Bouncer - Test, Rollenspiel, PlayStation2

Bouncer
24.08.2001, Jens Bischoff

Test: Bouncer

Mit Türstehern sollte man sich in der Regel lieber nicht anlegen: Bei Squares The Bouncer ist der Chef des ominösen Mikado-Konzerns aber scheinbar anderer Meinung. Nicht nur, dass er seine Handlanger in die von Sion, Volt und Kou bewachte Bar Fate gewaltsam eindringen lässt, er veranlasst sogar die Entführung einer Freundin der drei Türsteher. Das hat natürlich Folgen, von denen wir Euch in unserem Test berichten...

Mit Türstehern sollte man sich in der Regel lieber nicht anlegen: Bei Squares The Bouncer ist der Chef des ominösen Mikado-Konzerns aber scheinbar anderer Meinung. Nicht nur, dass er seine Handlanger in die von Sion, Volt und Kou bewachte Bar Fate gewaltsam eindringen lässt, er veranlasst sogar die Entführung einer Freundin der drei Türsteher. Das hat natürlich Folgen, von denen wir Euch in unserem Test berichten...

Als Türsteher fristen Sion, Volt und Kou ein eher ruhiges Dasein - Unruhestifter gibt es in ihrer Bar selten. Doch kurz nachdem Sion ein junges Mädchen namens Dominique von der Straße aufgelesen und in der Bar untergebracht hat, sollte es mit der Ruhe vorbei sein.

Story

Eines Nachts tauchen nämlich ungeladene Gäste auf: Eine maskierte Spezialeinheit des Mikado-Konzerns dringt gewaltsam in die Bar ein, greift sich Dominique und verschwindet wieder. Nach einer kurzen Lagebesprechung fassen Sion, Volt und Kou den Entschluss, zum Mikado-Hauptquartier aufzubrechen und ihre Freundin zu befreien.

Doch auf dem Weg dorthin müssen sie einige Hindernisse und Gegner bewältigen - und hier kommt Ihr ins Spiel. Ihr entscheidet Euch für einen der drei Helden und prügelt Euch durch bewachte Bahnhöfe, Parks und Gebäudekomplexe bis ins Weltall. Ja, richtig gelesen, der finale Showdown findet nämlich im luftleeren Orbit statt, wo Mikado-Chef Dauragon Dominique dazu benötigt, die Welt in Schutt und Asche zu legen - doch mehr sei nicht verraten.

Während Ihr Euch vor jedem Kampf erneut für einen der drei Türsteher entscheidet, werden die anderen beiden automatisch von der CPU übernommen. Doch erwartet Euch nicht allzu viel von dieser Unterstützung, denn die meiste Zeit stehen Eure CPU-Sidekicks nämlich nur blöd in der Gegend oder Euch gar im Weg herum - künstliche Intelligenz zum Abgewöhnen. Eure Gegner verhalten sich meist ähnlich bescheiden, was sie mit fiesen Attacken gegen wehrlos am Boden liegende Helden aber wieder auf unfairste Weise ausgleichen.

Gameplay

Hat man die fast peinlichen KI-Routinen verdaut, kommt der nächste Dämpfer: Euer Charakter bewegt sich wie mit Blei beladen durch die Kampfarenen - von dynamischen Fights keine Spur. Auch der unveränderbare Schwierigkeitsgrad wirkt alles andere als ausbalanciert. Gut, dass es wenigstens die Bounty-Points gibt, die man nach erfolgreichen Kämpfen gutgeschrieben bekommt und zum Verbessern der Charaktereigenschaften oder zum Kauf neuer Special-Moves einsetzen darf.

Zwischendurch darf man auch mal auf Erkundungstour gehen, einen Kartenschlüssel suchen oder schließende Schleusentore rechtzeitig passieren. Die ungewohnte Abwechslung wirkt aber meist künstlich aufgesetzt und spielerisch anspruchslos, auch wenn sich der Spielverlauf durch Erfolge oder Misserfolge in diesen Abschnitten minimal ändert. Schon interessanter ist da die Nutzung der analogen Tasten des DualShock2-Controllers, ohne den im übrigen gar nichts geht. Durch unterschiedliche Druckstärken lassen sich damit sowohl schnelle Schlagserien als auch wuchtige Aufwärtshaken realisieren, wobei sich die Druckempfindlichkeit erfeulicherweise einstellen lässt.

