Pro Evolution Soccer 2010 - Test, Sport, 360, PlayStation2, iPhone, Wii, PlayStation3, PC, PSP

Pro Evolution Soccer 2010
20.10.2009, Jörg Luibl

Test: Pro Evolution Soccer 2010

Fußball ist das große Theater der Leidenschaften und Floskeln. Mal gewinnt man, mal verliert man. Wer mehr Tore schießt, hat am Ende Recht. Und selbst das Seil der stärksten Serie reißt irgendwann. Das musste Rekordmeister PES letztes Jahr erfahren, als man von FIFA überholt wurde. Können die Japaner wieder zu alter Stärke finden?

Wer erinnert sich? Das ist eine Szene aus PES 6, das im Jahr 2006 auf der PlayStation 2 satte 92% erobern konnte. Im selben Jahr gabe es die technisch schwache Premiere für die Xbox 360.
Es gab mal eine Zeit, da ging es nicht darum ob Pro Evolution Soccer besser ist als FIFA. Das war ohnehin klar, wenn man selbst mit Leidenschaft gekickt und die Magie einer Simulation gesucht hat.

Der fast perfekte Kick

Es ging nur darum, wie viel besser die Japaner diese Begeisterung einfangen, die von Fußball ausgehen kann. Es ging zur Zeit eines Pro Evolution Soccer 6 (PES 6) letztlich nur noch um die Frage der Perfektion - satte 92% hatte das Spiel auf der PlayStation 2 im Jahr 2006 erobert. Wir haben bei jedem Tor gequiekt wie junge Ferkel.

Die kreativen Entwickler um Shingo "Seabass" Takatsuka waren verdammt nah dran am ultimativen Kick. Vor allem deshalb, weil sich PES im direkten Vergleich mit der Konkurrenz wie TIF oder FIFA auch ohne Lizenzen und großes Tamtam immer da besser anfühlte, wo es drauf ankam: auf'm Platz. Es lagen Welten zwischen einem Vollspannpfund in PES und einem Flatterspanngleiter in FIFA. Spielspaß entsteht immer im absoluten Vergleich des aktuell Erlebten - und damals klingelten über Jahre hinweg nur in Konamis Fußballkarton die Platinglocken, weil die Konkurrenz auf Arcadeniveau klimperte.

Damals konnten wir über FIFA nur müde lächeln, haben jedes Turnier mitgespielt und gratulierten dem Meister der Ballphysik, Shingo "Seabass" Takatsuka, am liebsten persönlich.
Keine Serie hält ewig. Und es gibt auch in der Spielentwicklung so etwas wie ein Momentum, einen Augenblick des Wechsels, der die Kräfteverhältnisse plötzlich ändern kann.

Das gnadenlose Momentum

Das geschieht derzeit im virtuellen Kampfsport, wo der Neuling UFC 2009: Undisputed mit seiner freien Schlag-, Ring- & Trittmechanik den langjährigen Meister WWE SmackDown! vs. Raw 2010 bedrängt. Plötzlich verliert ein altgedientes Spiel an Faszination, obwohl es selbst nicht viel falsch macht, sich vielleicht sogar im Kleinen verbessert, aber eben vom direkten Vergleich des Reizvolleren überschattet wird - das ist der Darwinismus der Spielewelt. Und meist zeichnet sich dieser Verlust an Dominanz vorher ab.

Also zurück zum Fußball: Seltsamer Weise folgte auf die Geburt der neuen Konsolen Xbox 360 und PS3 der schleichende Niedergang der kreativen, aber letztlich zu konservativen Japaner beim nahezu gleichzeitigen Aufstieg der unermüdlichen, aber auch dynamischeren Amerikaner. Wir haben das zunächst gar nicht richtig wahrgenommen, denn der Nimbus der Japaner war noch genau so stark wie die Macht der Gewohnheit: Wir haben es uns über die Jahre quasi so richtig gemütlich gespielt, uns auch an klare Defizite gewöhnt, die vermehrt nach PES 6 auftraten.

Zum ersten Mal ist die deutsche Nationalmannschaft komplett dabei, allerdings mit einigen seltsamen Spielerwerten - und es gibt leider keinen einzigen deutschen Club. 
Das lag auch daran, dass EA nicht umgehend etwas Besseres anbieten konnte; allerdings haben sie auch nicht geschlafen.

Der Aufstieg von FIFA

Sie haben sich die überlegene Konkurrenz aus Fernost über die Jahre verdammt gut angeschaut, unermüdlich wesentliche Elemente kopiert und in das eigene FIFA integriert - von vielen Pass-Finessen bis hin zur Ballannahme und Steuerungsbelegung. Würde es ein Urheberrecht für virtuelle Fußballmechanismen geben, wäre dieses FIFA nie entstanden oder von Japan aus in die Bedeutungslosigkeit geklagt worden.

Lange Zeit wirkte das aber nicht nur dreist, sondern wie der Mut der Verzweiflung. Lange Zeit griffen die kopierten Elemente nicht ineinander und in dieser Übergangsphase zehrte Konami noch von seinen Erfolgen, baute vor allem im PC-Bereich zu Recht seine Dominanz auf. Aber dann funkte es zum ersten Mal so auf dem FIFA-Platz wie man es bisher nur von PES kannte. Hinzu kam die perfekte Präsentation inkl. lebendiger Stadien, wuchtiger Fangesänge und Online-Komfort, wie man es heutzutage in High Definition erwartet. Wenn es ein Momentum zugunsten EAs gab, dann kann man es auf den Geburtstag von FIFA 09 datieren.

