Grand Theft Auto: Episodes from Liberty City - Test, Action-Adventure, 360, PlayStation3, PC
Ein exklusiver Lebensstil 2.0
Nicht so am PC. Hier beginnt mit dem Einlegen der ersten von zwei DVDs der bereits von GTA 4 bekannte »Hier, eine Liste von Programmen, die alle mitinstalliert werden, und die du alle haben möchtest, stimmt's?«-Marathon: SecuROM, Flash, Internet Explorer und DirectX werden in jedem Fall auf den neuesten Stand gebracht, falls sie das nicht sein sollten. Dazu gibt es die aktuelle Version des Games for Windows LIVE-Tools, an dem kein Weg vorbei führt, falls man die wahnwitzige Idee haben sollte, seinen Spielstand sichern zu wollen. Und zu guter Letzt wartet da natürlich auch noch der Rockstar Games Social Club, der ebenfalls ungefragt mitinstalliert wird, obwohl er dieses Mal nicht ganz so dringend benötigt wird wie bei GTA 4. Denn er kommt nur ins Spiel, falls man Videos aufnehmen oder online gangstern möchte - für die Solo-Kampagnen braucht man ihn nicht, doch das erfährt man erst, nachdem das Tool bereits installiert ist. Das Spiel selbst frisst bemerkenswerte
16 Gigabyte vom Plattenplatz, und bevor es dann wirklich, wirklich losgeht, gibt es noch einen dicken Patch per GfW LIVE. Dann ist die Stunde auch schon wieder rum, es ist Zeit zum Spielen. Wirklich. Das Hauptprogramm wird übrigens nicht gebraucht, die Add-Ons funktionieren eigenständig.Beide Add-Ons lassen sich über das GfW LIVE-Tool auch separat erwerben, aber der Griff zur Disc ist nicht nur handlicher, sondern auch günstiger. Spielerisch hat sich bei den Spielen im Vergleich zur 360-Fassung nichts geändert, wer also alles über harte Rocker und weiche Clubbesitzer erfahren möchte, findet alle benötigten Infos in unseren Tests zu The Lost and Damned sowie The Ballad of Gay Tony. Die wichtigsten Unterschiede sind technischer Natur, verständlicherweise auf dem PC ausgeprägter als auf der PS3. Ich zäume den Gaul trotzdem von hinten auf, weil das schneller geht: Der Vorteil der PS3-Version gegenüber der 360-Variante ist der bessere Sound - wer einen modernen Receiver nebst komplettem Boxenset sein eigen nennt, bekommt die Soundeffekte in herrlich glasklarem DTS serviert. Der Nachteil der Sony-Version ist die im Vergleich instabilere Framerate: Zwar wird es nie ruckelig, aber die 360-Fassung ist in sich kohärenter und tendiert seltener zu Slow-Downs.
