Mario & Sonic bei den Olympischen Winterspielen - Test, Sport, NDS, Wii

Mario & Sonic bei den Olympischen Winterspielen
16.10.2009, Benjamin Schmädig

Test: Mario & Sonic bei den Olympischen Winterspielen

Endlich Winter! Wieso? Weil es wieder an der Zeit ist, es sich mit Tröte und Rassel vor dem Olympia-Fernseher bequem zu machen? Nicht ganz. Aber wenn man in die Haut eines digitalen Schnee-Athleten schlüpft, dann geht die Post ab! Und zwar nicht nur mit dem alljährlichen 49Games-Spektakel oder dem offiziellen Spiel zu Vancouver 2010 - gleich zu Beginn der Saison gehen auch Klempner-Größe und Igel-Ikone an den Start. Start frei für Segas Mash-Up-Olympiade!

Es ist ja nicht das erste Mal, dass sich die zwei Serientäter die Hand zum sportlichen Wettstreit schütteln: Schon die vergangene Sommer-Olympiade wurde von den Maskottchen begleitet und daran will Sega anknüpfen. Ein Schelm, wer dabei an mehr als zehn Mio. verkaufte Exmeplare des Vorgängers denkt! Ein Schelm aber auch, wer es Sega nicht gönnt - als Mario und Sonic bei den Olympischen Spielen antraten, lieferten sie sich immerhin spritzige Laufbahn- und Hochsprungwettkämpfe, bevor sie schließlich auch



Die Rückkehr der Bestseller

20 Charaktere sind es diesmal auf jedem System, die sich in Nylon-Gewebe und Schlittschuhe zwängen. Und wer ihre Fähigkeiten wie Geschwindigkeit, Technik, Kraft und Ausdauer erst einmal gegeneinander abwiegen möchte, kann dies im Training oder im Einzelspiel tun. Gut, dass es auf Wii nicht nur ein separates Training, sondern auch ein interaktives Tutorial gibt, in dem man von der ersten Erklärung an selbst Hand anlegen darf. Das ist vorbildlich, denn so hat man die durchweg eingängige Steuerung blitzschnell verinnerlicht. Das Balance Board benötigt man dabei nicht - in einigen Disziplinen wird es aber unterstützt. DS-Neulinge haben dagegen lediglich die Wahl, ob sie vor einem Wettkampf ein Video sehen wollen, welches die Grundlagen erklärt. Diese relativ laaangen Clips ernähren sich allerdings vorrangig von Nervenzellen - legt also ein paar davon zur Seite.

Im VIDEO: der Vorspann und einige Disziplinen. Klempner und Stacheltier scheinen gut in Form...

in ungewöhnlichen Fantasie-Disziplinen um Gold rangen. Und tatsächlich setzen die Entwickler dem kurzweiligen Sport-Spektakel noch eins drauf; besonders auf dem DS gibt es ein munteres Schneetreiben!

Mögen die Spiele beginnen!

So oder so: Erst die Übung macht bekanntlich den Meister. Man könnte also kurzerhand ein kleines Turnier erstellen und sich mit Tails, Wario, Amy oder Bowser Jr. schon mal warmlaufen. Gesagt, getan? Denkste! Eigene Turniere gibts auf Wii nicht, was besonders dann ärgerlich ist, wenn man mit Feunden um die Wette rütteln, schütteln und drehen will. Nur wer auf dem DS überwintert, darf ein so genanntes Multirundenspiel zusammenstellen. Notfalls tun es Einzelspiele aber auch und schon steht man in mehr als einem Dutzend olympischen sowie ähnlich vielen frei erfundenen Disziplinen am Start. Dabei gibt es kleine Unterschiede, so dass Handheld-Profis im Snowboardcross, Wii-Besitzer dafür im Ski Cross antreten. Und wo die Schnellballschlacht auf der Konsole einer Partie 2-Felderball gleicht, wollt man am DS in einer Schnellballwurfmaschine durch ein Labyrinth aus Mauern und Eisklötzen.

Ich bin ja Eiskunstläufer. Nein, damit ist nicht meine läppische vier Wochen dauernde "Karriere" vor gut 25 Jahren gemeint - ich fühle mich nur einfach in dem hiesigen Reaktionsspiel pudelwohl! Mein, im Idealfall technisch versiertes, Alter Ego schlittert nämlich zu Schwanensee und Nussknackern

Kalter Pfirsich: Die Prinzessin zeigt was sie kann.


Spannendes Schneetreiben?

recht elegant übers Eis, während ich mich in den angezeigten Augenblicken mit Stylus und Remote drehe, das Gleichgewicht halten muss oder in der richtigen Reihenfolge Zahlen antippe, um bis unters Dach zu springen. Noch besser ist der Fantasie-Ableger dieses realen Sports, denn der findet nicht nur vor märchenhafter Kulisse statt, sondern lässt mich auch kleine Bösewichter aus dem Weg kicken und sogar einen Boss per Rhythmusspiel kaputt-skaten - hihi!

