Tales of Monkey Island: Lair of the Leviathan - Test, Adventure, Wii, PC

Tales of Monkey Island: Lair of the Leviathan
01.10.2009, Bodo Naser

Test: Tales of Monkey Island: Lair of the Leviathan

Der Prophet Jonas wurde von einem Wal verschluckt. Es ist daher nicht verwunderlich, dass auch Guybrush Threepwood als waschechter Pirat mal von einem Meeresuntier verspeist wird. Allerdings ist dies hier weit weniger spektakulär, da er im dritten Teil von Tales of Monkey Island im Magen einer Seekuh landet. Und was hat das alles mit dem Leviathan und seiner Brut zu tun?

Seit geraumer Zeit spukt immer wieder eine ominöse 

Im Innern der Seekuh ist es nicht nur wieder immer recht bunt, es sind auch sagenhafte Schätze zu finden. 
Seekuh durch Tales of Monkey Island, die im Spiel nur Manati (Englisch Manatee) heißt. Wer nicht weiß, was das sein soll: Es sind absolut friedfertige Meeressäuger, die sich in der karibischen See vergnügen, Seegras mümmeln und unter Naturschutz stehen. Wie dem auch sei: Der Held von Tales of Monkey Island trägt als Talisman das so genannte Auge des Manati mit sich herum und dieses Mal kommt man den schwerfälligen Viechern auf jeden Fall noch näher, denn Guybrush wird gleich von einem Riesenmanati verschluckt. Samt Piratenschiff und Mannschaft strandet er, soweit man das im Magen eines Tiers sagen kann.

Im Schlund des Manati

Da dies ja kein richtiges Seeungeheuer ist sondern "nur" eine Seekuh, hat man auch schon das erste Problem, denn eine kämpferische Lösung ist ausgeschlossen. Guybrush würde sich nie mit etwas kloppen, das derart harmlos ist, da man sich hier keinen Ruhm verdienen kann. Es wäre ehrlos, die Seekuh mit dem Säbel zu malträtieren, obwohl der Held dennoch einen kurzen Moment daran gedacht hat. Schließlich lungert hier auch die hitzige Piratenjägerin Morgan LeFlay herum, die ihn natürlich wieder zu Untaten reizt, damit er seinem Ruf gerecht wird, der ihm angeblich vorauseilt. Dieses Mal kommt die Story schneller in die Gänge als beim letzten Teil: Ziel ist es, aus dem Magen des Tiers heraus zu kommen. Doch wie?

Guybrush ist dort unten aber nicht allein: Er trifft endlich Da Cava, dem er gleich brühwarm alles erzählt. Der gewiefte

Elaine ist ganz schön wütend. Liegt es dran, dass sich Guybrush dieses Mal mit ner anderen "vergnügt"? 
Schatzjäger ist natürlich auch hinter dem Artefakt Espunja Grande her. Doch es gibt ein Problem, da Da Cava der Meinung ist, dass Guybrush was mit seiner Flamme hatte, die sich als die rundliche Voodoo-Lady entpuppt. Und als Spanier kann der ganz schon eifersüchtig sein. Er glaubt deshalb auch nicht, dass Guybrush mit Elaine verheiratet sei. Kein Wunder: Die treibt sich mal wieder ganz woanders rum und dreht ihre Runden mit Le Chuck, der immer noch menschlich ist und den netten Herrn von nebenan raushängt.

Quiz mit Witz

So muss eben jemand anderes herhalten, um Guybrushs Eheweib darzustellen, in diesem Fall Morgan LeFlay. Voller Misstrauen sperrt Da Cava die beiden ein und droht mit ihrer Vernichtung. Nur eine überzeugende Vorstellung zu zweit kann sie retten. Da Cava stellt intime Fragen: Wie hieß ihr erster Freund, wie ihr Sparringspartner und wo haben sie sich kennen gelernt? Dies ist einer der witzigen Wettbewerbe, die in dieser Episode vorkommen. Neben Inventarrätseln sind es dieses Mal hauptsächlich Dialogaufgaben, die anstehen. Allerdings muss man wieder besser Englisch können als manch Partei-Vorsitzender, um jeden Witz zu verstehen, da die Episode bislang nur im Original runtergeladen werden kann.

