Pro Evolution Soccer 2010 - Test, Sport, 360, iPhone, Wii, PlayStation3, PC, PlayStation2, PSP
Alles wie gehabt
Die Befehle per Remote lassen sich auch mehrmals hintereinander erteilen, so dass man auch zwei, drei Stürmer manuell in unterschiedliche Richtungen schicken kann. Hinzu kommt das ebenfalls bekannte und intelligente Pass-System, das das Anvisieren eines Punktes im freien Raum erlaubt, zu dem dann automatisch der in der Nähe befindliche Spieler läuft. Sprich: Mit der Remote auf einen Punkt nahe der Außenlinie zielen, den B-Knopf drücken, damit der Pass nach vorne geschlagen wird und der Flügelflitzer bewegt sich automatisch dorthin, um den Ball anzunehmen - will man einen hohen Ball spielen, klickt man zwei mal den B-Knopf oder lässt das automatisch regeln. Alles wie gehabt.
Die neue Macht der Ausdauer
Auf dem Platz sorgt das zunächst für deutlich weniger Tempo, denn die Ball führenden Regisseure und Stürmer versacken öfter im Mittelfeld. Allerdings wird das Spiel dadurch seinem Simulationsanspruch etwas gerechter, denn nur wer die immer noch etwas knifflig einzuleitenden Doppelpässe im Kleinklein, weite Flanken für den Raumgewinn oder schnelle Zuspiele in die Spitze einleitet, kommt vor das Tor. Darunter leiden widerum die Dribblings, denn obwohl man vom Zidane-Dreher bis zur Matthews-Finte zaubern kann, fehlt den Profis im 1 gegen 1 die Effizienz und Eleganz - schade, dass man hier über die Bewegungssteuerung nicht individuellere Akzente setzen kann. Man nutzt später kaum noch Übersteiger oder Ähnliches, sondern höchstens das kontrollierte langsame Dribbeln über den Stick des Nunchuk - der Spielaufbau ist also taktisch, aber auch nicht gerade spektakulär hinsichtlich besonderer Einzelaktionen, zumal gerade in einem Spiel mit einem Freund für Finessen die Übersicht fehlt: Immerhin tummeln sich da zwei dicke Fadenkreuze und zig Pfeile auf dem Platz.
Satte Schüsse und Freistöße
Dafür hat man die statischen Freistöße überarbeitet: Ab sofort kann man über das Drehen der Remote schon im Vorfeld etwas Schnitt in den Ball bringen, um ihn elegant über oder neben der Mauer vorbei aufs Tor zu zirkeln. Die theoretische Flugbahn wird über einen farbigen Pfeil angezeigt, der auch wie ein Regenbogen aussehen kann - in diesem Fall verfügt der Schütze über die Fähigkeit, daraus einen "Flatterball" zu machen. Wer diese Variante auf den Kasten jagt, kann beobachten wie der Ball nach der Hälfte der Strecke mit einem Drall die Richtung ändert; sehr schön für den Schützen, sehr schlecht für den Torwart, der jetzt deutlich öfter hinter sich greift. Der kann zwar im Vorfeld antizipieren, wohin das Leder fliegt und sich dementsprechend positionieren, aber ist natürlich in der schlechteren Position.
Spielmodi & Online-Duelle
Online kann man bei sehr solidem Netzcode Zufallsmatches oder Ranglistenspiele austragen - allerdings immer noch ohne Ligafunktion. Immerhin gibt es Statistiken über bisherige Partien gegen Rivalen oder Freunde. Motivierender für Solisten ist die Karriere "Mein Team", wo man auch eigene Mii-Charaktere als Spieler nutzen und online einsetzen kann. Hier startet man wie in der Meisterliga mit einem schwachen Standardteam und kann über Siege sowie spezielle Leistungen im Spiel (20 erfolgreiche Pässe, 300 Meter gedribbelt etc.) Punkte gewinnen.