Viel Spaß machen auf Wii auch kooperative Wettbewerbe. Wenn bis zu vier Spieler beim Start ihre Remote totschütteln und anschließend jeder seinen Beitrag beim Lenken des Bobs leistet, kommt zumindest nicht nur Teamgeist auf, sondern es fliegen auch herrlich panische Anweisungen durch den Äther: "Links, alle nach links! Das andere Links!!!" DS-Mehrspieler müssen zwar auf die kooperative Olympiade verzichten, tragen dafür aber auch Turniere aus oder messen sich wie ihre Wii-Kollegen in einem der drei Partyspiele - und zwar im Gegensatz zum Vorgänger mit nur einem Modul. Nicht zuletzt dürfen Handheld-Besitzer ihre Replays in Form von Geisterfahrern untereinander tauschen und somit indirekt um Bestzeiten zu kämpfen. Wii-Sportler müssen sich mit einer weltweiten Rangliste begnügen - welche es auch in einer DS-Variante gibt. Auch wenn mir auf lange Sicht noch immer der Wettstreit übers Internet fehlt: In Sachen Multiplayer macht den beiden Maskottchen kaum einer was vor!        

Schade nur, dass man auf beiden Plattformen den Schwierigkeitsgrad nicht ändern darf. Solisten vergeht jedenfalls schnell der Spaß, weil sie sich langweilen. Selbst größtenteils spielfremde Mehrspieler-Partner wünschen sich mitunter eine größere Herausforderung! Sei's drum; so bleibt das Zusammentreffen von Mario und Sonic eben zum größten Teil ein ebenso kurzweiliges wie etwas zu kurzlebiges Duell zwischendurch. Das gilt für sämtliche Disziplinen - auch wenn Eishockey (eine Art "NHL Light"), Curling und besonders die Wii-Fantasie-Sportarten (u.a. Abfahrtsläufe mit Mario Kart-ähnlichen Extras oder Sonic-kompatiblen Beschleunigsungsfeldern sowie ein Duell zwischen Drachengleitern) etwas mehr Einarbeitungszeit benötigen. Reicht es im Normalfall, die Remote zu schwenken oder sich durch eine Drehung der Fernbedienung in die Kurve zu legen, schießt man in der Traumwelt schließlich auch Schildkrötenpanzer und pappt hinter einer Deckung neue Schneebälle zusammen. Auf DS bleibt die Steuerung auch im Fantasiereich sehr einfach - das Überfliegen notwendiger Extras und Punkte sowie die weitläufigeren Areale verlangen allerdings auf beiden Systemen mehr Übersicht als die traditionellen Austragungen.

Etwas ärgerlich stößt mir zwar die leichte Verzögerung nach vielen Eingaben auf, diese fällt bei dem rasanten Luft-Gewackel und Bildschirm-Gekratze allerdings nur am Rande auf. Ähnlich erwähnenswert, aber letztlich nebensächlich sind die mittelprächtigen Kulissen, in denen auf Wii nicht einmal ein passables Geschwindigkeitsgefühl aufkommt. In den grafisch aufwändigeren Fantasiewelten stemmt die Technik sogar nur gerade so den flüssiges Ablauf... Und warum ist das nebensächlich? Weil auf beiden Systemen trotz dieser Schwächen sowie grob aufgelöster Zuschauer eine stimmungsvolle Atmosphäre entsteht. Seit Lotus Turbo Challenge 2 habe ich ohnehin ein Faible für winterliche Landschaften, und das wird von Segas Olympiade ganz hervorragend bedient. Ich wünschte nur, die berühmte Helden-Riege würde auf Wii mehr tun als vor und nach einem Wettbewerb mal kurz im Bild zu sein. Hier versammeln sich immerhin ein paar der beliebtesten Charakterköpfe

Winterliches Abenteuer: Am DS kommen Solisten am besten auf ihre Kosten.
der Videospielgeschichte - ohne als solche in Aktion zu treten.

Wie flüssig wird der Winter?

Der Nachgeschmack liegt noch bitterer auf der Zunge, weil sie der DS umso gezielter ins Rampenlicht rückt. Denn während auf Wii der eigentliche große Wettkampf sowie die Mehrspieler-Olympiade im Vordergrund stehen, erlebe ich auf dem Handheld eine sympathische Geschichte um Schneegeister, die von Bowser und Eggman entmopst wurden. Der Grund für die böse Tat: Es sind die Schneegeister, die es schneien lassen, und die beiden Bösewichte wollen das winterliche Großereignis ganz stammesgerecht unterbinden... Was bleibt mir also anders übrig, als mit Mario und Sonic eine Hand voll Schauplätze zu erkunden, in denen zahlreiche Herausforderungen auf mich warten? Dabei handelt es sich um sämtliche olympische Disziplinen sowie witzige Einlagen wie das Pusten von Luftballons über das Mikrofon - und durch sportliche Erfolge erhalte ich Zugang zu weiteren Gebieten sowie neuen Charakteren. Nicht zuletzt schalte ich einige der Fantasie-Sportarten hier erst frei. Das ständige Abklappern der Umgebung kann dabei unangenehm langwierig sein und vom eigentlichen Spiel ablenken. Und nein, ich habe natürlich keine nennenswert witzigen Dialoge gelesen oder gar ein Epos erlebt. Im Gegenzug sind die Wettbewerbe aber fordernder als im Einzelspiel, so dass es nicht nur sinnvoll ist, sondern richtig viel Spaß macht, sich in die Disziplinen auch reinzuknien!

