Pro Evolution Soccer 2010 - Test, Sport, 360, PlayStation2, iPhone, Wii, PlayStation3, PC, PSP
Der fast perfekte Kick
Es ging nur darum, wie viel besser die Japaner diese Begeisterung einfangen, die von Fußball ausgehen kann. Es ging zur Zeit eines Pro Evolution Soccer 6 (PES 6) letztlich nur noch um die Frage der Perfektion - satte 92% hatte das Spiel auf der PlayStation 2 im Jahr 2006 erobert. Wir haben bei jedem Tor gequiekt wie junge Ferkel.
Die kreativen Entwickler um Shingo "Seabass" Takatsuka waren verdammt nah dran am ultimativen Kick. Vor allem deshalb, weil sich PES im direkten Vergleich mit der Konkurrenz wie TIF oder FIFA auch ohne Lizenzen und großes Tamtam immer da besser anfühlte, wo es drauf ankam: auf'm Platz. Es lagen Welten zwischen einem Vollspannpfund in PES und einem Flatterspanngleiter in FIFA. Spielspaß entsteht immer im absoluten Vergleich des aktuell Erlebten - und damals klingelten über Jahre hinweg nur in Konamis Fußballkarton die Platinglocken, weil die Konkurrenz auf Arcadeniveau klimperte.
Das gnadenlose Momentum
Das geschieht derzeit im virtuellen Kampfsport, wo der Neuling UFC 2009: Undisputed mit seiner freien Schlag-, Ring- & Trittmechanik den langjährigen Meister WWE SmackDown! vs. Raw 2010 bedrängt. Plötzlich verliert ein altgedientes Spiel an Faszination, obwohl es selbst nicht viel falsch macht, sich vielleicht sogar im Kleinen verbessert, aber eben vom direkten Vergleich des Reizvolleren überschattet wird - das ist der Darwinismus der Spielewelt. Und meist zeichnet sich dieser Verlust an Dominanz vorher ab.
Also zurück zum Fußball: Seltsamer Weise folgte auf die Geburt der neuen Konsolen Xbox 360 und PS3 der schleichende Niedergang der kreativen, aber letztlich zu konservativen Japaner beim nahezu gleichzeitigen Aufstieg der unermüdlichen, aber auch dynamischeren Amerikaner. Wir haben das zunächst gar nicht richtig wahrgenommen, denn der Nimbus der Japaner war noch genau so stark wie die Macht der Gewohnheit: Wir haben es uns über die Jahre quasi so richtig gemütlich gespielt, uns auch an klare Defizite gewöhnt, die vermehrt nach PES 6 auftraten.
Der Aufstieg von FIFA
Sie haben sich die überlegene Konkurrenz aus Fernost über die Jahre verdammt gut angeschaut, unermüdlich wesentliche Elemente kopiert und in das eigene FIFA integriert - von vielen Pass-Finessen bis hin zur Ballannahme und Steuerungsbelegung. Würde es ein Urheberrecht für virtuelle Fußballmechanismen geben, wäre dieses FIFA nie entstanden oder von Japan aus in die Bedeutungslosigkeit geklagt worden.
Lange Zeit wirkte das aber nicht nur dreist, sondern wie der Mut der Verzweiflung. Lange Zeit griffen die kopierten Elemente nicht ineinander und in dieser Übergangsphase zehrte Konami noch von seinen Erfolgen, baute vor allem im PC-Bereich zu Recht seine Dominanz auf. Aber dann funkte es zum ersten Mal so auf dem FIFA-Platz wie man es bisher nur von PES kannte. Hinzu kam die perfekte Präsentation inkl. lebendiger Stadien, wuchtiger Fangesänge und Online-Komfort, wie man es heutzutage in High Definition erwartet. Wenn es ein Momentum zugunsten EAs gab, dann kann man es auf den Geburtstag von FIFA 09 datieren.
