Pangya: Fantasy Golf - Test, Sport, PSP

Pangya: Fantasy Golf
02.12.2009

Test: Pangya: Fantasy Golf

Ich weiß ja, dass es albern ist! Aber ich mag es einfach, wenn quirlige Jungs und Mädels mit großen Augen knatschige Texte aufsagen. Die sind meistens nicht mal witzig, sondern lassen mich nur wegen ihres naiven Charmes grinsen. Schon richtig: Das hier ist ein Golfspiel. Eins, das sich ganz dreist auf dieselben Eckpfeiler stellt, von denen aus Everybody's Golf seit Jahren die Welt des Arcade-Golfs dominiert. Und es hat einen Story-Modus mit dem ganzen Knatsch einer Manga-Soap!

Jetzt haltet euch fest: PangYa ist nicht etwa IRGENDeine Version von Golf, die nur deshalb so heißt, weil sie auf Pangya Island (das offizielle großgeschriebene "Y" erspare ich mir einfach mal) gespielt wird. Neeehe! Vielmehr gab es mal ein Kraftfeld (!), das - von bösen Mächten (!!) errichtet - der außerirdischen (!!!) Insel die Lebensenergie entzog (!!!!). Deshalb gabs bald keine Wälder mehr, Winde auch nicht, ja, der Energieverlust raubte den Bewohnern sogar ihr Lachen. "Oh, nein!!", werdet ihr denken. Aber keine Angst: Denn findige Erfinder formten aus der Kraft der Natur einen Kristall, den so genannten "mystischen Azteken-Ball". Und der hat nichts Geringeres auf dem Kasten als das unheilige Kraftfeld zu "bereinigen", sobald man ihn in jenem Loch platziert, aus dem das Kraftfeld Pangyas Lebensenergie abstaubsaugt. Klitzekleiner Haken an der Sache: Niemand darf den Juwel berühren, weil er dann umgehend aktiviert würde. Also baut man noch flugs einen "magischen Stock namens Air Knight", mit dem der spätere Held (ein Krieger von der Erde - in der Wikipedia von Tiger Woods und Bernhard Langer findet sich aber



Die verquere Geschichte

Vom schön gezeichneten Intro bis zu den idyllischen Schauplätzen: Das Auge darf viel entdecken.nichts dazu) den Kristall in das Loch pfeffert. Ja, und um das Ereignis in den Folgejahren angemessen zu feiern, gibt's auf Pangya seitdem eben nicht nur eine Sportart namens Pangya, sondern auch einen Feiertag, für den Feen auf die Erde reisen und ambitioniere Golfspieler mopsen, damit die Ahnen des Helden zeigen mögen, wie man das mit dem Schläger, dem Ball und dem Loch richtig macht. Kommt schon: das ist doch großes Kino!

Aber ich musste mir den Quark einfach mal von der Seele tippen. Zumal ich das mit reinem Gewissen tu, denn so abstrus die Begründung für die Bezeichnung "Pangya", die neun außerirdischen Golfkurse (von einer "Blauen Lagune" über "Schneezauber" bis hin zum "Höllenfeuer") sowie die bunte Auswahl knuddeliger Manga-Teenager auch sein mag, so gerne verbringe ich meine Zeit damit, dem hanebüchenen Plot zu folgen, indem ich golfische Duelle gegen die insgesamt 18 Figuren austrage. Jeder Charakter folgt dabei seiner persönlichen Geschichte und nachdem ich einem der Querköpfe am Abschlag begegnet bin, darf ich die Ereignisse auch aus seiner Sicht betrachten. Immerhin: Was als Festtags-Turnier beginnt, entwickelt sich bald zu einem ausgewachsenen Fantasy-Epos! Na, ja. Ihr wisst schon... Aber es macht eben Laune und ist eine willkommene Abwechslung zum Abklappern von Turnieren und Duellen wie es Everybody's Golfer kennen.

OK, OK...

