Superstars V8 Racing - Test, Rennspiel, 360, PC, PlayStation3

Superstars V8 Racing
26.06.2009, Michael Krosta

Test: Superstars V8 Racing

Die Milestone-Rennfestspiele gehen weiter: Während man in SBK 09 gerade erst fest auf dem Sattel der flotten Superbikes saß, klemmt man sich jetzt schon wieder hinter das Steuer von schnittigen V8-Boliden. Können die Italiener dabei wieder an das gelungene SCAR anknüpfen oder ist Superstars V8 Racing (ab 9,90€ bei kaufen) nur ein weiteres Rennspiel von der Stange?

Man könnte fast glauben, in einer Modifikation von SBK 09 gelandet zu sein, in der die Zweiräder von Ducati und Co einfach durch lizenzierte Fahrzeuge von bekannten Herstellern wie Audi, BMW und Jaguar sowie weniger bekannten Modellen wie Mustard E3 oder den Scorpio IZ4 ersetzt wurden. Nicht nur das Menüsystem samt Spielmodi wie Training, Rennwochenende, Meisterschaft und Superstars-Lizenzen (aka Herausforderungen) weckt Erinnerungen an den Motorrad-Zwilling, sondern auch viele der gerade mal zehn Pisten, angefangen bei Monza über Mugello bis hin zu Valencia und Kyalami kennt man bereits aus der Superbike-WM. Da wundert es kaum, dass beide Titel auf allen drei Plattformen technisch nahezu identisch sind, denn auch bei den V8-Superstars wirken die tristen Kulissen mit ihrem leblosen Bitmap-Publikum nicht mehr zeitgemäß. Das Gleiche gilt für die fehlende Cockpitperspektive - und das, obwohl der Fuhrpark insgesamt sehr übersichtlich ist und sich dadurch der Arbeitsaufwand in Grenzen gehalten hätte. So geht man lediglich in der Stoßstangen-, oder Motorhaubenansicht ins Rennen oder betrachtet seinen im Vergleich zu Titeln wie GT 5 Prologue oder Forza 2 eher mäßig modellierten Boliden von außen. Zumindest laufen die Rennen aber flüssig über den Bildschirm - nur der PC kann je nach Einstellung etwas in die Knie gehen und leidet dabei trotz aktiviertem Anti-Aliasing an Flimmerkanten, mit denen die Konsolenfassungen sogar noch stärker



SBK-Mod

Video: Eben noch auf dem Superbike, jetzt schon hinter dem Steuer eines V8-Flitzers: Milestone produziert fleißig weiter Rennspiele, aber entwickelt sich dabei nicht weiter.zu kämpfen haben. Während heutzutage nahezu jedes Rennspiel mit einem Rückspiegel ausgestattet ist, ist man bei Milestone scheinbar noch nicht so weit, denn hier muss man immer noch auf Knopfdruck nach hinten schauen und die Gegner im Auge behalten.

Genau wie SBK 09 versteht sich auch Superstars V8 Racing als Simulation. Doch während Milestone bei der Umsetzung der Fahrphysik bei den Superbikes einen hervorragenden Job gemacht hat, ist man hier weit davon entfernt, eine ernsthafte Konkurrenz für Forza, Gran Turismo oder die GTR-Serie darzustellen. Es ist zwar löblich, dass man durch diverse Fahrhilfen wie Traktionskontrolle oder ABS auch Anfängern entgegen kommt und auf der anderen Seite auch Simulationsfans mit umfangreichen Setup-Möglichkeiten sowie optionaler Reifenabnutzung entzückt. Doch was bringt all das, wenn das Fahrverhalten nicht nachvollziehbar ist? Doch genau das ist hier aber der Fall: So brechen vor allem Heckschleuder wie der BMW M3 oder M5 in einigen Kurven auch bei niedrigem Tempo immer wieder aus und lassen sich kaum noch kontrollieren bzw. abfangen. Warum? Das weiß wohl nur Milestone, denn physikalisch kann man absolut nicht nachvollziehen, was in solchen Momenten gerade auf dem Bildschirm passiert. Auch die Fahrten auf regennassen Pisten sind weit