Der Niedergang von PES
Aus heutiger Sicht waren das die strategischen Fehler, für die man jetzt bezahlen muss, denn man entwickelt den Amerikanern erstmals hinterher. Oder anders herum: Die Japaner haben sich auf ihrem Erfolg ausgeruht, sie waren nicht nur zu langsam für den technischen Übergang, sondern es stagnierte schon in PES 2008 und spätestens in PES 2009 auch auf dem Platz - dieser Kick konnte hinsichtlich Ballphysik, Schusstechnik und Dribblings nicht mehr mithalten. Hatte man den wichtigen Blick über den Tellerrand verloren? Hat man nicht rechtzeitig in neue Technik und Visionen investiert? Und wie reagiert Konami darauf, dass man erstmals qualitativ überholt wurde? Mit einer dreigeteilten Strategie. Damit will man wieder zurück zu alter Fußballbegeisterung finden.
Die hehren Ziele
Fällt etwas auf? Jetzt sind es die Japaner, die kopieren. Und was fehlt bei all diesen lobenswerten Ansätzen? Was fehlte in allen Pressemitteilungen, von denen Konami verdächtig viele und ausführliche veröffentlichte? Der Wille zum Neuanfang! Das längst überfällige Bekenntnis zu einer neuen Grafik-Engine sowie einer damit verbundenen Generalüberholung von Animationen, Sounds und Präsentation. Dieser eine wichtige Satz fehlte in all den Ankündigungen.
Natürlich hat das auch wirtschaftliche Gründe, denn den Jahresrhythmus der Veröffentlichung könnt man nicht oder nur mit enormem Personalaufwand einhalten, wenn man eine ganz neue Engine entwickeln würde. Und obwohl man auf den Konsolen qualitativ überholt wurde, hält man im PC-Markt ja eindeutig die Spitzenposition - PES 2010 ist auf dem Rechner zwei Klassen besser als FIFA 10. Und auf PS3 und 360? Auch dieses Jahr schrauben die Japaner lediglich herum, anstatt endlich Tabula rasa zu machen. Auch dieses Jahr hält man am alten Gerüst fest. Und das sieht zwar hier und da frisch aus, es klappert aber im wichtigen und fast schon heiligen Fundament der Serie: Der Ballphysik.
Was kommt dabei heraus? Zunächst das Gute, das jeder neue Anstrich auf den ersten Blick vermittelt: Unterm Strich macht dieses PES 2010 mehr Spaß als letztes Jahr. Das Aufbauspiel wirkt dank der freieren 360-Grad-Kontrolle und einer angehobenen Geschwindigkeit nicht mehr so pomadig, es gibt individuellere Laufwege und Drehungen, der Ball versackt zudem nicht mehr so oft im Mittelfeld und kann für Tempogegenstöße oder Konter etwas schneller nach vorne gepasst werden.
Rasanter Spielaufbau
Man kann aus dem Mittelfeld über weite Pässe oder schnelle Seitenwechsel erfolgreicher herausfinden, um dann in die Spitze zu spielen. Besonders lobenswert ist auf den ersten Blick das Laufverhalten der Mitspieler, das sich auch daran orientiert, wer gerade den Ball führt. Sprich: Wenn ein Regisseur das Leder Richtung gegnerische Hälfte treibt, dann bieten sich die Außen aktiver an als wenn sich z.B. ein Innenverteidiger nach vorne kämpft. Allerdings wird dieses System scheinbar nicht konsequent genutzt, denn manchmal versammeln sich zu viele Mitspieler auf Ballhöhe und es gibt keine eigenständige Bewegung der Offensivleute in die Spitze - es wäre klasse, wenn man per Druck auf eine Schultertaste auch Läufe in den freien Raum einleiten könnte. Trotzdem verblüfft die Rasanz auf dem Platz, die manchmal für positive Überraschung, aber auch für negatives Chaos sorgen kann: FIFA 10 ist langsamer und geordneter, während es hier für eine Simulation fast schon zu zügig hin und her geht.
