neopets: Puzzle Adventure - Test, Logik & Kreativität, Wii, NDS, PC

neopets: Puzzle Adventure
28.05.2009, Mathias Oertel

Test: neopets: Puzzle Adventure

Seit der letzten E3 sind die neopets Puzzle Adventures eines der Spiele, das mir nicht aus dem Kopf gehen will – und dabei kann ich weder etwas mit den neopets anfangen noch will ich mich wirklich mit ihnen beschäftigen. Doch wenn die PuzzleQuest-Macher sich daran machen, das spröde Thema Reversi, auch bekannt als Othello, mit ihrer Magie zu versehen, sind Namen und Lizenzen egal - die Hoffnung auf unkomplizierten Spielspaß steht im Vordergrund.

Offensichtlich sind die neopets enorm erfolgreich. Ich gebe zu: Ich hatte vor der letzten E3, als ich das erste Mal einen Blick auf neopets Puzzle Adventure (nPA) werfen konnte, nichts, aber auch rein gar nichts von dieser Marke gehört. Egal, denn es reichte mir seinerzeit schon zu wissen, dass das PuzzleQuest-Team von Infinite Interactive hinter nPA steckt und mit seiner unnachahmlichen Art das ebenso einfache wie klassische Prinzip von Reversi einer Frischzellenkur inklusive Minispiele sowie Rollenspielelemente unterzieht. Und ich gebe auch gerne zu, dass ich selbst jetzt, nach diversen unterhaltsamen Stunden,

Man muss die neopets nicht kennen, um Spaß an den Reversi-Duellen mit Rollenspieleinschlag haben zu können.
keinerlei Bedürfnisse habe, mich in die Materie "neopets" einzuarbeiten. Was allerdings vor allem dafür spricht, dass das Konzept auch ohne die Lizenz im Rücken funktioniert - was man nicht hoch genug anrechnen kann.

Neowas?

Die Regeln von Reversi sind einfach: Auf einem Spielbrett legen die Spieler abwechselnd Steine, deren Seiten in diesem Fall rot und blau gefärbt sind. Ein Spieler legt seinen Stein immer mit der blauen Seite nach oben, der andere entsprechend mit der roten. Zu Beginn befinden sich vier Steine in vorgegebener Anordnung auf dem Brett. Ein Spieler muss seinen Stein auf ein leeres Feld legen, das horizontal, vertikal oder diagonal an ein bereits belegtes Feld angrenzt. Wird ein Stein gelegt, werden alle gegnerischen Steine, die sich zwischen dem neuen und einem bereits gelegten Stein der eigenen Farbe befinden, umgedreht. Spielzüge, die zu keinem Umdrehen von gegnerischen Steinen führen, sind nicht erlaubt. Das Ziel ist es, am Ende nicht nur eine möglichst große Anzahl von eigenen Steinen auf dem Brett zu haben, sondern damit auch eine höhere Punktzahl als der Gegner verdient zu haben. Zur Erklärung: Für jeden umgedrehten Spielstein gibt es Punkte, Edelstein-Felder lassen das Konto in die Höhe schießen und mit einigen Petpets gibt es ebenfalls Möglichkeiten, seine Punkte nach oben zu treiben.

Zwei Farben - ein Ziel

Doch Infinite wäre nicht Infinite, wenn man nicht einige interessante Elemente einbauen würde. Dazu gehören z.B. die so genannten Petpets, die man fangen (auch hier ist ein kleines Reversi-Duell nötig) und danach mit einer kleinen Memory-Abwandlung zähmen sowie trainieren kann. Der Clou: Jedes dieser Petpets hat seine eigene Spezialfähigkeit, die man je nach Trainingsstand häufiger einsetzen kann. Dazu kann z.B. die Fähigkeit sein, gegnerische Steine vom Brett verschwinden zu lassen oder umzufärben. Oder aber man bekommt für eine bestimmte Anzahl von Zügen mehr Punkte, wenn man die verschiedenen "Edelsteine" auf dem Brett einnehmen kann. Aber Vorsicht: Man kann nur drei dieser Petpets mit in den Kampf nehmen. Daher ist eine kluge Auswahl nötig.

