Sudden Strike 3: Arms for Victory - Test, Taktik & Strategie, PC

Sudden Strike 3: Arms for Victory
19.12.2007, Bodo Naser

Test: Sudden Strike 3: Arms for Victory

Die Macher von Sudden Strike können es nicht lassen: Eben haben sie einen dritten Teil der einst erfolgreichen, aber mittlerweile ergrauten Reihe nachgeschoben. Der spielt natürlich wieder im Zweiten Weltkrieg, bietet Massenschlachten und möchte an alten Echtzeit-Taktik-Tugenden anknüpfen. Kann das in die Jahre gekommene Spielprinzip noch einmal siegen?

Gespannt warte ich auf den Angriff der US-Marines, der gleich beginnen wird. Vorgeschobene Späher haben die amerikanische Armada schon entdeckt, die 1945 vor Iwo Jima dümpelt und die Insel erobern soll. Ich führe die Kaiserlich

Die Insel Iwo Jima in der Missionsansicht. Hier erhaltet ihr knappe, gesprochene Instruktionen darüber, was zu tun ist. Mehr Infos wären wünschenswert.
Japanische Armee, die das Eiland verteidigt, das nur so wimmelt vor Soldaten, Bunkern und Schützengräben. Meine primitiven Radargeräte warnen mich, dass es gleich ein alliiertes Bombardement geben wird. Ein Signalton erklingt, allein dem heftigen Luftangriff habe ich wenig entgegen zu setzen. Allenfalls die "88", ursprünglich eine deutsche Erfindung, und die 20mm-Flak bringen etwas gegen die Jagdbomber. Meine Zerojäger sind viel zu wenige, um Widerstand leisten zu können.

Iwo Jima darf nicht fallen

Die Insel verwandelt sch langsam aber sicher in eine Kraterlandschaft, die eher an die Westfront des Ersten Weltkrieg erinnert. Auch die Schiffsartillerie der Feinde hämmert Salve um Salve gegen die Strände. Dann kommen die Landungsboote, die Soldaten und Panzer ans pazifische Ufer speien. Welle um Welle geht an Land. Das ist Stellungskrieg pur, denn Bewegung gibt es kaum. Meine MG-Unterstände bellen los, um die Marineinfanterie zurückzuwerfen. Die wenigen veralteten Panzer, die mit Sandsäcken geschützt sind, werden rasch ausgeschaltet. Das Einzige, auf das ich mich noch verlassen kann, ist die schwere Artillerie, die auf den Höhen thront. Wie lange noch?

So stimmungsvoll kann Sudden Strike 3 ausnahmsweise mal sein und angesichts der schieren Masse an Soldaten und Gerät kommt sogar kurzzeitig fast so etwas wie Staunen auf. Auch wenn die 3D-Darstellung total antiquiert wirkt, weil sie die Soldaten wie Strichmännchen abbildet, als wäre es noch 2D. Ab einer gewissen Entfernung sieht das Schlachtfeld jedoch aus, als hätte sich seit Sudden Strike 1 gar nichts geändert. Der erdige Untergrund wirkt wenig plastisch und die Panzer hinterlassen keine Kettenspuren. Die Präsentation ist schmucklos: Oft instruieren euch kahle Texte, es wird keine Geschichte erzählt und auf Zwischensequenzen wurde gleich ganz verzichtet. Was Panzers zu viel des Inszenierten hatte, das hat Sudden Strike 3 garantiert zu wenig.

Wenig Schlachtfeldstimmung

Und das, obwohl das Strategiespiel durchaus auch mal optische Highlights bietet. Es fängt mit der Umgebung an, die bis zu einem gewissen Grad zerstörbar ist. Bäume splittern, Häuser brechen zusammen und Bunker fliegen in die Luft. Wenn ein großes Geschütz sich aufrichtet und feuert, dann zittern die Blätter und es kommt schon so etwas wie Gefechtsstimmung auf. Man kann dann kurzzeitig verstehen, warum ein Raketenwerfer beim einfachen Landser so gefürchtet war, wenn er kreischend seine Streifen in den Himmel zieht. All das ist freilich wieder verflogen, wenn es allmählich zu ruckeln anfängt, sobald ein paar G.I.s zu viel durchs Bild huschen. Angesichts der nur mäßigen Grafik fragt man sich schon, warum es eigentlich zuckelt.