Der Einzelgänger

Die Karriere auf der Konsole bietet dieses Erlebnis leider nicht; das Abspulen eines 17-tägigen olympischen Kalenders samt Trainingssitzungen und Boss-Herausforderungen (z.B. Metal Sonic oder die Kanonenkugel aus Mario-Abenteuern) ist zwar eine Zeit lang unterhaltsam. Auf Dauer fehlte mir aber neben der Herausforderung vor allem die Abwechslung. Immerhin gibt es das Wii-Olympia in zwei Ausführungen: einmal mit sämtlichen Solo-Disziplinen und ein zweites Mal mit allen Team-Sportarten. Und an Letzteren dürfen sogar bis zu vier Freunde teilnehmen. Wahlweise darf man seinen Besuch, die Geschwister oder gar die Eltern auf beiden Plattformen übrigens auch zum Partyspiel einladen. Auch an dieser Variante hatte ich allerdings nicht lange Spaß. Denn ob man sein Glück im Bingo versucht oder sein Geschick im Luftballon-Schießen beweist: Hier wird nicht einfach gepuzzelt oder gezielt - zwischendurch steht auch das Absolvieren der normalen Wintersport-Disziplinen an. Und die halten das eigentlich kurzweilige Vergnügen unnötig auf. Besonders auf Wii, wo vor und nach jedem der kurzen Wettbewerbe spürbare Ladezeiten anstehen, verfehlen die gut gedachten Partyspiele ihr Ziel.      

Fazit

Ich hatte den Klempner und seinen blauen Kumpel gar nicht auf der Rechnung: Noch eine Minispiel-Sammlung, noch eine Aneinanderreihung relativ oberflächlicher Sportarten, die nur in Gemeinschaft so richtig Laune machen? Wie öde! Doch ich hatte mich glatt verrechnet! Marios und Sonics Verwandlung zu Wintersportlern katapultiert sich dank kooperativem Wii-Spiel und des umfangreichen Mehrspieler-Inhalts auf DS nämlich in die Oberliga der Sportsammlungen. Es gibt zahlreiche reale und fiktive Disziplinen, die man trotz einer nicht immer unmittelbaren Steuerung ratzfatz intus hat - für Multiplayer-Abende ist das nahezu perfekt. Vor allem die knackigen Solo-Herausforderungen des DS- Abenteuers konnten mich unerwartet lange unterhalten! Umso unverständlicher, dass die Konsolen-Variante der Karriere ungleich dröger ausfällt und man keine eigenen Turniere erstellen darf. Beides bricht der Wii-Fassung nicht das Genick, sie fühlt sich aber an wichtigen Punkten weniger komplett an als ihr "kleiner" Bruder. Hinzu kommt, dass sich Igel und Handwerker noch immer nicht in Online-Gefilde wagen und dass man den Schwierigkeitsgrad der meisten Disziplinen nicht frei wählen darf. Besonders Letzteres drückt die Motivation auf Dauer leider spürbar. Die Partyspiele sind hingegen nicht kurzweilig genug, was ihre Daseinsberechtigung als kleine Häppchen in Frage stellt. Doch trotz aller Kleinigkeiten: Die Maskottchen legen souverän vor - die Winterspiele dürfen beginnen!

Pro

  • zahlreiche Disziplinen
  • einige sehr spaßige Traum-Wettkämpfe
  • ausführliche Beschreibungen der Steuerung
  • stimmungsvolles Winter-Ambiente
  • umfangreicher Abenteuer-Modus (DS) und
  • motivierende Karriere für bis zu vier Spieler (Wii)
  • tolle Team-Wettbewerbe (Wii)
  • leicht zu lernende Steuerung
  • Spannend: Sportarten in Party-Spiele eingebunden
  • interaktive Tutorials zur Steuerung (Wii)
  • Online-Tausch von Spieldaten und Geistern (DS)

Kontra

  • keine Online-Mehrspieler-Variante
  • grafisch nur mittelprächtig
  • für Solo-Spieler viel zu leicht (Wii)
  • Charakteren fehlt ihr typisches Eigenleben (Wii)
  • es dürfen keine eigenene Turniere erstellt werden (Wii)
  • Ladezeiten und zu kurze Wettbewerbe halten Partyspiele auf (Wii)
  • Abklappern der Abenteuer-Städte selten spannend (DS)
  • keine interaktiven Tutorial-Videos, kein Vorspulen (DS)

Wertung

NDS

Für Solisten und Familienfeste: Das winterliche Handheld-Treiben ist trotz kleiner Schwächen ein rundes Olympiafest.

Wii

Die Steuerung ist leicht erlernt, bis zu vier Spieler kommen auf ihre Kosten - nur Einzel-Athleten bietet die Wii-Olympiade zu wenig.