Nichts gegen Everybody's Golf, wohl gemerkt! Dessen Akteure jubeln nämlich immer noch mitreißender, ärgern sich drolliger, machen die spritzigeren Kommentare und sehen greifbarer aus als die Damen und Herren auf Pangya Island. In der außerirdischen Welt gibt es zwar wunderschöne Artworks, liebevoll gezeichnete Kulissen und bunte Figuren. Ganz nüchtern betrachtet fehlen ihr aber Polygone, Animationen und eine Hand voll Sprachaufnahmen.

Original und Nachahmer

Und ihr fehlt eine überzeugende Physik. Denn auch wenn der Ball meist auf nachvollziehbaren Bahnen fliegt und rollt: Diese wirken meist zu geradlinig - gerade so, als gäbe es zu wenig Hindernisse, Unebenheiten oder sonstige Umwelteinflüsse. Noch dazu fängt die Kamera den Flug übrigens oftmals so ungeschickt ein, dass man nicht genau sieht, warum genau der Ball hier oder dort gelandet ist. Schade auch, dass ich die Zielmarkierung - also den Punkt, an dem ein perfekt getroffener Ball ohne den Einfluss von Wind oder Höhenunterschieden landen würde - nur mit unötig viel Fingerakrobatik einstellen kann. Grundsätzlich bietet Pangya zwar bekannte Hilfen wie die übersichtliche Vogelperspektive, für viele Kameraschwenks muss ich aber erst eine weitere Taste gedrückt halten und sehe nicht immer auf einen Blick, mit welcher Stärke ich einen Ball theoretisch genau ans Loch schlagen werde.     

Noch unbequemer erscheint mir die Funktionsweise des Drei-Knopf-Systems, bei dem ich mit dem ersten Knopfdruck den Schlag starte, mit dem zweiten den Krafteinsatz wähle und mit dem dritten die Genauigkeit der Flugbahn bestimme. Gut ist, dass ich den Versuch jederzeit mit der Kreistaste unterbrechen kann - etwa weil ich das Timing für die maximale Stärke verpasst habe. Dass ich dadurch in Versuchung gerate, denselben Schlag fünfmal von vorne zu beginnen, tut dem Spielfluss allerdings nicht gut. Abgesehen davon gefällt mir die lange Wartezeit zwischen den geforderten Knopfdrücken nicht. Was bei Everybody's Golf oder Tiger Woods PGA Tour nämlich wie die Simulation des flotten Ausholens und Schlagens wirkt, verkommt hier zur vergleichsweise drögen Geduldsübung. Immerhin darf ich aber auch auf Pangya Island die Flugbahn beeinflussen, indem ich noch vor dem Schlag den Analogstick nach oben, unten, rechts oder links bewege und so den Punkt verändere, an dem der Schläger auf den Ball treffen wird. Nicht zuletzt freuen sich Einsteiger, dass sie in einem ausführlichen Tutorial nicht nur die grundlegenden Fertigkeiten

Und auch fürs Sammlerherz gibt es jede Menge freizuspielen: Schuhe, Schläger, Hemden, Hosen, Bälle, Accessoires, Ringe, Tränke...
und Golfregeln lernen, sondern auch im "Anfänger-Modus" spielen dürfen, was u.a. starken Winden den Schrecken nimmt oder das Loch vergrößert.

Schlag' richtig zu!

Und auch sonst macht Pangya wesentlich mehr richtig als mir nach einem Blick auf die PC-Version schwante. Ganz richtig: Pangya hat nicht nur als Wii-Titel, sondern zuvor bereits als Online-Spiel einige Jahre auf dem Buckel, drehte sich als solches aber hauptsächlich um das internette Gegen- und Miteinander. Umso seltsamer, dass die PSP-Entwicklung auf eine Online-Anbindung verzichtet - auch hier ist der direkte Konkurrent Everybody's Golf einen Schritt weiter. Immerhin dürfen sich aber bis zu acht lokale Teilnehmer um die meisten Punkte unter Par rangeln oder als Teams in den Wettstreit treten. Wo PC-Golfer zudem in die Soloröhre gucken, bietet die Handheld-Fassung nicht nur den Story-Modus, in dem sich alles um das direkte Duell dreht. Vielmehr wartet auch ein umfangreicher Turniermodus, für den ich mir erst Lizenzen erspielen muss, bevor ich auf den entsprechenden Kursen an Meisterschaften teilnehmen darf. Für eine Lizenz gilt es dabei, wechselnde Herausforderungen - vom Einlochen mit nur einem Schlag über einfache Punktspiele bis hin zum Versuch, möglichst nahe ans Loch zu schlagen - zu meistern. Hat man ausreichend Punkte gesammelt, wartet schließlich eine Vielzahl unterschiedlicher Turniere und Preisgelder auf den ambitionierten Karrieristen.