Auch die Profis können sich sehen lassen: Nicht nur die Spielergesichter von Ballack, Trochowski, Torres, Messi & Co wirken schon in den Katakomben realistischer als bei der Konkurrenz von EA, auch die Plätze wurden sehr markant texturiert: Zwar wundert man sich vor dem Anpfiff zunächst über das immer noch statische Stadiondrumherum (Wieso zeigt man hier Standbilder? Wo sind Konfetti, Blitzlichter und wehende Fahnen?), aber die Plätze leuchten dann wie grüne Teppiche im diesigen Dunst - man bekommt sofort Lust darauf, den Ball auf diesem filzige Rasen laufen zu lassen.
Offensive Freiheiten
Auch wenn man bei der Schusstechnik ein intuitiveres Schlenzen vermisst, das immer noch erst nachträglich über die R2-Taste eingeleitet wird: Die Distanzschüsse krachen etwas besser, Kopfbälle kommen deutlich wuchtiger und vor allem die Flanken jagen gefährlicher in den Strafraum als in FIFA 10. Hier kribbelt es manchmal wie in alten Zeiten. Schön ist auch, dass die Zeitlupen endlich längere Spielzüge aus einer besseren Perspektive zeigen; das hektische Kameragezappel ist passé.
Die wichtige Defensive
Allerdings verlieren die Einzelwettbewerbe in PES nicht nur aufgrund der fehlenden deutschen Clubs an Reiz, sondern weil sie immer noch viel zu steril inszeniert werden - vor allem in "Werde zur Legende": Man fühlt sich nur am Rande dabei statt mittendrin, denn die Karriere wird mit schnöden Texttafeln begleitet und auf dem Platz gibt es immer noch keinerlei Feedback bei guten oder schlechten Aktionen. Man kann einen Fehlpass nach dem anderen machen, ohne dass es direkte Konsequenzen hätte. Wie soll da Motivation aufkommen, wenn der Trainer nie etwas sagt? Immerhin kann man seinen Spieler später in die Meisterliga übertragen. Aber EA simuliert die Karriere in FIFA 10 wesentlich lebendiger und motivierender.
Heutzutage entsteht die Faszination natürlich vor allem im Spiel gegen Freunde, im Online-Match, wo FIFA mit 10 gegen 10, Club-Bildung, Virtual Pro & Co ebenfalls punktet, während es in PES gerade mal möglich ist, 2 gegen 2 zu spielen. Immerhin
ermöglicht man jetzt endlich eine Form von Communitybildung, indem man ein Ligen- und Pokalsystem für Freunde integriert, das mit einem Update zum Start am Donnerstag auch onlinetauglich gemacht werden soll. Wie funktioniert das? Auf dieses Premiere sowie die Qualität des Netzcodes warten wir noch für die Wertung, denn gerade die Online-Matches, mit denen PES bisher immer Probleme hatte, müssen sich endlich beweisen, denn sie haben direkten Einfluss auf die Wertung.Auch gegen Freunde oder im Netz kann man sich keine Fehler im Zweikampf leisten. Denn wenn das Tackling schief geht oder der Stürmer nur eine Körperdrehung macht, läuft man ins Leere - die Koordination der Abwehr verlangt auch aufgrund der neuen 360-Grad-Kontrolle viel Feingefühl. Aber schon hier bestätigen sich die eklatanten Schwächen, die sich in der Vorschau angekündigt hatten: Die Spieler bewegen sich manchmal zu sprunghaft, der Ball prallt komisch von Kopf und Fuß ab und von einem packend animierten Zweikampfverhalten ist keine Spur! Das, was PES früher auszeichnete, die handanimierte Vielfältigkeit, ist nur noch ein Schatten ihrer selbst.
