Hero of Sparta - Test, Action-Adventure, iPhone, PSP

Hero of Sparta
22.10.2009, Mathias Oertel

Test: Hero of Sparta

Unter anderem inspiriert von Sonys God of War hat das Team von Gameloft mit Hero of Sparta für iPhone bzw. iPod Touch sein eigenes antikes Heldenepos abgeliefert, das zwar im Detail einige Wünsche unbeantwortet ließ, aber dennoch zu unterhalten verstand. Im Rahmen der PSP-Minis feiert der antike Held seine Wiederauferstehung, die allerdings bei der Umsetzung technisch gelitten hat.

Dieser Eindruck setzt sich fort, sobald man im Spiel ist: Wie in God of War ist man auf linearen Pfaden unterwegs, die rechts und links keine Möglichkeit zur Erforschung erlauben. Wie beim großen Vorbild wartet ein breites Spektrum an

Farbenfroh, aber unsauber: Die Engine wurde hinsichtlich der bereits auf iPhone enthaltenen Mankos nicht mehr überarbeitet.
mythologischen Kreaturen wie Minotauren, Riesenskorpione oder Medusen in den acht umfangreichen Abschnitten, um in leicht zugänglichen und zumeist spektakulär inszenierten Kämpfen in den Hades geschickt zu werden.

Kratos kleiner Bruder

Hero of Sparta (HoS) beginnt verheißungsvoll mit einem stimmungsvollen Rendervideo, das hinsichtlich Artdesign, mythologischer Einordnung und Kampfaction Erinnerungen an Kratos wach werden lässt.

Und nachdem man sich bei Entwickler Gameloft wirklich gut angeschaut hat, was die Kollegen aus Sonys Santa Monica-Studio geleistet haben, gibt es allerlei Aufsammelbares. Dazu gehören z.B. Kristalle, die entsprechend akkumuliert entweder die Leiste für Lebensenergie oder die für Sonderattacken permanent verlängern. Und natürlich gibt es auch die Orbs, die in roter Form genutzt werden können, um die fünf Waffen zu verstärken und die in grün bzw. blau verlorene Energie wieder auffüllen.

So penibel sich HoS inhaltlich an den von Kratos vorgegebenen Fußstapfen fortbewegt und so fasziniert man auch ist, dass dieses Prinzip nach der iPhone-Premiere auch als Mini für Sonys Handheld funktionieren kann, so schnell fallen bis zum Abschluss des gut sechs Stunden langen Abenteuers die Mankos auf, die den qualitativen Unterschied nicht nur zu God of War ausmachen und die auch durch den Mini-Preis nicht abgemildert werden können.

Selbstredend dürfen bei so vielen Anlehnungen an God of War auch spektakuläre Bosse nicht fehlen, die schließlich in einem Quicktime Event ihrem verdienten Ende zugeführt werden.

Kleine Schalterrätsel sowie Fallen, denen ausgewichen werden muss (die aber auch den sehr vorhersehbaren Gegnern schaden), runden die "Fremdinspiration" ab.

Vom iPhone zur PSP

Dazu gehört z.B. die Steuerung, die auf lange Sicht zu schwammig ist, um für Furore oder gar akkurat gesetzte Hiebe sorgen zu können. Ob dies jetzt auf Überreste des virtuellen Sticks der iPhone-Version zurückzuführen ist, der seinerzeit überzeugen konnte, oder andere Gründe hat, ist unklar. Fest steht allerdings, dass die Ausrichtung der Figur sowie die Angriffe alles andere als zuverlässig funktionieren.

Und die Engine, die bereits auf dem Apple-System mit Problemen zu kämpfen hatte, wurde für die Mini-Neuauflage -wenn 

Der "Mini"-Bruder des Kriegsgottes Kratos bleibt nicht nur visuell hinter den Erwartungen zurück.
überhaupt- nur minimal angefasst und zeigt sich nicht von ihrer besten Seite: Beständige Ruckler, Clipping-Fehler und der eine oder andere Animations-Malus stören das Gesamtbild empfindlich.

