Civilization Revolution - Test, Taktik & Strategie, 360, PlayStation3, iPhone, Wii, NDS
Apfel Centauri
Das Tolle an dieser iPhone-Strategie: Auf den ersten Blick wurde die komplette Spielmechanik des Vorbilds übernommen. Man sucht sich einen Platz für seine erste Stadt, kann diese eher auf Nahrung, Rohstoffernte oder Forschung ausrichten, danach zig Gebäude errichten und Technologien entwickeln, um die eigene Zivilisation voran zu bringen. Und wer sich einmal in diese Spirale des Aufbaus begibt, kommt nicht so schnell davon los - es folgt die zweite und dritte Stadt, das erste Weltwunder und ehe man sich versieht, ist der Aku leer. Nur Einsteiger müssen sich durchbeißen, denn so richtig anschaulich ist das Ganze angesichts der verwirrenden Menüs nicht und ein nützliches Tutorial fehlt.
Bunt, aber statisch
Auch die Diplomatie ist dabei, obwohl sie ähnlich wie auf dem DS deutlich kastriert wurde: Wer langfristig planen und Allianzen schmieden will, der wird angesichts der simplen 5-Runden-Verträge enttäuscht. Man kann lediglich andere Herrscher bezahlen, um mit ihnen ein kurzes Bündnis einzugehen. Dieses Civilization spielt sich daher auch wesentlich wechselhafter, unbeständiger und damit kampffreudiger als auf PS3 und 360. Und es ist natürlich weit weg von der Tiefe eines Civilization 4 auf dem PC. Hier geht es um die schnelle Fingereroberung, denn das Spiel wurde auf kurze Unterhaltung zugeschnitten.
Insgesamt steuert sich das Spiel relativ einfach mit dem Finger: Man tippt eine Einheit an und es öffnen sich um sie herum kreisförmige Optionen wie die Bewegung oder das Verschanzen. Auch das Mikromanagement der Städte wurde über leicht zugängliche Menüs gut gelöst. Allerdings dürften sich Civ-Veteranen sehr viel schneller damit anfreunden als Einsteiger, die etwas überfordert werden - für sie ist es kaum ersichtlich, was wirklich effizient ist. Zumal man die Übersicht auf einen Fingerdruck vermisst: Man kann zwar mit zwei Fingern heraus zoomen, aber eine vereinfachte, direkt erreichbare politische Karte wäre sinnvoller gewesen, denn aus der Ferne sind die Rohstofficons nicht mehr zu erkennen und selbst Nationennamen fehlen.
Die schnelle Fingereroberung
Last but not least mangelt es an Informationen auf der Karte: Obwohl das Spiel einige vorbildliche Statistiken anbietet und vor allem anschauliche Zivilisationsvergleiche, wird mir tatsächlich nicht verraten, zu welcher Nation die Stadt oder Einheit gehört, wenn ich mit dem Finger darauf tippe! Natürlich kann man sich als Kenner zusammen reimen, dass Theben wohl zu Ägypten gehört, aber spätestens wenn es ein halbes Dutzend Städte gibt und Truppen vor den eigenen Toren stehen, will ich sofort wissen, wer das ist. Das größte Manko angesichts sporadischer Abstürze ist das Fehlen einer automatischen Speicherfunktion. Immerhin kam es in unserer Fassung nur einmal im finalen Stadium dazu und man wird zwischendurch immer wieder von den Beratern auf das manuelle Speichern hingewiesen; man hat übrigens mehrere Plätze dafür zur Verfügung.
Fazit
Schade, da war mehr drin! Auf den ersten Blick ist 2K China der ganz große Wurf gelungen, denn man kann die zeitfressende Magie von Civilization auch auf dem iPod entfachen - es gibt keine kastrierte, sondern angenehm komplexe Strategie mit vier Siegvarianten. Okay, sie ist nicht gerade klasse animiert, aber sie hat durchaus kunterbunten Charme und fesselt Runde für Runde. Doch auf den zweiten Blick zeigen sich einige inhaltliche Macken, die diese Variante klar schwächer dastehen lassen als jene für PS3, 360 und auch DS: Das Bewegen der Einheiten ist zu fummelig, die Diplomatie ist auf einfache 5-Runden-Verträge beschränkt, manche Kämpfe laufen unrealistisch ab, es fehlt an Feedback auf der Karte und es gibt sporadische Abstürze bei fehlender automatischer Speicherung. Immerhin hat 2K nach einem seltsamen Schwanken zwischen 3,99 Euro und 7,99 Euro jetzt endlich einen angemessenen Preis gefunden. Und wer diese 2,39 Euro investiert, wird trotz der kleinen Macken solide unterhalten. Für die schnelle Fingereroberung in der U-Bahn oder der Mittagspause ist das Spiel durchaus zu empfehlen.
Pro
- vier Siegvarianten
- freies Spiel & Szenarien
- inkl. Wunder, Straßen, Forschung
- gutes militärische Upgrade-System
- Einheiten gewinnen Erfahrung & Armeebildung
- fünf Schwierigkeitsgrade
- Zwei-Finger-Zoomfunktion
- jederzeit speicherbar
- 16 Völker spielbar
Kontra
- bunte, aber statische Präsentation
- zäher Einheitentransport
- einige unlogische Kämpfe
- nur 5-Runden-Diplomatie
- keine Nationeninfos über Einheiten & Städten
- keine animierten Herrscher
- kein automatisches Speichern
- unübersichtlich für Einsteiger, kein Tutorial
- kleinere Karten als auf 360/PS3
- sporadische Abstürze