Statische Zweikämpfe
Wenn er sich allerdings im direkten Laufduell befindet, sollte ihn ein Verteidiger durch geschickten Körpereinsatz effektiver stören oder verlangsamen können. Sowohl die immer noch seltsamen Sprintbewegungen, in denen die Beine im Maschinengewehrstakkato nach oben schlagen, als auch das viel zu statische Nebenher-Gespurte wirken daher antiquiert. Wo ist das Gerangel? Wo ist der lebendige Kampf um den Ball? Aufgewertet wurden immerhin die Grätschen, mit denen ich sauber das Leder erobern und weiter spielen kann. Aber wenn ich mit Pressing oder Tacklings agiere, wirken die Attacken einfach zu steril, da fehlen die lebendige Galligkeit auf dem Platz, das Fighten und der Körpereinsatz, der FIFA 10 so auszeichnet! Die Statur hat in PES zudem deutlich weniger Relevanz in den Zweikämpfen als bei der Konkurrenz. Und genau hier verliert das Spiel an individuellen und dramatischen Reizen - es wirkt zu mechanisch, roboterhaft, staksig.
Physikalische Verschlimmbesserungen
Es gibt auch nach Studium dieser Liste kaum Änderungen, wenn man von den Tricks absieht: Zum einen kann man Schüsse und Pässe jetzt auch über einen Druck auf A abbrechen, außerdem lassen sich in jeder Situation über einen doppelten RB-Druck Pässe anfordern und man kann nur noch bis zwei Leute zusätzlich in die Mauer beordern; in PES 2009 ließ sich ja noch eine regelrechte Wand aufbauen.
Trick-Stick ohne große Wirkung
Nicht falsch verstehen: Das ist eine gute Alternative für alle, die nicht mit dem Digikreuz spielen. Und es gibt Situationen, in denen die neuen Tricks auch funktionieren. Das sorgt aber nicht für ein neues Spielgefühl, weil die Dribblings erstens seltener zum Erfolg führen als in FIFA 10 und zweitens abgehackter aussehen - sprich: Die Tricks wirken in dieser Form noch etwas zu mechanisch und ineffizient. Warum hat man das Dribblingsystem nicht kreativ überarbeitet? So wirkt der Stick nur wie ein kaum durchdachtes Placebo-Feature, um Fans zu beruhigen.
Flipper lässt grüßen
Hinzu kommen Situationen, in denen vier, fünf Spieler auf engem Raum um den Ball kämpfen: Hier beobachtet man nicht eine natürliche und lebendige Verdrängung des Leders, sondern teilweise ein Hin und Her, bei dem der Ball wie bei einem Flipper kantig mit einem Tok-tok-tok abprallt - weil die Soundeffekte dabei auch noch so mechanisch hallen, fühlt man sich bei diesen Rudelbildungen tatsächlich wie in der Spielhalle. Abpraller & Co gehören zum Fußball, gar keine Frage, aber nicht Drei- und Vierfachkollisionen, bei denen das Leder wie eine Metallkugel wegspringt. Man hat fast das Gefühl, als hätten die Japaner die Schrauben der Ballphysik überdreht. Und auch im und vor dem Kasten ist nicht alles nachvollziehbar: Zum einen gibt es immer noch zu viele Eigentore, weil Spieler einfach ins Tor laufen oder den Ball nicht selbständig auf den letzten Metern weghauen. Zum anderen haben selbst Weltklasseleute wie Casillas oder Buffon große Probleme mit halbhohen und eher schwach platzierten, also nur etwas von der Mitte entfernten Distanzschüssen, die sie schon mal durchlassen - die Rate an Aussetzern dieser Art ist groß und viele Tore entstehen, indem man sie quasi in den Kasten zwingt.
Immerhin haben sie im 1 gegen 1 dazugelernt: Freche Lupfer werden jetzt viel konsequenter abgewehrt und sind nicht so leicht zu verwandeln wie in FIFA 10; sehr schön. Die Torhüter kann man übrigens komplett frei nach einem Druck auf L1 und R3 steuern und weite Würfe aktivieren, um damit die Offensive schon vom Strafraum einzuleiten - das wäre durchaus eine Bereicherung und könnte Tempo machen, wenn sie den Ball nicht manchmal noch vor dem Abwurf auftitschen würden, was Zeit kostet.
