Catan (DS) - Test, Taktik & Strategie, NDS

Catan (DS)
26.05.2009, Jens Bischoff

Test: Catan (DS)

Mit dem Brettspiel Die Siedler von Catan hatte Klaus Teuber 1995 einen zeitlosen Klassiker geschaffen, der mittlerweile nicht nur mehrfach erweitert, sondern auch versoftet wurde. Zuletzt kam die 360-Adaption (4P-Test) bei uns vor zwei Jahren zu Goldehren. DS-Spieler kommen zwar erst jetzt in den Genuss der motivierenden insulanen Rohstoffhatz, dafür hat Teuber beim Hosentaschen-Catan persönlich mitgewirkt. Ist das die Garantie für die bislang beste Umsetzung?

Selbst nach 14 Jahren ist Catan in meinem Freundeskreis noch immer einer der Favoriten für kurzweilige Brettspielabende.

Einige Details wie Straßen offenbaren sich zum Teil erst in der Zoom-Ansicht. Bei bestimmten Aktionen lässt sich das Spielfeld aber überhaupt nicht einsehen...
Und wenn gerade keine Mitspieler zur Hand sind, statte ich einfach der Xbox Live Arcade einen Besuch ab, wo sich zwei Jahre nach der Veröffentlichung noch immer eine Vielzahl Gleichgesinnter tummelt. Auf dem DS sind solche spontanen Multiplayer-Partien leider nicht möglich, da lediglich drahtloses Multikartenspiel unterstützt wird.

Die Frage nach dem Sinn

Wer nicht gegen dröge KI-Gegner antreten will, braucht also jedes Mal willige Mitspieler in direkter Umgebung, die ebenfalls einen DS sowie ein eigenes Catan-Modul bei sich haben. Sicher kein Ding der Unmöglichkeit, aber dann kann man im Prinzip gleich zur Brettspielvorlage greifen, was nicht nur wesentlich geselliger, sondern auch deutlich komfortabler und bei einem Modulpreis von 40 Euro auch noch um ein Vielfaches günstiger ist.

Auf langen Bahnfahrten oder wo immer sonst Platzmangel herrscht, hat das virtuelle Hosentaschensiedeln natürlich unschlagbare Vorteile, aber im Grunde richtet sich Catan auf dem DS in erster Linie an Solisten. Und die werden auch ordentlich unterhalten. Vor allem die Kampagne sorgt mit 16 individuellen Szenarien für Spaß und Abwechslung. Rahmenhandlung und Präsentation sind zwar nichts besonderes, sorgen mit einer Prise Selbstironie aber zumindest für den einen oder anderen Schmunzler.

Auf zu neuen Ufern

Der größte Pluspunkt ist aber zweifelsohne das facettenreiche Aufgabendesign. Hier geht es nicht nur darum, verschiedene KI-Rivalen zu bezwingen, sondern auch mit unterschiedlichen Bedingungen fertig zu werden. Mal sind bestimmte Rohstoffe knapp, mal müssen unter Nebel liegende Inseln und Treibgüter gefunden oder großflächige Wüstengebiete erkundet werden, mal gibt es Bonuspunkte für Häfen oder seefahrerische Pionierleistungen.

Neben dem Originalspiel enthält das Handheld-Catan auch die beliebte Seefahrer-Erweiterung, die für die Kampagne wirklich clever genutzt wurde. Weniger clever wirkt hingegen das unflexible Tauschsystem, das im Gegensatz zur gelungenen Xbox-Variante nicht annähernd an die verbissenen Brettspiel-Feilschereien heran kommt.

Statistiker werden zwar auch auf dem DS bedient, viele wichtige Infos und Übersichten sind allerdings nur über Umwege zugänglich oder fehlen ganz...
Es können lediglich statische Angebote und Gegenangebote gemacht werden, was vor allem bei KI-Gegnern schnell für Verdruss sorgt oder zu endlosen Gebotsorgien führt.

Auch bei Übersicht und Spielkomfort muss man einige ärgerliche Abstriche hinnehmen: Bei offenen Angebots- oder Aktionsfenstern wird einem jeglicher Kontrollblick auf das Spielfeld verwehrt; wer momentan die längste Handelsstraße oder größte Rittermacht sein eigen nennt, ist nur über umständliche Untermenüs erkennbar; versehentlich falsch platzierte Bauten oder Banktauschgeschäfte können nicht mehr rückgängig gemacht werden und es gibt keine Anzeige für momentan im Umlauf befindliche Rohstoffe, was nicht nur zu zahlreichen sinnlosen Offerten führt, sondern auch bei Monopolen immer wieder für Ärger sorgt.