                                  

In den Katakomben entsteht die Vorfreude auf PES 2010 - die Spieler sehen richtig gut aus.
Und der japanische Rekordmeister? Er baute langsam, fast schon unauffällig ab: Das lag auch daran, dass PES nie für die HD-Konsolen optimiert wurde, indem man eine neue Engine programmierte - schon die Premiere von PES 6 auf Xbox 360 stand im Schatten zahlreicher grafischer und inhaltlicher Defizite, so dass wir sieben Prozent abzogen und Platin verwehrten. Warum hatten die Japaner nicht mehr Mut? Man betrieb mit dem alten Code der PS2 eher Feintuning, kastrierte sogar viele geliebte Funktionen für die HD-Variante und behandelte die neuen Konsolen auch hinsichtlich des Netzcodes nicht nur stiefmütterlich, sondern fahrlässig.

Der Niedergang von PES

Aus heutiger Sicht waren das die strategischen Fehler, für die man jetzt bezahlen muss, denn man entwickelt den Amerikanern erstmals hinterher. Oder anders herum: Die Japaner haben sich auf ihrem Erfolg ausgeruht, sie waren nicht nur zu langsam für den technischen Übergang, sondern es stagnierte schon in PES 2008 und spätestens in PES 2009 auch auf dem Platz - dieser Kick konnte hinsichtlich Ballphysik, Schusstechnik und Dribblings nicht mehr mithalten. Hatte man den wichtigen Blick über den Tellerrand verloren? Hat man nicht rechtzeitig in neue Technik und Visionen investiert? Und wie reagiert Konami darauf, dass man erstmals qualitativ überholt wurde? Mit einer dreigeteilten Strategie. Damit will man wieder zurück zu alter Fußballbegeisterung finden.

Konami wollte alles "Arcadige" zu Gunsten der Simulation verbannen. Das hat leider nicht ganz geklappt. 
Diese Strategie hört sich auf dem Papier gut an: Die Anregungen der Fans sollten mit der "Listen and learn"-Kampagne in die Entwicklung einfließen - man hat Feedback gesammelt und ausgewertet. Außerdem sollte alles "Arcadige" zu Gunsten des puren Simulationsgefühls ausgemerzt werden. Schließlich wollte man mit ausgefeilten Taktikreglern (die FIFA in ähnlicher Form hat), frischer 360-Grad-Kontrolle (die in FIFA 10 Premiere feierte) sowie der Einführung des Trick-Sticks (den es schon lange in FIFA gibt) überzeugen.

Die hehren Ziele

Fällt etwas auf? Jetzt sind es die Japaner, die kopieren. Und was fehlt bei all diesen lobenswerten Ansätzen? Was fehlte in allen Pressemitteilungen, von denen Konami verdächtig viele und ausführliche veröffentlichte? Der Wille zum Neuanfang! Das längst überfällige Bekenntnis zu einer neuen Grafik-Engine sowie einer damit verbundenen Generalüberholung von Animationen, Sounds und Präsentation. Dieser eine wichtige Satz fehlte in all den Ankündigungen.

Natürlich hat das auch wirtschaftliche Gründe, denn den Jahresrhythmus der Veröffentlichung könnt man nicht oder nur mit enormem Personalaufwand einhalten, wenn man eine ganz neue Engine entwickeln würde. Und obwohl man auf den Konsolen qualitativ überholt wurde, hält man im PC-Markt ja eindeutig die Spitzenposition - PES 2010 ist auf dem Rechner zwei Klassen besser als FIFA 10. Und auf PS3 und 360? Auch dieses Jahr schrauben die Japaner lediglich herum, anstatt endlich Tabula rasa zu machen. Auch dieses Jahr hält man am alten Gerüst fest. Und das sieht zwar hier und da frisch aus, es klappert aber im wichtigen und fast schon heiligen Fundament der Serie: Der Ballphysik.

             

Was kommt dabei heraus? Zunächst das Gute, das jeder neue Anstrich auf den ersten Blick vermittelt: Unterm Strich macht dieses PES 2010 mehr Spaß als letztes Jahr. Das Aufbauspiel wirkt dank der freieren 360-Grad-Kontrolle und einer angehobenen Geschwindigkeit nicht mehr so pomadig, es gibt individuellere Laufwege und Drehungen, der Ball versackt zudem nicht mehr so oft im Mittelfeld und kann für Tempogegenstöße oder Konter etwas schneller nach vorne gepasst werden.

Rasanter Spielaufbau

Man kann aus dem Mittelfeld über weite Pässe oder schnelle Seitenwechsel erfolgreicher herausfinden, um dann in die Spitze zu spielen. Besonders lobenswert ist auf den ersten Blick das Laufverhalten der Mitspieler, das sich auch daran orientiert, wer gerade den Ball führt. Sprich: Wenn ein Regisseur das Leder Richtung gegnerische Hälfte treibt, dann bieten sich die Außen aktiver an als wenn sich z.B. ein Innenverteidiger nach vorne kämpft. Allerdings wird dieses System scheinbar nicht konsequent genutzt, denn manchmal versammeln sich zu viele Mitspieler auf Ballhöhe und es gibt keine eigenständige Bewegung der Offensivleute in die Spitze - es wäre klasse, wenn man per Druck auf eine Schultertaste auch Läufe in den freien Raum einleiten könnte.  Trotzdem verblüfft die Rasanz auf dem Platz, die manchmal für positive Überraschung, aber auch für negatives Chaos sorgen kann: FIFA 10 ist langsamer und geordneter, während es hier für eine Simulation fast schon zu zügig hin und her geht.