Rollenspiel-Reversi

Nachdem das geklärt ist, geht's ans Umfeld. In eine stereotype und vollkommen belanglose Geschichte eingebunden, ist man mit einem visuell minimal veränderbaren neopet unterwegs, um andere neopets in Reversi zu schlagen.

Mit variierenden Spielfeldern bleibt der Spaß auch langfristig erhalten.
Damit die Duelle auch auf lange Sicht nicht an Reiz verlieren, variieren die Bretter. Die Größe verändert sich ebenso wie Felder, die blockiert werden und so eine neue Taktik gegen die größtenteils passabel agierende KI fordern.

Auch die aus PuzzleQuest bekannten Rollenspielelemente kommen nicht zu kurz: Mit gewonnenen Kämpfen erlangt man Erfahrung, die schließlich dafür sorgt, dass man eine von drei Eigenschaften verbessern kann. Dies wiederum führt dazu, dass die Boni verbessert werden, die man über die auf den Spielbrettern verteilten Edelsteinen erlangt.

Mit Gegenständen, die ebenfalls in einem Minispiel modifiziert werden können oder Speisen, die in einem weiteren Minispiel erst gekocht, dann "ausgerüstet" und damit im Kampf eingesetzt werden können, kommen weitere Ebenen hinzu, die aus dem anfänglich simpel scheinenden Othello-Spielprinzip einen unerwarteten Motivationsquell machen.

Allerdings muss man eine gewisse Resistenz gegen "Videospiel-Karies" mitbringen. Das gesamte comichafte Design ist derart zuckersüß, dass manch älterer Zocker sich vermutlich nach drei Sekunden dankend abwenden wird. Hinzu kommen knuddelig-liebliche Soundeffekte der neopets, die auch eher ins Kinderprogramm gehören. Die unnötigen Ladezeiten wiederum, die vor allem die Wii-Version plagen sowie die über textintensive Dialoge erzählte Story stehen im Gegensatz zum absolut kindlichen Look & Feel und dürften bei jüngeren Spielern schnell zu Ungeduld bzw. zum Überspringen der Texte führen. Ich muss eingestehen, dass auch ich irgendwann nur noch das nächste Duell angehen wollte - ohne zu wissen, wieso ich mich eigentlich durch die in mehrere ansprechend große und größtenteils erforschbare Abschnitte aufgeteilte Weltkarte mit ihren deutlich markierten Missionspunkten schlage. Es hätte allerdings nicht geschadet, die Karte verkleinern zu können, da man später teils unnötig kompliziert auf der Suche nach dem nächsten Missionsziel ist und wie wild hin und her scrollt...

Die DS-Variante bietet zwar ebenfalls spannende Reversi-Duelle, wurde inhaltlich aber im Vergleich zu den "großen" Brüdern deutlich abgespeckt.
Angesichts des sich schnell einstellenden Spaßes und des unkomplizierten Spielprinzips, die nPA ähnlich wie PuzzleQuest oder den Nachfolger Galactrix ideal für eine Partie zwischendurch machen, ist es bedauerlich, dass ausgerechnet die Mitnehm-Variante nicht ganz die Erwartungen erfüllt.

Das DS-Stiefkind

Es gibt zwar Erfahrungspunkte, aber keine Eigenschaften, die man aufrüsten kann. Petpets sind integriert, aber können/müssen weder gezähmt noch ausgebildet werden. Auf Waffen, Gegenstände und anderen Krimskrams sowie damit verbundene Minispiele müssen die DS-neopets ebenfalls verzichten.

