The Munchables - Test, Logik & Kreativität, Wii

The Munchables
24.06.2009, Benjamin Schmädig

Test: The Munchables

Brigitte, Weight Watchers und Ernährungswissenschaftler - sie haben sich doch wirklich Mühe gegeben! "Iss mit Verstand, halt' dich fit, bleib gesund!", weiß die ökotrophologische Aufklärungs-Maschinerie zu empfehlen. Und was machen die Entwickler bei Namco Bandai, als Begriffe wie "Nährwert", "Friss die Hälfte" und "Herz-Kreislauf-Training" endlich in aller Munde sind? Die empfehlen doch glatt: "Friss dich fett!"

Unglaublich: The Munchables verhält sich zum gesellschaftlich korrekten Diätenwahnsinn wie Kate Moss zum gesunden Medikamentenkonsum. Wenn der Fernseher "Abnehmen in drei Tagen!" prophezeit, verlangt das Wii-Spiel "Fett werden in 24 Levels!" Wo Fresssucht im Alltag ins soziale Abseits führt, werden die Fettesten hier zu Helden! Aber was blieb Stampfer und Mampfi auch anderes übrig, nachdem eine Armee arglistiger Außerirdischer ihr Schlaraffenland überfiel? Die zwei knuddeligen Vielfresser konnten sich ja nur durch



Kate Moss und die vegetarische Plage

Video: So futtert sich Mampfi, der Mischling aus Welpe und Ferkel, durch Hun-Ger.das zum Leben erweckte Polizei-Obst und Besatzer-Gemüse fressen, um sich von Grashalmhöhe zum turmhohen Recken dickzufuttern. Nur so konnten sie den Anführern der vegetarischen Widerholde die sechs gemopsten Legendensteine entreißen und die Ufos aus ihrem Heimatland Hun-Ger vertreiben.

Besonders Mampfi sieht als eine Art Mischling von Welpe und Ferkel richtig putzig aus und sobald der gewählte Held eine bestimmte Größe erreicht, ändert er sogar sein Aussehen. Im besten Fall kraucht deshalb irgendwann ein "Gott-Mampfi" über einen Schauplatz, der nur noch die Größe eines Miniatur-Wunderlandes hat. Bis dahin wird gefressen, was Beine und Fruchtfleisch hat: Kakteen, Pilze, Trauben, Kiwis und später sogar Robo-Fische oder Geister - ein Druck auf den A-Knopf und Mampfi oder Stampfer schnappen zu. Hält man die Taste gedrückt, fegen sie zudem besonders schnell über den Boden und futtern automatisch. Mit sporadisch abgelegten Extras zischen sie außerdem im Raketentempo durch die Levels, saugen als riesige Staubsauger die komplette nähere Umgebung leer oder überrollen ihre Gegner als gefährliche Kugeln. Ein beherzter Ruck der Remote lässt sich außerdem springen, während sie mit einem Schlag der B-Taste attackieren. Das Anvisieren über die Z-Taste darf man hingegen vernachlässigen, denn es schaltet weder das Ziel auf noch erhöht es die Übersicht. Schade außerdem, dass man die Steuerung nicht einstellen kann, denn ich wollte aus Wii-Gewohnheit stets mit der Bewegung zuschlagen, mit B aber springen...

Unglück im Unglück: The Munchables spielt sich selbst im Kampf gegen große Zwischengegner wie von selbst, so dass eine falsche Eingabe praktisch nichts am Ergebnis ändert. So rollt man sich in acht Welten durch jeweils drei Levels, erfreut sich an einem Soundtrack zwischen LocoRoco und Katamari und frisst und frisst und frisst. Spannend ist das leider nie, denn Mampfi oder Stampfer verlieren bei einem der wenigen Treffer nur ein paar Mahlzeiten (jeder Biss eine Mahlzeit). Ich befand mich kein einziges Mal in Lebensgefahr, obwohl mir regelmäßig besonders hohe Veganerschnitzel den Weg verstellten: Ein Hieb und man zerteilt selbst große Unholde - die kleineren "Bruchstücke" frisst man dann im Pfoteumdrehen. Vor allem aber lädt das Spiel nicht zum Erforschen der geradlinigen Levels ein. Klar: Man

Auch diese Riesentraube gehört leider zur Spezies der viel zu harmlosen Zwischengegner.
findet abseits des Weges mal Eicheln oder eine zusätzliche Mahlzeit, und wer viel frisst, erhält als Belohnung Accessoires, von denen er jedem Helden jeweils eins anziehen kann. Aber Herrgott...