Das Innere des Seegetiers wurde nicht nur mit allen Zotteln, Arterien, Schleimbeuteln und

Springbreak im Fischleib. Dieser gestrandete Mannschaftsteil amüsiert sich jedenfalls prächtig.
Synapsen zwar etwas übertrieben aber doch liebevoll umgesetzt, man trifft auch jede Menge schräger Leute. Einige davon sind alte Bekannte, aber es gibt auch diverse neue Gesichter. Da ist die ehemalige Crew von Da Cava, die jetzt ein Dasein als Gang im Magen der Seekuh fristet, worüber sie aber nicht so unglücklich zu sein scheinen. Guybrush muss die Jungs davon überzeugen, sie in ihre Gruppe aufzunehmen. Dabei muss er geschickt vorgehen, da ihm enormes Misstrauen entgegen gebracht wird. Also ist auch hier Fingerspitzengefühl im Dialog gefordert.

Gang im Gedärm

Immer wieder begeisternd ist die Art und Wies, wie pointiert die Charaktere herausgearbeitet wurden. Da gibt es den Surfer unter den Piraten, der ebenso dümmlich wie feierwillig rüber kommt, dann den Typ mit den Bongotrommeln, der noch nie ne Freundin hatte, und schließlich den obermisstrauischen Chef der Gang, der nicht mal sich selbst über den Weg traut. Jeder von ihnen will richtig angefasst werden, weshalb man jedem einen Wunsch von den Lippen ablesen muss. Wenn z.B. Guybrush versucht, Morgan davon zu überzeugen, den hässlichen Typ zu daten, ist ein Spaß für sich. Als das nicht fruchtet, greift er zum militärischen Ton, denn was anderes versteht die zum Stalkertum neigende Kopfgeldjägerin ohnehin nicht...

               

Fazit

Im Vergleich zur eher zähen zweiten Episode ist Lair of the Leviathan ein deutlicher Fortschritt, was auch dem neuen unverbrauchten Handlungsort zuzuschreiben ist. Dieses Mal treibt sich der (un)bekannteste Pixelpirat aller Zeiten mal nicht auf einer Tropeninsel sondern im Bauch eines riesenhaften Meeresgetiers rum. Dort sind ganze Schiffe, Mannschaften und weltberühmte Schatzräuber gestrandet, die Guybrush Steine in den Weg legen. Die verzweifelte Suche nach einem Ausweg ist witzig gemacht, auch wenn sie nicht ganz an die erste Episode heranreicht, die unter dem Strich noch mehr mitreißen konnte. Klar, dass da auch das eine oder andere Wiedersehen mit bekannten Charakteren anliegt, aber es gibt auch eine Haufen neuer, schräger Typen. Der Schwerpunkt liegt dieses Mal neben den üblichen Telltale-Rätselchen, die man so im vorbeigehen löst, auf den englischen Dialogen, bei denen man schon überlegen muss, was man sagt, um ans Ziel zu gelangen. Hoffentlich kann Telltale diese Kreativität aufrecht erhalten, damit die nächste Episode ebenfalls zu einem unterhaltsamen Erlebnis wird.

Pro

  • im Bauch der Seekuh
  • witzige Einfälle
  • schräge Charaktere
  • Dialogaufgaben
  • Guybrushs Sprüche immer wieder ein Genuss
  • Wiedersehen mit alten Bekannten

Kontra

  • oft zu einfach
  • etwas kurz

Wertung

PC

Besser als der zweite Teil, aber kommt nicht an den furiosen Beginn der Staffel ran.