FIFA 10 - Test, Sport, 360, PC, PSP, PlayStation3, PlayStation2, iPhone, Wii, NDS
Wackelpudding in den Beinen
Das sind KI-Aussetzer, zu denen sich allerdings auch noch weitere wie sinnlose Pässe und Schüsse oder ein paar Grafikfehler wie flackernde Katakombeneingänge gesellen; dazu gibt es kaum wieder erkennbare Stadien und einfarbige Trikots. Auch die Spielermodelle sehen trotz offizieller Lizenzen nicht wie die Profis aus, deren offiziellen Namen sie tragen - dagegen bietet die arcadige Wii-Version fast Fotorealismus an. Okay, das mag hart klingen, denn der Rest der Präsentation kann sich sehen und sogar hören lassen: Die Stadien im Abendrot werden pompös inszeniert, Fans feiern laustark im Hintergrund, Blitzlicht ist zu sehen, wallende Fahnen, es gibt Kommentare und die Kamera schwenkt schön auf den Anstoßpunkt. Und was sich richtig gut anfühlt: Die Distanzschüsse, die richtig krachen. Was richtig träge dargestellt wird: Die Elfmeter - man zieht den Ball per Finger in eine Ecke und dann schwebt er viel zu langsam dorthin.
Auf der Suche nach Spielfluss
Doppelpassmanöver über A, B, A oder gar Dribblings sind viel zu fehleranfällig und das Wechseln der Spieler ist auch über das direkte Fingertippen einfach nicht flüssig genug. Was bringen mir da all die Ligen, Turniere, Online-Matches oder der
Karriere-Modus "Be A Pro"? Der läuft fast genau so ab wie auf den großen Konsolen, man bekommt Feedback für gute Pässe oder Tore und kann einen selbst erstellten oder ausgesuchten Profi weiter entwickeln.Die Steuerung der trägen und kaum individuellen Spieler gleicht aber gerade zu Beginn einem mechanischen Glücksspiel. Selbst wenn man sich wirklich zusammen reißt, die Empfindlichkeit in den Menüs etwas anpasst, auf eine andere der sechs Kameraperspektiven wechselt und sich so richtig konzentriert, plätschert nur so etwas Ähnliches wie ein Spielflüsschen vor sich hin. Aber nur ganz kurz. Und das ist viel zu zickig, als dass wirklich Spaß aufkommt, weil das offensive Laufverhalten der eigenen Leute katastrophal ist. Zumal die Defensive trotz möglicher Doppeldeckung einfach nicht effektiv genug funktioniert. Wer kam nur auf die Idee, dass man für eine Grätsche tatsächlich über die Knöpfe streichen muss? Das geht gar nicht! Wird es mit der optionalen Kipp-Steuerung besser? Nicht wirklich: Man kann den Spieler dann zwar über das Schwenken des iPhone etwas präziser lenken und per Sprintknopf beschleunigen, aber durch das Gewackel verliert man ihn natürlich auch mal aus dem Auge. Egal wie man es dreht und wendet: Hier gewinnt am Ende nur der Frust.
Fazit
Dass Robben nicht für den FC Bayern aufläuft, ist das einzig Realistische an diesem mechanischen Wackelkick. Aber selbst das liegt auf dem iPhone nicht an seiner Verletzung, sondern am nicht ganz aktuellen Kader. Trotz offizieller Lizenz und einem Aufgebot von 30 Ligen und 570 Teams, trotz gelungener Soundkulisse, vielen Spielmodi von der Karriere bis hin zu Online-Matches, kann Electronic Arts auf Apples kleiner Kiste einfach kein Fußballfeuer entfachen. Im Gegenteil: Dieses Spiel törnt richtig ab. Ich habe selten so geflucht. Und zwar nicht unbedingt deshalb, weil die KI einige katastrophale Totalaussetzer hat, weil es Grafikbugs oder Roboteranimationen gibt, sondern weil die Steuerung eine unpräzise Zumutung ist, die jeden Spielfluss im Keim erstickt. Machen wir es kurz: iPhone und Echtzeitfußball gehen hier eine schreckliche Symbiose ein, die auch angesichts des Preises die rote Karte verdient.
Pro
- offizielle Ligalizenzen
- Schüsse krachen gut
- Karriere-, Manager & Online-Modus
- klasse Soundkulisse+ gut inszenierte Stadien
- deutsche Sprache wählbar
Kontra
- unpräzise Steuerung
- roboterhafte Bewegungen
- einige KI-Totalaussetzer
- schwaches Laufverhalten
- lahme Elfmeter
- ineffiziente Defensivmanöver
- zickiger Spielerwechsel
- kein Profi-Wiedererkennungswert
- keine originalen Stadien & Trikots
- kaum spektakuläre Szenen
- Kader nicht ganz aktuell
- einige Grafikfehler