Let's Golf - Test, Sport, iPhone
Let's Golf sieht ja nicht nur besser aus als EAs erster iGehversuch, es wirkt auch vollständiger als der bierernste Konkurrent! Und das, obwohl ich hier nur auf vier statt auf sieben Plätzen abschlagen darf. Wichtig ist aber, dass sich die wenigen vier Kurse visuell deutlich unterscheiden: Hier sieht man sofort, ob man auf den Fidschi-Inseln, in England, Schottland oder der USA einlocht. Hinzu kommen vier putzige Golfer, die sich durch unterschiedliche Eigenschaften (Kraft, Präzision, Putten und Recovery) unterscheiden. Einen ordentlichen Rüffel muss sich allerdings die niedliche Aufmachung gefallen lassen. Das Design erinnert nämlich dermaßen frappierend
Ganz schön dreist! |
Everybody's Golf und We Love Golf lässt grüßen: Let's Golf ist ein spritziger, aber auch sehr dreister Klau seiner geistigen Vorbilderan Everybody's Golf bzw. We Love Golf, dass man Gamelofts Dreistigkeit fast schon lobend anerkennen müsste.
Wären da keine Fairways, die nicht nur äußerlich an ihre Vorbilder erinnern: Teilweise wurde das Layout nämlich scheinbar per Blaupause einfach direkt aus ihren "Pendants" übernommen - von zahlreichen allgemeinen Déjà-vu-Momenten ganz zu schweigen. Das ist nicht nur dreist, das ist schon ärgerlich. Nicht zuletzt hat die Bonbon-Pracht ohnehin ihren Preis, denn so idyllisch die Links auch aussehen, so sehr geht die Bildrate fast dauerhaft in die Knie. Ärgerlich, dass der stimmungsvolle Abschlag zudem nur von wenig Geräuschen begleitet wird und dass sich die kurzen Loops der beschwingten Musik schnell wiederholen. Ein Schelm, wer denkt, ein MP3-Player könne mit abwechslungsreichen Songs zu einem umfangreichen Soundtrack beitragen...
Im Grunde würden mich die grafischen Schwächen ja sogar kalt lassen - doch hier wirken sie sich leider direkt aufs Spiel aus! Die Crux ist nämlich, dass die Reaktionszeit der Steuerung von der schwankenden Bildrate abhängig ist. Sprich: Wenn das Bild stark stottert, muss ich für das richtige Timing eher auf den Bildschirm tippen und umgekehrt. Präzise Schläge sind zwar trotzdem möglich, die Konzentration aufs Unwesentliche lenkt aber vom Spiel ab.
"Glück" im Unglück: Let's Golf verlangt ohnehin nur den oberflächlich begabten Laien, da weder die Schräglage des Balls noch die Beschaffenheit von Fairway, Rough oder gar Sand eine nennenswerte Rolle spielen. Hohe oder tiefe Schüsse sind gar nicht erst möglich, und sowohl beim Putten als auch beim Einstellen des Zielpunktes wären zusätzliche Ansichten der Übersicht sehr zuträglich gewesen. Immerhin kann ich zwischen zwei Steuerungs-Varianten wählen: Während mein Finger in der ersten Variante das kreisförmige Vor und Zurück beim Schlagen nachahmt, tippt er in der zweiten Variante einmal zum Starten, noch einmal zum
Festlegen der Weite und ein drittes Mal, um möglichst präzise zu schlagen. Ist der Ball dann in der Luft, kann ich sein Verhalten beim Aufprall schließlich durch Andrehen in eine von vier Richtungen noch bedingt beeinflussen. Grundsätzlich bin ich somit zwar zufrieden, denn das Golfen geht locker von der Hand. Im Detail unterschlägt Gameloft allerdings wichtige Nuancen!Accessoires und Nuancen
Ähnliches gilt auch für die Karriere, in der ich erfolgreiche Turniere spielen muss, um weitere Kurse und Charaktere freizuschalten. Im Gegensatz zu Tiger Woods PGA Tour kann ich dabei wählen, auf welchen Plätzen ich welche Turniere in welchen Schwierigkeitsgrad bestreiten will. Schade nur, dass sämtliche Figuren und Links im separaten Spiel schon von Beginn an zugänglich sind - das stiehlt den Meisterschaften einigen Schwung. Immerhin gewinne ich Accessoires, die der jeweiligen Figur nicht nur hervorragend stehen, sondern auch bestimmte Werte steigern. Die Karriere ist damit kurzweiliger und das unmittelbare Verbessern der Fähigkeiten wirkt motivierender als in der trockenen EA-Meisterschaft. Auf Dauer bräuchte zwar auch Let's Golf dringend weitere Plätze, zusätzliche Charaktere und vor allem abwechslungsreiche Minispiele! Dank Drei-Loch-Spielen, zufälligen Neun-Loch-Partien sowie dem WiFi-Modus für zwei Spieler ist Let's Golf für zwischendurch aber die bessere Wahl.
Fazit
Es ist schon erstaunlich, dass EA seine Tiger Woods-Katastrophe auf die iFairways losließ, nachdem Let's Golf längst vorgemacht hatte, wie mobiles Telefon-Golfen aussehen kann. Gamelofts flockiger Abstecher an den Tee bringt mir jedenfalls echte Erholung - nicht nur von EAs Fehlgriff, sondern auch vom ernsten Alltag. Die drolligen Figuren und die idyllischen Schauplätze sind echte Hingucker. Spielerisch kommt allerdings auch die (recht dreiste) Kopie diverser japanischer Vorbilder nicht über den Durchschnitt hinaus: Auf Dauer sind vier Kurse und ebenso viele Charaktere trotz motivierender Karriere und Zwei-Spieler-Modus nämlich einfach viel zu wenig. Gerade die völlig abwesenden Minispiele hätten den tragbaren Golfplatz spürbar aufgelockert. Hinzu kommt eine Steuerung, mit der ich den Ball zwar meist entspannt ins Loch schubsen kann, die aber unter der durchgehend niedrigen Bildrate leidet und die nach spätestens zwei Stunden zahlreiche Finessen missen lässt; von der banalen Ballphysik ganz zu schweigen. Es macht Spaß und es sieht gut aus - aber hoffentlich basteln die Entwickler in einem Nachfolger ein größeres Spiel um das spritzige Fundament.
Pro
- außergewöhnlich idyllische Golfplätze
- zwei Steuerungsarten
- unglaublich putziger...
- motivierende Mini-Karriere
- verschiedene Spielvarianten für jede Gelegenheit
- bessere Fähigkeiten durch freischaltbare Accessoires
- Zwei-Spieler-Möglichkeit über WiFi
Kontra
- keine hohen oder tiefen Bälle möglich
- Kurs-Layout teilweise aus anderen Spielen "entliehen"- ... aber kein eigenständiger Stil
- nur vier Links, nur vier Charaktere
- Lage des Balls spielt praktisch keine Rolle
- Musik: wenige, kurze Loops wiederholen sich schnell
- Steuerung reagiert je nach Ruckeln träge
- etwas umständliches Einstellen des Ziels
- fehlende Übersicht Kurses und beim Putten
- nachträgliches Andrehen knifflig, da Flugbahn nicht erkennbar
- kein Putten vom Rand des Grüns