Preisgeld? Ja, natürlich! Denn das darf auch auf der Pangya-Insel nicht fehlen: Zaster anhäufen, Klamotten kaufen, im Kleiderschrank wühlen. Neben neuen Schuhen, Hosen, Hemden und Accessoires kann ich dabei auch neue Ausrüstung kaufen, die unterschiedliche Werte des Charakters steigert. Da gibt es z.B. Schläger, die seine Schlagstärke erhöhen, Ringe, die seine Genauigkeit verbessern oder Bälle, mit denen er extreme "Kurven" schlägt. Spezielle Tränke verbessern bei Einnahme zudem einzelne Werte für den folgenden Schlag. So vergrößere ich den Toleranzbereich für einen präzisen Schlag, dresche den Ball besonders weit gen Loch oder sehe ähnlich dem aus der Tiger Woods-Serie bekannten Putt Preview, wohin der Ball beim Einlochen rollen wird.

Die Kostenfrage

Ich war richtig überrascht, wie schnell mich die Sammelwut gepackt hatte. Es gibt nicht nur tausende nützliche, sondern auch etliche teure Gegenstände, so dass ich mich dabei ertappt habe, wie ich nur noch ein Turnier spielen wollte, um mit gelungenen Fairway-Treffern, Birdies und besonders einem Gesamtsieg mein Taschengeld aufzubessern. Zu allem Überfluss erhalte ich für gewonnene Herausforderungen ja auch Erfahrungspunkte - und mit jedem Stufenaufstieg bekommt der Shop eine Lieferung brandneuer Artikel! Wie jetzt: Bekommt mein geliebtes Everybody's Golf etwa ernsthafte Konkurrenz?  

Fazit

Damit hatte ich gar nicht gerechnet: Pangya steht für richtig gutes Arcade-Golfen! Der unüberschaubare Wust an nützlichen und nutzlosen Gegenständen löst bei mir einen ernstzunehmenden Habenwill-Reflex aus, die zahlreichen Charaktere sind nicht nur liebevoll gezeichnet, sondern erleben auch eine wunderbar hanebüchene Erzählung und als Turnierspieler kann ich mir auf den neun Kursen in tagelangen Sitzungen eine goldene Nase verdienen. Aber nein: Everybody's Golf verteidigt seine Dominanz selbst gegen diesen liebenswerten Kontrahenten. Dass man auf Pangya Island auf Online-Partien verzichten muss, ist dabei nur der erste Dämpfer. Schwerer wiegt, dass sowohl Steuerung als auch Ballphysik eine Stufe altbackener wirken als beim offensichtlichen Vorbild. Der farbenfrohen Kulisse fehlt die spielerische Lebendigkeit des Altprofis. Sei's drum: Euch dürstet nach mehr Grün auf der PSP? Dann schnappt euch den Importtitel! Er erinnert im besten Sinne daran, warum es sich lohnt, auf das nächste Everybody's Golf zu warten.

Pro

  • akzeptable...
  • zahlreiche Charakter
  • etliche Gegenstände & Klamotten
  • bis zu acht Spieler per WiFi
  • sehr schicke Artworks/Menüs
  • beschwingter Soundtrack
  • gute interaktive Einführung und Anfänger-Modus
  • umfangreiche/r Turnier-Karriere/Story-Modus

Kontra

  • - ... aber nicht vollends überzeugende Ballphysik
  • Einstellen des Zielpunktes etwas zu hakelig
  • kein Online-Spiel
  • dem Drei-Knopf-System fehlt der spielerische Schwung

Wertung

PSP

Dank der umfangreichen Karriere und dem enormen Sammelfieber fallen das fehlende Onlinespiel sowie die etwas altbackene Physik nicht allzu schwer ins Gewicht.