Man ist sofort wieder drin im Spielprinzip, das weitgehend unverändert aus den Vorgängern übernommen wurde. Das hat Vor- und Nachteile: Wer schon Sudden Strike gespielt hat, wird sich zu Hause fühlen. Die unkomfortable Bedienung der

Das ist die normale Ansicht von Sudden Strike 3. Sie ist braunstichig, kleinteilig und mehr als unübersichtlich, zumal es nur ein winziger Ausschnitt ist. Eine bestimmte Einheit findet ihr gar nicht.
einzelnen Soldaten mittels des Bedienfeldes ist allerdings noch dieselbe; die Buttons für Angreifen, Reparieren oder Abladen wirken vertraut. Doch die vielen wuselnden Kämpfer sind ein Fluch, denn sie sind kaum zu kontrollieren. So verheizt man einfach Welle um Welle, ohne Spezialisten wirksam einzusetzen. Immerhin: Wenn ihr zweimal klickt, werden alle vom gleichen Typ (z.B. Sanitäter) ausgewählt. Pedanten, die in solchen Spielen nicht gerne Männer verlieren, dürfen das Massensterben nicht spielen, denn der Tod ist allgegenwärtig.

Unkomfortables Handling

Der billige Gesamteindruck liegt sicher auch daran, dass das Spiel den Bedienkomfort moderner Echtzeit-Strategiespiele weitgehend vermissen lässt. Das Tutorial ist kaum hilfreich; die Truppen sind weder in größere Einheiten zusammengefasst noch wird euch angezeigt, wo es lang geht. Trotz der strategischen Karte und der Möglichkeit zum Herauszoomen fehlt es leider an Übersicht, so dass ihr die insgesamt 17 Schlachten sehr oft spielen müsst, um herauszufinden, wo jeweils die Knackpunkte liegen. Wo müsst ihr verteidigen? Wo setzt ihr Verstärkung ein. Wo sind die Schwachpunkte des Gegners? Mit dem Blick auf die Missionsziele allein ist es jedenfalls nicht getan

               

Neben der japanischen Kampagne gibt es auch noch die Alliierten, die mit massivem Einsatz von Luftwaffe und Schiffsartillerie 1944 in Nordfrankreich landen. Ihr könnt aber auch Iwo Jima aus Sicht der US-Streitkräfte spielen. Hier habt

Sie kommen! Die Amis landen auf Iwo Jima, nachdem sie es massiv bombardiert haben. 
ihr viele Bonusbombardements zum Verbrauch. Dann gibt es die Sowjets, die 1943 die berühmte Krimhalbinsel stürmen müssen, die von der Wehrmacht besetzt ist. Die Deutschen wiederum müssen Frankreich gegen die Alliierten verteidigen und wenn möglich zum Gegenangriff übergehen. Neben den Kampagnen gibt es auch noch zwei Einzelszenarios, von denen eines das Tutorial ist.

Amis, Deutsche, Russen und Japaner

Freilich existiert auch noch der obligatorische aber wenig prickelnde Multiplayer, an dem bis zu acht menschliche Spieler teilnehmen können. Dafür stehen euch ganze fünf Szenarien zur Verfügung, die für keine große Abwechslung sorgen. In verschiedenen Konstellationen geht es immer wieder ums Erobern von Flaggen, wie ihr auf der Übersichtskarte seht und die ihr besetzt, indem ihr einige Einheiten in der Nähe platziert. Meist bekommt ihr auch noch endlos Nachschub abgeliefert.

Trotz zeitgenössischer Ausrüstung ist das alles nicht sonderlich historisch ausgefeilt. Die Schlachten sind eher auf ausgeglichenes Spiel, denn auf geschichtliche Authentizität angelegt, was auch spielerischer Sicht vernünftig ist. Da setzen die Deutschen schon mal jede Menge Tiger-Panzer, Flugabwehr oder gar ein Eisenbahngeschütz ein, nur um die Luftüberlegenheit der Alliierten auszugleichen. So hat die Wehrmacht auch am Ende des Krieges noch die Chance, den Feind zu bezwingen, was nicht den damaligen Möglichkeiten entsprach. Da die Gefechte und Kriegsparteien so letztlich austauschbar sind, geht eine Menge an Glaubwürdigkeit verloren.

