraden sowie im Duett, Harmony Duet oder Duell an und muss dabei teilweise sogar zweistimmig singen. Sind mehr als zwei Spieler anwesend, begibt man sich dagegen in den Partymodus, wo die üblichen Wechselspielchen warten. PS3-Besitzer haben erneut Zugriff auf den SingStore und freuen sich, dass sämtliche bereits gekauften Lieder automatisch in die Pop-Auswahl importiert werden. Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb Sony für die Blu-ray satte zehn Euro mehr verlangt. Wer also auf den SingStore verzichten kann, ist mit der günstigeren PS2-Version besser beraten, die dank gepatchter Abwärtskompatibilität in allen PS3-Konsolen funktionieren sollte. Testen konnten wir das aufgrund einer fehlenden Fassung allerdings nicht. Die EyeToy-Kamera kommt dagegen sowohl auf der PS3 als auch auf der PS2 erneut optional zum Einsatz, wenn man lieber sich selbst anstatt die Musikvideos auf der Mattscheibe zwischen den Gesangsbalken bewundern möchte.   

Alles beim Alten

Fazit

SingStar macht einen Heidenspaß - gar keine Frage! Vor allem in der gesangswilligen Gruppe entfaltet die Serie immer noch ihr volles Unterhaltungspotenzial und sorgt damit für spaßige Stunden. So langsam mache ich mir allerdings Sorgen, dass die Flut an Editionen, die momentan das Softwareangebot auf der PS2 dominieren, auch auf der PS3 Einzug hält - und das zu einem höheren Verkaufspreis, den ich erst dann nachvollziehen könnte, wenn die Songs an der "großen" PlayStation endlich im 5.1-Raumklang aus den Boxen dröhnen und von knackig scharfen HD-Videos begleitet würden. Das ist aber leider bisher genau so wenig der Fall wie die Einführung neuer Spielmodi, direkter Online-Duelle oder einer Jukebox für den passiven Partybetrieb. Über die Songauswahl lässt sich wie immer streiten: Fest steht, dass erneut ein breites Spektrum abgedeckt wird, so dass für jeden Geschmack etwas dabei sein sollte. Mir persönlich schmeckt die Mischung dieses Mal allerdings etwas zu deutsch und ich halte die Pop-Edition verglichen mit den vorherigen Volume-Erweiterungen sowie Queen- und ABBA-Auskopplungen für einen Tick schwächer. Dafür punktet die jüngste Edition mit einer exzellenten Spracherkennung, mit der man die Karaoke-Abende sehr viel komfortabler angehen kann, zumal auch eine Mischung aus Sprach- und klassischer Controller-Steuerung möglich ist. Darüber hinaus tragen auch die neuen kabellosen Mikrofone zu einem verbesserten Spielerlebnis bei, auch wenn die Peripherie ihren stolzen Preis hat. Doch für alle, die die PlayStation oft als Karaoke-Maschine missbrauchen und dabei jedes Mal über die Kabelsalat-Fallen fluchen, dürfte sich die Anschaffung lohnen...

Pro

  • gute Songzusammenstellung
  • exzellente Spracherkennung
  • übersichtlicher Sing-Store (PS3)
  • Einzel- und Mehrspielermodi
  • frühere Song-Käufe werden übernommen (PS3)
  • Erstellen eigener Benutzerprofile (PS3)
  • Hochladen & Bewerten von Videos (PS3)
  • hervorragende Community-Anbindung (PS3)
  • PS2-Peripherie weiter nutzbar (EyeToy, Mikro)

Kontra

  • keine kompletten Videos aufnehmbar
  • keine Neuerungen (Spielmodus)
  • keine Playlists erstellbar
  • kein 5.1-Sound
  • keine direkten Online-Fernduelle

Wertung

PlayStation3

Gute Song-Sammlung, mit einem etwas übertriebenen Fokus auf deutsche Künstler. Die neue Sprachsteuerung ist aber exzellent!