Fankulisse aus der Hölle
Wie soll denn da Stimmung aufkommen? Wie will man denn mit dieser erbärmlichen Akustik so etwas wie Fußballfieber entfachen? Hier liegt Konami nicht nur eine, sondern mindestens drei Klassen hinter einem FIFA 10, wo ich nicht nur authentische Schlachtrufe, sondern auch hitziges Reinrufen oder gar originale Stadiondurchsagen über Rauchverbote & Co hören kann. All das gibt es hier nicht und all das kann man nicht damit entschuldigen, dass man dieses Jahr noch weniger offiziellen Lizenzen deutscher Teams hat - nämlich keine. Weder der FC Bayern noch der VfL Wolfsburg oder irgendein anderer deutscher Club sind vertreten, dafür kann man zum ersten Mal die deutsche Nationalmannschaft mit allen Namen wählen. Allerdings wird man hier von den Werten und dem Kader verwirrt: Wo ist Özil? Warum hat ein Top-Stürmer wie
Gomez nur eine 60er-Wertung? Viele Einschätzungen entsprechen nicht der aktuellen Situation, aber lassen sich natürlich manuell anpassen.Auch bei den Standards gehen die Japaner nicht weit genug nach vorne, was die Lebendigkeit angeht: Immer noch stehen die Kicker wie Statisten herum, anstatt mit Positionswechseln oder Gerangel schon vor der Ecke für Unruhe zu sorgen; auch bei Einwürfen stehen sie oft wie angewurzelt auf dem Platz - immerhin kann man den Einwerfenden jetzt wechseln und so auf dessen besondere Weitwurffähigkeit zurückgreifen. Aber während ich in FIFA 10 eigene Varianten und Laufwege für Standards anlegen kann, muss ich hier mit ansehen, wie sich bei einem Freistoß niemand bewegt.
Freistöße und Ecken
Bei den Freistößen bleibt ansonsten alles beim guten Alten; die Elfmeter wurden allerdings unnötig verkompliziert: Jetzt kommt es noch stärker darauf an, wie lange man den Stick oder Steuerkreuz inklusive Knopf drückt, um die Ballrichtung zu bestimmen - gerade die ersten Elfer versemmelt man angesichts der neuen Anforderung, weil das System sehr sensibel ist; der Torwart ist hier zu Beginn eindeutig im Vorteil, weil das präzise Schießen wesentlich schwieriger ist.
Die wirkungsvolle Taktik
Wer eine Partie drehen will, kann z.B. die Spieler-Unterstützung auf hundert hoch stellen - dann kann man beobachten, dass die Mitspieler versuchen, vor den Ballführenden zu laufen, um sich aktiv anzubieten. Und wer gegen die Mittelfeldasse von Barcelona spielt, sollte mal versuchen, das Spiel über eine angepasste "Pass-Weite" in die Breite zu ziehen: So positionieren sich die eigenen Kicker deutlich entfernt und Flankenwechsel werden sinnvoller. Wenn man das mit einem Verschieben des "Angriffsstil" auf null kombiniert, wird auch bevorzugt über die Außen gelaufen und ein Tempogegenzug kann wesentlich komfortabler eingeleitet werden. Kurzum: Dieses manuelle "Slider"-System ist effizient und lädt zum Experimentieren ein.
Das neue Ligageschäft
Jeder Spieler verfügt über einen Beliebtheitswert unter den eigenen Fans, so dass man sich vor schnellen Transfers beliebter Kicker hüten sollte. Aber anstatt für viel Geld neue Profis zu kaufen, kann man auch den eigenen Kader effizient verbessern. Denn zusätzlich zu den bekannten Fokuspunkten, mit denen man allerdings überaus umständlich für jeden einzelnen Kicker gezielt Torschüsse, Pässe, Dribblings, Verteidigung oder Balance trainieren kann (besser wäre es gewesen, wenn man Schablonen für die Defensive und Offensive hätte speichern können), gibt es jetzt auch drei Formen von Spielerkarten.
