Rückkehr zur geheimnisvollen Insel 2 - Test, Adventure, PC

Rückkehr zur geheimnisvollen Insel 2
11.11.2009, Bodo Naser

Test: Rückkehr zur geheimnisvollen Insel 2

Gibt es eine Rückkehr zur Rückkehr? Nein, es ist nicht etwa ein weiterer Star Wars-Teil gemeint oder die Neuauflage von Schwarz-Gelb, sondern Die Rückkehr zur Geheimnisvollen Insel 2, die Kheops nun fabrizierte. Darin kehrt die Heldin auf ein Eiland zurück, von dem sie im ersten Teil floh. Was erwartet sie in der von Jules Verne inspirierten Welt?

Eigentlich sollte man meinen,

Das mysteriöse  Eiland lässt nicht nur die Entwickler nicht los sondern auch die Helden des zweiten Teils.  
dass mit der ersten Rückkehr zur Geheimnisvollen Insel alles erledigt sei. Denn am Schluss wurde die Protagonistin abgeholt und  verweilt doch sicher gemütlich zu Hause. Man kann sich gut vorstellen, wie sie nach all den Entbehrungen zusammen mit ihrem getreuen Affen ne Tasse Tee schlürft. Doch es ist nicht alles gelaufen wie geplant, denn der Hubschrauber, der die beiden retten sollte, stürzte ab. Fast sieht es so aus, als wäre er abgeschossen worden. Was steckt dahinter? Wer sich nicht mehr an den ersten Teil erinnert, kann sich praktischerweise dessen Zusammenfassung anschauen. So erfährt man u.a., was der gute Kapitän Nemo mit der ganzen Sache zu tun hatte.

Nicht losgelassen

Nun ist Mina also ein weiteres Mal auf dem mysteriösen Eiland gestrandet. Da ihr Aufenthalt abermals unfreiwillig ist, bleibt das Hauptziel dasselbe: Die Insel so schnell wie möglich zu verlassen. Nur wie? Schon letztes Mal war das ein ganz schöner Akt, bei dem sie Himmel und Hölle in Bewegung setzen musste. Abermals will die Heldin einen Hilferuf absetzen, was ihr aber durch allerhand Widrigkeiten schwer gemacht wird, die es zu überwinden gilt. Die Story ist dünn wie verstrichene Butter auf Brot, denn sie dient bloß der Verkettung der Rätsel. Zudem lässt man sich wieder Zeit, bis die Katze aus dem Sack ist, denn über lange Strecken muss man in punkto Hintergrund im Trüben fischen.

So konzentriert sich alles auf die Freundschaft zwischen Jep und Mona, die schon im ersten Teil tonangebend war. Die

Wenn Mina mal wieder feststeckt, muss ihr Äffchen ran, das sie mehr als einmal aus einer prekären Situation rettet.
Protagonistin kann sich wenigstens auf ihren Affen verlassen, der tapfer zu ihr hält. Man kann die beiden abwechselnd spielen, was für ein Mindestmaß Abwechslung sorgt, obwohl man meist durch dieselbe Gegend streift. Gleich zu Beginn des klassischen Abenteuers spielt man Jep, der seiner Herrin helfen muss. Sie hat sich beim Absturz verletzt und kann sich nicht bewegen. Jep muss ihr Verbandszeug suchen, sie aufmuntern und vor wilden Tieren beschützen. Gar nicht so einfach für ein vergleichsweise kleines Äffchen, aber mit Köpfchen kommt man weiter.

Mensch und Tier

Das macht zunächst durchaus Spaß, da es mal was anderes ist, die zweidimensionale Welt aus der Perspektive eines kletternden Vierbeiners zu sehen. Der ist zwar wasserscheu, ängstlich und kann keine Gegenstände miteinander kombinieren, aber dafür kann er auf Bäume steigen. Die Handhabung des Inventars ist umständlich geraten, da immer Sachen im Zwischenbereich bleiben, wenn man ihn nicht ausräumt. Das Inventar verfügt über mehrere Abschnitte und kann nicht durchgescrollt werden - stattdessen ist Klicken angesagt. Will man einen Gegenstand verwenden, muss man ihn erst einloggen, was insbesondere beim Durchprobieren nervt, aber öfters vorkommt. Ebenso umständlich ist es, Mina etwas zu geben; die Bedienung mutet unterm Strich altbacken an.

Schließlich wechselt die Perspektive 

Wie kommt man an den Honig? Neben Apparaturen muss man auch brenzlige Situationen bewältigen. 
und man spielt fortan Mina, die Jep auf die Schulter genommen hat, wofür es übertriebenerweise sogar ein extra Menü gibt. Der Rest läuft in Egosicht und man sieht, dass man etwas höher steht als der Affe für sich. Ansonsten ist die Insel aber weniger realistisch als vielmehr fantastisch, denn die beiden finden allerhand komische Maschinen, für die es keinen Besitzer zu geben scheint. Gehörten sie einst Kapitän Nemo? Dann muss man einen Roboter reparieren, was doch etwas komplexer ist als die Aufgaben, die sonst so anstehen. Echte Kopfnüsse sind eher selten; meist reicht es, wenn man die richtige Sache am richtigen Ort anbringt.