Dicke Haubitzen

Bei allen Missionen ist stets die schiere Masse entscheinend, da weder Bewaffnung noch ausgefuchste Taktik eine übermäßig wichtige Rolle spielen. Ihr müsst immer wieder Deckung in Häusern und Bunkern suchen, sonst gibt es wenig zu entscheiden. Obwohl die Daten der Fahrzeuge im Großen und Ganzen stimmen, ist also letztlich egal, ob ihr Panther, T-34 oder Sherman in die Schlacht schickt, da nur die Zahl entscheidet. Das merkt ihr schnell, wenn ihr mal übergroße Tanks wie den Königstiger kommandiert, der genauso schnell weggeschossen wird wie ein mittlerer Panzer IV. Immerhin könnt ihr wieder eroberte Feindfahrzeuge reparieren, bemannen und für euch einsetzen. Insgesamt nagt der Hang zum Massenangriff an der Motivation, weshalb es schnell keinen Spaß mehr macht.

Auch die feindliche KI ist eher durchwachsen. Beim Verteidigen erscheinen die Gegner übermächtig, da sie besser treffen,

Langsam verwandelt sich die Insel in ein Kraterfeld. Schnell die dicken Geschütze in Sicherheit bringen.
als es die Militärpolizei erlaubt. Man sieht die übermächtige Panzerabwehr noch nicht und schon fliegt was in die Luft. In der Attacke lassen sie schnell Federn, was aber durch den Nachschub ausgeglichen wird, der nie auszugehen scheint. So ist es auch auf der untersten der drei wählbaren Schwierigkeitsgrade nicht einfach, zu gewissen, auf dem mittleren bereits ein Ding der Unmöglichkeit. Für Einsteiger ist Sudden Strike 3 also immer noch nichts, es wendet sich an die Veteranen.

Feinde und Freunde

Immerhin kämpfen die eigenen Soldaten dieses Mal ganz von alleine, schießen aber nicht immer auf das wichtigste Ziel. So bekämpft einfache Infanterie nicht ihr feindliches Gegenstück, sondern schießt lieber auf Panzer, in die sie ohnehin keine Kratzer macht. Hier müsst ihr das Feuer der Einheiten leiten, indem ihr auf den Feind klickt. Leider zielen sie mit den allgegenwärtigen Panzerfäusten nicht viel besser, denn die verschießen sie sinnlos auf die lange Distanz. Übermächtig einmal mehr sind sie mit Handgranaten, die Bunker und Gräben leer räumen, als wäre das nichts.

      

Fazit

Viel war von Sudden Strike 3 nach der langen Wartezeit (der zweite Teil erschien 2002) nicht zu erwarten. Aber was Fireglow da abliefert, ist eigentlich kein dritter Teil. Es handelt sich vielmehr um einen uninspirierten Neuaufguss des in die Jahre gekommenen Spielprinzips, das jetzt lediglich eine, aber keinesfalls eine überragende 3D-Grafik mit schlammigen Böden besitzt. Die wenigen Neuerungen klingen zwar zunächst interessant, aber ihr müsst sie mit der Lupe suchen und im Spielverlauf sind sie nicht entscheidend. Und die größte Neuerung? Die strategische Ansicht ist auf den ersten Blick praktisch, jedoch kaum von Wert, da sie ohne Dynamik nur Missionsziele zeigt. Entsprechendes gilt fürs Radar, das nicht unbedingt nötig ist, denn ihr seid den Luftangriffen ohnehin meist schutzlos ausgeliefert. Strategisch hat dieser Neuaufguss auch nichts zu bieten, da es sich lediglich um hirnlose und schwer zu kontrollierende Massenschlachten gegen übermächtige Gegner handelt. Muss man sich um seine Truppen kümmern? Nein, denn ihr bekommt ohnehin massig Nachschub. So etwas wie echtes Schlachtfeldfeeling kommt angesichts der winzigen Pixelkrieger und der lieblosen Präsentation auch allenfalls kurzzeitig auf. Für mich ist das unterm Strich das belangloseste Spiel des Jahres.

Pro

  • bekanntes Spielprinzip
  • strategische Ansicht
  • Fahrzeuge erobern
  • Radar einsetzen
  • historische Waffen

Kontra

  • so gut wie keine Neuerungen
  • immer noch Zweiter Weltkrieg
  • schwer zu steuern
  • mäßige KI
  • Masse gewinnt
  • Kriegsparteien spielen sich ähnlich
  • wird rasch langweilig

Wertung

PC

Sicher das unnötigste Spiel des Jahres