Tekken 6 - Test, Prügeln & Kämpfen, 360, PSP, PlayStation3
Ein sinnvoller Schnitt
Nein, kein Dilemma - und zwar aus drei Gründen. Erstens braucht es all die Extra-Kampfwerte nicht, denn die spielten auf Konsole ohnehin nur in der Kampagne eine Rolle. Zweitens gibt es deutlich weniger, deutlich weniger Personalisierungsmöglichkeiten als gewohnt: Konnte man auf 360 und PS3 gefühlte Viertelstunden damit verbringen, die Liste der Klamotten einfach nur durchzuscrollen, gibt es jetzt in jeder Kategorie (Kopf, Oberkörper, Beine, Haare etc.) meist gerade
mal eine Hand voll fertig definierter Auswahlmöglichkeiten - von freiem Design kann keine Rede mehr sein. Der dritte Grund ist allerdings der wichtigste: Die Designer haben den aus dem Vorgänger bekannten »Gold Rush«-Modus in Tekken 6 übernommen, der wie einst dafür sorgt, dass die Kasse stimmt. Hier hat man 30 Sekunden Zeit, seinen Gegner möglichst oft die Fresse zu polieren, denn jeder Treffer bringt bare Münze. Möglichst abwechslungsreich sollte der Kampfstil überdies auch noch sein, denn Wiederholungen von Manövern bringen deutlich weniger Geld. Außerdem sollte man sich nicht treffen lassen, denn das kostet einen erhebliche Teile des frisch erkämpften Zasters. Zwar regnet es hier keine 100.000 Credits pro Kampf wie in der Kampagne, aber 20.000 bis 30.000 sind für Könner pro Runde problemlos machbar. So rückt auch die millionenteure Langhaarfrisur schnell in finanzierbare Reichweite. Außer im Gold Rush gibt es auch in jeder anderen Spielvariante Geld zu verdienen, aber nur hier so viel.Die üblichen Verdächtigen
Der Mehrspielermodus beginnt mit einer Enttäuschung: Einmal mehr bleiben PSP-Klopper auf einen Raum beschränkt, Online-Geprügel gibt's nicht. Außerdem braucht jeder Teilnehmer eine eigene UMD, Game Sharing wird nicht unterstützt. Doch davon abgesehen funktionieren die Multiplayer-Partien wunderbar: Man hat die Wahl unter allen 40 Recken, die Verbindung zwischen den PSPs ist lag- und ruckelfrei, die Gefechte laufen sehr rasant ab - wenn auch etwas träger als von Konsole gewohnt, aber das gilt auch für die Solo-Modi. Außerdem kann man vor Spielbeginn entscheiden, ob die Partie sich auf den Rang auswirken soll oder nicht. Und wer Wert darauf legt, kann sich den Geist des Gegenübers runterladen und gegen ihn antreten.
Allerdings gibt es im Multiplayermodus einige Merkwürdigkeiten: Es beginnt damit, dass man das Handicap nicht mehr einstellen kann. Bessere Spieler konnten bislang immer ihre Energieleiste etwas runterschrauben, um Einsteigern eine größere Siegeschance zu lassen - und aus irgendeinem Grund geht das jetzt nicht mehr. Namco, was soll das denn? Der andere Kopfkratzer ist die Tatsache, dass es hier nur vier Levels gibt - von denen drei neu sind und der vierte (das jodelige »Hidden Retreat«) komplett ohne
Schafe auskommt. Generell sind die Levels extrem detailarm, selbst im Vergleich zu den Solo-Arenen, die ihrerseits im Vergleich zu den Konsolen-Originalen schon erheblich Federn lassen mussten - gerade im Bereich des animierten Hintergrunds (Schafe, Schweine, Tomatenschmeißer oder in Gebäude crashende Hubschrauber) wurde gnadenlos der Rotstift angesetzt.Die großen Fragezeichen
Das bedeutet allerdings nicht, dass das Spiel schlecht aussähe - ganz im Gegenteil! Die Figuren sind toll designt (wenn auch weniger plastisch als gewohnt) und großartig animiert, das Spiel läuft mit stabilen 60 Frames pro Sekunde, die Levels sehen den Detaileinsparungen zum Trotz (deutlich weniger Effekte, keine Spuren im Schnee oder Bewegungen im Wasser) exzellent aus. Allerdings ist der Wow-Effekt, den der Vorgänger noch problemlos auslösen konnte, jetzt weg - damals wurde die PSP schon fast ausgereizt, eine deutliche optische Steigerung ist Tekken 6 nicht. Ein weiterer Vorteil gegenüber den Konsolenfassungen ist die wunderbar kurze Ladezeit: Dadurch, dass keine 3D-Modelle, sondern lediglich gezeichnete Bilder der Fighter zum Rundenbeginn geladen werden, muss man kaum zwei Sekunden warten, bis es losgeht. Und selbst diese Wartezeit kann man noch verkürzen, indem man das Spiel wie schon bei Soul Calibur: Broken Destiny einige Daten (367 MB) auf den Memory Stick installieren lässt. Allerdings gibt es ein großes, verdammt großes Fragezeichen im Grafikbereich: Warum zum Henker gibt es keine Replays mehr?
Fazit
Ein erstaunlicher und vor allem seltener Fall: Hier haben wir ein Spiel, das auf dem Handheld mehr Spaß macht als auf der Konsole! Namco hat das mittlerweile Undenkbare wahr gemacht und sich bei der PSP-Fassung von Tekken 6 auf die Qualitäten der Serie besonnen, statt krampfhaft das Vorhandene mit möglichst vielen Modi auszustopfen - ja, Soul Calibur: Broken Destiny, ich rede von dir! Versteht mich nicht falsch, die Entwickler haben sich schon beeindruckend viel Mühe gegeben, möglichst merkwürdige Entscheidungen zu treffen: So gibt es drastisch weniger Personalisierungsmöglichkeiten als auf der Konsole, gerade mal vier Mehrspielerlevels (in denen kräftig an der Detailschraube gedreht wurde), keine Sonderspielmodi wie Tekken Bowling, Tekken Dojo oder Command Attack (die beim Vorgänger noch alle vorhanden waren), die Jukebox wurde ebenso wegrationalisiert wie die Replays - und aus irgendeinem bescheuerten Grund kann man im Multiplayer das Handicap nicht mehr einstellen! Und dennoch ist diese Fassung die empfehlenswerteste von allen: Die Konzentration auf das, was Tekken so unterhaltsam macht, tut der PSP-Version gut, die Ladezeiten sind herrlich kurz, die entfallene Geldeinnahmemöglichkeit der Kampagne wird durch den Gold Rush locker und motivierend ausgeglichen - verdammt schade nur, dass man auch dieses Mal nur auf lokale Gefechte beschränkt ist. Obwohl: Wenn man sich Namcos Netzcodequalitäten auf den Konsolen ansieht, ist auch dieser Verlust vielleicht eine gute Sache.
Pro
- exzellente Grafik
- einfache Steuerung...
- großartige Animationen
- hervorragende Spielbarkeit
- keine lästige Kampagne mehr
- motivierender Geisterkampf
- abwechslungsreiches Leveldesign
- hervorragendes, eingängiges Kombo-System
Kontra
- keine Replays
- ...Digipad problematisch bei schrägen Bewegungen
- weniger Personalisierungsmöglichkeiten als gehabt
- kein Online-Mehrspielermodus
- Mehrspieler-Handicap nicht einstellbar