Denn auch wenn sie spannende Duelle auf unterschiedlichen Feldern bietet und Petpets als Extras eingesetzt werden dürfen, ist sie im Vergleich zu den "großen" Brüdern mit deutlich weniger Tiefgang ausgestattet.

Und im Gegensatz zu PC oder Wii kommt es auf dem Doppelbildschirm nicht auf die erspielte Gesamtpunktzahl an, sondern klassisch auf die insgesamt vorhandenen Steine der eigenen Farbe. Wenigstens sind Schauplätze, die meisten Dialoge sowie Artdesign identisch. Und auch der Steuerung kann man ebenso wenig vorwerfen wie bei den anderen Systemen.

Und die Ursache scheint auch schnell gefunden: Während PC- und Wii-Version von Infinite Interactive stammen, zeichnet für die DS-Fassung das Team von Griptonite verantwortlich. Und die hatten wohl Zugriff auf das gleiche Quellmaterial, haben aus der Grundidee aber ein leicht anderes und in diesem Fall schlechteres Ergebnis gemacht.  

Fazit

Puzzle Quest - Challenge of the Warlords war grandios. PuzzleQuest Galactrix war abhängig vom System passabel bis richtig gut. Und auch mit den neopets Puzzle Adventures zeigt das Team von Infinite Interactive, dass man mit einfachen Mitteln und der richtigen Mischung motivierende Unterhaltung schaffen kann - selbst wenn man die Lizenz nicht kennt oder kennen will. Das Reversi-Prinzip mit Rollenspielelementen anzureichern und so zu variieren, dass auch nach zig Stunden jedes Duell frisch wirkt, ist beinahe ein so genialer Schachzug wie die PuzzleQuestsche Verknüpfung von "Match 3" und Rollenspiel. Doch auch wenn von der puren Mechanik Spieler aller Altersgruppen angesprochen werden, dürfte sich die Kulisse eher an die Jüngeren und die Jung gebliebenen richten, die sich an Kitsch und zuckersüßer Optik ebenso wenig reiben wie an der absolut belanglosen Geschichte oder der schwankenden KI. Doch der Qualitäts- und Unterhaltungsstempel ist vorrangig den Wii- und PC-Version aufzudrücken. Die DS-Variante, die von einem anderen Team gemacht wurde, bedient sich zwar ähnlicher Elemente, doch nur die Reversi-Duelle an sich sowie die Geschichte sind auf einem Niveau mit den großen Brüdern. Der restliche Inhalt wurde deutlich gestutzt und beschränkt sich auf nur auf das Nötigste. Schade, denn so wird die durch den Mitnehmfaktor tendenziell interessanteste Version vollkommen unnötig zur schwächsten.

Pro

  • umfangreiches Reversi-Abenteuer
  • stimmiges niedlich-süßes Artdesign...
  • zahlreiche gut integrierte Minispiele (Wii, PC)
  • gute Steuerung
  • passable KI...
  • unterschiedliche Spielbretter
  • zahlreiche Haupt- und Nebenaufgaben (Wii, PC)
  • leichte Rollenspielelemente (Wii, PC)

Kontra

  • DS-Version mit abgespeckten Inhalten
  • ... das aber hart an der Schmerzgrenze schrammt
  • Ladezeiten (PC und vor allem Wii)- ... die sich aber ab und an haarsträubende Aussetzer leistet
  • Karte mitunter unübersichtlich, keine Auszoom-Funktion

Wertung

Wii

Erstaunlich unterhaltsames Reversi-Rollenspiel, das auch ohne neopets-Kenntnisse Spaß macht.

NDS

Unterhaltsame Reversi-Duelle für unterwegs, die aber inhaltlich deutlich weniger bieten als auf PC oder Wii.

PC

Die PuzzleQuest-Macher haben es wieder einmal geschafft: Auch ohne neopets-Kenntnisse macht das Reversi mit Rollenspiel-Einschlägen eine Menge Spaß.