Ein Schritt zurück

Anfängern dürfte hingegen übel aufstoßen, dass es weder ein Tutorial noch einen generell anpassbaren Schwierigkeitsgrad gibt; die insgesamt acht KI-Charaktere verfügen lediglich über individuelle Expansions-, Aggressions- und Talentwerte. Immerhin kann man in den Optionen Anpassungen am Würfelverhalten, der Startaufstellung oder dem Räubereinsatz festlegen, eine laufende Partie jederzeit zwischenspeichern und im informativen Siedler-Almanach blättern. Dafür vermisst man allerdings Komfortfunktionen wie das Verschieben des Blickwinkels per Steuerkreuz oder alternative Darstellungsformen für bessere Übersicht oder attraktiveres Umfeld. Auch vor zum Glück sehr seltenen Spielabstürzen sind wir während der Testphase leider nicht verschont geblieben.

Das Spielprinzip ist allerdings nach wie vor über jeden Zweifel erhaben: Man errichtet Handelsrouten und Gebäude, um angrenzende Rohstoffe zu erwirtschaften, mit denen man weitere Bauvorhaben finanziert, bis man genug Punkte für den Sieg gesammelt hat. Nebenbei kann man auch Ereigniskarten erwerben sowie ertragsblockierende Räuber positionieren und Handel treiben. Simple, aber ungemein motivierende Aufbaustrategie, die aufgrund zahlreicher Zufälligkeiten nie langweilig wird und immer wieder für eine Partie gut ist, auch wenn die DS-Variante viel Potenzial verschenkt und sich eigentlich nur bei der gelungenen Kampagne positiv vom Original und den Vorgängern abhebt, was aus einem an sich sehr guten Spiel ein nur mehr gutes macht...    

Fazit

Trotz enger Zusammenarbeit mit Klaus Teuber kann die DS-Version von Catan nur bedingt überzeugen. Im Gegensatz zur nach wie vor goldwürdigen Xbox-Fassung  mangelt es nicht nur deutlich an Übersicht und Spielkomfort, auch das statische und umständliche Tauschsystem weiß alles andere als zu überzeugen. Dabei wären eigentlich alle Funktionen der Konsolenvorlage auch auf dem Handheld problemlos möglich gewesen. Selbst der Mehrspielermodus für bis zu vier Teilnehmer beschränkt sich auf drahtlose Multikarten-Partien, weshalb gesellige Spieler im Prinzip gleich zum Brettspiel greifen können. Anfänger werden zudem ein Tutorial vermissen und sich wundern, warum es zwar individuelle KI-Gegner, aber keinen generell anpassbaren Schwierigkeitsgrad gibt. Immerhin enthält das DS-Catan neben dem Originalspiel auch die Seefahrer-Erweiterung sowie eine gelungene Einzelspieler-Kampagne. Der Preis von 40 Euro wirkt allerdings etwas happig, schließlich bekommt man das entsprechende Brettspiel-Set schon für deutlich weniger Geld, ganz zu schweigen von der zwar Seefahrer-losen, aber online spielbaren 360-Variante, die gerade mal ein Viertel kostet. Ungeachtet dessen macht das Siedeln aber natürlich auch im Hosentaschenformat nach wie vor Laune. Unterm Strich dürfte sich die Investition aber lediglich für Solisten lohnen, da es wesentlich unkomplizierter ist, sich mit ein paar Freunden zu einem Brettspielabend zu verabreden als mehrere DS-Besitzer um sich zu scharen, die ebenfalls ein eigenes Catan-Modul besitzen, um dann überteuert und mit eingeschränkter Bedienung dasselbe Spiel zu spielen...

Pro

  • simples & kurzweiliges Spielprinzip
  • gelungene Einzelspieler-Kampagne

Kontra

  • mangelnde Übersicht
  • dürftiges Tauschsystem
  • eingeschränkter Spielkomfort

Wertung

NDS

Mobiler Brettspielklassiker mit gelungener Solo-Kampagne, aber nervigen Einschränkungen.