Auch die Profis können sich sehen lassen: Nicht nur die Spielergesichter von Ballack, Trochowski, Torres, Messi & Co wirken schon in den Katakomben realistischer als bei der Konkurrenz von EA, auch die Plätze wurden sehr markant texturiert: Zwar wundert man sich vor dem Anpfiff zunächst über das immer noch statische Stadiondrumherum (Wieso zeigt man hier Standbilder? Wo sind Konfetti, Blitzlichter und wehende Fahnen?), aber die Plätze leuchten dann wie grüne Teppiche im diesigen Dunst - man bekommt sofort Lust darauf, den Ball auf diesem filzige Rasen laufen zu lassen.

Wie aus dem Gesicht geschnitten: Der Weltmeister.
Und die Lust hält in einigen Bereichen auch länger an, denn der offensive Spielaufbau ist zwar fehleranfälliger, aber auch vielschichtiger als in FIFA 10, da die Kurzpässe nicht so sicher ankommen und Zuspiele aus der Drehung schnell ihren Saft verlieren - man muss sich besser ausrichten und mit der aktiven Ballannahme vorbereiten. Auch die 360-Grad-Freiheit ist angenehm: Wer mit Iniesta am Ball ist, kann sich auf engstem Raum bewegen, selbst feine Richtungsänderungen einleiten und so in Drucksituationen die Kontrolle über das Leder behalten - das sieht sehr elegant aus. Man hat allerdings immer noch das Gefühl, dass manche Aktionen etwas verzögert ablaufen; zwischen Ballannahme und Pass vergeht manchmal zu viel Zeit. Das führt dann dazu, dass selbst ein unbedrängter Abwehrspieler den Ball zu spät weiter gibt.

Offensive Freiheiten

Auch wenn man bei der Schusstechnik ein intuitiveres Schlenzen vermisst, das immer noch erst nachträglich über die R2-Taste eingeleitet wird: Die Distanzschüsse krachen etwas besser, Kopfbälle kommen deutlich wuchtiger und vor allem die Flanken jagen gefährlicher in den Strafraum als in FIFA 10. Hier kribbelt es manchmal wie in alten Zeiten. Schön ist auch, dass die Zeitlupen endlich längere Spielzüge aus einer besseren Perspektive zeigen; das hektische Kameragezappel ist passé.

              

Henry spielt Liverpool schwindelig: Die handanimierten Bewegungsabläufe können sich hier zwar sehen lassen, aber die Zweikämpfe sind einfach zu statisch und die Statur wirkt sich nicht gut genug im Körpereinsatz aus.
Man muss sich zudem in jeder Defensivsituation gut überlegen, ob man mit den Verteidigern in die Doppeldeckung plus Pressing geht. Das nutzt auch die im Vergleich zu FIFA 10 immer noch bessere, weil taktisch klügere KI aus, wenn man in der Meisterliga oder der Champions League auf einen Top-Club trifft - der Computergegner bringt einen hier schon auf der dritten Stufe so ins Schwitzen wie in FIFA auf der höchsten. Hier zehrt PES noch von den Qualitäten, die man sich über Jahre angeeignet hat, so dass die Langzeitmotivation für Solisten sehr hoch ausfällt.

Die wichtige Defensive

Allerdings verlieren die Einzelwettbewerbe in PES nicht nur aufgrund der fehlenden deutschen Clubs an Reiz, sondern weil sie immer noch viel zu steril inszeniert werden - vor allem in "Werde zur Legende": Man fühlt sich nur am Rande dabei statt mittendrin, denn die Karriere wird mit schnöden Texttafeln begleitet und auf dem Platz gibt es immer noch keinerlei Feedback bei guten oder schlechten Aktionen. Man kann einen Fehlpass nach dem anderen machen, ohne dass es direkte Konsequenzen hätte. Wie soll da Motivation aufkommen, wenn der Trainer nie etwas sagt? Immerhin kann man seinen Spieler später in die Meisterliga übertragen. Aber EA simuliert die Karriere in FIFA 10 wesentlich lebendiger und motivierender.

Heutzutage entsteht die Faszination natürlich vor allem im Spiel gegen Freunde, im Online-Match, wo FIFA mit 10 gegen 10, Club-Bildung, Virtual Pro & Co ebenfalls punktet, während es in PES gerade mal möglich ist, 2 gegen 2 zu spielen. Immerhin

Das Spiel wirkt wieder offener und freier als noch in PES 2009, aber der Spielaufbau zickt aufgrund sprunghafter Ballphysik und verzögerter Ballannahme.
ermöglicht man jetzt endlich eine Form von Communitybildung, indem man ein Ligen- und Pokalsystem für Freunde integriert, das mit einem Update zum Start am Donnerstag auch onlinetauglich gemacht werden soll. Wie funktioniert das? Auf dieses Premiere sowie die Qualität des Netzcodes warten wir noch für die Wertung, denn gerade die Online-Matches, mit denen PES bisher immer Probleme hatte, müssen sich endlich beweisen, denn sie haben direkten Einfluss auf die Wertung.