Noch schlimmer hat es allerdings die Akustik erwischt: Im Gegensatz zu den brachialen Gefechten fehlt der Musik die Wucht. Die ohnehin nur unspektakulär erzählte Geschichte kommt vollkommen ohne Sprachausgabe aus. Doch darüber kann man noch hinwegsehen. Aber dass die Musik teils gar nicht zum Geschehen passt sowie schlecht überblendet wird, ist höchst ärgerlich. Immerhin scheinen die Soundaussetzer, die den iPhone-Helden plagten, der Vergangenheit anzugehören. Doch auch das reicht nicht mehr zur Rettung. Denn letztlich rutscht das von Anfang bis Ende etwa fünf bis sechs Stunden in Anspruch nehmende Abenteuer durch die technischen Mankos deutlich aus dem "Gut"-Bereich hinaus, den es sich eigentlich redlich verdient hätte - vor allem auch deutlicher als seinerzeit die iPhone-Version.

Daran kann auch die Kombination von Angriff, Deckung, Spezialattacken sowie ggf. Waffenwechsel und die sich daraus entwickelnde Dynamik nichts ändern. Ähnlichkeiten zu God of War allein reichen nicht aus, denn letztlich macht Hero of Sparta auf der PSP zu wenig aus den vorhandenen Möglichkeiten - Mini hin oder her.

  

Fazit

Mechanisch hangelt sich Gameloft mit seinem Helden aus Sparta penibel an der von God of War vorgezeichneten Erfolgsformel entlang. Größtenteils sogar unterhaltsam - trotz der Steuerungsdefizite, die man auf PSP nicht erwartet und die eigentlich nur von einer unzureichenden Umsetzung des virtuellen Sticks der iPhone-Variante herrühren können. Die Kämpfe sind brachial und machen trotz der Tendenz zu blindem Knopfgehämmer beinahe so viel Spaß wie beim übermächtigen Vorbild - auch wenn sie gegen Ende hin zu eintönig werden, da sich die Faszination abnutzt. Die Kulisse hingegen zeigt nach dem eindrucksvollen Renderfilm zu viele Fehler wie immer wieder kehrende Ruckler oder Probleme mit der Kollisionsabfrage. Mankos, die bereits auf Apple-Systemen störten und die man eigentlich in der Zwischenzeit hätte ausräumen können. Man kann zwar durch den (auch preislichen) "Mini"-Status Einiges entschuldigen, doch selbst kostengünstige PSP-Titel sollten technisch einen gewissen Anspruch erfüllen. Der fehlt übrigens auch der Akustik und dem spröden Erzählstil. Hier lässt Kratos kleiner Bruder mangels Feinschliff viele Punkte liegen. Das Prinzip der Minis, Unterhaltung für schmales Geld zu bieten, ist lobenswert. Doch billig muss nicht immer "billig" sein. Und wenn man schon ein iPhone-Spiel umsetzt und es teurer anbietet, macht es doch bitte richtig, damit sich wenigstens irgendwo ein Mehrwert einstellt.

Pro

  • God of War-Spielprinzip
  • spannend inszenierte Bosskämpfe
  • farbenfrohe Engine...
  • acht Abschnitte
  • fünf aufrüstbare Waffen
  • Rückkehr in bereits besuchte Abschnitte möglich
  • stimmungsvolles Renderintro
  • Fallen, leichte Rätselelemente
  • Quicktime-Events

Kontra

  • Akustik fehlt die letzte Wucht
  • schwache Soundkulisse- ... die aber unter ständigem Ruckeln leidet
  • brüchige Musiküberblendungen
  • unspektakuläre Erzählstruktur
  • Klongegner
  • Clipping-Fehler
  • kein freies Springen
  • enge Levelgrenzen

Wertung

PSP

Der Sprung vom iPhone auf die PSP hat der Held nicht ohne Schaden überschaden: Inhaltlich unterhaltsam, technisch auch für ein kostengünstiges "Mini"-Spiel zu wenig.