Die werden wiederum in über ein Dutzend Fähigkeiten wie "Manndeckung", "Flügelspiel" oder Gegenstände aus einem Souvenirshop investiert, um aus einem 1-Sterne-Kicker irgendwann vielleicht einen 5-Sterne-Star zu machen. Wer nicht so lange warten will, kann wie letztes Jahr an der Transfer-Lotterie teilnehmen und sich neue Profis aus den bisher bespielten Clubs anhand verdeckter Karten ziehen; hier bekommt man lediglich Hinweise wie "Unheimlich schnell". Ähnlich wie in der Champions Road nimmt man mit seinem Team auf einer Weltkarte an Turnieren teil, die sich in ihrem Anspruch ständig steigern. Wer in sein Clubgelände investiert, kann ebenfalls die Mannschaftsqualität stärken.
Fazit
Die Ausdauer spielt jetzt eine größere Rolle und die Freistöße lassen sich individueller gestalten? Ich bin ernüchtert, denn das hätte Konami auch gut als Download über den Wii-Shop anbieten können - wenn Nintendo solche Updates ermöglichen würde. PES 2010 sieht im November nämlich genau so aus, hört sich genau so an und spielt sich auch fast genau so wie im März. Warum soll ich meinen acht Monate jungen Kick dafür ad acta legen? Ich sehe keinen zwingenden Grund. Das Team um Akiyoshi "Greyhound" Chosogabe hat sich zwar durchaus Gedanken gemacht und die Spielmechanik mit der Bremse für Dauersprinter etwas realistischer gestaltet, aber das sorgt unterm Strich nicht unbedingt für mehr Spaß. Das sorgt erstmal für einen langsameren Aufbau, in dem das Timing von Sprints und Pressing cleverer dosiert werden muss. Das Spiel fühlt sich dadurch allerdings auch zäher an als der Vorgänger, zumal die Dribblings nicht effizient genug sind - es geht jetzt noch mehr um Rasenschach, was ja immer noch gut ist, aber auch in mehr Arbeit als Euphorie resultiert. Man braucht für diesen anspruchsvollen Kick samt Echtzeiteingriffen in die Laufwege ohnehin mehr Zeit, weil die Hand-Auge-Koordination hier viel stärker gefordert wird als mit einem Gamepad; das führt auch dazu, dass einige Finessen auf der Strecke bleiben. Ja, die Schüsse krachen besser, man hat die erweiterte Meisterliga dabei, kann sein Mii-Team bis zur Weltklasse züchten und online geht es ebenfalls wie letztes Jahr zur Sache, wobei Ligafunktionen genau so Fehlanzeige sind wie deutsche Clubs. Und weder die fummeligen Doppelpässe noch die in der Höhe kaum definierbaren Torschüsse haben sich verbessert. Ich weiß wirklich nicht, warum ein Wii-Fußballer so schnell auf so wenig Neues umstellen sollte. Meinen Test aus dem März hätte ich auch um einen Absatz ergänzen können...
Pro
- neue Freistoßmechanik
- neue Ausaduerfunktion
- viele Spielstrategien möglich
- manuell aktivierbare Abseitsfalle
- situationsbezogenes Training
- Verteidiger können Pässe antizipieren
- starker Editor für individuelle Änderungen
- guter Netzcode & Rivalenliste
- kooperatives Spielen möglich
- aufgepeppte Meisterliga & Mein Team
- mit Classic-Controller oder Remote spielbar
- drei Steuerungsvarianten
Kontra
- es fehlt immer noch Richtungspräzision im Abschluss
- Schuss & Pass auf dem B-Knopf führt zu Verwechslungen
- Doppelpässe nicht intuitiv genug
- einige fehlerhafte deutsche Texte("Freudesliste")
- Dribblings nicht effizient genug
- Remote-Steuerung mit Schwächen
- keine Versus-Spiele mit unterschiedlichen Steuerungen möglich
- keine Online-Liga möglich