Auch gegen Freunde oder im Netz kann man sich keine Fehler im Zweikampf leisten. Denn wenn das Tackling schief geht oder der Stürmer nur eine Körperdrehung macht, läuft man ins Leere - die Koordination der Abwehr verlangt auch aufgrund der neuen 360-Grad-Kontrolle viel Feingefühl. Aber schon hier bestätigen sich die eklatanten Schwächen, die sich in der Vorschau angekündigt hatten: Die Spieler bewegen sich manchmal zu sprunghaft, der Ball prallt komisch von Kopf und Fuß ab und von einem packend animierten Zweikampfverhalten ist keine Spur! Das, was PES früher auszeichnete, die handanimierte Vielfältigkeit, ist nur noch ein Schatten ihrer selbst.

Statische Zweikämpfe

Was hier dynamisch aussieht, fühlt sich auf dem Platz veraltet an: Die Bewegungsabläufe im Spurt und Zweikampf lassen zu wünschen übrig.
Wenn zwei Spieler nebeneinander hinter dem Ball her rennen, hält der eine vielleicht mal den Arm raus, aber das war's auch schon - das sieht aus wie ein Parallelsprint auf Schienen. Topleute wie Torres oder Messi rasen einfach unbehelligt weiter und scheinen manchmal fast durch die Verteidiger hindurch zu sprinten. Das sorgt natürlich für mehr Tempo in der Offensive und auf der Außenbahn, aber das sollte auch nur funktionieren, wenn der Stürmer einen Vorsprung hat oder einen genialen Pass antizipiert.

Wenn er sich allerdings im direkten Laufduell befindet, sollte ihn ein Verteidiger durch geschickten Körpereinsatz effektiver stören oder verlangsamen können. Sowohl die immer noch seltsamen Sprintbewegungen, in denen die Beine im Maschinengewehrstakkato nach oben schlagen, als auch das viel zu statische Nebenher-Gespurte wirken daher antiquiert. Wo ist das Gerangel? Wo ist der lebendige Kampf um den Ball? Aufgewertet wurden immerhin die Grätschen, mit denen ich sauber das Leder erobern und weiter spielen kann. Aber wenn ich mit Pressing oder Tacklings agiere, wirken die Attacken einfach zu steril, da fehlen die lebendige Galligkeit auf dem Platz, das Fighten und der Körpereinsatz, der FIFA 10 so auszeichnet! Die Statur hat in PES zudem deutlich weniger Relevanz in den Zweikämpfen als bei der Konkurrenz. Und genau hier verliert das Spiel an individuellen und dramatischen Reizen - es wirkt zu mechanisch, roboterhaft, staksig.

              

Tricksen mit dem Stick: Zum ersten mal kann man über den rechten Analogstick Finten einleiten.
Und dann kommen weitere Dämpfer. Da ist zum einen der neue Trick-Stick, der im Handbuch tatsächlich nur einen kleinen Hinweis bekommt. War das nur laue Luft in den Pressemitteilungen? Er wird ja noch nicht mal innerhalb des Spiels als neues Feature präsentiert oder gar im Training integriert: Auch dieses Jahr verzichten die Japaner auf interaktive Übungen, die man auf der PlayStation 2 so geliebt hat. Warum knüpft man nicht an die Glanzzeit von PES 6 an und bietet Training deluxe? Das hat doch haarklein und praktisch in alle Steuerungsfinessen eingeführt - es gab damals sogar gezielte Freistoß-, Schlenz-, Slalom- und Weitschussaufgaben mit Zielscheiben und Highscore! Wieso taucht das nicht auf 360 und PS3 auf? Wieso speist man mich mit einer schnöden und verwirrenden Liste an Befehlen ab, die ich noch nicht mal einzeln anzeigen und dann nachspielen kann? Nein, ich muss sie entweder komplett öffnen oder schließen - das ist antiquiert.

Physikalische Verschlimmbesserungen

Es gibt auch nach Studium dieser Liste kaum Änderungen, wenn man von den Tricks absieht: Zum einen kann man Schüsse und Pässe jetzt auch über einen Druck auf A abbrechen, außerdem lassen sich in jeder Situation über einen doppelten RB-Druck Pässe anfordern und man kann nur noch bis zwei Leute zusätzlich in die Mauer beordern; in PES 2009 ließ sich ja noch eine regelrechte Wand aufbauen.

Allerdings wirken sich diese nicht stark genug auf das Spielgefühl aus und sind selten effizient.
Zurück zum Trick-Stick: Der taucht zwar auf, aber man bemerkt ihn kaum! Ich hatte nach den Vorschauen ohne ihn gehofft, dass er das Zünglein an der Waage eines frischen Spielgefühls sein könnte. Und deshalb war ich auch sehr optimistisch. Aber das, was Konami anbietet, ist eher schlecht als recht an FIFA angelehnt. Die Visualisierung der Dribblings war noch nie die große Stärke der Japaner, deshalb hätte man hier endlich mal mit intuitiver Eleganz punkten können. Aber stattdessen überträgt man einfach alle bekannten und einige neue Tricks, die man bisher mit dem Steuerkreuz ausführen konnte, auf den rechten Analogstick: Hält man L2 gedrückt, kann man jetzt auch über den Stick Übersteiger, Körpertäuschungen, Roulette & Co oder einen leichten Lupfer im Lauf ausführen. Das sieht im freien Training auch relativ gut aus, aber der coole Hackentrick von Messi wird z.B. so schwammig ausgeführt, dass man ihn kaum wahrnimmt.