Die neuen Spielerkarten
Der Online-Modus
Am heutigen Donnerstag Morgen konnte man endlich das erste kleine 27 MB-Update runterladen und PES 2010 auf Version 1.01 aktualisieren, um die Online-Funktionalität freizuschalten: Entweder Freundschafts- oder Ranglistenspiele 1vs.1 oder maximal 2vs.2 - man kann also auch kooperativ im Internet kicken; auf der PS3 bisher auf sechs europäischen Servern mit je 1000 Plätzen (England, Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, Deutschland) sowie zwei nicht klassifizierten, auf der Xbox 360 bis 14:28 Uhr seltsamerweise noch ohne deutschen Server. Schön ist, dass man seine selbst kreierten Strategien direkt hochladen und auch seinen Werde zur Legende-Spieler online nutzen kann. Außerdem lassen sich schwarze Listen anlegen, um notorischen Abbrechern zu entgehen, die in sechs Kategorien eingeteilt werden - ab einer bestimmten Stufe werden sie nicht mehr zu Ranglistenspielen zugelassen..
Allerdings kamen z.B. über die PS3 zunächst zehn von zwölf Zufalls-Ranglisten-Verbindungen nicht zustande - noch vor dem Anpfiff wurde die Verbindung unterbrochen. Stabiler lief es über die Lobby und wenn man ausschließlich gegen deutsche Spieler antrat. Dieses Verbindungsroblem beim Start des Online-Service plagte auch FIFA 10 und Konami verwies darauf, dass erst ab 13 Uhr alle Server ordnungsgemäß laufen würden. Danach gab es zwar auch noch Abbrüche im Vorfeld, aber schon deutlich weniger: Von zwölf Versuchen liefen zehn. Wir gehen jetzt einfach mal davon aus, dass Konami diese Kinderkrankheiten noch in den Griff bekommt.
Kinderkrankheiten zum Start
Dazu gehört auch das seltsame Phänomen, dass man sich über unsere private Leitungen problemlos über PS3, 360 und PC anmelden konnte, aber im Büro samt Router nur über die Xbox 360 - die PS3, die jeden Tag locker mit dem PSN-Store und anderen Online-Spielen wie FIFA 10 oder NHL 10 verbunden wird, ließ sich trotz UDP-Port-Umstellungen nicht mit dem Online-Service von PES 2010 verbinden. Mal sehen, ob wir das noch hinkriegen, zumal gerade noch neue Infos über den PES-internen Nachrichtenkanal eintrudeln. Konami wird übrigens jeden Dienstag zwischen 9 und 10 Uhr die Server warten.
Das Wichtigste ist natürlich der Netzcode: Wie flüssig läuft der Kick? Wenn man erstmal angestoßen hat, läuft er sehr flüssig! Das ist kein Vergleich zu dem Schienenballtheater früherer Versionen. Konami hat sich hier wirklich ins Zeug und nach jetzigem Stand den bisher besten Onlinestart hingelegt; das Wochenende steht natürlich noch vor der Tür, aber früher lief es schon zu Beginn deutlich schlechter. Wir haben sowohl unter privater DSL-Leitung als auch Firmen-Standleitung gekickt - und in beiden Fällen gab es angenehm saubere Partien mit wenigen, kaum Spiel beeinflussenden Lags.
Der bisher beste Netzcode?
Schade ist, dass es keine direkte Rückspielfunktion nach dem Ende einer Partie gibt. Konami kann trotz lobenswerter Verquickungen von Offline- und Online-Modi noch nicht mit dem Internet-Komfort eines FIFA 10 mithalten, bei dem es neben der Clubbildung und Talentsuche unter Spielern auch Matches zwischen zwanzig Kickern gibt. Dafür hat man mit dem neuen Bereich Community endlich ein Umfeld für private Pokale und Ligen samt Statistiken geschaffen: Man kann also Freunde einladen, um eigene Turniere auszutragen und die Ergebnisse speichern. Das ist doch mal ein Schritt in die richtige Richtung, zumal Konami im Gegensatz zu EA alle weiteren Ergänzungen seines Online-Service kostenlos anbieten wird.
