Silent Hill: The Escape - Test, Action-Adventure, iPhone

Silent Hill: The Escape
18.05.2009, Jörg Luibl

Test: Silent Hill: The Escape

Kann Survival-Horror für die Hosentasche funktionieren? Diese Frage versucht Konami hinsichtlich des Spieldesigns scheinbar gar nicht erst zu beantworten, sondern macht aus Silent Hill mal schnell einen 3D-Shooter für das iPhone. Trotzdem bewirbt man den Trip durch Labyrinthe als grausiges Erlebnis mit Gänsehautgarantie. Oder können die Japaner vielleicht beides unter einen 3,5 Zoll-Bildschirm vereinen? Action und Nervenkitzel?

Gesichtslose Krankenschwestern warten in Labyrinthen auf euch: Die Revolvertrommel ist voll, das Fadenkreuz sitzt perfekt - Feuer frei. Mehr dazu im Video!
Wo bin ich? Was mache ich hier? Wo ist der Ausgang? Mit diesen drei Fragen wird man ohne viel Tamtam oder gar Story in ein Krankenhaus mit grauen Wänden geworfen - später kommen noch U-Bahn und Einkaufsmeile hinzu. Der Kreis einer Taschenlampe erhellt einen kleinen Bereich der Egosicht, ansonsten wirkt alles versifft und düster. Außerdem sorgt ein Rauschen im Hintergrund für ein verstörendes Gefühl. Bis hierhin hat Konami den atmosphärischen Geist der Vorbilder durchaus eingefangen.

Ins kalte Labyrinth

Aber alles Weitere ist nicht mehr als ein monotoner 3D-Shooter, der höchstens Großmütter erschreckt: Man läuft umher, dreht sich um und schießt. Dabei funktioniert die Bewegungssteuerung über den Finger, der für einen Schritt nach vorne eben dorthin zeigt zeigt oder für eine Drehung zur Seite wischt, noch gut. Für Orientierung sorgt eine kleine Karte, die allerdings nur einen kleinen Teil der Labyrinthe zeigt und nicht wie in den Vorbildern automatisch mitzeichnet, so dass man sich oft verläuft.

Noch ärgerlicher als das Verirren ist aber der Kampf. Die Fadenkreuzsteuerung ist nämlich ein schwammiger Fluch: Ziele werden über das Schwenken und Kippen des iPhone anvisiert, was spätestens bei fliegenden Feinden in eine nervige Geduldsprobe ausartet. Selbst wenn das die Nervosität an der Waffe simulieren mag, sorgt die fehlende Präzision für viele Flüche.

Der schnelle Tod

Es gibt keine Lebenspunkte, kein Abschütteln von Monstern, sondern nur Leben oder Tod. Und der kann hinter jeder Ecke in Form von gesichtslosen Krankenschwestern oder herrenlosen Rollstühlen lauern, die wie von Geisterhand bewegt werden. Immerhin macht einen das pumpende Herzsymbol darauf aufmerksam, dass sich etwas Böses nähert - so kann man theoretisch noch ausweichen. Wesentlich effektiver ist es theoretisch, auf das Ziel zu schießen, was praktisch - wie gesagt - ein Geduldsspiel ist.

Denn wird man einmal von den Feinden berührt, heißt es auch noch: Game Over.

Dafür trägt man einen Revolver bei sich, den man immer wieder über Munition auffüllen muss. Zu Beginn hat man zwanzig Schuss; in die Waffe passen sechs Kugeln. Das Nachladen wurde immerhin etwas interessanter als das Anvisieren gelöst, denn man muss eine transparente Trommel über leichtes Kippen auf die exakte Position der Trommel schieben - eine gute Idee. Aber die reicht nicht für ein gutes Spiel.

Viel Munition, wenig Rätsel

Das einzige Rätselelement besteht darin, irgendwo den Schlüssel für den Ausgang zu finden; und das immer wieder, teilweise in identischen, nur farblich angepassten Levels. Auch von Figurenverhalten kann keine Rede sein - selbst angeschossene Krankenschwestern stolzieren einfach weiter, ohne sich zu wehren oder umzudrehen. Was zu Beginn noch etwas leicht Unheimliches ausstrahlt, verliert so sehr schnell seine Bedrohlichkeit, zumal alle Feinde aus dem Klonlabor kommen und sich wie Zwillinge gleichen.

 

Fazit

Dieses Silent Hill wirkt wie ein oberflächlicher Schnellschuss, der dem Ruf der Serie nicht gerecht wird. Dabei gibt es für das iPhone auch kreative Horroransätze wie etwa Hysteria Project von BulkyPix. Und Konami müsste auch selbst genug Entwicklerpotenzial haben, um bessere Unterhaltung anzubieten. Obwohl die verstörende Akustik und das versiffte Artdesign noch Erinnerungen an das verstörende Vorbild wecken, stromert man gelangweilt durch Labyrinthe mit steinzeitlicher Spielmechanik. Man stirbt nervige Tode und flucht über das bewegungssensitive Zielen, das zum nervösen Kippen des iPhones verdonnert. Man kann sich daran gewöhnen, aber selbst wenn man irgendwann besser trifft, bleibt unterm Strich ein überaus monotoner Beigeschmack. Story, Rätsel und Horror habe ich jedenfalls nicht gefunden, Abwechslung auch nicht, sondern einen 3D-Shooter mit saudummen Klongegnern und monotonem Leveldesign. Ich empfehle Doom aus dem Jahr 1993 - das ist deutlich spannender und bietet mehr Schockmomente.

Pro

  • düsteres Artdesign + relativ gute Akustik
  • präzise Bewegung

Kontra

  • keine Story
  • kaum Horror
  • einfacher 3D-Shooter
  • schwammige Zielerfassung
  • saudummes Figurenverhalten
  • monotones Leveldesign
  • nur eine Waffe

Wertung

iPhone

Ein simpler 3D-Shooter in düsteren Labyrinthen mit schwammiger Zielerfassung.