Trick-Stick ohne große Wirkung

Nicht falsch verstehen: Das ist eine gute Alternative für alle, die nicht mit dem Digikreuz spielen. Und es gibt Situationen, in denen die neuen Tricks auch funktionieren. Das sorgt aber nicht für ein neues Spielgefühl, weil die Dribblings erstens seltener zum Erfolg führen als in FIFA 10 und zweitens abgehackter aussehen - sprich: Die Tricks wirken in dieser Form noch etwas zu mechanisch und ineffizient. Warum hat man das Dribblingsystem nicht kreativ überarbeitet? So wirkt der Stick nur wie ein kaum durchdachtes Placebo-Feature, um Fans zu beruhigen.

Flanken jagen gefährlich in den Strafraum und Kopfbälle kommen wuchtig.
Und in einem anderen Bereich hat man erneut verschlimmbessert: Die Ballphysik plus die damit verbundene Kollisionsabfrage. Es kommt selbst bei einem Iniesta zu einigen seltsam verstolperten oder unrealistisch weit vom Fuß weg rollenden Bällen, so dass der Spielfluss unnötig unterbrochen wird. Und es kann nicht sein, dass ich einem Technikgott wie Messi das Leder in den Rücken spiele und dieser es nicht elegant mitnimmt, sondern an seinen Hacken abprallen lässt - das kann sicher mal vorkommen, aber dann darf das Leder nicht gefühlte fünf Meter (!) weit abprallen. Das sieht einfach verdammt unrealistisch aus und kommt zu häufig vor.

Flipper lässt grüßen

Hinzu kommen Situationen, in denen vier, fünf Spieler auf engem Raum um den Ball kämpfen: Hier beobachtet man nicht eine natürliche und lebendige Verdrängung des Leders, sondern teilweise ein Hin und Her, bei dem der Ball wie bei einem Flipper kantig mit einem Tok-tok-tok abprallt - weil die Soundeffekte dabei auch noch so mechanisch hallen, fühlt man sich bei diesen Rudelbildungen tatsächlich wie in der Spielhalle. Abpraller & Co gehören zum Fußball, gar keine Frage, aber nicht Drei- und Vierfachkollisionen, bei denen das Leder wie eine Metallkugel wegspringt. Man hat fast das Gefühl, als hätten die Japaner die Schrauben der Ballphysik überdreht. Und auch im und vor dem Kasten ist nicht alles nachvollziehbar: Zum einen gibt es immer noch zu viele Eigentore, weil Spieler einfach ins Tor laufen oder den Ball nicht selbständig auf den letzten Metern weghauen. Zum anderen haben selbst Weltklasseleute wie Casillas oder Buffon große Probleme mit halbhohen und eher schwach platzierten, also nur etwas von der Mitte entfernten Distanzschüssen, die sie schon mal durchlassen - die Rate an Aussetzern dieser Art ist groß und viele Tore entstehen, indem man sie quasi in den Kasten zwingt.

Immerhin haben sie im 1 gegen 1 dazugelernt: Freche Lupfer werden jetzt viel konsequenter abgewehrt und sind nicht so leicht zu verwandeln wie in FIFA 10; sehr schön. Die Torhüter kann man übrigens komplett frei nach einem Druck auf L1 und R3 steuern und weite Würfe aktivieren, um damit die Offensive schon vom Strafraum einzuleiten - das wäre durchaus eine Bereicherung und könnte Tempo machen, wenn sie den Ball nicht manchmal noch vor dem Abwurf auftitschen würden, was Zeit kostet.

            

Obwohl es auf dem Platz heiß hergeht, ernüchtert die Fankulisse: Monotone Schlachtrufe in Endlosschleifen drücken auf die Atmosphäre.
Wo wir bei Geräuschen sind: Grausam! Ich hatte in den Vorschauen noch angemahnt, dass man im akustischen Bereich unbedingt zulegen muss. Aber das, was in der finalen Fassung aus den Boxen schallt, ist unerträglich monoton. Ich rede nicht von den im Vergleich zu FIFA 10 deutlich schlechteren Kommentaren, die man ja abschalten kann. Ich rede von den Fangesängen, die teilweise in nervigen Endlosschleifen einzelne (!) Schlachtrufe wie "Sieg" oder "Barca" metallisch hallend hintereinander abspulen - also 50 mal: Espagna! Espagna! Espagna! Espagna!

Fankulisse aus der Hölle

Wie soll denn da Stimmung aufkommen? Wie will man denn mit dieser erbärmlichen Akustik so etwas wie Fußballfieber entfachen? Hier liegt Konami nicht nur eine, sondern mindestens drei Klassen hinter einem FIFA 10, wo ich nicht nur authentische Schlachtrufe, sondern auch hitziges Reinrufen oder gar originale Stadiondurchsagen über Rauchverbote & Co hören kann. All das gibt es hier nicht und all das kann man nicht damit entschuldigen, dass man dieses Jahr noch weniger offiziellen Lizenzen deutscher Teams hat - nämlich keine. Weder der FC Bayern noch der VfL Wolfsburg oder irgendein anderer deutscher Club sind vertreten, dafür kann man zum ersten Mal die deutsche Nationalmannschaft mit allen Namen wählen. Allerdings wird man hier von den Werten und dem Kader verwirrt: Wo ist Özil? Warum hat ein Top-Stürmer wie

Konami hat die Zeitlupen endlich ruhiger und ausführlicher gestaltet.
Gomez nur eine 60er-Wertung? Viele Einschätzungen entsprechen nicht der aktuellen Situation, aber lassen sich natürlich manuell anpassen.