Fazit
Ja, die Meisterliga wurde aufgewertet. Ja, die Plätze und die Spielergesichter sehen klasse aus. Und auf dem PC ist man klarer Spitzenreiter. Aber das ist nicht der Neuanfang, den die Serie braucht! Das ist Feintuning hier und Frickelei da, das ist Verbesserung hier und Verschlechterung da. Trotz der Tatsache, dass man den pomadigen Spielaufbau des Vorgängers entschlackt, die Offensive gestärkt und über die 360-Grad-Steuerung freier gestaltet hat, wirkt das Spiel zu mechanisch, hektisch und steril. Die Soundkulisse ist erbärmlich, interaktives Training gibt es trotz neuer Steuerungsfinessen schon wieder nicht und die Karriere ist, um es freundlich auszudrücken, staubtrocken. Hinzu kommt das Problem auf dem Platz: Man muss sehr viel Arbeit in den vielschichtigen Spielaufbau investieren, wird aber nicht mit viel Realismus belohnt - das war früher anders. Die Ballphysik ist unrealistisch sprunghaft, das Zweikampfverhalten zu statisch und die neuen Dribblings über den Trick-Stick wirken sich kaum auf das Spielgefühl aus. Jahrelang haben die Japaner dominiert, jetzt stagnieren sie. Immer noch auf einem guten Niveau, denn hinsichtlich der KI, der taktischen Möglichkeiten und des Managermodus liegt man klar vorne. Aber man ist weit weg von der Begeisterung früherer Zeiten. Das liegt nicht daran, dass man viel schlechter geworden, sondern dass man in fast allen Bereichen überholt worden ist: FIFA 10 kann zwar noch nicht so faszinieren wie PES zu seinen besten Zeiten, aber kommt dem Ideal der packenden Simulation mittlerweile deutlich näher, weil das Spielgefühl authentischer, flüssiger und lebendiger ist. Wenn man die Konkurrenz nicht aus dem Blick verlieren will, muss ein echter Schnitt erfolgen. Statt mit der Strategie "Listen and learn" auf die Fans zuzugehen, sollte das Team von Seabass die alte Engine einmotten und einen echten Neuanfang wagen.
[Die finale Wertung gibt es erst am Donnerstag Nachmittag, denn Konami wird erst ab 6 Uhr die Server und zusätzlichen Downloads (Euroliga etc.) anbieten. Nachdem wir den für die Wertung relevanten Netzcode unter Vollast geprüft haben, wird der Test aktualisiert. Anm. d. Red.]
Jetzt online: PES 2010 vs. FIFA 10 mit Vergleichsvideos
Update, 22.Oktober 2009: Der Online-Start hinterlässt bisher einen sehr guten Eindruck, was den Netzcode angeht (vgl. die ergänzte letzte Seite des Tests). Es gibt zwar noch Verbindungsabbrüche im Vorfeld, aber wenn der Ball läuft, dann läuft er sauber. Natürlich kann es hier je nach Verbindungsqualität noch Lags geben, aber die gibt es auch zwischendurch bei FIFA 10. Konami hat damit Wort gehalten und sich hier stark verbessert, zumal man alle weiteren Downloads kostenlos anbieten wird.
Jetzt online: PES 2010-Video-Fazit
Pro
- vielschichtiger Spielaufbau
- aufgewertete Meisterliga
- klasse Spielergesichter
- ansehnliche Plätze
- viele unberechenbare Situationen
- wuchtige Schüsse und Kopfbälle
- komplexe Taktikregler
- starke Gegnerintelligenz
- deutsche Nationalmannschaft dabei
- neuer Community-Modus für eigene Ligen/Pokale
- sehr guter Netzcode zum Start
- Dribbeln auch über Analogstick
- kostenlose Downloads angekündigt
Kontra
- - abgehacktes Spielgefühl
- monotone Zweikämpfe
- unrealistische Ballphysik im Mittelfeld
- absolut steriler Karrieremodus
- grausam eintönige Fangesänge
- roboterhafte Laufanimationen
- schwaches Offensivlaufverhalten
- kaum Bewegung bei Standards
- keine deutsche Club-Mannschaft
- schwache Torhüter bei Schüssen
- Trick-Stick bringt kein neues Spielgefühl