Tap-Fu - Test, Geschicklichkeit, iPhone

Tap-Fu
19.11.2009, Paul Kautz

Test: Tap-Fu

Im guten alten Sidescroller-Oldschool-Beat-em-Up muss man gewisse Regeln befolgen: Hühner dienen als Energie spendende Speise, Klongegner tauchen in Hundertschaften auf, garstige Bossgegner füllen Bildschirme aus - und vor allem muss es eine vom Feind entführte Tochter geben! Wie gut kann diese Art Spiel ohne sie funktionieren?

Der Mangel an entführter Tochter wird hier unzureichend ausgeglichen: Der Meister des namenlosen Tap-Fu-Helden hat nämlich ein Süßigkeiten-Problem - er hortet alles, was gezuckert und klebrig ist. Doch kaum will er sich über den Haufen Kariesbeschleuniger hermachen, kommt die Sweet Tooth-Bande daher und nimmt

Keine Frage - Tap-Fu ist sehr niedlich. Knuddelige Figuren, eine liebevoll gepinselte Welt, einfache Steuerung. Spielerisch bleiben aber viele Wünsche offen.
all die Leckereien einfach so mit! So geht's ja nun nicht, meine Herrschaften, bittere Rache sei die Konsequenz!

Das gibt Karies!

Diese erlebt man aus klassischer Seitenansicht, die man von links nach rechts durchtrabt, umdabei die ins Bild laufenden, springenden, fliegenden und sich teleportierenden Ninjas oder Falken aus den Latschen zu dreschen. Das funktioniert auf zweierlei Arten: Entweder vertraut man auf die virtuellen, im Bild liegenden Bedienelemente oder man macht den Bildschirm frei und nutzt einfache Gesten. Letzteres funktioniert erstaunlich gut: Kleine Bewegungen nach links und rechts steuern den Helden, ein Tapser auf den Bildschirm lässt ihn angreifen, bestimmte Gesten wie Wischer, Halbkreis oder voller Kreis starten Spezialmanöver. Funktioniert ebenso einfach wie es sich anhört, sogar weitaus besser als das künstliche Gamepad. Wer trotzdem Probleme haben sollte, kann vom Hauptmenü aus Zeit im Trainingsraum verbringen. Diese Vereinfachung der Kontrolle führt folgerichtig auch zu sehr einfachen Bewegungen - kontinuierliche Tapser führen zu kleineren Kombos, dazu kommen Spezialattacken wie Rückwärtskick oder Feuerball, die teilweise vor erneuter Benutzung etwas Regenerationszeit benötigen. Allerdings werden diese kaum gebraucht: Held richtet sich automatisch auf die ihm zuverlässig in die Faust laufenden Feinde aus, pausenloses Beackern des Touchscreens führt ohne große Verluste zum Sieg. Falls die Gegner doch mal die Oberhand gewinnen sollten (verlorene Energie wird durch aufgesammelte Süßigkeiten wieder hergestellt), geht es unter Abzug eines Lebens an derselben Stelle weiter. Erst wenn sämtliche der standardmäßig drei Wiederholungen verbraucht sind, ist offiziell »Game Over«. Doch so weit muss es nicht kommen, darf der Spielstand doch zu jedem Zeitpunkt gesichert werden.

Der Hauptspielmodus ist die Story: Hier geht es darum, in jedem der wenigen Levels eine Mindestzahl von grünen Bonbons zu finden, damit der Meister seine Ruhe hat. Zwischen den Abschnitten gibt es ein paar amüsante Textzeilen sowie Sims-kompatibles Genuschel zur Fortführung der einfachen Geschichte. Da das Ganze zum gegenwärtigen Zeitpunkt aber aus gerade mal einem Kapitel besteht, das künftig mit Updates erweitert werden soll, ist der Spaß auch nach höchstens einer 

Anstelle von Gesten kann man Tap-Fu auch mit virtuellem Bedienfeld steuern - was aber ungleich fummeliger funktioniert.
Stunde vorbei. Danach warten mit »Survival« sowie »100 Rounds« zwei recht ähnliche Modi, in denen es darum geht, sich möglichst lange aus allen Richtungen heranstürmende Gegner vom Halse zu halten - einen Mehrspielermodus gibt es leider nicht.

Die kurze Karriereleiter

Die Technik ist die stärkste Seite von Tap-Fu: Die handgepinselten 2D-Comicsprites bewegen sich putzig animiert durch eine seitlich scrollende 3D-Landschaft, die an ein Aufklappbuch erinnert - sehr liebevoll gestaltet! Das Scrolling in mehreren Ebenen ist selbst auf dem iPod touch der ersten Generation butterweich, allerdings kommt es in unregelmäßigen Abständen, scheinbar wenn neue Feinde nachgeladen werden, immer wieder zu kurzen, aber spürbaren Rucklern. Akustisch hingegen herrscht Durchschnitt: Die im Hauptmenü trötende Musik ist belanglos und noch dazu

Größe: 11,1 MB

Getestete Version: 1.0

Preis (19. November 2009): 79 Centschlecht geloopt, im Spiel selbst gibt es nur Schreie, Knuffe und Klopper-typische »Hua!«-Ausrufe.

   

Fazit

Sieht man Tap-Fu nur auf Bildern oder spielt es einen Level lang, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, sich in das Gezeigte zu verlieben: Knuddeliges Figurendesign, butterweiches Parallaxscrolling, die niedlich gestaltete Umgebung - all das ist höchst ansprechend und erinnert an Spiele wie Prinny. Unter der bemerkenswerten Hülle verbirgt sich allerdings spielerischer Durchschnitt, der durchschnittlicher kaum sein könnte: Immergleiche Gegner, immergleiches Buttonmashing, irre kurze Levels. Hier und da mal einen Level spielen macht Spaß - am Stück gespielt ist Tap-Fu allerdings zu hohl, um längerfristig zu fesseln.

Pro

  • niedliche Präsentation
  • mehrere Spielvarianten
  • einfache Gesten-Steuerung...

Kontra

  • sehr kurz
  • sehr simpel
  • ...fummelige Kontrolle per virtuellem Stick
  • abwechslungsarmes Spielprinzip
  • kein Mehrspielermodus
  • schwache Soundkulisse

Wertung

iPhone

Niedlicher Arcade-Klopper, der allerdings an Abwechslungsarmut sowie viel zu knappem Umfang leidet.