Verglichen mit Titeln wie Forza 2 oder GT5: Prologue besitzen die lizenzierten Boliden hier weniger Details und bieten darüber hinaus keine Cockpit-Perspektive. 
von der Realität entfernt, da sich das Gripverhalten der Boliden kaum verändert und auch die Bremspunkte nahezu identisch denen in Trockenrennen bleiben. Um es auf den Punkt zu bringen: Die Fahrten in den V8-Flitzern fühlen sich einfach nicht authentisch an! Dazu trägt auch das lächerliche Schadensmodell bei, das sich zwar sogar auf die Fahrphysik auswirkt, aber dabei sehr inkonsequent wirkt. So kam ich oft genug nach heftigen Einschlägen ohne Probleme davon, während ein anderes Mal mein fahrbarer Untersatz kurz vor dem Totalschaden war. Die "blechernen Verletzungen" sieht man den Boliden allerdings kaum an, da man sich bei der Darstellung lediglich auf ein paar kleine Beulen, hängende Stoßstangen oder ein paar Risse in der Scheibe beschränkt. Umher fliegende Teile gibt es hier genau so wenig zu sehen wie Überschläge oder rauchende Motoren. Dieses Sparprogramm passt aber auch zur insgesamt dürftigen Kollisionsabfrage, denn die Fahrzeuge werden bei Berührungen teilweise wie Auto-Scooter voneinander abgestoßen werden - und das begleitet von unterdurchschnittlichen Soundeffekten. Fies ist zudem, dass man den Vordermann problemlos drehen kann, sobald man nur leicht von einer Seite das Heck touchiert. Eine Schwäche, die rücksichtlose Pistensäue vor allem in Online-Partien gnadenlos ausnutzen und die Rennen so in ein reines Frusterlebnis verwandeln, da sie mit diesem Verhalten auch noch erfolgreich zum Sieg rasen. Da gestalten sich die Duelle gegen die KI-Fahrer sehr viel einfacher: Zwar neigen auch diese ab und zu zum Rempeln, doch verhaltenen sie sich insgesamt sehr fair. Teilweise fallen die Gegner aber durch etwas seltsame Fahrmanöver auf, durch die selbst auf Geraden ihr Heck ausbricht - scheinbar haben sie noch mehr unter der fragwürdigen Physik zu leiden. Wirklich spannend werden die Positionskämpfe aber erst auf der höchsten der insgesamt vier KI-Stufen und selbst hier fällt auf, dass die Konkurrenz noch viel zu oft verfrüht vor Kurven in die Eisen geht und beim Start regelmäßig den Kürzeren zieht.

Schwache Simulation

   

Das Strafsystem ist ein schlechter Witz, denn schon bei Abkürzungen zeigt sich die Inkonsequenz: So werden bei krassen Aktionen oft beide Augen zudrückt, während nach einem leichten Schneiden von Schikanen gerne mal die Motordrehzahl für fünf Sekunden gedrosselt wird. Rücksichtslose Rempeleien - wie vorhin beschrieben - nimmt man scheinbar einfach in Kauf, so dass gerade online viele Rennen zu einem spaßfreien Destruction Derby verkommen, wenn die maximal zwölf Teilnehmer nur mit schmutzigen Tricks den Weg zum Podest suchen. Davon abgesehen hat man beim Rasen über Xbox Live, PSN & Co mit den gleichen Lag-Problemen zu kämpfen wie bei SBK 09. Hinzu kommt, dass man hier nicht direkt eine komplette Meisterschaft, sondern lediglich Einzelrennen ausfahren kann. Zumindest werden die gewonnenen Punkte in einer laufenden Session weiter addiert, so dass man auf diese Weise quasi doch noch eine komplette Meisterschaft austragen kann, sofern die Mitspieler von Anfang bis Ende mit dabei bleiben. Dass es weder eine Splitscreen-Option noch die Möglichkeit zu Rennen im LAN

Auch bei Regenwetter geht's es auf die Piste. Allerdings wirkt sich die Nässe kaum auf das Fahrverhalten aus.
gibt, dürfte mittlerweile kaum noch überraschen, nachdem diese Mankos bereits SBK 09 angekreidet wurden. PC-Spieler kommen darüber hinaus auch hier nicht um eine Registrierung bei Gamespy herum, wenn sie online Gas geben wollen.

Inkonsequentes Strafsystem

Die Rennwochenenden bei SBK dauerten mit ihren vielen Sessions eine kleine Ewigkeit. Den V8-Veranstaltungen reicht dagegen ein freies Training, die Qualifikation und das anschließende Rennen, das aber überraschend schnell vorbei ist. Selbst unter realen Bedingungen überquert man schon nach etwa 20 Minuten die Ziellinie - alternativ kann die Fahrzeit aber auch auf weniger Runden beschränkt werden. Boxenstopps und damit eine taktische Komponente gibt es bei den kurzen Rennen leider keine. Apropos kurz: Auch die Superstars-Lizenzen, die nichts anderes sind als kleine Aufgaben ähnlich den Herausforderungen bei den Superbikes, sind schnell abgehakt. Gerade mal 20 Missionen vom Zeitfahren über Windschatten-Ansaugung bis hin zu Duellen zwischen Fabrikaten stehen zur Auswahl und fallen dabei genau so kinderleicht aus wie bei den Zweirad-Kollegen.