Auch bei den Standards gehen die Japaner nicht weit genug nach vorne, was die Lebendigkeit angeht: Immer noch stehen die Kicker wie Statisten herum, anstatt mit Positionswechseln oder Gerangel schon vor der Ecke für Unruhe zu sorgen; auch bei Einwürfen stehen sie oft wie angewurzelt auf dem Platz - immerhin kann man den Einwerfenden jetzt wechseln und so auf dessen besondere Weitwurffähigkeit zurückgreifen. Aber während ich in FIFA 10 eigene Varianten und Laufwege für Standards anlegen kann, muss ich hier mit ansehen, wie sich bei einem Freistoß niemand bewegt.

Freistöße und Ecken

Bei den Freistößen bleibt ansonsten alles beim guten Alten; die Elfmeter wurden allerdings unnötig verkompliziert: Jetzt kommt es noch stärker darauf an, wie lange man den Stick oder Steuerkreuz inklusive Knopf drückt, um die Ballrichtung zu bestimmen - gerade die ersten Elfer versemmelt man angesichts der neuen Anforderung, weil das System sehr sensibel ist; der Torwart ist hier zu Beginn eindeutig im Vorteil, weil das präzise Schießen wesentlich schwieriger ist.       

Neue Taktiktiefe für Tüftler: Man kann über vier manuelle Regler auf das komplette Mannschaftsverhalten einwirken. Mehr dazu auch im Video!
Das neue System der taktischen Regler wirkt sich tatsächlich positiv aus, ist allerdings nur eine Bereicherung für echte Tüftler, da die voreingestellten Teamtaktiken plus Formationen für Ottonormalzocker ausreichen. Man kann im Vorfeld allerdings gezielt eine ganz individuelle Strategie ausklamüsern oder während des Spiels verändern, um sich besser auf den Gegner einzustellen.

Die wirkungsvolle Taktik

Wer eine Partie drehen will, kann z.B. die Spieler-Unterstützung auf hundert hoch stellen - dann kann man beobachten, dass die Mitspieler versuchen, vor den Ballführenden zu laufen, um sich aktiv anzubieten. Und wer gegen die Mittelfeldasse von Barcelona spielt, sollte mal versuchen, das Spiel über eine angepasste "Pass-Weite" in die Breite zu ziehen: So positionieren sich die eigenen Kicker deutlich entfernt und Flankenwechsel werden sinnvoller. Wenn man das mit einem Verschieben des "Angriffsstil" auf null kombiniert, wird auch bevorzugt über die Außen gelaufen und ein Tempogegenzug kann wesentlich komfortabler eingeleitet werden. Kurzum: Dieses manuelle "Slider"-System ist effizient und lädt zum Experimentieren ein.

Neu sind auch die Spielerkarten, die in drei Bereiche unterteilt sind und je nach Spielweise sogar deaktiviert werden können.
Die Meisterliga hat man mit Euros, Sponsoren, Jugendarbeit & Co realistisch aufgepeppt, die wirtschaftlichen Zusammenhänge stehen jetzt deutlicher im Vordergrund und außerdem nimmt der eigene Club erstmals auch an Champions League oder Euroliga teil, die allerdings nicht separat spielbar ist und erst am Donnerstag als Download integriert wird - trotzdem: Hier liegt PES deutlich vor dem Managermodus von FIFA 10. Als Verantwortlicher für "PES United" (man kann auch offizielle Teams wählen oder eigene Vereine basteln) bin ich mit einem Startguthaben von 4,2 Millionen Euro in die Saison der zweiten englischen Liga gestartet. Und die sind schnell weg, wenn man in weiteres Personal für sein No-Name-Team investiert: Schließlich wollen auch Trainer, Ärzte, Scouts und Jugendbetreuer bezahlt werden. Ein spanisches Reisebüro sponsert mich und serviert mir einen 20.000-Euro-Bonus für jeden Heimsieg; außerdem kommen Einnahmen der Mitglieder hinzu - zu Beginn verfügt man allerdings nur über eine kleine Fanbasis, die man über erfolgreiche Spiele und Talentverpflichtung ausbauen kann.

Das neue Ligageschäft

Die überarbeitete Meisterliga bietet bessere wirtschaftliche Zusammenhänge und sowohl Champions League- als auch Euroliga-Teilnahme.
Man wird zunächst von all den Zahlen, Listen und Tabellen erschlagen und muss sich zu kompliziert durchwühlen: Warum steht in der "Akte" des Spielers z.B. nicht, über welche Fähigkeiten bzw. Spielerkarten er verfügt? Ich muss erst auf "Formation" gehen, dann auf "Spieler-Index", um zu sehen, dass da der Vertrag für einen Elfmeterspezialisten ausläuft - die Menüführung ist auch in der finalen Version nicht komfortabel genug.

Jeder Spieler verfügt über einen Beliebtheitswert unter den eigenen Fans, so dass man sich vor schnellen Transfers beliebter Kicker hüten sollte. Aber anstatt für viel Geld neue Profis zu kaufen, kann man auch den eigenen Kader effizient verbessern. Denn zusätzlich zu den bekannten Fokuspunkten, mit denen man allerdings überaus umständlich für jeden einzelnen Kicker gezielt Torschüsse, Pässe, Dribblings, Verteidigung oder Balance trainieren kann (besser wäre es gewesen, wenn man Schablonen für die Defensive und Offensive hätte speichern können), gibt es jetzt auch drei Formen von Spielerkarten.

