NyxQuest - Test, Geschicklichkeit, Wii, iPhone, PC, iPad
Aus Liebe zum Wachsmann
Aber wo die Liebe ist, ist auch ein Weg und schließlich helfen Zeus & Co bei der Suche in 13 Abschnitten mit ihren Kräften aus; also nix wie los und Remote&Nunchuk raus: Zwar kann die schmächtige Nyx keine Axt schwingen, aber dafür ist sie elegant in der Luft unterwegs. Sie kann bis zu fünf mal über den A-Knopf mit den Flügeln schlagen, um so flatternd an Höhe zu gewinnen und über eine kurze Zeit auch dank Z-Knopf schweben, um über gefährliche Fallen, poröse Steine oder Abgründe zu gleiten. Außerdem beschleunigt sie so ihren etwas hölzern animierten Lauf auf der Erde. Vorsicht: Der Sand ist so heiß, dass sie bei Kontakt sofort an Lebensenergie verliert, die nur über das Sammeln von Herzen aufgefüllt wird.
Bis hierher hört sich das alles genau so gewöhnlich an wie es sich auf den ersten Metern von links nach rechts spielt. Aber es sieht durchaus ungewöhnlich aus und fällt in der Masse der kunterbunten WiiWare-Titel sofort auf: Die Kulisse besticht mit warmen Farben, langen Schattenwürfen, monumentalen Ruinen und bewegten Wolken im Hintergrund, so dass umgehend ein ebenso episches wie malerisches Flair entsteht. Dazu trägt auch die Story bei, die nicht nur mit mythischen Kreaturen und Zusammenhängen aufwartet, sondern auch über authentische Vasenmalerei transportiert wird. Schade ist nur, dass man diesem Stil hinsichtlich der Bauwerke und Farben etwas zu lang treu bleibt, so dass nach drei, vier Stunden Spielzeit eine gewisse grafische Monotonie aufkommt, die LostWinds oder Braid nicht so schnell plagte - erst, wenn die Nacht hereinbricht, wird der Schauplatz wieder interessanter und aufgrund der Lichtwirkung wieder unheimlich zauberhaft.
Unter der antiken Sonne
Leider will die etwas hölzern animierte Nyx, die sich nach Sprüngen nicht mal an Kanten festahlten will, sondern statisch abgleitet, überhaupt nicht zu den monumentalen Hintergründen passen, denn sie weckt eher Erinnerungen an Disney & Co und könnte auch direkt aus Filmen wie Hercules stammen. Etwas zu wenig Finesse bieten die Designer auch hinsichtlich der mythischen Kreaturen an, die meist als einfache schwarze Wesen auftauchen und wie Scherenschnitte wirken. Diese dunkle Stilisierung ist grafisch akzeptabel, aber etwas mehr Abwechslung und vor allem Vielfalt hätte nicht geschadet - gerade an den Harpyien sieht man sicht schnell satt. Unterm Strich kann man dennoch den Hut ziehen, denn auch die sphärischen Soundeffekte sowie das Rauschen des Windes unterstreichen die epische Wirkung des Schauplatzes.
Hüpfspiel mit Puzzel-Charme
Feuer & Luft
Und später kommt auch ein Blitzschuss hinzu, der das Spiel allerdings mit einem Schlag etwas zu stark Richtung Action bringt: Auf einmal kann man mit der Remote auf jeden Gegner zielen und diesen auf einen Knopfdruck brutzeln. Selbst die
schwarzen Drachen lassen sich damit beeindrucken und auch zerstörbares Gestein wird so pulverisiert. Das ist zwar unterhaltsam, aber das bis dahin angenehm bedächtige Spiel nimmt an Rasanz auf, die fast schon an einen Shooter erinnert.Gut, dass die Entwickler immer wieder mit kreativen Mitteln gegensteuern: Etwa, als seltsame Orbs auftauchen, die sich wie Kletten an Nyx heften, falls sie ihnen zu nahe kommt, so dass man die Remote schütteln muss, um sie los zu werden. Hier muss man geschickt genau zwischen ihren pulsierenden Radien schweben, um erst gar nicht in Kontakt zu kommen. Oder als sich das Auge des Argos hinten im Level zeigt und man schnell ein Versteck finden muss, um nicht von einem Sandsturm hinweggefegt zu werden. Das ist eine klasse Idee, denn man muss bei seinen Flügen und Sprüngen immer darauf achten, dass man rechtzeitig hinter einer Säule oder einem Felsen steht.