Hier geht's zur Probefahrt

Schnell vorbei

DemoIm Gegensatz dazu wird man hier allerdings nicht nach jeder Platin-Medaille mit freischaltbaren Bildern oder Videos belohnt. Diese muss man sich bei den V8-Rasereien meist umständlicher durch mehrere Siege in diversen Rennteams verdienen. Ein Aufwand, der sich für die unspektakulären Aufnahmen von Grid-Girls oder Rennausschnitten nicht wirklich lohnt. Trostlos gibt sich auch das Drumherum, denn weder ein aufregender Gang durch die Startaufstellung noch eine Siegerehrung stehen auf dem Programm. Auch Beratungen mit einem Ingenieur fallen flach, doch stehen vorgefertigte Setups für Qualifikation und Rennen bereit, während angehende Mechaniker bei den Einstellungen von Tipps unterstützt werden.    

Fazit

Ich habe einmal sehr viel von Milestone gehalten. Die Italiener zeichneten nicht nur für die Klassiker der Bleifuß-Reihe verantwortlich, sondern haben mit SCAR - Squadra Corse Alfa Romeo auch bewiesen, dass ein Rennspiel mit Rollenspielflair funktionieren und begeistern kann. Seitdem hat man sich aber weder technisch noch inhaltlich weiterentwickelt, sondern eher einen Schritt zurück gemacht: Technisch wirkt Superstars V8 Racing alles andere als zeitgemäß und fährt der Konkurrenz wie Forza 2 oder Gran Turismo 5: Prologue deutlich hinterher. Von den motivierenden Rollenspiel-Elementen von damals ist zudem nichts mehr übrig geblieben und auch der Umfang ist mit seinen wenigen Strecken, knappen Herausforderungen und einem überschaubaren Fuhrpark eher bescheiden. Der größte Knackpunkt und das KO-Kriterium für eine ernstzunehmende Simulation neben einer fehlenden Cockpit-Ansicht sind aber die Aussetzer in der Fahrphysik, die immer wieder Rätsel aufgeben. Daneben ist auch das Schadensmodell alles andere als realistisch und die unfairen Aktionen bei Onlinerennen, die durch die schwache Kollisionsabfrage begünstigt werden, sorgen zusammen mit dem inkonsequenten Strafsystem für jede Menge Frust. Da helfen auch die vielen Einstellungsmöglichkeiten, Fahrhilfen und willkommene Features wie Windschattenfahren oder eine optionale Reifennutzung nicht mehr viel, um Freude am Fahren aufkommen zu lassen. Superstars V8 Racing ist nicht mehr als ein gewöhnliches Rennspiel von der Stange, das sich die wenigen guten Ansätze selbst verbaut und sowohl technisch als auch inhaltlich weit von der Liga eines Forza oder Gran Turismo entfernt ist.

Pro

  • lizenzierte V8-Boliden
  • gelungene Setup-Optionen (abspeicherbar)
  • optionale Fahrhilfen
  • reale Rennkurse...
  • verschiedene Witterungsbedingungen
  • optionale Reifenabnutzung
  • Windschatten

Kontra

  • keine Cockpitansicht
  • inkonsequentes Strafsystem
  • schwaches Schadensmodell
  • wenig Strecken
  • schlechte Kollisionsphysik
  • vereinzelte Lags
  • durchschnittliche Soundeffekte
  • Fahrphysik nicht immer nachvollziehbar
  • kaum ein Unterschied zwischen nasser und trockener Fahrbahn
  • triste Kulissen
  • seltsame KI-Fahrmanöver
  • kein Splitscreen
  • keine Boxenstopps
  • keine Langzeitrennen
  • Umdrehen von Fahrzeugen kinderleicht

Wertung

360

Milestone liefert nur eine Durchschnitts-Raserei mit zu großen Schwächen in der Präsentation und Fahrphysik.

PC

Milestone liefert nur eine Durchschnitts-Raserei mit zu großen Schwächen in der Präsentation und Fahrphysik.

PlayStation3

Milestone liefert nur eine Durchschnitts-Raserei mit zu großen Schwächen in der Präsentation und Fahrphysik.