Ein Blick hinter die Kulissen der KI und Laufwege: Wenn man die taktischen Regler kombinieren und seine Spielzüge auf die des Gegners abstimmen kann, könnte der Kick neue strategische Zeichen setzen.
Diese Karten gibt es in den Kategorien Angriff, Spielstil und Fähigkeiten. Sie stehen z.B. für "Elfmeter-Killer", "Genauer Pass", "Manndeckung" oder "Grätsche", aber auch für individuellere Fähigkeiten wie z.B. Messis Stärke, von der Außenbahn nach innen in den Strafraum zu ziehen. Und man kann diese Fähigkeiten teilweise an- oder ausschalten, wenn man z.B. offensive Manöver der eigenen Kicker verhindern möchte. Aber bis man so weit in der Meisterliga ist, vergehen einige Saisons: Man kann zwar Spielerkarten kaufen, aber für die "Schnelles Direktspiel" zahlt man z.B. 14 Millionen Euro und muss acht Wochen warten, bevor der Kicker das Ganze anwenden kann. Schade ist auch, dass Konami das Vereinsumfeld nicht lebendiger gestaltet: Das eigene Stadion lässt sich nicht anschauen, Physiotherapeuten und Trainer bleiben Statisten ohne Namen. Wenn ich einen besseren Mediziner einstelle, klicke ich einfach von Stufe 1 auf Stufe 2 oder hoch auf Stufe 5 - dann kostet er allerdings auch 5 Millionen Euro. Natürlich ist das kein ausgewachsenes Managerspiel, aber etwas mehr Personalisierungen würden dieser "neuen" Meisterliga gut zu Gesicht stehen.

Die neuen Spielerkarten

         

Wer eigene Taktiken entwickelt hat, kann diese auch online nutzen.
Pro Evolution Soccer hatte bisher immer große Probleme mit dem Netzcode. Deshalb haben wir uns dieses Jahr dazu entschlossen, den Start der offiziellen Server für die Wertung abzuwarten. Konami war sich des Problems bewusst und hat zum ersten Mal schon im Vorfeld eine Art geschlossene Beta angeboten, in der man das Spiel online testen und Feedback geben konnte. Dort hinterließ der Kick bereits einen sauberen Eindruck, aber aufgrund der Tatsache, dass das ein Testbetrieb mit relativ wenig Serverlast war, konnte man daraus keine all zu großen Schlüsse ziehen.

Der Online-Modus

Am heutigen Donnerstag Morgen konnte man endlich das erste kleine 27 MB-Update runterladen und PES 2010 auf Version 1.01 aktualisieren, um die Online-Funktionalität freizuschalten: Entweder Freundschafts- oder Ranglistenspiele 1vs.1 oder maximal 2vs.2 - man kann also auch kooperativ im Internet kicken; auf der PS3 bisher auf sechs europäischen Servern mit je 1000 Plätzen  (England, Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, Deutschland) sowie zwei nicht klassifizierten, auf der Xbox 360 bis 14:28 Uhr seltsamerweise noch ohne deutschen Server. Schön ist, dass man seine selbst kreierten Strategien direkt hochladen und auch seinen Werde zur Legende-Spieler online nutzen kann. Außerdem lassen sich schwarze Listen anlegen, um notorischen Abbrechern zu entgehen, die in sechs Kategorien eingeteilt werden - ab einer bestimmten Stufe werden sie nicht mehr zu Ranglistenspielen zugelassen..

Allerdings kamen z.B. über die PS3 zunächst zehn von zwölf Zufalls-Ranglisten-Verbindungen nicht zustande - noch vor dem Anpfiff wurde die Verbindung unterbrochen. Stabiler lief es über die Lobby und wenn man ausschließlich gegen deutsche Spieler antrat. Dieses Verbindungsroblem beim Start des Online-Service plagte auch FIFA 10 und Konami verwies darauf, dass erst ab 13 Uhr alle Server ordnungsgemäß laufen würden. Danach gab es zwar auch noch Abbrüche im Vorfeld, aber schon deutlich weniger: Von zwölf Versuchen liefen zehn. Wir gehen jetzt einfach mal davon aus, dass Konami diese Kinderkrankheiten noch in den Griff bekommt.

Kinderkrankheiten zum Start

Dazu gehört auch das seltsame Phänomen, dass man sich über unsere private Leitungen problemlos über PS3, 360 und PC anmelden konnte, aber im Büro samt Router nur über die Xbox 360 - die PS3, die jeden Tag locker mit dem PSN-Store und anderen Online-Spielen wie FIFA 10 oder NHL 10 verbunden wird, ließ sich trotz UDP-Port-Umstellungen nicht mit dem Online-Service von PES 2010 verbinden. Mal sehen, ob wir das noch hinkriegen, zumal gerade noch neue Infos über den PES-internen Nachrichtenkanal eintrudeln. Konami wird übrigens jeden Dienstag zwischen 9 und 10 Uhr die Server warten.

Das Wichtigste ist natürlich der Netzcode: Wie flüssig läuft der Kick? Wenn man erstmal angestoßen hat, läuft er sehr flüssig! Das ist kein Vergleich zu dem Schienenballtheater früherer Versionen. Konami hat sich hier wirklich ins Zeug und nach jetzigem Stand den bisher besten Onlinestart hingelegt; das Wochenende steht natürlich noch vor der Tür, aber früher lief es schon zu Beginn deutlich schlechter. Wir haben sowohl unter privater DSL-Leitung als auch Firmen-Standleitung gekickt - und in beiden Fällen gab es angenehm saubere Partien mit wenigen, kaum Spiel beeinflussenden Lags.

Der bisher beste Netzcode?