Ärgerlich ist allerdings, dass man die Kamera nicht manuell in alle Bereiche schwenken kann, um sich einen Überblick zu verschaffen, bevor man z.B. springt - hier hätte auch eine stilisierte Minikarte geholfen, die z.B. das Relief des
Levels zeigt. Ärgerlich ist auch, dass sich Nyx beim Hantieren mit den Felsen selbst töten kann: Eigentlich sollte die Kraft des Zeus sie ja schützen, aber wenn sie die schweren Blöcke nur leicht über ihren Kopf bewegt, dann ist es mit ihr sofort vorbei, weil sie zermalmt wird. Etwas inkonsequent wirkt dann insbesondere, dass man Vasen wiederum nicht mit diesen Felsen zerdeppern kann - die bleiben einfach auf ihnen stehen, ohne dass etwas passiert. Frustrierend ist das langfristig jedoch nicht, weil es ein gutes Checkpoint-System mit kleinen Altären gibt, an denen man einen Abschnitt neu starten kann; außerdem kann man quasi nicht final sterben.Kleine Ärgernisse
Die Präsentation setzt auf Schlichtheit, zwischendurch wird die Story über antike Vasenmalerei transportiert. Die Texte im Einstieg werden leider so schnell abgespult, dass man sie kaum lesen kann und wenn man sie komplett aufschnappt, muss man mit Fehlern wie "Trete durch dich Ruinen" rechnen. Eine Sprachausgabe über einen Erzähler hätte sehr viel zur Atmosphäre beitragen können; immerhin wird ab und zu göttliches Kauderwelsch durch die Boxen geraunt. Einen großen Wiederspielwert gibt es nicht, zumal die 20 Geheimnisse wie z.B. der Dreizack des Poseidon weder direkte inhaltliche Bereicherungen mit sich bringen noch in einem Archiv als 3D-Objekte einsehbar sind. Immerhin schalten sie am Ende noch einen dreizehnten Abschnitt frei.
Fazit
Ich liebe Jump'n Runs mit Puzzelcharme. Schon Braid hat mich begeistert und dieses antike Abenteuer verströmt ein ähnlich mysteriöses Flair. Zuerst denkt man, eine ganz gewöhnliche 2D-Hüpferei vor malerischer Kulisse zu spielen, aber dann entfalten sich kreative Knobel- und Sprungreize, die einen Level für Level in die malerische Welt von Zeus, Argos und Ikarus locken. Auf den ersten Blick ist Nyx eines der schönsten Spiele, die man als WiiWare finden kann. Die Kulisse leidet nach ein paar Stunden zwar an einer gewissen Monotonie, was Farben und vor allem die immer gleichen Kreaturen angeht, aber dafür punktet das Spieldesign mit der angenehmen Symbiose aus Akrobatik und Rätseln, aus Kampf und cleverer Umgebungsmanipulation, die immer wieder Grips als auch Timing fordert. Nyx ist mit seinen knapp fünf Stunden Spielzeit deutlich länger und inhaltlich kreativer als LostWinds. Für gerade mal 1000 Wii Points bekommt man hier ein kleines Spiel, das ich als Jump'n Run zu den drei besten der Konsole zähle. Also geht der Gold-Award zusammen mit Glückwünschen sowie dem Wunsch nach einem "großen" Nachfolger an das talentierte Team aus Spanien!
Pro
- + gute mythologische Story
- kreatives 2D-Jump'n Run
- malerisches antikes Artdesign
- sehr gute Remote-Einbindung+ durchdachtes Leveldesign
- angenehm dezentes Sounddesign
- interessante göttliche Fähigkeiten
- interaktive Umgebung
- viele physikalische Spielereien
- intelligente Rätselabschnitte
- Endgegner & Kampfelemente
- kooperativ spielbar
- angenehmes Speicherpunktsystem
Kontra
- unglückliches Disney-Figurendesign
- nervige Tode beim Felsjonglieren
- etwas hölzerne Animationen
- wenig mythische Kreaturen