Veganer, Fleischfresser und der fehlende Kick

Der Witz ist ja: Namco Bandai weiß eigentlich spätestens seit dem vierten Katamari Damacy, dass man in einer großen Welt immer wieder tausend kleine Entdeckungsreisen starten kann! Das ebenfalls ähnliche LocoRoco hat hingegen gezeigt, wie motivierend schwer aufzuspürende Geheimgänge sein können. Doch von all dem sind die wirklich netten, aber spielerisch furchtbar belanglosen Munchables weit entfernt. Die Wii-Fresser gewinnen nicht einmal eine beeindruckende Größe. Dass die Perspektive von der Nahansicht auf eine Command&Conquer-ähnliche Kamerahöhe zoomt, konnte mich jedenfalls kaum beeindrucken. So motivierend das Dauerfuttern auch ist, so wenig wird es in der letzten Konsequenz belohnt.

Immerhin wird der Mini-Plot nach jedem Abschnitt in angenehm unsinnigen Dialogzeilen weiter gesponnen - auch wenn der Große Älteste, der Anführer der Nimmersatten, keine Sekunde lang so bekloppt plappert wie der King of All Cosmos. Nicht zuletzt kriechen, rollen oder stolpern die zwei Vielfraße außerdem durch wunderbar abwechslungsreiche Welten. Idyllisch ist z.B. der Blick auf zahlreiche in den Wolken schwebende Plattformen oder ein breiter Lichtstrahl, der sich in der finsteren Tiefe des Meeresbodens verliert. Obwohl sich gelegentlich ein Objekt zwischen Kamera und Spielfigur schiebt, ist es auch deshalb also nur umso bedauerlicher, dass ich keine offene Welt erforschen oder wenigstens spannende Geschicklichkeitstests in den geradlinigen Levels erleben darf!       

Fazit

Mensch, Mampfi! Obwohl mir deine Essgewohnheiten ein unangenehmes Völlegfühl bescheren, habe ich dir unglaublich gerne tanzendes Obst und Gemüse in den Rachen geschoben. Aber warum hast du nicht mehr daraus gemacht? Wieso krauchen wir Level für Level vom Eingang zum Ausgang, ohne etwas Nennenswertes zu entdecken? Nach einer Wiederholung nicht vollständig abgegraster Abschnitte stand mir deshalb nie der Sinn. Und wieso wurde es nicht einmal dann spannend, wenn uns eine besonders große Traube im Weg stand? Dir kann ja kaum einer was anhaben! Selbst während ich einige wunderschöne Aussichten genossen habe und obwohl ich mich immer zum Wachsen angespornt fühlte, wurde ich deshalb irgendwann müde. Schade: Sind die witzigen Protagonisten einmal damit fertig, ihre gesammelten Eicheln rücklings auszuwerfen, werden sie wohl als Randnotiz unter "Nett, aber..." in irgendeinem Spiele-Almanach übersehen werden.

Pro

  • sympathische Charaktere, witzige Dialoge
  • viele freischaltbare Accessoires...
  • motivierendes Mampfen...

Kontra

  • kurzes Vergnügen mit wenig Wiederspielwert- ... aber kaum Freiräume zum Erkunden- ... das nie die Dimensionen eines Katamari erreicht
  • auf Dauer sehr monotoner Ablauf
  • keine Herausforderung, selbst Bosse sind viel zu einfach
  • keinerlei Mehrspieler-Möglichkeiten

Wertung

Wii

Das putzige Fressen verläuft sich leider in einem belanglosen und allzu einfachen Spiel.