Von Leder und Seide
Die PC-Fassung kann die schönste Version von allen sein - theoretisch jedenfalls. Die Theorie besteht aus einem wirklich dicken Rechner mit mindestens vier Gigabyte RAM sowie einer Grafikkarte, auf der ebenfalls mindestens ein Gigabyte Speicher brummt. Sofern auch die CPU nicht gerade MHz-Zeiten entspringt, ist es unter diesen Voraussetzungen unter Umständen gefahrlos möglich, die Einstellungen für die Texturauflösung, die Sichtweite, die Detaildichte und sonstige Augenfreuden bis ganz nach oben zu kurbeln - und dann sieht Liberty City für sein Alter immer noch verdammt gut aus! Besitzer weniger potenter Hardware werden (wie schon beim Hauptprogramm) von den Grafikoptionen ausgebremst, die sich nur bis zu einer bestimmten Höhe verstellen lassen. Zwar ist es möglich, diese Gängelung
über einen Kommandozeilen-Befehl auszuschalten (die readme-Datei gibt da schlaue Tipps), aber das ist tatsächlich keine gute Idee. Denn wenn man seinem System höher aufgelöste Bilder zumutet, als gut für es ist, muss man nicht nur mit üblem Ruckeln, sondern auch mit hässlichem Texturenmatsch leben, da das Spiel mit dem Nachladen partout nicht hinterher kommt.Generell sind die Spiele nimmersatte Ressourcenfresser: Einfache Details wie Badezimmerspiegel halbieren unerwartet die Framerate, die Standard-Schatten sind sehr krümelig und die höher aufgelösten Varianten sehr rechenintensiv. Und man spürt deutlich, dass der Entwicklungs-Fokus bei nVidia lag: Zwar gibt es auf ATi-Systemen kaum noch Grafikfehler, aber auf gleichwertigen PCs, die sich nur durch die Grafikkarte unterscheiden, zog das nVidia-System in Sachen Grafikgeschwindigkeit und Optionstoleranz leicht davon. Unabhängig davon haben PC-GTAler ein paar Vorteile gegenüber ihren Konsolenbrüdern: Mit dem eingebauten Editor kann man jederzeit das Spiel pausieren und die letzten actionreichen Sekunden in ein ebenso actionreiches Video packen und das mit anderen Spielern über den Rockstar Games Social Club teilen. Über den zusätzlichen Radiosender »Independence FM« darf man seine eigene Musik abspielen, sofern diese (oder eine Verknüpfung darauf) in einem bestimmten Verzeichnis liegt. Und in den Mehrspielermodi dürfen 32 statt nur 16 Spieler mitmachen. Die müssen allerdings mit dem größten Nachteil der PC-Fassung leben: Der furchtbar unpräzisen Steuerung über Tastatur und Maus, die spätestens eine inakzeptable Qual wird, sobald es um das Steuerung von Helikoptern geht - das 360-Gamepad wird dringend empfohlen!
Fazit
Die PC-Version der Episoden ist ein wunderbar anschauliches Beispiel dafür, warum das Spielen auf Konsolen meist so viel bequemer ist: Ein ewig langer Installationsprozess, der mir das System mit einem Haufen Extra-Software zumüllt, die ich nicht haben möchte, ein schier unersättlicher Hardwarehunger, eine krampfiger Maus-Tastatur-Steuerung - ist erstmal alles installiert, das Gamepad an den USB-Port gehangen und das System feurig genug, sieht Liberty City besser aus als je zuvor. Und einige Vorteile wie die verdoppelte Mehrspielerzahl oder den unterhaltsamen Video-Editor gibt's ja auch noch dazu - und dennoch ging mir die PC-Fassung viel zu lange auf die Nerven, ehe ich beginnen konnte, sie richtig zu genießen. All das gibt's (mit Ausnahme einer kurzen Zwangsinstallation) auf der PS3 nicht, die darüber hinaus besser klingt als alle anderen Versionen - dafür aber mit leichtem Grafikeinbußen leben muss. Unabhängig davon sind beide Add-Ons, allen voran die Ballade um Gay Tony, Meisterwerke des Gangster-Genres: Brillant spielbar, wunderbar ideenreich, herrlich böse. Allem potenziellen Ärger zum Trotz eine klare Empfehlung.
Pro
- mächtiger Umfang
- dichte, glaubwürdige Welt
- coole Stories
- über weite Teile fantastisches, nicht-lineares Missionsdesign
- brillant inszenierte Zwischensequenzen
- beeindruckende Dramaturgie
- schweinecoole Dialoge
- solider, im Vergleich zur 360-aufgebohrter Online-Modus (PC)
- fantastische (englische) Sprachausgabe
- gute Grafik
- hervorragende Animationen
- intuitive Steuerung (PS3, PC mit Gamepad)
- fantastischer Soundtrack
- rasantes Geschwindigkeitsgefühl
- großartiger Video-Editor (PC)
Kontra
- unpräzise Tastaturkontrolle (PC)
- spürbare künstliche Grenzen
- gelegentliches Ruckeln (tendenziell eher PS3)