Schade ist, dass es keine direkte Rückspielfunktion nach dem Ende einer Partie gibt.  Konami kann trotz lobenswerter Verquickungen von Offline- und Online-Modi noch nicht mit dem Internet-Komfort eines FIFA 10 mithalten, bei dem es neben der Clubbildung und Talentsuche unter Spielern auch Matches zwischen zwanzig Kickern gibt. Dafür hat man mit dem neuen Bereich Community endlich ein Umfeld für private Pokale und Ligen samt Statistiken geschaffen: Man kann also Freunde einladen, um eigene Turniere auszutragen und die Ergebnisse speichern. Das ist doch mal ein Schritt in die richtige Richtung, zumal Konami im Gegensatz zu EA alle weiteren Ergänzungen seines Online-Service kostenlos anbieten wird. 

Fazit

Ja, die Meisterliga wurde aufgewertet. Ja, die Plätze und die Spielergesichter sehen klasse aus. Und auf dem PC ist man klarer Spitzenreiter. Aber das ist nicht der Neuanfang, den die Serie braucht! Das ist Feintuning hier und Frickelei da, das ist Verbesserung hier und Verschlechterung da. Trotz der Tatsache, dass man den pomadigen Spielaufbau des Vorgängers entschlackt, die Offensive gestärkt und über die 360-Grad-Steuerung freier gestaltet hat, wirkt das Spiel zu mechanisch, hektisch und steril. Die Soundkulisse ist erbärmlich, interaktives Training gibt es trotz neuer Steuerungsfinessen schon wieder nicht und die Karriere ist, um es freundlich auszudrücken, staubtrocken. Hinzu kommt das Problem auf dem Platz: Man muss sehr viel Arbeit in den vielschichtigen Spielaufbau investieren, wird aber nicht mit viel Realismus belohnt - das war früher anders. Die Ballphysik ist unrealistisch sprunghaft, das Zweikampfverhalten zu statisch und die neuen Dribblings über den Trick-Stick wirken sich kaum auf das Spielgefühl aus. Jahrelang haben die Japaner dominiert, jetzt stagnieren sie. Immer noch auf einem guten Niveau, denn hinsichtlich der KI, der taktischen Möglichkeiten und des Managermodus liegt man klar vorne. Aber man ist weit weg von der Begeisterung früherer Zeiten. Das liegt nicht daran, dass man viel schlechter geworden, sondern dass man in fast allen Bereichen überholt worden ist: FIFA 10 kann zwar noch nicht so faszinieren wie PES zu seinen besten Zeiten, aber kommt dem Ideal der packenden Simulation mittlerweile deutlich näher, weil das Spielgefühl authentischer, flüssiger und lebendiger ist. Wenn man die Konkurrenz nicht aus dem Blick verlieren will, muss ein echter Schnitt erfolgen. Statt mit der Strategie "Listen and learn" auf die Fans zuzugehen, sollte das Team von Seabass die alte Engine einmotten und einen echten Neuanfang wagen.

[Die finale Wertung gibt es erst am Donnerstag Nachmittag, denn Konami wird erst ab 6 Uhr die Server und zusätzlichen Downloads (Euroliga etc.) anbieten. Nachdem wir den für die Wertung relevanten Netzcode unter Vollast geprüft haben, wird der Test aktualisiert. Anm. d. Red.]

Jetzt online: PES 2010 vs. FIFA 10 mit Vergleichsvideos

Update, 22.Oktober 2009: Der Online-Start hinterlässt bisher einen sehr guten Eindruck, was den Netzcode angeht (vgl. die ergänzte letzte Seite des Tests). Es gibt zwar noch Verbindungsabbrüche im Vorfeld, aber wenn der Ball läuft, dann läuft er sauber. Natürlich kann es hier je nach Verbindungsqualität noch Lags geben, aber die gibt es auch zwischendurch bei FIFA 10. Konami hat damit Wort gehalten und sich hier stark verbessert, zumal man alle weiteren Downloads kostenlos anbieten wird.

Jetzt online: PES 2010-Video-Fazit

Pro

  • vielschichtiger Spielaufbau
  • aufgewertete Meisterliga
  • klasse Spielergesichter
  • ansehnliche Plätze
  • viele unberechenbare Situationen
  • wuchtige Schüsse und Kopfbälle 
  • komplexe Taktikregler
  • starke Gegnerintelligenz
  • deutsche Nationalmannschaft dabei
  • neuer Community-Modus für eigene Ligen/Pokale
  • sehr guter Netzcode zum Start
  • Dribbeln auch über Analogstick
  • kostenlose Downloads angekündigt

Kontra

  • - abgehacktes Spielgefühl
  • monotone Zweikämpfe
  • unrealistische Ballphysik im Mittelfeld
  • absolut steriler Karrieremodus
  • grausam eintönige Fangesänge
  • roboterhafte Laufanimationen
  • schwaches Offensivlaufverhalten
  • kaum Bewegung bei Standards
  • keine deutsche Club-Mannschaft
  • schwache Torhüter bei Schüssen
  • Trick-Stick bringt kein neues Spielgefühl

Wertung

360

Immer noch ein gutes Fußballspiel und endlich überzeugt der Netzcode - aber Ballphysik, Zweikämpfe & Präsentation schwächeln.

PlayStation3

Immer noch ein gutes Fußballspiel und endlich überzeugt der Netzcode - aber Ballphysik, Zweikämpfe & Präsentation schwächeln.

PC

Auf dem PC ist PES das beste derzeit erhältliche Fußballspiel.