Um über eine fehlende Multiplayer-Option im Story-Modus hinwegzutäuschen, sind hin und wieder auch brachiale Team-Attacken möglich, die Eure CPU-Kollegen mit Pfiffen oder Zurufen signalisieren. Wer darauf schnell genug reagiert, kann dem Gegner sogar erheblichen Schaden zufügen - lediglich beim Endgegner sind diese Attacken nutzlos, da er sie allesamt abblockt. Der Story-Modus ist aber sowieso ein extrem kurzes Vergnügen. Nach knapp zwei Stunden flimmert schon der Abspann über den Bildschirm. Mehrmaliges Durchspielen ist aufgrund des nicht-linearen Spielverlaufs, freischaltbarer Extras und des Auflevelns der Charaktere via Bounty Points aber auf jeden Fall lohnenswert.

Ansonsten gibt es auch noch einen Survival-Modus, wo man Kontrahenten in Serie K. O. schlägt, und einen Versus-Modus, an dem bis zu vier Spieler teilnehmen können, um sich gegenseitig auf die Bretter zu schicken. Spielt man zu viert, heißt es hier jeder gegen jeden, zu zweit gibt es sogar die Möglichkeit eines Team-Kampfs, bei dem jeder Spieler mit zwei zusätzlichen CPU-Charakteren in den Ring steigt, so dass sich sechs Charaktere gleichzeitig die Birne weich klopfen können. Der Spaßfaktor hält sich aufgrund des trägen Gameplays und der mangelnden Übersicht aber eher in Grenzen.

Bei der Präsentation von The Bouncer hat Square sich nicht lumpen lassen und beeindruckende Cut-Scenes geschaffen, die sowohl in Renderform als auch in Spielgrafik eine hervorragende Figur machen - und das ohne jegliche PAL-Balken. Das Kampfgeschehen selbst kann sich grafisch ebenfalls sehen lassen, auch wenn die Schauplätze teils etwas lieblos wirken und die misslungene Kameraführung fast durchgehend negativ auffällt. Geschmackssache sind hingegen die massiv eingesetzten Weichzeichner-Effekte, die eine verwaschene, fast N64-ähnliche Optik erzeugen.

Grafik/Sound

Akustisch gesehen machen der orchestrale Soundtrack und die Sprachausgabe eine sehr gute Figur - in den Zwischensequenzen sogar in 5.1-Dolby-Digital. Weniger berauschend sind hingegen die Sound-FX, die ruhig etwas satter und facettenreicher hätten ausfallen können. Bei der Sprachausgabe darf man übrigens zwischen Englisch und Japanisch wählen, während die Untertitel auch in Deutsch verfügbar sind.

Pro:

  • erstklassige Präsentation


  • motivierendes Bounty-Points-System


  • nicht-linearer Spielverlauf


  • cooles Charakter-Design


  • Nutzung der analogen Tasten


  • keine PAL-Balken


  • Kontra:

  • viel zu kurzer Story-Modus


  • äußerst träges Gameplay


  • geradezu lächerliche KI


  • dürftige Kameraführung


  • Story-Modus nur für Einzelspieler


  • unausgeglichener Schwierigkeitsgrad


  • Vergleichbar mit:

    Dead or Alive 2, Tekken Tag Tournament, Street Fighter EX 3, Bloody Roar 3

    Fazit

    Irgendwie fällt The Bouncer zwischen zwei Stühle: Für ein reinrassiges Beat`em-up fehlt es an Dynamik, Spielmodi und Moves und für ein kampforientiertes Action-Adventure sind sowohl Spielumfang als auch Handlungsmöglichkeiten viel zu bescheiden. Aber wie auch immer, die knappe Spieldauer, das träge Gameplay und eine geradezu lächerliche KI können auch von einer noch so bombastischen Präsentation nicht ausgeglichen werden. Völlig unverständlich ist auch, dass man den Story-Modus nicht mit ein oder zwei weiteren Mitspielern, sondern nur mit zwei wenig intelligent agierenden CPU-Sidekicks bestreiten darf - die vorhandenen Multiplayer-Modi sind nämlich eher enttäuschend. Kurzzeitig unterhaltsam ist das Ganze zwar auch für Solisten, aber offenbar muss Square noch viel lernen, bevor man auch in anderen Genres Final-Fantasy-ähnliche Standards setzen kann.

    Wertung

    PlayStation2