Maschinen in Gang setzen

Ob man etwas richtig gelöst hat, merkt man immer dann, wenn eine kurze Comicsequenz abläuft. Hier sieht man etwa, wie Jep und Mina zum Wrack tauchen. Was zu tun ist, erfährt man aus dem Menü, wo alle Aufgaben aufgeführt sind. Zudem werden für Rätsel Punkte verteilt, was aber kaum mehr als eine Spielerei ist, da es ohnehin kaum Stellen gibt, wo es mehrere Wege gibt. Gerade einmal, wenn Mina barsch verlangt, er solle sich doch waschen, kann man das auf mehrere Arten hinkriegen. Bei den größeren Rätseln gibt es nur einen Weg, weshalb das Point&Click sehr linear wirkt, auch wenn man innerhalb der Wege frei umherlaufen darf. Allerdings auch nur von Raum zu Raum, wie man es von Render-Aventures seit Myst kennt.

               

Neben diesen recht klassischen Aufgaben gibt es

Obwohl man sie auch übers i-Phone spielen kann, sind die Minispielchen hektisch und leiden unter einer ungenauen Bedienung. 
auch noch Minispielchen, die die übliche Rätselei mit ein wenig Geschicklichkeit auflockern sollen. Das verkehrt sich ins Gegenteil, da sie für reinen Spaß zu nervig sind. Man muss etwa mit einem Grashalm Ameisen aufsammeln, die hektisch über den Boden sausen. Diese Spielchen kann man sich aufs i-Phone runterladen, wo man sie dann lösen kann. Das ist freilich mehr eine Spielerei, um vermeintlich hipp zu sein. Zudem ist es vielfach nicht nötig, da man selten an einer Passage so lange knobelt, dass man sie sich extra aufs Handy lädt.

Spielchen fürs Handy

Die Belebung gelingt auch deswegen nicht, weil die Steuerung alles andere als akkurat funktioniert. An einerStelle soll man Nüsse mit einem Stein zerklopfen, die man dann essen kann. Man muss per Mausknopf den Brocken hochreißen, zielen und loslassen. Zu oft springt die Frucht weg oder wird zerquetscht, was nervt. Zum Glück ist man nicht auf die Samen angewiesen und kann was anderes mampfen, um den Lebensbalken wieder nach oben zu bringen. Immerhin: Bei wichtigen Passagen kann man solche Spielchen umgehen, indem man Punkte bezahlt. Allerdings will einen das Spiel wohl quälen, denn man muss dafür erst einige Versuche in den Sand setzen.

Bereits in Jules Vernes Roman müssen sich die Heden ganz schön was einfallen lassen, um weiter zu kommen. Da wird etwa versucht, Zucker aus den verschiedenen Rohstoffen zu produzieren. Das Spiel gibt sich Mühe, um Entdeckerdrang zu entfachen, was aber nur bedingt aufgeht. Auch hier ist es nötig immer wieder Sachen zu erforschen, zu probieren und einzusetzen, obwohl es kaum an die Dichte des Buches heran reicht. Auf der Verpackung steht etwas von Ökologie, was nun wirklich völlig übertrieben ist, denn die Umwelt kommt so gut wie nicht vor. Man trifft zwar auf eine Meeresschildkröte, was aber keinesfalls eine ökologische Lehrstunde ist.

Wenig mysteriös

Auch sonst wird die von Verne ersonnene Welt allenfalls angedeutet, denn wie auf einer mit Geheimnissen erfüllten Tropeninsel kommt man sich nicht vor. Schon eher wie in der unbewegten Kulisse eines mittelprächtigen französischen Adventures, was es letztlich auch ist. Die angestaubte Render-Grafik reicht allenfalls für ein Abenteuer, das lose auf Verne basiert. Die Umgebung wirkt steif, steril und ist alles andere als lebendig. Und wenn mal eine Schlange irgendwo hoch zischt, wirkt sie wenig bedrohlich. Der Jaguar schleicht zwar herum, aber eben nur auf seinen festen Wegen. Man kann weder vom Spiel gefesselt noch von ihm gefressen werden.

    

Fazit

Die Macher von Rückkehr zur Geheimnisvollen Insel 2 geben sich alle Mühe, ihr Adventure moderner erscheinen zu lassen: Filmische Comiceinlagen, Perspektivwechsel, Minispielchen und sogar iPhone-Einsatz sollen möglichst innovativ wirken, verpuffen aber als Aktionismus. Dieses Brimborium liefert allenfalls den dünnen Anstrich von Modernität, denn unter der gelackten Render-Oberfläche schlummert dasselbe alte Point&Click. Obwohl auch mal Geschick gefragt ist, löst man in der Regel die ollen Rätsel, die es auch schon bei Egypt 3, Das Geheimnis der vergessenen Höhle oder Dracula 3 gab. Und die sind nicht mal anspruchsvoll, sondern leiden unter der umständlichen Bedienung. Bewegung ist außerhalb der festgefahrenen Schienen kaum gefragt. Der Dschungel wirkt also nur wie eine dürftige Illusion, die zudem mit weitgehend unbewegten Bildern auf wackligen Beinen steht. Ebenfalls kaum eine Rolle spielt Jules Vernes literarischer Hintergrund, denn er kommt kaum vor. Stattdessen gibt es eine auf Rührung getrimmte, überaus flache Story um Mensch und Tier, die letztlich kein echtes Mitgefühl aufkommen lässt. Dafür ist die Welt schlicht zu kahl, menschenleer und technisch. So wird wohl nur der zufrieden sein, der noch ein Lizenz-Abenteuer von Kheops braucht. Aber mal ehrlich: Wer braucht das schon?

Pro

  • auch als Affe spielen
  • klassische Rätsel
  • bisweilen Geschicklichkeit gefragt

Kontra

  • Spiel zieht sich
  • dünne Story
  • viel zu simple Rätsel
  • Jules Verne light
  • wenig Freiheit
  • langatmige Präsentation

Wertung

PC

Jules Verne dient hier nur als Vorwand, ein allenfalls mittelprächtiges Abenteuer an den Mann zu bringen.